Eine kleine Wochenschau | KW16/2025: Einmal mit Profis entrümpeln (Teil 2)

Teil 1


Komme auf dem Weg zum Bäcker an einer Hebammenpraxis vorbei. Im Schaufenster sind auf einer Tafel die Namen aller Kinder notiert, die seit Anfang des Jahres dort zur Welt kamen. Günes steht neben Otto, Kleo neben Ceylin, Mohammad Reza neben Fiona und David zwischen Bryan und Yuma Lucian.

So schön divers, was mir das vielleicht naive aber dennoch gute Gefühl gibt, dass das zusammenleben verschiedener Kulturen, Religionen und Ethnien besser funktioniert, als uns viele weismachen wollen.

18. April 2025, Berlin

Heute ist nicht nur Karfreitag, sondern auch Internationaler Tag der Jongleure. Wie gemein für den ans Kreuz genagelten Jesus.

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Nächster Inbox-Fund. Eine Einladung des Deutschen Design Museums für den „Kongress der neuen Wirklichkeit“. Fuck, no. Auf gar keinen Fall. Die neue Wirklichkeit ist so schon gruselig genug. Da will ich mir nicht auch noch Vorträge darüber anhören.

Mehr Interesse hätte ich an der Veranstaltung „Eskapismus leicht gemacht“.

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Der Sohn startet seine Rückreise nach Deutschland. Zunächst mit einem Drei-Stunden-Flug von Bali nach Kuala Lumpur, dort hat er knapp zehneinhalb Stunden Aufenthalt, dann fliegt er fast elf Stunden nach Istanbul und zweieinhalb Stunden später geht es weiter nach Berlin, wo er morgen gegen 21 Uhr ankommen wird.

Der erste Flieger hat gleich mal drei Stunden Verspätung. Wegen schlechtem Wetter. Dass der Pilot dann vor dem Start verkündet, der First Officer hätte heute seinen ersten offiziellen Flug, findet der Sohn nur so semi-beruhigend.

Ansonsten nimmt er die verzögerte Abreise gelassen. Da hätte er noch etwas mehr Zeit mit N. Schön, dass er das nach acht gemeinsamen Wochen sagt, in denen sie rund um die Uhr zusammen waren.

19. April 2025, Berlin

6 Uhr. Werde von prasselndem Regen geweckt. Der erste Niederschlag seit gefühlt 137 Tagen. Das ist gut für Flora und Fauna, für Frühblütler-Geplagte und für die Landwirtschaft sowieso. Aber weniger gut für uns, denn wir sind zum Osterlauf angemeldet. Am Schlachtensee, wo im Dezember immer der Nikolauslauf stattfindet.

Außer meiner Frau und mir kommen auch A. und O. von meiner Grunewaldlaufgruppe. In einer Mischung aus jugendlichem Leichtsinn und realitätsverweigernder Midlife Crisis wollten wir zunächst beim Big 5 starten. Fünf Runden à 5,35 Kilometer, was nach Adam Riese – wer auch immer das ist –26,8 Kilometer sind.

Nach einigen aufgrund von Krankheiten, Urlauben, Dienstreisen und Heuschnupfen ausgefallenen Laufeinheiten beschlossen wir in einem Moment der geistigen Klarheit, drei Runden, also 16,2 Kilometer, reichten auch. Wir sind alle um die 50 beziehungsweise sogar über 60, da müssen wir niemandem etwas beweisen. (Vor allem nicht in sub-optimalem Trainingszustand.)

Ebenfalls angemeldet hat sich J., der beste Freund von O.s Sohn. J. ist Anfang 20, trägt eine Torsten-Frings-Gedächtnis-Frisur sowie ein Nationalmannschaftstrikot mit Toni-Kroos-Schriftzug und hat vor zwei Wochen den Berliner Halbmarathon in 1:40 absolviert. Heute will er es aber ruhig angehen lassen, da er gestern schon schnelle dreizehn Kilometer abgespult hat.

Auf der ersten Runde um den Schlachtensee laufen wir etwas flotter als sonst im Grunewald, J. freut sich über das angenehme Tempo. Mit der zweiten Runde werden wir etwas schneller, aber alles noch im grünen Bereich.

Bei Kilometer 8 meint J., er freue sich schon aufs Ziel. Er wirkt auf mich etwas kurzatmig. Väterlich-gütig denke ich, wir könnten etwas Geschwindigkeit rausnehmen, schließlich soll sich der Bub nicht quälen. Was für eine spektakuläre Fehleinschätzung meinerseits.

Anfang der dritten Runde bekommt J. die zweite Luft. Und die dritte, vierte und fünfte. Er legt einen Zahn zu, wenn nicht gleich ein ganzes Gebiss.

