Die kleine Weihnachtsfibel – Teil 2: Geschenke, Geschenke. Oder: Geben ist seliger als nehmen.

Will bei Ihnen vor lauter Corona, AHA-Regeln und Kontaktbeschränkungen auch keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen? Dann hilft vielleicht meine kleine, mehrteilige Vorweihnachtsserie. Wenn Sie die lesen, freuen Sie sich bestimmt auf das Weihnachtsfest. Oder haben danach erst recht keinen Bock mehr.

Teil 1: Who-is-who im Xmas-Game?
Teil 2: Geschenke, Geschenke. Oder: Geben ist seliger als nehmen.

Teil 3: Weihnachten geht durch den Magen
Teil 4: Wo gesungen wird, da lass dich nicht nieder, es ist immer noch Corona, verdammte Scheiße nochmal!

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An Weihnachten sollten selbstverständlich nicht die Geschenke im Mittelpunkt stehen, denn es ist das Fest der Liebe und Besinnlichkeit, an dem wir Zeit mit der Familie, Verwandten und Freunden verbringen. (Selbstverständlich maximal fünf Personen aus zwei Haushalten!) Aber verkündigen Sie mal an Heiligabend, dass das gemeinsame Beisammensein Geschenk genug sei und es ansonsten nichts gäbe. Da weicht die Liebe und Besinnlichkeit schnell einer fröstelnden Kälte und insbesondere bei den Kindern kippt die Stimmung ins Unweihnachtliche.

Das Geschenkebesorgen ist aber gar nicht so einfach. Es fehlen sowohl Zeit als auch Ideen und irgendwann das Geld. Außerdem ist der Druck dieses Jahr besonders groß, können Ihre Geschenke aufgrund des bevorstehenden Lockdowns nicht umgetauscht werden! Damit das Weihnachtsshopping für Sie nicht in totalen Stress ausartet, habe ich eine kleine Übersicht mit zeitlosen und besonders aktuellen Präsenten erstellt, von denen Sie vielleicht ein paar Inspirationen bekommen, was Sie Ihren Liebsten unter den Weihnachtsbaum legen können.

Anziehsachen, die: Kostenneutrales Geschenk für Ihre Kinder, weil Sie denen ohnehin andauernd neue Klamotten kaufen müssen. Kinder im Kita- und Grundschulalter werden davon allerdings wenig begeistert sein, weil für sie ein weiches Geschenk immer kacke ist. Teenager-Kinder freuen sich schon eher darüber, zumindest wenn es sich um teure Marken-Kleidung handelt. Da jedoch ständig wechselt, was gerade angesagt ist, kaufen Sie wahrscheinlich irgendetwas, was total out ist, und Ihr Kind wird es hassen.

Arztköfferchen, das: Ein bei kleinen Kindern zeitlos beliebtes Geschenk. Es reicht, wenn Sie sich an Heiligabend von Ihrem Kind eine Plastikspritze in den Oberschenkel rammen lassen oder ihm erlauben, Ihre Kniescheibe mit dem Reflexhämmerchen zu zertrümmern. Beim Corona-Test sollten Sie sich aber verweigern, denn Ihr motorisch unterbegabtes Kind wird Ihnen das Teststäbchen enthusiastisch in die Nase stopfen und frühestens aufhören, wenn es beim Kleinhirn auf Widerstand stößt.

Blinkendes und Geräusche machendes Spielzeug, das: Kinder lieben es, denn es ist Spielzeug, das blinkt und Geräusche macht. Eltern hassen es, denn es ist Spielzeug, das blinkt und Geräusche macht. Daher nie dem eigenen Nachwuchs schenken, sondern nur Kindern von Menschen, die Sie nicht ausstehen können.

Dessous, die: Geeignet, um ein wenig Erotik in Ihre Beziehung zu bringen. Der Nachteil: Haben Sie Teenager-Kinder, müssen Sie sich den ganzen Abend Kotzgeräusche anhören. Weiterer Nachteil: Zur Weihnachtszeit ist Ihre Partnerin möglicherweise nicht in allerbester körperlicher Form und möchte sich nicht in Strapse und Spitzen-BH zwängen. Ziehen Sie daher einen flauschigen Onesie als Geschenk in Betracht. Der gilt zwar als natürliches Verhütungsmittel und vertreibt jegliche Erotik aus Ihrer Beziehung, aber er ist wahnsinnig bequem. Und zum Kuscheln auf dem Sofa reicht er auch.

