Eine kleine Wochenschau | KW04-2021

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


18. Januar 2021, Berlin

Die Woche beginnt damit, dass meine Frau heute Nacht geträumt hat, sie habe David Beckham geheiratet. Ob sie mir damit irgendetwas sagen will? Nun ja, vielleicht sollte ich mal Victoria Beckham kontaktieren, die sucht dann möglicherweise ja nach einem neuen Partner.

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Meine Fitness-App schlägt mir die folgenden Sportprogramme vor:

  • Postnatales Schritt-Aerobic für Gewichtsverlust
  • Dehnübungen für Schwangere
  • Babyschritte bis 5km

Mein Handy hält mich also für eine, übergewichtige Mutter kurz nach der Entbindung oder für eine ungelenke Schwangere mit konditionellen Defiziten. Ich sollte dringend an meinem Bewegungsprofil arbeiten.

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An der Schule der Kinder hat das Kollegium zur Motivation der homeschoolenden und distanzlernenden Schüler:innen ein Video erstellt, das sie beim Sporttreiben zeigt. Besondere Highlights sind der Griechischlehrer, der etwas lustlos aber mit erstaunlicher Treffsicherheit Basketballkörbe wirft, ein Deutschlehrer, der in Rockymanier in Höchstgeschwindigkeit und über Kreuz seilspringt, sowie eine junge Lehrerin, die Kickbox-Übungen vormacht und wohl zukünftig nie wieder Probleme mit störenden Schüler:innen haben wird. Meine Favoritin ist aber eine etwas ältere Lehrerin, die an ihren ausgestreckten Armen jeweils eine Kaffeetasse hält, aus denen sie abwechselnd trinkt. Wenn meine Fitness-App so etwas im Programm hat, bin ich sofort dabei!

19. Januar 2021, Berlin

Manchmal gibt es diese Momente, in denen ich kaum glauben kann, wie alt unsere Kinder inzwischen sind. Es ist jetzt vierzehn Jahre her, dass ich mit dem Sohn in Elternzeit war, mit ihm auf dem Sofa saß und ihm Fläschchen gegeben habe. Mittlerweile ist er so groß, dass er sich selbst Essen macht. Heute zum Beispiel eine Reis-Thunfisch-Pfanne mit Tomatensauce. Zum Frühstück.

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In meinem Spam-Ordner befinden sich folgende Mails:

  • ein Angebot für Viagra-Pillen
  • ein Angebot für Diätpillen
  • eine Werbung für Treppenlifte
  • eine Nachricht von Natascha, die gerne Fotos mit mir tauschen möchte

Laut meinem Spam-Ordner bin ich also gebrechlich und fettleibig, leide an Erektionsstörungen, bin aber notgeil genug, um mir Nacktbildchen schicken zu lassen. Vielleicht sollte ich meinen Spam-Ordner mit meiner Fitness-App zusammenbringen. Die würden sich wahrscheinlich blendend verstehen.

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Unser Internet ist immer noch instabil und läuft nur im Schneckentempo. Mehrmals am Tag höre ich aus dem Wohnzimmer, wie die Frau sagt: „Könnt ihr mich hören? Unsere Verbindung ist so schlecht.“ Die Kinder wiederum müssen ihren Lehrer:innen regelmäßig Nachrichten schreiben, sie seien zu spät für das Online-Meeting, weil das Internet nicht richtig funktioniert. Quasi das „Ich habe den Bus verpasst“ des Home Schoolings.

20. Januar 2021, Berlin

Joe Biden tritt heute sein Amt als 46. US-Präsident an. Mit 78 Jahren ist er der älteste jemals vereidigte Präsident der USA. Mein Vater wird im Sommer auch 78. Er könnte sich dann im Herbst zum Bundeskanzler wählen lassen. Meine Mutter wäre mit 75 noch zu unerfahren für den Job.

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(Senator Bernie Sanders, nicht mein Vater.)

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Das Internet schwächelt weiter vor sich hin. Ich habe das Gefühl, dass der Rest der Familie mich in der Verantwortung sieht, das Problem zu beheben. Dabei habe ich doch auch keine Ahnung und mein Kompetenzvorsprung besteht lediglich darin, dass ich das Kennwort zur Benutzeroberfläche unserer Fritz-Box kenne.