Bei Kilometer 12,5 überholt uns ein durchtrainierter, junger Mann. J. gibt die Order aus, dass wir uns an ihn dranhängen. Das machen wir auch, denn wer bin ich, dass ich mich den Anweisungen eines 20-jährigen widersetze.

Zwei Kilometer später findet J.: „Der läuft sehr angestrengt, der hält das Tempo nicht mehr lange durch.“ Ich komme zur gleichen Einschätzung, allerdings meinen eigenen Fitnesszustand betreffend.

Tatsächlich ziehen wir kurz danach an dem Typ vorbei. J. ist endgültig on fire. Alle Starter*innen, an denen wir noch vorbeiziehen motiviert er mit: „Los jetzt.“, „Immer weiter.“ und „Ist nicht mehr lang.“

Rund einen Kilometer vor dem Ziel ruft er mir zu: „Jetzt nochmal Gas geben, ist nur noch ein Katzensprung.“ Eine Aussage, der ich nicht vollumfänglich zustimmen möchte. Ich fühle mich nicht wie eine Katze und erst recht nicht wie eine, die 1.000 Meter weit springen kann.

Mit einer Zeit von 1:29:22 beende ich das Rennen. Auf dem Heimweg kontrolliere ich die Ergebnis-Liste. J. hat mich zum zweiten Platz in der Altersklasse 50 geprügelt. Gut, es gab nur fünf Starter, aber das können wir ja für uns behalten.

20. April 2025, Berlin

Heute ist Ostersonntag und Cannabis-Tag. Das hat sich Jesus redlich verdient. Nach letztem Abendmahl, Judas-Verrat, dreifacher Petrus-Verleugnung, nerviger Kreuzigung und anstrengender Auferstehung von den Toten kann er erstmal einen Durchziehen und Chillen.

Wir begehen den Tag nicht mit einem Joint, sondern mit einem Osterbrunch in der Markthalle. Und mit reichlich perlendem Schaumwein, denn der zuvorkommende und allseits beliebte Prosecco-Butler ist auch wieder am Start. In diesem Sinne: Prosit Ostern.


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Eine kleine Wochenschau | KW16/2025: Einmal mit Profis entrümpeln

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


14. April 2025, Berlin

Der Montag beginnt mit Delfinen. Nicht für uns, aber für den Sohn und N. Die sind auf Bali für eine Sonnenaufgangs-Bootstour in aller Herrgottsfrühe aufgestanden. Zwischendurch begleitet von einer Flipper-Gruppe, die fröhlich durchs Wasser pflügte.

Sie waren aber nicht die einzigen auf dem Wasser, außer ihnen waren rund 80 bis 100 weitere Kähne unterwegs. Deswegen hoffte der Sohn, dass die Delfine gute Laune hatten, aber er ist skeptisch. Sehr wahrscheinlich war der Spaß für die Delfine eher begrenzt und sie flohen den Touri-Schiffen.

Derweil beginnt in Kiel für die Tochter das Sommersemester. Kurz vor Ostern sind die Professor*innen jedoch noch nicht in Vorlesungsstimmung und ein Großteil der Veranstaltungen fällt aus. Somit hat die Tochter ebenfalls einen guten Start in Woche, wenn auch ohne Delfine.

Titelbild mit einem altem Leder bespannten Holzstuhl, der am Straßenrand entsorgt wurde
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Eine kleine Wochenschau | KW14-15/2025: Die neuen Möglichkeiten des Älterwerdens (Teil 2)

Teil 1


07. April 2025, Berlin

Heute ist keine-Hausarbeit-Tag. Nach der Party am Samstag müssten wir eigentlich die Wohnung putzen. Das lassen wir aber schön bleiben, denn wer sind wir, dass wir uns erdreisten, den Keine-Hausarbeit-Tag zu missachten. Schließlich möchten wir keine religiösen Gefühle verletzen.

08. April 2025, Berlin

Um unseren Restgetränkebestand zu dezimieren, trinke ich beim Arbeiten weniger Kaffee, sondern Fritz-Cola. Wie in einem hippen Start-up der frühen 2000er. Vielleicht stelle ich im Wohnzimmer einen Kicker oder eine Tischtennisplatte auf und spiele gegen mich selbst. Auf mobile Massagen verzichte ich aber. Auf Kokain ebenso.

09. April 2025, Berlin

Heute ist Tag der finnischen Sprache. Mein finnisches Lieblingswort: „Kalsarikännit“. Übersetzt heißt das so viel wie: „Sich in Unterhosen daheim alleine betrinken“.