Essbares, das: Ideales Geschenk, das die Wohnung nicht vermüllt und lecker ist. Außer es sind die selbstgebackenen Plätzchen Ihrer 90-jährigen Großtante Ilse, die so trocken sind, dass Sie sich beim Verzehr dem Risiko eines Erstickungstodes aussetzen. (siehe auch: Trinkbares, das)

Weihnachtsplätzchen, Gebäck, Plätzchen

Foto-Kalender, der: Perfektes Geschenk, um Großeltern mit Bildern der Enkel-Kinder zu erfreuen. In den ersten drei Lebensjahren ziemlich herausfordernd, da Sie aus den 80 Millionen Fotos, die Sie in den letzten zwölf Monaten von Ihren Kindern geknipst haben, die besten auswählen müssen. Im Teenager-Alter auch wieder herausfordernd, da es lediglich eine Handvoll Fotos gibt, auf denen das Kind nicht motzig schaut, sich wegdreht oder wie hypnotisiert in sein Handy glotzt.

Gebasteltes, das: Nachhaltiges und sehr günstiges Geschenk. Gehen Ihre Kinder in die Kita, bringen sie täglich Basteleien und gemalte Bilder mit, die ihre Wohnung zunehmend in eine „Messi-Alarm”-Kulisse verwandeln. Statt den Ramsch heimlich zu entsorgen, verschenken Sie das Zeug einfach an Verwandte und Freunde. Die müssen dann Begeisterung über das kreative Talent der Nachwuchs-Künstler: innen vortäuschen, bevor sie den Ramsch heimlich entsorgen.

Gold, Weihrauch, Myrre: Sehr traditionelles Geschenk, das ein wenig weihnachtlichen Flair ins Wohnzimmer bringt. Der Nachteil: Es ist sauteuer (Gold), stinkt (Weihrauch) und Sie haben keinen Schimmer, was es überhaupt ist und wo Sie es kaufen können (Myrre).

Gutschein, der: Praktisches, da zeitsparendes Geschenk, bei dem Sie sich keine Gedanken über die Interessen des oder der Beschenkten machen müssen. Zu unterscheiden sind der materielle Gutschein mit festgelegtem Geldbetrag, der beim ausgewählten Anbieter eingesetzt werden kann, und der Service-Gutschein, der eine bestimmte Dienstleistung verspricht – zum Beispiel “1 × Müll runterbringen” oder “1 Rückenmassage” – und nie eingelöst wird. Kinder freuen sich mehr über einen materiellen Gutschein, verschenken aber bevorzugt Service-Gutscheine.

Impfstoff, der: Sollten Sie bei Pfizer, Biontech, Moderna oder AstraZeneca arbeiten, haben Sie es dieses Jahr sehr einfach. Statt ein Präsent zu überreichen, sagen Sie einfach: „Wir haben der Menschheit den Corona-Impfstoff geschenkt!” Ihre Kinder würden sich trotzdem mehr über ein richtiges Geschenk freuen. (Siehe auch: PS5, die).

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Klatschen, das: Falls Sie in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, verschenken Sie zu Weihnachten einfach einen herzlichen Applaus. Reagieren Sie dann pikiert, wenn die Beschenkten nicht vor Dankbarkeit in Tränen ausbrechen.

Kleinigkeit, nur eine: Wird häufig von der Partnerin und seltener vom Partner an Heiligabend plötzlich hervorgeholt, nachdem sich vorher hoch und heilig versprochen worden war, sich dieses Jahr wirklich nichts zu schenken. (siehe auch: Nichts, das) Daher sollten Sie immer eine kleine Auswahl von Notfallgeschenken bereit halten, um der Partnerin oder dem Partner etwas adäquates zurückschenken zu können. (Zum Beispiel ein gutes Buch, ein Schmuckstück aus dem Dreistelligen-Euro-Segment oder wenigstens eine selbstgemachte Sockenpuppe.)

Lockdown-Paket, das: Ein Geschenk, das zeitlich nicht passender sein könnte. Befüllen Sie einen Karton mit einem Päckchen Mehl, einem Paket Nudeln, fünf Rollen Klopapier und ein bis zwei Fläschchen Handdesinfektionsmittel und fertig ist die Laube. Besorgen Sie die Sachen möglichst bald, bevor alles ausverkauft ist.

