Der alljährliche Urlaubsblog. Nicht live, aber dafür in Farbe und HD. Falls Sie, aus welchen Gründen auch immer, alle Beiträge des Cassis-Blogs lesen möchten, werden Sie hier fündig.
Ratsch! Ratsch! Ratsch!
Kurz vor sieben. Die Zikaden sind aufgewacht. Und ich damit auch.
Im Vergleich zu Städten werden ländliche Gegenden gemeinhin als Oasen der Ruhe und der Stille gerühmt. In erster Linie von Menschen, die noch nie in ländlichen Gegenden waren.
Ratsch! Ratsch! Ratsch!
In und um Cassis ist es mit der ländlichen Ruhe und Stille nicht weit her. Dafür sorgen die Zikaden. Ihr Zirpen ist ein beständiger Klangteppich, ein allgegenwärtiger Hintergrund-Soundtrack. Morgens, wenn die Sonne aufgeht, fangen sie mit der Zirperei an, und erst abends, wenn die Sonne verschwindet, hören sie auf.
Ratsch! Ratsch! Ratsch!
Das Wort „Zirpen“ vermittelt nur unzureichend, was für Geräusche die Zikaden den ganzen Tag produzieren. Es ist eine Mischung aus Kreischen, Brüllen und Zetern, während jemand eifrig ein Stück Metall über eine Küchenreibe zieht. Selten in piano, sondern fast ausschließlich fortissimo.
Ratsch! Ratsch! Ratsch!
Aus mir unerklärlichen Gründen heißt die Zikadenart, die hier in der Gegend lebt, Singzikaden. Eine veritable Wort-Ton-Schere. Wer auch immer die Bezeichnung Singzikaden eingeführt hat, hat vermutlich noch nie gehört, wie jemand singt. Die Geräusche, die Zikaden fabrizieren, haben mit Gesang so viel zu tun wie ein Klo bei einer Brechdurchfall-Erkrankung mit expressionistischer Malerei. (Vergleiche wie dieser sind der Grund, warum Sie für die Beiträge hier nichts bezahlen müssen.)
Dauerbrüllende Schreizikade wäre ein viel zutreffenderer Name. Aber mich fragt ja niemand.
Ratsch! Ratsch! Ratsch!

Für den Zikaden-Lärm sind – wie sollte es anders sein – die Männchen zuständig. In der Antike schrieb der griechische Dichter Xenarchos: „Glücklich leben die Zikaden, denn sie haben stumme Weiber.“ Wäre Xenarchos eine Frau gewesen, wäre ihr Urteil sicherlich anders ausgefallen: „Unglücklich leben die Zikadinnen, denn ihre Männer halten einfach nie ihre verdammten Fressen.“
Ratsch! Ratsch! Ratsch!
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