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Hole meine Eltern am Bahnhof ab. Das letzte Mal waren sie im Dezember 2023 da. Damals war es so kalt, dass sie beschlossen, Winter sei keine gute Zeit, um Berlin zu besuchen. Fürs Wochenende ist Regen angesagt. Vielleicht kommen die beiden nächstes Jahr erst im Sommer.

10. April 2025, Berlin

Post vom Notar. Wegen eines Vertrags, den ich unterschreiben muss. Im Schreiben heißt es: „Beiliegend übersende ich Ihnen eine Fotokopie meiner vorgenannten Urkunde und einen Genehmigungsentwurf zu dieser Urkunde zur gefälligen Kenntnisnahme und Bedienung.“

Das klingt hübsch. „Zur gefälligen Kenntnisnahme und Bedienung.“ Was mache ich allerdings, wenn mir der Vertrag nicht gefällt. Unterschreibe ich ihn dann ungefällig? Und mit was bedient man einen Vertrag? Am besten mit einem Aperol Spritz, denn irgendwie muss das Zeug ja weg.

11. April 2025, Berlin

Laufe seit längerem mal wieder dem Prediger über den Weg. Die Wintermonate haben ihm nicht gutgetan. Seine Jacke ist stark verschmutzt, das Gesicht aufgedunsen und der Blick glasig. Er brabbelt irgendetwas unverständliches.

Die Tiraden des Predigers haben mich immer sehr beeindruckt. Wie er mit donnernder Stimme und bemerkenswerter Eloquenz seine Botschaften verkündet hat. Häufig gegen die katholische Kirche, wenn er vor dem Kloster gegenüber stand. Jetzt wirkt er verwirrt und murmelt unzusammenhängende Worte vor sich hin.

Später sehe ich, wie er einen älteren Mann in einem Straßencafé belästigt, bis sich die beiden anbrüllen. Ich tippe auf zu viele und zu schlechte Drogen. Hoffentlich geht es dem Prediger bald wieder besser. Im Rahmen seiner Möglichkeiten.

12. April 2025, Berlin

Abends Essen im Paris-Moskau. Das war unser Weihnachtsgeschenk für meine Eltern. Seit einigen Jahren ist es bei uns gute Sitte, nur noch Geschenke zu machen, die konsumiert werden und bei denen wir gemeinsame Zeit verbringen. Auf keinen Fall etwas, das rumsteht und regelmäßig abgestaubt werden muss. Und später entsorgt werden muss. Von meinem Bruder oder mir.

Zu ihrem 70. bekam meine Mutter zum Beispiel ein Wochenende in Ludwigshafen. Was erstmal weniger nach Geschenk, sondern mehr nach Bestrafung klingt. Aber meine Mutter wuchs dort auf und wir machten unter anderem eine Stadtführung in ihrem früheren Wohnviertel. Da hörten wir dann sehr viele Namen von uns unbekannten Menschen, die früher ebenfalls dort wohnten.

13. April 2025, Berlin

Laufe durch den kleinen Tiergarten. Kürzlich wurden hier neue Mülleimer aufgestellt. Alle im leuchtenden BSR-Orange.

Unfassbar viele neue Mülleimer. An jeder Bank einer. Stehen zwei oder drei Bänke nebeneinander, sind sie auch mal von zwei, drei Eimern gesäumt. Damit du nicht aufstehen musst, um deinen Müll zu entsorgen.

Mülleimer so weit das Auge reicht. Wenn man den Blick über den Park schweifen lässt, sieht es aus wie eine Invasion einer Hundertschaft orangefarbener R2-D2.


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Eine kleine Wochenschau | KW14-15/2025: Die neuen Möglichkeiten des Älterwerdens

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


31. März 2025, Berlin

Erster Montag nach der Sommerzeitumstellung. Kein guter Tag und nicht nur wegen Montag. Körper, Biorhythmus und mentale Verfasstheit sind noch auf Winterzeit gepolt, dem Wecker ist das vollkommen wumpe und er plärrt dich eine Stunde zu früh aus dem Schlaf. Also schon um 6 Uhr, wie vorgesehen, aber im Grunde genommen bereits um 5 Uhr, was in Euro sogar 2.30 Uhr ist.

Du liegst wie erschlagen im Bett, trauerst dem jäh unterbrochenen Schlaf hinterher, die Müdigkeit liegt wie eine extraschwere Gewichtsdecke auf dir und der Gedanke aufzustehen übersteigt deine Vorstellungskraft. Einfach liegen bleiben ist jedoch keine Option, denn Leistungsgesellschaft und kapitalistische Verwertungsmaschinerie verlangen nach deiner Arbeitskraft.