Maske, die: Eine selbstgenähte Maske ist individuell und nützlich und Sie signalisieren dem Beschenkten, „Der Schutz meiner Mitmenschen ist mir wichtig.“ Außer, der Beschenkte ist Veranstalter der örtlichen Querdenker-Demos. Dann signalisiert Ihr Geschenk: „Zieh gefälligst eine Maske auf, du Trottel. Und nein, du bist nicht wie Sophie Scholl, wenn du keine Maske trägst!“

Mit Papier gefüllter Karton, der: Top-Geschenk für Einjährige. Denen ist vollkommen wumpe, was sie geschenkt bekommen, so lange sie etwas aufreißen können. Außerdem beschäftigten sie sich dann den ganzen Abend damit, das Papier aus dem Karton zu holen und wieder reinzustopfen, so dass Sie das erste Mal seit einem Jahr in Ruhe auf Toilette gehen können. Damit haben Sie sich das beste Weihnachtsgeschenk selbst gemacht.

Nichts, das: In langjährigen Beziehungen wird irgendwann vereinbart, sich nichts zu schenken. (Insbesondere wenn erstmal Kinder da sind, für die zu Weihnachten ein Vermögen ausgegeben werden muss.) Das bedeutet aber nicht, dass Sie nicht trotzdem etwas für Ihre Partnerin oder Ihren Partner besorgen müssen. (Siehe auch: Kleinigkeit, nur eine.)

Playstation 5, die: Der Renner unter dem Weihnachtsbaum, der Kinderaugen leuchten lässt und Ihnen zu einem ziemlichen Popularitätsschub bei Ihrem Nachwuchs verhilft. Aber nur so lange, bis es ständig zum Streit kommt, weil die Kinder andauernd zocken. Außerdem ist die PS5 im normalen Handel kaum noch zu bekommen ist und Sie müssen sie zu einem horrenden Preis auf dem Schwarzmarkt erstehen, wofür Sie wiederum diverse Organe und Körperflüssigkeiten an die Transplantationsmafia verkaufen müssen. Deswegen liegen Sie über Weihnachten zwei Wochen im Krankenhaus, wo Sie sich bestens von dem ganzen Weihnachtsstress erholen können.

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SOS: Die Klassiker-Geschenke-Kombination aus Schlips, Oberhemd, Socken. Nicht besonders originell, aber immer eine Fallback-Option. Insbesondere, wenn Sie Ihrem Partner mangelnde Wertschätzung ausdrücken möchten.

Spielzeug-Werkbank, die: Ein Geschenk, an dem Kinder sehr viel Freude haben, denn sie können damit hämmern und lärmen. Allerdings hauen sie damit auch den Christbaumschmuck kurz und klein. Zumindest spart das später Zeit beim Abschmücken des Weihnachtsbaums.

Sport- und Fitnessgeräte, die: Geschenk, mit dem Sie zum Ausdruck bringen: „Mir ist dein körperliches Wohlbefinden wichtig!“ Das Problem: Bei der Partnerin oder dem Partner kommt die Botschaft an: „Du bist fett.”

Trinkbares, das: Ideales Geschenk, das die Wohnung nicht vermüllt und lecker ist. Außer es ist der selbstgemachte Eierlikör Ihrer 90-jährigen Großtante Ilse, den sie unter Missachtung jeglicher Hygieneverschriften für die Zubereitung von Eierspeisen zusammengepanscht hat, so dass Sie sich beim Verzehr dem Risiko einer schwerwiegenden Salmonellenvergiftung aussetzen. (siehe auch: Essbares, das)

Wäre doch wirklich nicht nötig gewesen, das: Synonym für die selbstgestrickten Socken Ihrer 90-jährigen Großtante Ilse (siehe auch: Essbares, das und Trinkbares, das). Die Socken sind so kratzig, als seien sie aus Hanfseilen zusammengeklöppelt, und die Farbauswahl ist ein Indiz dafür, dass es um das Augenlicht der Großtante nicht zum Besten bestellt ist.


Wenn Ihnen von dieser Liste nichts gefällt, können Sie auch einfach eines meiner Bücher – oder mehrere – verschenken. Eine weitere gute Möglichkeit, um Beschenkten mangelnde Wertschätzung auszudrücken.

Sie können die Bücher ohne zusätzliche Kosten auch direkt bei mir bestellen. Falls gewünscht sogar mit persönlicher Widmung, so dass der Umtausch oder das Weiterverschenken erschwert wird.



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