Von einem der auszog, im Keller die Weihnachtsdekoration zu holen

„Die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck müsste mal aus dem Keller geholt werden.“ Diesen Satz sprach die Freundin heute Morgen beim Frühstück beiläufig aus. Menschen, die in langjährigen Beziehungen leben, kennen diese Art des Formulierens. Es ist der Delegativ. Der kommt zum Einsatz, wenn du willst, dass dein Partner oder deine Partnerin Aufgaben erledigt, die du – aus welchen Gründen auch immer – nicht selbst übernehmen möchtest. Die Aufforderung, den Müll herauszutragen, wird beispielsweise häufig durch den Delegativ kommuniziert: „Der Müll müsste mal runtergebracht werden.“ Blumengießen, Fensterputzen und Altglasentsorgung sind ebenfalls beliebte Delegativ-Themen.

Zur Wahrung des partnerschaftlichen Friedens darf der Delegativ auf keinen Fall aktivisch formuliert werden. Sonst könnte es Widerspruch, dann Streit und schließlich Tränen geben. Durch die Verwendung des Delegativs gibst du deiner Partnerin oder deinem Partner stattdessen die Möglichkeit, die Aufgabe quasi aus freien Stücken zu erledigen, was die Beziehung mit Harmonie und Frieden erfüllt.

Die Freundin verwendet den Delegativ, wenn sie Sachen aus dem Keller benötigt, weil es dort Spinnen gibt. Viele Spinnen. Und große Spinnen. Und viele große Spinnen. Und die Freundin ekelt sich ganz fürchterlich vor Spinnen. Ich selbst bin auch kein großer Fan von Kellergängen. Da wir in einem Altbau wohnen, ist der Weg dorthin beschwerlich, es ist da unten modrig-muffig und außerdem hält sich dort außerordentlich viel Ungeziefer auf. Alles sehr gute Gründe, den Keller zu meiden. Deswegen gehe ich auch nur zwei Mal im Jahr in den Keller: Im Spätherbst lagere ich mein Fahrrad ein und hole die Weihnachtsdekoration hoch, im Frühjahr steige ich wieder hinab und tausche den Christschmuck gegen das Rad aus.

Adventliche Dekoration. Nicht mehr im Keller.

Adventliche Dekoration. Nicht mehr im Keller.

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