Im Hintergrund sitzt Christian Lindner und spuckt tatkräftig in die Hände. Da verlässt du wirklich unverzüglich das Bett, denn wer will schon, dass der ehemalige Finanzminister – die Älteren erinnern sich – in deinem Schlafzimmer abhängt. Außer Franca Lehfeldt. Vielleicht.

Titelbild mit einem großen, bunten Geburtstagskuchen
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Eine kleine Wochenschau | KW13/2025: Banale, aber trotzdem nervende First-World-Problems (Teil 2)

Teil 1


28. März 2025, Berlin

Schreck am Morgen: Spiegel Online push-meldet schwere Erdbeben in Myanmar und Bangkok. Wir sind besorgt, ob es den Jungs gut geht.

Das zeugt einerseits von löblicher elterlicher Fürsorge, andererseits von bedenklicher geographischer Unkenntnis. Die Entfernung von Bali nach Myanmar beziehungsweise Bangkok beträgt circa 4.000 und 3.000 Kilometer. Das ist also so, als würde ich mich in Berlin vor einem Erdbeben in Bagdad oder Riad fürchten.

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Nächstes First-World-Problem, auch banal, aber besonders nervig: Ich benötige neue Hosen. Das ist ein Problem, weil ich sehr ungern Klamotten shoppen gehe. Sehr, sehr ungern.

Dazu muss ich das Haus verlassen, im Laden weiß ich nie meine Größe, mit den vielen Bezeichnungen für Hosenformen kann ich nichts anfangen – High Waist, Boot Cut, Cropped, Skinny, Slim, Palazzo, WTF – und irgendwann stehe ich in einer Umkleidekabine, wo ich mich in sehr unvorteilhaftem Licht von vorne, hinten, links, rechts, oben und unten betrachte. Das ist alles äußerst unschön.

Im Allgemeinen mache ich mir nicht viel aus meinen Klamotten. Die meiste Zeit trage ich Jogginghosen. Die sind flauschig, zwicken nicht und beim Einkaufen halten mich die anderen für einen wahnsinnig sportlichen Typen, der gerade auf dem Weg zum oder vom Training ist. (Oder für einen Asi.)

Ansonsten besitze ich noch zwei Jeans. (Eigentlich drei, aber eine davon passt mir zurzeit nicht so gut.) Die sind schon einige Jahre alt und bei beiden ist der Stoff am Knie inzwischen recht dünn, an den rechten hat sich jeweils sogar ein kleines Loch gebildet. Ich habe keine Ahnung, warum. Schließlich rutsche ich nicht wie ein Einjähriger auf allen Vieren durch die Wohnung. Anscheinend liegt bei mir eine anatomische Fehlbildung der rechten Kniescheibe vor, der der Jeansstoff nicht gewachsen ist.

Trotz meiner Gleichgültigkeit bezüglich meines modischen Auftretens bin ich mir im Klaren, dass du nicht zu jedem Anlass in Jogginghosen erscheinen kannst – außer du bist Adam Sandler – und auch nicht in löchrigen Jeans. Meine Frau hat in letzter Zeit diesbezüglich auch häufiger subtile Andeutungen gemacht. (Ihre exakten Worte waren: „Du müsstest mal neue Hosen kaufen.“, was bei genauerer Betrachtung gar nicht so subtil ist.)

Gestern unternahm ich einen ersten Versuch, das Projekt „Hosenkauf“ in die Tat umzusetzen. Im Schultheiß-Quartier bei H&M. Dieser ist jedoch recht klein und das Angebot überschaubar. Daher sah ich nicht sofort, unmittelbar nach Betreten des Ladens etwas, das mir gefiel.

Das ist für mich schwierig. Springt mir nicht innerhalb von 2,5 Sekunden ein Kleidungsstück in die Augen, das ich kaufen möchte, sinkt meine ohnehin begrenzte Shopping-Laune unter Normalnull. Entsprechend schlenderte ich mit weniger Dynamik als das Sanostol-Kind durch den Laden, fasste hie und da alibimäßig eine Hose an und verließ schließlich kopfschüttelnd das Geschäft. (Nach circa 3,8 Sekunden.)

Da sich die Jogginghosen-und-löchrige-Jeans-Problematik nicht von allein löst, fahre ich heute an den Kudamm in den Flagship-Store des schwedischen Modelabels. Die Herrenabteilung liegt in der zweiten Etage. Finde ich suboptimal. Für shoppingaverse Menschen wie mich muss das Einkaufserlebnis so niedrigschwellig wie möglich sein und nicht damit beginnen, zweimal Rolltreppe fahren und dazwischen die halbe Kinderabteilung durchqueren zu müssen.

