Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!
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Wer vorgestern bei der Brosschen Verunstaltung von “Silent Night” dachte, den absoluten Tiefpunkt gehört zu haben, den belehrt der musikalische Adventskalender heute eines Besseren: Durch den Untoten des deutschen Schlagers, Roland Kaiser, mit seinem mit keinem Adjektiv adäquat beschreibbaren „Zum Weihnachtsfest sehen wir uns wieder“. Es tut mir leid!
Roland Kaiser – Zum Weihnachtsfest sehen wir uns w… – MyVideo
Wer nach opulentem Weihnachtsmenu von unangenehmem Völlegefühl geplagt wird, für den verschafft Rolle Kaiser Linderung. Durch die Verbindung eines Abszess erregenden Textes mit einer einfältigen Melodie und einem langweiligen Rhythmus setzt bereits nach kurzem Hören eine darm- und magenreinigende Wirkung ein. Dass es sich um einen echten Roland Kaiser – Hit handelt, merkt man spätestens daran, dass es ihm selbst bei einem Lied, das sich dem Titel nach mit dem heiligsten aller Feste beschäftigt, gelingt, bereits in der dritten Textzeile auf das „Verlangen“ zu kommen.
Ohnehin liegt der Kopulativ-Quotient im Kaiserschen Oeuvre bei 100%: Wahlweise geht es in seinen Liedern um den Anregung an die Freundin, die gerade versucht, Schluss mit ihm zu machen, einen letzten Beischlaf zu vollziehen („Lieb mich ein letztes Mal“), um den Austausch von Körperflüssigkeiten mit der Freundin des besten Freundes („Manchmal möchte ich schon mit dir“) oder um eine wahrlich bedauernswerte Frau, die anscheinend geboren wurde, um Roland Kaiser zu befriedigen („Joana“). Da möchte man sich nicht vorstellen, wie Roland Kaiser die jungfräuliche Geburt Jesu textlich verarbeiten würde.
Wer es schafft, das Lied komplett durchzuhören, bekommt einen Keks vom musikalischen Adventskalender. Versprochen!
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Ich habs versucht. Ehrlich. Aber länger als 2 min kann man das als nicht-schlageraffiner Mensch nicht aushalten. Ich such mir den Keks selber – das ist es nicht wert! Du schuldest uns morgen ein extra gutes Lied! Cloud.
(Aber insgesamt ist das hier sehr schön und ein paar Ausreißer nach unten schmälern meine tägliche Freude nicht!)
Schon der Versuch ist mehr als ehrenwert. Ich gelobe, mich morgen zu bemühen, ein sozial akzeptierteres Lied zu spielen. Versprochen!