Eine kleine Wochenschau | KW03-2023

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


16. Januar 2023, Berlin

Montagmorgen. Ich stehe unter der Dusche und bereite mich körperlich und geistig auf eine kalte Dusche vor. Zu diesem irrsinnigen Vorhaben hat mich Chris Hemsworth inspiriert. In der Dokuserie Limitless stellt sich der Australier verschiedenen Prüfungen, um seine Gesundheit und Fitness bis ins späte Alter zu verbessern. In der zweiten Folge, die wir gestern Abend geschaut haben, geht es unter anderem darum, wie extreme Kälte dazu beiträgt, die Abwehrkräfte zu stärken. Die Challenge, die Chris Hemsworth zu bewältigen hat, besteht allerdings nicht darin, ein paar Eiswürfel zu lutschen, sondern er muss 250 Yards (circa 225 Meter) in der eiskalten norwegischen Arktis schwimmen. Bei einer Wassertemperatur von ungefähr 2 Grad Celsius.

Unterstützt wird Chris Hemsworth bei seiner Vorbereitung von dem britischen Extremsportler Ross Edgley, dem einzigen Menschen weltweit, der einmal komplett um Großbritannien herumgeschwommen ist. Eine Leistung, bei der mir zwei Gedanken durch den Kopf schießen: Erstens, „Wow!“ und zweitens, „Warum?“

Ross Edgley hat ein unfassbar breites Grinsen und eine unfassbar strahlend weiße Zahnreihe, dass es Dr. Best Tränen der Freude in die Augen treibt. Außerdem ist er unfassbar gut gelaunt. So unfassbar gut, dass es einem wahrscheinlich richtig auf die Nerven geht, wenn du selbst einen nicht so guten Tag hast. Bei der Schwimm-Challenge verwandelt sich Ross Edgley aber vom Li-La-Launebär in einen erstklassigen Motivator. In Rocky-„keine-Schmerzen“-Trainer-Manier feuert er Chris Hemsworth an und brüllt ihn quasi zur Ziel-Boje. (Vielleicht sollte ich den guten Ross für meine nächste Laufveranstaltung als Anpeitscher engagieren.)

Glücklicherweise musst du nicht täglich in Eiswasser schwimmen, um deinen Körper zu einer Stärkung der Abwehrkräfte zu animieren. (Das würde bei mir wahrscheinlich eher zu einer totalen und letalen Zerstörung jeglicher Körperkräfte führen.) Stattdessen reicht es schon, regelmäßig 30 Sekunden kalt zu duschen. Daher stehe ich nun in der Badewanne und versuche meine Hand zu überzeugen, den Regler der Mischbatterie nach rechts zu schieben, um meiner Morgendusche ein kaltes Ende zu bescheren.

Wenn Chris Hemsworth 250 Yards im eiskalten Wasser schwimmt, kann ich mich ja wohl für ein halbes Minütchen kalt abduschen, versuche ich mich selbst zu belügen. Stellt sich aber heraus, dass ich das nicht kann. Ok, Chris Hemsworth ist ja auch Thor. Na klar kann der in Eiswasser schwimmen. Ich bin dagegen ich und bei mir verursacht das kalte Wasser Atemnot. Ich beschließe, es erstmal dabei zu belassen, meine Beine jeweils für zehn Sekunden mit kühlem Wasser zu berieseln. Das muss reichen. Bin ich halt nicht so gesund und fit im Alter wie Chris Hemsworth. Dafür steigert das Nicht-kalt-Duschen meine morgendliche Lebensqualität erheblich.

17. Januar 2023, Berlin

Heute ist Wirf-deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag. Meinen Verzicht auf Alkohol im Januar habe ich bisher durchgehalten. Das ist allerdings auch keine besondere Leistung. Meine Frau und ich trinken zuhause, wenn wir allein sind, ohnehin nur sehr selten Alkohol. Daher gibt es da für mich nichts über Bord zu werfen.

