Wie sich die nicht vergesslichen Stammleser*innen möglicherweise erinnern, verkündete ich gestern die einzig wahre und unumstößliche Anziehreihenfolge: 1) Unterwäsche, 2) T-Shirt/Hemd, 3) Socken, 4) Hose, 5) Pullover/Sweatshirt.
Meine Kollegin C. erklärte, sie hätte sich darüber noch nie Gedanken gemacht, würde aber eine andere Variante bevorzugen. Anscheinend hatte sie den Satz überlesen, dass jedwede Abweichung von der von mir propagierten Abfolge wider die Natur sei und ein Verstoß gegen die göttliche Ordnung darstelle.
C. war der Meinung, man ziehe die Socken direkt nach der Unterwäsche an, dann die Hose und danach T-Shirt oder Hemd. Wie kann man sich in einem Menschen so täuschen?

Ich musste ihr entschieden widersprechen. Nur mit Unterwäsche und Socken bekleidet befindet man sich in einem würdelosen Zwischenstadium: Nicht nackt, wie man in die Welt geboren wurde, aber auch nicht vollständig angezogen, wie es unser Stand der Zivilisation erfordert.
Optisch überzeugt das Unterwäsche-Socken-Ensemble ebenfalls nicht. Was möglicherweise an mir liegt, weil ich dabei das Bild eines Ende-50-Jährigen in Schießer-Unterhose, Feinripp-Unterhemd und braunen Kniestrümpfen vor Augen habe.
Selbst nach längerer Diskussion konnten wir keinen Konsens erzielen. Was nicht an mir lag, sondern an C., die nicht bereit war, von ihrer offensichtlich falschen Position abzurücken.
In einem waren wir uns allerdings einig: Mit den Socken fängt man weder an, noch hört man mit ihnen auf.
Apropos Kleidung: Letztens las ich, dass Barack Obama während seiner Präsidentschaft ausschließlich Anzüge in Dunkelblau und Anthrazit besaß. Damit er morgens keine Zeit mit der Wahl seiner Garderobe verschwenden musste.
Bleibt nur die Frage, in welcher Reihenfolge er sich ankleidete. Ich wette auf Unterwäsche, Hemd, Socken, Hose, Jackett. Weil er Stil hat und die Gesetze der Natur respektiert.
Bei Donald Trump gehe ich davon aus, dass er mit den Strümpfen anfängt oder aufhört.

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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Noch nie habe ich irgendetwas kommentiert.
Hier drängen aber Familienerinnerungen so sehr herauf, dass ich sie dazulegen will.
Auch bei uns gab es eine sehr strikte Anziehordnung, Unterhose – Unterhemd – Strumpfhose – Oberteil – Rock. Sie sehen, Hosen waren für Mädchen noch nicht so üblich zu meiner Zeit (Jg. 1960). Wir mussten uns sozusagen blind anziehen können. Als meine Mutter alt wurde und zunehmend an Alzheimer litt, verstand ich auch, warum das Gesetz so ehern war: Sie musste als kleines Kind oft in der Nacht in den Luftschutzkeller und es galt Verdunkelungsgebot. Es war also eine Frage des Frierens oder nicht, ob sie sich im Dunkeln anziehen konnte.
Eherne Gesetze habe manchmal ganz seltsame – und durchaus bedrückende – Ursprünge.
Ich hoffe, bei Ihnen ist es nicht so.
Herzliche Grüße aus Österreich – Maria Plankensteiner
Glücklicherweise bin ich nicht so alt, dass die von mir präferierte – und natürlich gegebene – Kleideranziehordnung auf Aufenthalte im Luftschutzbunker herrührt.
Eigentlich ist es egal wo in der Reihenfolge man die Socken anzieht, das einzig Wichtige ist die Schuhe erst am Schluss anzuziehen