Oben angekommen, bin ich verwirrt. Angesichts der Schnitte, Stoffe und Farben der ausgestellten Klamotten frage ich mich, ob ich doch in der Damenabteilung gelandet bin. Vielleicht habe ich in den letzten Jahren aber auch nur den ein oder anderen Modetrend verpasst. Oder mein Männlichkeitsbild ist weit weniger fortschrittlich als ich gerne vorgebe.

Die große Aufschrift „Herren“ an der Wand deutet darauf hin, dass ich mich doch nicht verlaufen habe. Auch hier begeistert mich aber erstmal keine der Hosen. Am besten gefallen mir die Joggingbuxen. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Frau diese nicht mit ihrer „Du müsstest mal wieder Hosen kaufen.“-Aussage meinte.

Nehme schließlich zwei dunkle Hosen mit in die Ankleide. Als ich die erste anprobiere, ertönt plötzlich eine durchdringende Stimme: „Das sieht erst in der richtigen Pose gut aus. Stell’ dich mal gerade und selbstbewusst hin.“

Zucke zusammen und richte mich auf. (Bauch rein, Brust raus.) Stelle dann fest, dass ich gar nicht gemeint bin, sondern in der Nachbarkabine berät ein Typ seine Freundin in modischen Fragen.

Meine ausgesuchten Hosen stehen mir vielleicht nicht 1a, aber ich fühle mich körperlich und geistig nicht in der Lage nach Alternativen zu suchen. Und für 1b reicht es allemal. Zumindest in der richtigen Pose und wenn ich mich gerade und selbstbewusst hinstelle.

29. März 2025, Berlin

Auf Bali ist heute Nyepi, der erste Tag des neuen Jahres nach dem Balinesischen Mondphasen-Kalender. Der wird als Tag der Stille begangen und sehr ernst genommen. Jedwede Vergnügungen, das Verlassen des Hauses, Auto fahren und Arbeiten sind tabu. Feuer oder Licht sind auch nicht gestattet. Durch die Stille und Dunkelheit sollen Dämonen und Geister denken, die Insel sei verlassen, so dass sie weiterziehen und niemanden behelligen. (Das sollten die Menschen in den USA mal ausprobieren: einen Tag schweigen und alle Lichter ausmachen. Vielleicht hilft das etwas.)

Tourist*innen sollen sich ebenfalls an diese Regeln halten. Der Sohn und N. dürfen also nicht rausgehen und müssen in ihrer Unterkunft bleiben. Das kennen sie ja von Corona. Allerdings wird am Tag der Stille auch das mobile Internet abgestellt. Das ist dann doch eine Spur härter als ein gewöhnlicher Lockdown.

30. März 2025, Berlin

In der Nacht wurde die Uhr eine Stunde vorgestellt und heute endet Ramadan. Für muslimische Kinder die perfekte Kombination, weil sie so eine Stunde weniger aufs Zuckerfest warten mussten.


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Eine kleine Wochenschau | KW13/2025: Banale, aber trotzdem nervende First-World-Problems

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


24. März 2025, Berlin

Aus der Reihe „Banale First-World-Probleme, die trotzdem tierisch nerven“: Werbung bei Amazon Prime.

Du bezahlst fast 100 Euro im Jahr, um Filme und Serien bei dem Dienst von Jeff „Meine Angestellte müssen in Flaschen pinkeln, damit sie ihre Zeitvorgaben einhalten“ Bezos zu streamen, und dann kommt alle zehn Minuten eine Unterbrechung, um Verdauungsmittel, Grippemedikamente oder – nach 21 Uhr – Gleitgel anzupreisen.

Dazu kommt, dass neue Serien nur noch stückchenweise Woche für Woche erscheinen. Statt sie in einem Rutsch wegbingen zu können, bekommst du am Ende der Folge eine Cliffhanger-Nase gedreht und musst sieben Tage auf Nachschub warten. Wie so ein Höhlenmensch in den 80ern.

Was kommt als nächstes? Sitze ich bald wieder mit Mutter auf dem Sofa und schaue Die Wicherts von nebenan? (Da hielten sich die Cliffhanger allerdings in Grenzen.)

Titelbild mit einer Keramik-Spardose in Form einer weißen Karl-Marx-Büste. Unterhalb des Kopfes klebt ein Messingschild auf dem "Karl mag's" steht.
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Eine kleine Wochenschau | KW12/2025: Der Schokoladen-Millionär (Teil 2)

Teil 1


21. März 2025, Berlin

Osterrabatte bei Penny. Nur 2,69 Euro für die 110g-Hasen von Kinder-Schokolade. Ich habe keine Ahnung, was die normalerweise kosten. Weil das Preisschild aber rot hervorgehoben ist, vertraue ich als unmündiger Kunde dem Discounter, dass es sich um ein unschlagbares Schnäppchen handelt.

