Caspar, Melchior und Balthasar – die drei Dudes aus dem Morgenland. Berühmt-berüchtigt dafür, uneingeladen bei Jesus Christ Superstar im Stall aufzutauchen und merkwürdige Geschenke mitzubringen.
Wer oder was sie genau waren, ist historisch so gut belegt wie die Doktorarbeit von Helmut Kohl. In den Überlieferungen gelten sie wahlweise als Weise, Sterndeuter, Magier, Priester, Alchemisten oder Könige. Die Herkunft „aus dem Morgenland“ ist ebenfalls ominös – das kann von der Türkei über den Irak bis Indien alles sein.
Hört sich alles ziemlich shady an. Oder die drei waren einfach ein paar Hustler, die ein Projekt nach dem andern verfolgten, ständig auf der Suche nach der Eine-Million-Dollar-Idee.
Ob sie tatsächlich zu dritt waren, ist auch nicht sicher. Vielleicht waren sie nur zu zweit. Oder zu viert. Oder sogar zu zwölft. (Die Apostel aus dem Hintergrund: „Nein, das waren wir.“) Aber drei ist eine heilige Zahl, also waren sie auch genau drei. Kennt man ja von den „Drei Damen vom Grill.“

Eines Abends hocken Caspar, Melchior und Balthasar irgendwo „im Morgenland“ zusammen, schmauchen ein Haschpfeifchen und glotzen in den Himmel. Soweit ein ganz normaler Mittwoch.
Plötzlich erscheint ein besonders heller Stern, und das finden die sterndeutenden Kumpel voll super. Oder wie in der Bibel steht: „Den Stern sehend, wurden sie froh in großer Freude gar sehr.“ Hört sich nach Yoda an, ist aber von Matthäus. Wahrscheinlich hat der Evangelist beim Schreiben auch einen durchgezogen.
Die einzig logische Erklärung der Astro-Freaks für die Himmelserscheinung: „Ein König ist geboren.“ Und weil die drei an dem Abend mehr Gras geraucht hatten, als ein Schaf in seinem Leben frisst, dauert es nicht lange, bis einer sagt: „Lass mal da hingehen, den little King anschauen.“
Das ist die Geburtsstunde eines legendären Hangover-Männertrips – nur mit Kamelen statt mit Bierbike. Die drei lassen sich noch Partner-T-Shirts drucken – „Jesus Welcome Party 7 v. Chr.“ –, werfen sich ihre schönsten Joppen über und los geht’s.
Die Reise ist ziemlich wild: quer durch den Nahen Osten, ohne Navi, immer nur dem Stern nach und die ganze Zeit auf den schaukelnden Doppelhöckerigen. Balthasar muss sich zwischendurch übergeben. Was in erster Linie daran liegt, dass er zu viel am Weihrauch geschnuppert hat.
Nach rund 1.500 Kilometern Stopp am Palast von Herodes. Wo sollte ein neugeborener König sonst wohnen, dachten sich CMB.
“Yo, Mann, wo ist der newborn King?”, fragen sie Herodes. Der ist einigermaßen überrascht. Er weiß nichts von einem neuen König. Und wenn es einen neuen König gibt, heißt das außerdem, dass der alte König – sprich: er –überflüssig ist. Karriereaussichten, von denen er wenig angetan ist.
Als lösungsorientierter Mann der Tat lässt er kurzerhand alle unter zweijährigen Knaben der Gegend meucheln. Was ihn definitiv zum größten Unsympathling der Weihnachtsgeschichte macht.
Zum Abschied sagt Herodes zu den drei Sonderlingen: „Wenn ihr den neugeborenen König doch noch findet, schickt mir einen Text. Ich will ihm auch … huldigen.“
Die drei so: „Alles klar, Bro.“
Die morgenländischen Buddies ziehen weiter. Nachdem sie ein, zwei Tage in den Cocktail- und Karaoke-Bars von Betlehem versackt sind, sehen sie wieder den Stern – diesmal direkt über einem Stall. Erfreut stiefeln sie los, um ihre Aufwartung zu machen.
Die frischgebackenen Eltern sind mäßig begeistert. Da tauchen plötzlich drei fremde Typen mit Turban, Glitzergewänden und leichtem Restalkohol auf, grölen „The kings have entered the building!“ und wollen ihren Nachwuchs begutachten.
