Lichterketten in der Adventszeit – wo es nichts gibt zwischen „nur ein paar warme Lichtakzente“ und „Weihnachtstechno in Sibirien“.
Das Unheil beginnt mit dem Satz: „Lass’ uns mal die Weihnachtskiste aus dem Keller holen.“
Du steigst hinab in die Katakomben deines Hauses und kommst zurück mit einem altersschwachen Karton, nur noch zusammengehalten von Gaffer-Tape und leisem Beten. Auf dem Deckel steht mit schwarzem Edding: „WEIHNACHTEN – NICHT WEGWERFEN!”
Aus der Kiste blickt dich ein pausbackiger Engel ohne Flügel an und du erinnerst dich, vor einigen Jahren gesagt zu haben: „Den müsste man mal reparieren.”
Darunter Reste von Lametta und Kunstschnee verteilt auf einem Meer von Lichterketten. Wie viele? Unmöglich zu sagen. Fünf, zehn, zwanzig? Alle miteinander verknotet zum Kabelsalat der Hölle. Du verfluchst dein Vergangenheits-Ich, das die Ketten nicht ordentlich verpackt hat.


Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