Packe acht Stück ein – für die Osterhasen-Aktion bei uns im Haus – und lege mehrere Tüten mit Milka-Eiern dazu. Eigentlich stört das meinen inneren Monk. Produkte von zwei unterschiedlichen Marken zu kombinieren, deren farbliche Gestaltung sich auch noch so sehr unterscheidet. Allerdings sind die Eier ebenfalls mit einem roten Preisetikett ausgezeichnet, so dass sich mein innerer Sparfuchs durchsetzt.

An der Kasse ruft mein mit Ostersüßigkeiten gefüllter Wagen Bewunderung bei vier circa zehnjährigen Jungs hervor. Was ich mit der vielen Schokolade vorhabe, wollen sie wissen. Erkläre ihnen, die würde ich an die Kinder in unserem Haus verteilen. Ihren Gesichtern ist die Enttäuschung anzusehen, dass sie nicht bei uns wohnen.

Endgültig Legendenstatus erlange ich bei den Knaben, als ich meine Einkäufe mit meiner goldenen Postbank-EC-Karte bezahle. Die besitzen meine Frau und ich lediglich, weil wir gemeinsam oberhalb des monatlichen Geldeingangslimits von 3.000 Euro liegen. Bei jeder Benutzung schäme ich mich, weil die Karte so protzig aussieht, und komme mir wie ein ungehobelter Neureicher vor.

Den Jungs ist das egal, sie halten mich wahrscheinlich für einen Millionär. Ich möchte den Mitarbeitenden bei Penny nicht zu nahe treten, aber wäre das der Fall, kaufte ich nicht hier, sondern im benachbarten Bio-Supermarkt ein.

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Inzwischen sind die beiden Asienreisenden in Lombok angekommen. Wegen eines Unwetters kreiste ihr Flugzeug eine Stunde über dem Flughafen. Erst im vierten Versuch gelang dem Piloten die Landung.

Ihre Bilder vom Strand zeugen auch nur wenig von Idylle. Regen, Wind, Wellen, alles ist grau. Lediglich die Palmen im Hintergrund erinnern an Indonesien. Ansonsten könnten das auch Fotos von einem herbstlichen Nordseeurlaub sein.

22. März 2025, Berlin

Heute vor fünf Jahren begann der erste Corona-Lockdown in Deutschland. Mit Home Office, Schulschließungen und menschenleeren Straßen. Und in den Supermärkten begann der Kampf um Nudeln, Klopapier und Mehl.

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Bekomme auf Insta das Video eines Parcours-Artisten in meinen Feed gespielt. Der Mann springt von sehr hohen Gebäuden oder Mauern in Laternenpfähle oder Masten hinein und gleitet daran zu Boden.

Ich habe viele Fragen:

  • Warum macht er das? Für den Kick, den Augenblick?
  • Ist ihm das Prinzip Treppenstufen unbekannt?
  • Wie hoch sind die Beiträge seiner Unfallversicherung?
  • Warum schaue ich mir das an? Für den Kick, den Augenblick? Aber ohne meinen Schreibtisch zu verlassen?

23. März 2025, Berlin

Lese in den letzten Tagen regelmäßig bei „Buddenbohm und Söhne“. Dort postet Maximilian Buddenbohm seit 21 Jahren Interessantes, Nachdenkliches, Informatives und Amüsantes. Inzwischen sogar täglich, immer auf höchstem sprachlichem Niveau und in einer intellektuellen Tiefe, dass du schon mal neidisch werden kannst.

Selbstverständlich auf bewundernde und wertschätzende Weise. Im Sinne von „Auf diese Formulierung wäre ich auch gerne gekommen.“ und nicht mit dem Gedanken „Hoffentlich bekommt der olle Max bald Gicht, damit er nicht mehr tippen kann und mein Blog in besserem Licht dasteht.“

Heute berichtet er von einer Datenbank mit den Werken, die Meta „genutzt“ (aka geklaut) hat um seine AI zu trainieren. Ich bin narzisstisch genug, um sofort meinen Namen in das Suchfeld einzugeben. Fehlanzeige. (Im Gegensatz zu Maximilian Buddenbohm.)