Maria ist immer noch komplett durch. Es ist keine zwei Wochen her, dass sie den Heiland ins Stroh gepresst hat.
Josef kämpft mit einem mittelschweren Geburtstrauma. „Warum heißt es unbefleckte Empfängnis und die Entbindung ist blutiger als ein Ab-18-Splatter-Movie?“, fragt er sich immer noch.
Jesus schreit, von Koliken geplagt, wie am Spieß, im Hintergrund brüllt der Ochse und überall liegt Eselkacke rum. Es riecht nicht nach „Stille Nacht“, sondern nach „Bio-Abfall Dienstagmorgen“.
Die Weisen, mit Wochenbett-Gepflogenheiten unvertraut, merken nicht, dass ihr Auftauchen gerade maximal unpassend ist. Statt sich kurz vorzustellen und anzubieten, mal durchzufeudeln, packen sie voller Stolz ihre Geschenke aus:
Gold.
Weihrauch.
Myrrhe.
Als wollten sie einen Drogendeal durchziehen.
Das mit dem Gold findet Maria gut. Wegen Wertanlage. Falls der Bub später studieren will. Weihrauch ist auch okay: Gegen den Stallgeruch. Vielleicht kann man das Zeug auch vapen.
Aber was zur Hölle ist Myrrhe? Bestimmt hat dieser Caspar vergessen, ein Geschenk zu besorgen und wahllos ins Regal gegriffen.
„Habt ihr nicht etwas Praktischeres?“, fragt die Gottesmutter. „Windeln? Ersatzbody? Stillkissen? Irgendwas?“
„Nope“, antworten die drei und schütteln synchron die heiligen Köpfe. Dann fallen sie theatralisch vor Jesus auf die Knie. Der kleine Heiland ist so irritiert, dass er kurz aufhört zu brüllen.
„OMG“, denkt Mary, „wenn das immer so funktioniert, können sie gern wiederkommen.“
Tun sie aber nicht, sondern machen sich vom Acker. Schließlich beginnt um halb acht der Bethlehem-Pub-Crawl.
Drei Tage später wachen die drei völlig derangiert in ihrer Unterkunft auf, ohne einen Schimmer, wie sie in ihre Herberge gelangt waren. Das Gesichtstattoo von Melchior gibt ebenso Rätsel auf wie die Frage, was der Ochse und der Esel in ihrem Badezimmer machen.
Um Herodes Bescheid zu geben, wo sie den neugeborenen König gefunden haben, sind sie zu verkatert. Oder zu faul. Vielleicht auch zu weise.
Rund 2.000 Jahre später ziehen zur Erinnerung an die epische Hangover-Gedächtnis-Tour distanzgeminderte Kinder durch die Straßen. Mit selbstgebastelten Kronen auf den Köpfen, gekleidet in schmuddelige Umhänge – in Süddeutschland gerne immer noch „traditionell“ mit geschwärzten Gesichtern – klingeln sie bei Wildfremden und singen so lange, bis sie Süßigkeiten und Geld bekommen. Zum Dank kritzeln sie dir die Haustür voll.
Im Prinzip wie die Originale: Kreuzen uneingeladen auf, bringen nichts wirklich Nützliches mit, sorgen kurz für Chaos – und verdrücken sich wieder.
Caspar, Melchior und Balthasar waren definitiv merkwürdige Typen. Wer bringt schon Gold, Glitzer und Drogen zu einer Baby-Party mit?
Andererseits. Ohne sie wäre die Weihnachtsgeschichte eine ziemlich trostlose Veranstaltung gewesen: junges Paar, ungewollte Schwangerschaft, ungeklärte Vaterschaft, Geburt im Stall – prekäre Zukunftsaussichten für alle Beteiligten.
Vielleicht waren Gold, Glitzer und Drogen am Ende doch genau die richtigen Geschenke: völlig unpraktisch, ein bisschen drüber – aber trotzdem geil.
Das perfekte Schrottwichtel-Geschenk
Sie sind noch auf der Suche nach einem Geschenk für Weihnachten? Oder fürs Schrottwichteln? Da könnte eines meiner Bücher genau das Richtige sein. Schreiben Sie mir einfach eine Mail.
Die Bücher kosten zwischen 10 und 12 Euro (plus Versandkosten). Gerne versehe ich das Buch auch mit einer persönlichen Widmung. (Das verhindert, dass es weiterverschenkt werden kann.)

Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)