21. Januar 2021, Berlin

Heute ist Tag der Jogginghose. Ich persönlich habe den ja seit ungefähr zehn Monaten. Karl Lagerfeld soll mal gesagt haben, wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Ein Spruch, der dir auch nur einfällt, wenn du nie eine globale Pandemie mitgemacht hast, bei der du monatelang in der Bude hocken musst. Die Radiomoderatorin fordert die Hörer:innen auf, heute ruhig mal in Jogginghose rauszugehen. Dafür brauche ich keinen eigenen Tag mehr. Irgendwann letzten Sommer habe ich jegliche modische Scheu verloren und gehe inzwischen regelmäßig in Jogginghose Einkaufen. In Moabit falle ich damit allerdings nicht sonderlich auf.

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Probiere einen Corona-Impftermin-Rechner aus. Basierend auf deinem Alter, Beruf, Vorerkrankungen und Lebenssituation, schätzt er, wann du ungefähr einen Impftermin bekommst. Ich stehe auf einem Platz zwischen 18,8 und 37,7 Millionen und bin irgendwann zwischen August 2021 und Februar 2022 mit dem Impfen dran. Wenn ich allerdings Kontakt mit einer Schwangeren habe, rücke ich auf einen Platz zwischen drei und zehn Millionen vor und könnte schon Ende Februar geimpft werden. Mal sehen, was meine Frau von einem dritten Kind hält.

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Stephen Colbert berichtet in der Late Show davon, dass in Großbritannien eine im Internetshop von Gwyneth Paltrow verkaufte Kerze mit der Produktbezeichnung “This smells like my vagina” explodiert ist. Eine Geschichte, die sehr viel Fragen aufwirft:

  • Wer nennt eine Kerze “This smells like my vagina”?
  • Wer kauft sich eine Kerze, die “This smells like my vagina” heißt?
  • Riecht die Kerze nach der Vagina der Käuferin oder der von Gwyneth Paltrow?
  • Wie kann eine Kerze explodieren?

Auf den Seiten des Internetshops finde ich zwar keine Antworten, erfahre aber, dass die Kerze 77 Dollar kostet. Eine Kerze! Das Unternehmen von Gwyneth Paltrow heißt übrigens “Goop”, was mit Narr oder Närrin übersetzt werden kann. Das erklärt einiges.

22. Januar 2021, Berlin

Das Internet ist weiterhin langsam und unzuverlässig. Sogar so langsam und unzuverlässig, dass ich nicht im Internet nachschauen kann, woran es liegen könnte, dass es so langsam und unzuverlässig ist.

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Lese davon, dass Wissenschaftler die Gerüche des alten Ägyptens rekonstruiert haben. Gut, dass in Zeiten einer tödlichen Pandemie die richtigen wissenschaftlichen Prioritäten gesetzt werden.

“Wir könnten ein Heilmittel gegen Covid-19 entwickeln.”
„Nee, lass uns erstmal rausfinden, wie Kleopatra gerochen hat.”

23. Januar 2021, Berlin

Ich habe es tatsächlich geschafft, dass das Internet wieder läuft. Das bringt mir großen Respekt von der Familie ein. So wie früher in der Steinzeit, wenn Vati ein Mammut erlegt hat. Allerdings wissen sie nicht, dass ich keine Ahnung habe, wie ich das Internet wieder in Gang gebracht habe. In einem sehr langwierigen Trial-and-Error-Prozess mit sehr vielen Errors habe ich in der Nutzeroberfläche des Routers, des Repeaters und der diversen Powerline-Adapter so viele Häkchen gesetzt, Zahlen verändert und Anpassungen vorgenommen, dass ich nicht sagen kann, was den Erfolg gebracht hat. Egal, Hauptsache es funktioniert.

(Spoiler Alert: Es funktioniert genau zwei Stunden, bis ich einen kompletten Reset aller Geräte vornehmen muss.)

24. Januar 2021, Berlin

Heute früh ist es regnerisch, kühl und grau. Für unsere morgendliche Laufrunde ist das zwar unangenehm, dafür erspart es uns aber später unschöne Diskussionen, ob wir in den Zoo gehen. Diese Idee hatte nämlich meine Frau vor ein paar Tagen geäußert, worauf die Kinder mit einer Mischung aus Befremden und Entsetzen reagierten. Verständlicherweise und vollkommen zu Recht.

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Das Internet scheint nun wirklich einigermaßen stabil zu laufen. (* klopft drei Mal auf Holz*) Ich fühle mich erleichtert. Allerdings traue ich der Sache noch nicht ganz. Jedes Mal, wenn eine Kinderzimmertür aufgeht, zucke ich nervös zusammen, weil ich befürchte, die Tochter oder der Sohn verkünden gleich, dass das Internet bei ihnen ausgefallen ist.


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