Dafür hat sich Meta an folgenden Werken von fast Christian Hannes bedient:

  • Christian A. Hanke: Computational Methods for Understanding Riboswitches
  • Christian Hanke (zusammen mit Holger Gohlke): Tertiary Interactions in the Unbound Guanine-Sensing Riboswitch Focus Functional Conformational Variability on the Binding Site
  • Christian Hanner (gemeinsam mit Tomas McKelvey): On Identification of Hammerstein Systems Using Excitation With a Finite Number of Levels

Ich habe keine Ahnung, was Riboswitches sind – Ribo-Switches oder Ribos-Witches? –, und das Hammerstein-System ist mir ebenfalls unbekannt. Dennoch beziehungsweise gerade deswegen scheinen mir diese Beiträge besser geeignet zu sein, um eine künstliche Intelligenz klüger zu machen als Bücher wie „Ein Vater greift zur Flasche“ oder „Wenn ich groß bin, werde ich Gott“.

Ein bisschen enttäuscht bin ich dennoch. Sobald ein Unternehmen an einer Artificial Stupidity arbeitet, kommt aber meine große Stunde.

Stoße bei Maximilian außerdem auf einen Clip von Bill Nighy („Love actually”, „The boat that rocked”). Darin kündigt er einen neuen Podcast an. Mit den Worten: „My name is Bill Nighy and I am here to complicate things further.” Was für ein Intro.

Und ein Satz, der in so vielen Lebenssituationen passt:

  • „Ich bin Friedrich Merz. I am here to complicate things further.“
  • „Ich bin der Klempner, der sich ihre kaputte Heizung anschauen soll. I am here to complicate things further.“
  • „Ich bin das Programm zum Ausfüllen deiner Steuererklärung. I am here to complicate things further.“
  • „Ich bin die Lasche zum Öffnen der Wurstverpackung. I am here to complicate things further.“

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Eine kleine Wochenschau | KW12/2025: Der Schokoladen-Millionär

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


17. März 2025, Berlin

Sehe vom Balkon aus auf der anderen Straßenseite eine Tagesmutter mit einem Kinderwagen mit den Ausmaßen einer Stretch-Limo. Darin sitzen sich vier Kinder in Zweier-Reihen gegenüber, in ihren Händen halten sie Plastikbecher. Damit stoßen die Kleinen schwungvoll an, begleitet von lautem Lachen, Kichern und Glucksen.

Das kann man nun bedenklich finden, zweijährige Kinder die quasi ein Alkoholgelage nachmachen. Oder man erfreut sich an ihrer ansteckenden Fröhlichkeit. Ich entscheide mich für letzteres. Gerade in diesen Zeiten darfst du nicht immer das Schlechte sehen. Da musst du auch mal schöne Gedanken zulassen. In diesem Sinne: Prost.

Titelbild mit einem Wand-Graffiti von Balu dem Bären mit rückwärts getragenem Basecap, Baggy Pants und einer dicken goldenen Halskette
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Eine kleine Wochenschau | KW11/2025: Zunehmende Verspießerung (Teil 2)

Teil 1


14. März 2025, Berlin

Aus der Reihe „Schlagzeilen, die sich anhören, als hätte Der Postillon sie erfunden“: USA bitten Dänemark um Eier. Ist aber kein Artikel auf der Satire-Seite, sondern steht auf Spiegel Online.

Um die exorbitant hohen Eierpreise (12 Eier für 8 US-Dollar) zu drücken, möchten die USA, dass Europa seine Eier-Exporte erhöht. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Trump sich Grönland unter den Nagel reißen will. Nicht aus geostrategischen Interessen oder wegen der Bodenschätze, sondern um an günstige europäische Eier zu kommen.

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Lese auf Twitter eine interessante Frage: „Wenn ihr ab sofort in der Serie lebt, die ihr zuletzt geschaut habt, wo seid ihr gelandet?“

Bei uns wäre das ungünstigerweise Gilead aus der Serie „A Handmaid’s Tale“. Ein christlich-fundamentalistischer Gottesstaat, der in der nach einem gewaltsamen Umsturz in den USA als streng patriarchalische Militärdiktatur errichtet wurde. Aufgrund von Geschlechtskrankheiten und Umweltgiften sind die Geburtenraten weltweit dramatisch zurückgegangen und in Gilead sind die verbliebenen gebärfähigen Frauen als Dienstmägde versklavt und müssen den herrschenden Kommandanten und ihren unfruchtbaren Frauen Kinder gebären. Kein schöner Gedanke, Teil einer solchen Gesellschaft zu sein.

Eine Userin schaut die Serie ebenfalls und schreibt, sie könnte dort nicht leben. Da wäre sie die ganze Zeit damit beschäftigt, Kommandanten zu killen und Kinder zu retten.

Das würde ich von mir auch gerne behaupten, bin aber skeptisch, ob ich zu so einer Form von Widerstand fähig wäre. Dazu befolge ich zu penibel Regeln, scheue Konflikte und bin stets auf Harmonie aus. Obendrein bin ich ängstlich und schrecke vor körperlicher Gewalt zurück. (Vor allem vor körperlicher Gewalt mir gegenüber.)