Mein zweiter Vorsatz, den Januar zuckerfrei zu verbringen, hat bisher dagegen nur mäßig geklappt. Das ist aber auch nicht so einfach, wenn es in der Wohnung von Rest-Weihnachtssüßigkeiten nur so wimmelt. Das ist quasi wie bei Jesus, als der Teufel ihn in der Wüste in Versuchung geführt hat. Angeblich hat sich der Gottessohn damals geweigert, sein Fasten zu beenden und Steine in Brot zu verwandeln. Stattdessen soll er gesagt haben, der Mensch lebe nicht vom Brot allein, sondern auch von jedem Wort aus Gottes Mund. Noch besser lebt es sich natürlich von Dominosteinen, Vanillekipferln und Kokosmakronen und was die Keksdose noch so hergibt, aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Der Januar ist ohnehin schon trostlos genug – kalt, feucht und dunkel –, da zeugt es von sehr viel Selbsthass, sich durch Verzicht auf Schokolade, Kuchen und Co. zu kasteien. Aber auch hier muss ich keinen Vorsatz über Bord werfen, denn, um ehrlich zu sein, ist dieser Vorsatz nie wirklich an Bord gelangt. Vielleicht sollte ich mir lieber einen saumagenfreien Januar vornehmen. Das schaffe ich ganz bestimmt.

18. Januar 2023, Berlin

Der 18. Januar ist Winnie-the-Pooh-Tag. Ich habe als Kind weder die Bücher von A. A. Milne gelesen noch die Disney-Filme gesehen, aber seit ein paar Monaten hören meine Frau und ich abends im Bett gelegentlich The sleepy adventures of Winnie the Pooh: Tales of Friendship, eine Einschlafgeschichte, vorgelesen von Tom Hiddleston.

Die Geschichte eignet sich ganz wunderbar zum Einschlafen. Zum einen hat Tom Hiddleston eine sehr angenehme und beruhigende Stimme. Zum anderen lösen die Abenteuer von Pooh und seinen Freunden im Hundert-Morgen-Wald keine wasserfallartigen Adrenalinausschüttungen aus, die dich am Wegdämmern hindern. Im ersten Teil der Geschichte geht es zum Beispiel darum, dass Piglet seine Freunde malen möchte, diese aber nie stillsitzen. Nicht gerade ein fesselnder Thriller-Stoff, der dich die ganze Nacht wach hält.

Trotzdem dauert es immer ein wenig, bis ich beim Hören der Geschichte einschlafe. Schließlich möchte ich wissen, ob Piglet es doch schafft, seine Freunde zu porträtieren. (Spoiler alert: Ja, schafft er. Jedes Mal!) Vor allem möchte ich aber den zweiten Teil der Geschichte hören. Da sucht Piglet nach Pooh, kann ihn aber nirgendwo finden. Als sie sich doch noch treffen, sagt Piglet zu Pooh, er wäre zu dessen Lieblingsplatz gegangen, aber er sei nicht dort gewesen. Darauf erwidert Pooh grandios: „Yes, that’s exactly where I wasn’t.“ Eine nicht sehr spezifische und auch nicht besonders informative Antwort, aber mit hohem Wahrheitsgehalt. Sobald Tom Hiddleston diesen Satz vorgelesen hat, kann ich zufrieden einschlafen.

Meine Frau mag die Einschlafgeschichte ganz besonders, denn Tom Hiddleston steht auf ihrer Celebrity-Cheat List. Das heißt, sollte Tom Hiddleston ihr jemals ein unmoralisches Angebot machen, würde sie es annehmen. Ohne eine Millisekunde zu zögen.

Für mich ist das aus verschiedenen Gründen vollkommen in Ordnung.

  1. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass die beiden jemals aufeinandertreffen.
  2. Sollte dieser Fall doch eintreten, bin ich mir recht sicher, dass Tom Hiddleston ihr keine Avancen machen würde, denn ich glaube nicht, dass meine Frau auf Tom Hiddlestons Unfamous-People-Cheat-List steht.
  3. Tom Hiddleston ist einfach eine hervorragende Wahl für eine Celebrity Cheat List. Er ist gutaussehend, witzig, erfolgreich und scheint einer der nettesten Menschen der Welt zu sein. Gewissermaßen the perfect package. Um ehrlich zu sein – und das sage ich als heterosexueller Mann –, würde ich Tom Hiddleston auch nicht von der Bettkante stoßen. Zumindest wenn er mich zudeckt und mir eine Winnie-the-Pooh-Geschichte vorliest.

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Heute ist nicht nur Winnie-the-Pooh-Tag, sondern auch Tag des Schneemannes. Ein Tag, der angesichts der fortschreitenden Klimakatastrophe wohl immer seltener gefeiert werden kann.

Allerdings hat es gestern bei der Tochter in Carlow geschneit. Nicht besonders viel, aber mehr als in Berlin im gesamten Winter. Es hat sogar dafür gereicht, dass die Tochter einen Schneemann gebaut hat. Keinen besonders großen, sondern nur ungefähr 20 Zentimeter hoch, aber Schneemann ist Schneemann. Und in 20 bis 30 Jahren gelten 20 Zentimeter große Schneemänner wahrscheinlich als riesig.


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