Ich fürchte mit so einer Persönlichkeitsstruktur bist du kein Weiße-Rose-Material.

15. März 2025, Berlin

Heute ist Alles-was-du-denkst-ist-falsch-Tag. Vielleicht denke ich das aber nur und das ist falsch.

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Der Sohn hat ein Unterhosenproblem. Wie sie sich denken können, nicht mit zu viel eingepackten, sondern mit zu wenigen.

Zur Behebung seiner Unterwäsche-Knappheit kaufte er pragmatisch ein Paar Fake-Tommy-Hilfiger-Unterhosen. Der Straßenhändler riet ihm zu XL, da die Hosen sehr klein ausfielen. Damit hatte er recht, denn sie waren tatsächlich so klein, dass der Sohn zuhause feststellen musste, nicht reinzupassen.

Also besorgte er am nächsten Tag ein weiteres Paar. Diesmal in XXL, aber mit dem gleichen Resultat: Sie waren immer noch zu klein. Eine Triple-X-Variante hat der Mann nicht im Sortiment. Als normalgewichtigen Europäer giltst du in Thailand anscheinend als fettleibig. Falls Jumbo Schreiner mal Urlaub in Südostasien macht, sollte er auf jeden Fall genügend Unterhosen einpacken.

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Treffe mich heute seit längerem mal wieder zum Laufen im Grunewald. Die Leistungsfähigkeit unserer Laufgruppe lässt sehr zu wünschen übrig. O. ist durch Frühblüher außer Gefecht gesetzt und hat gleich abgesagt, A. war eine Woche Skifahren in Österreich und hat Puddingbeine und ich habe aufgrund von Karneval, Erkältung und Rücken in den letzten Wochen auch ein eher unterdurchschnittliches Pensum absolviert.

Lediglich J. fällt aus dem Rahmen. Der hat sich für Ende April für einen Harz-Lauf von 53 Kilometern mit 1.000 Höhenmetern angemeldet. Deswegen läuft er seit Anfang des Jahres jeden Sonntag 30 Kilometer und ist topfit. Streber. Wenn er so weiter macht, darf er nicht mehr mitspielen.

16. März 2025, Berlin

Ein Plakat auf der Litfaß-Säule am Anfang unserer Straße kündet von der „Can’t Rush Greatness“-Tour von Central Cee. Als Endvierziger sind mir der britische Rapper und sein Oeuvre selbstverständlich unbekannt. Der Titel der Tour gefällt mir aber ausgezeichnet. „Can’t Rush Greatness“. Central Cee geht quasi auf „Gut Ding will Weile haben“-Konzertreise.

Das ist maximale Entschleunigung und Achtsamkeit. Toll.

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Meine Frau hat mir diese Woche ein TikTok-Video geschickt, in dem Gary Oldman Szenen aus seinen Filmen vorgespielt werden, die mit Furzgeräuschen unterlegt wurden. Das ist phantastisch und ganz besonders seine Reaktion darauf.

@colbertlateshow

To fart, or not to fart, that is the question. #Colbert #GaryOldman

♬ original sound – colbertlateshow

Ich habe schon immer gesagt: Wenn deine Partnerin oder dein Partner nicht über Furz-Witze lachen kann, solltest du das Weite suchen.


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Eine kleine Wochenschau | KW11/2025: Zunehmende Verspießerung

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


10. März 2025, Berlin

Beginne den Montagmorgen auf dem Sofa, trinke Kaffee und checke die neuesten Angebote in meinen diversen Supermarkt-Apps. Du kannst auch mit Ende 40 das Leben eines Rockstars führen.

Fühle mich ein bisschen wie meine Großmutter. Die lebte in den USA, wo wir sie Mitte der 80er besuchten. Wenn ich mit ihr zum Einkaufen fuhr, kramte sie vorher aus einer Küchenschublade Coupons raus, die sie regelmäßig aus Zeitungen und Magazinen ausschnitt. 20 Cent Rabatt auf Milch, drei Packungen Cornflakes zum Preis von zwei oder ein Zehn-Prozent-Gutschein für Zahncreme.

Ich bin 25 Jahre jünger, als meine Großmutter damals war – ein Satz der sich sehr niederschmetternd liest, war sie seinerzeit für mich doch steinalt –, sammle aber genauso fleißig Rabattmarken. Nur nicht mit der Schere, sondern digital.

Titelbild mit zwei Phantasiefiguren auf einem Stromkasten. Die linke Figur ist pink, die andere grün, sie schauen sich beide an.
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