Eine kleine Wochenschau | KW18-2022 (Teil 2)

Teil 1


05. Mai 2022, Berlin

In meiner Inbox landet seit längerer Zeit mal wieder eine Mail, die eigentlich für einen Namensvetter von mir gedacht ist. Eine Bestellbestätigung für ein mobiles Einschießgerät für kurz- und Langwaffen. Wahrscheinlich braucht er das, weil er Jäger ist. Das weiß ich, weil ich regelmäßig den Newsletter des Bayerischen Jagdverbands bekomme, den der andere Christian Hanne abonniert hat.

Zumindest hoffe ich, dass er wirklich Jäger ist und mein bayerisches Alter Ego das nicht als Vorwand nutzt, um an Waffen zu kommen. Es wäre wirklich nicht schön für mich, wenn irgendwann in der Bild die Schlagzeile steht: „Christian Hanne, der irre Bayern-Ballermann“.

06. Mai 2022, Berlin/Köln

Gemeinsam mit Große-Köpfe-Alu fahre ich heute mit dem Zug nach Köln. Um den Geburtstag von Stadt-Land-Mama-Lisa zu feiern. Ihren 40. Das kann ich hier so ungentlemanlike schreiben, weil sie das selbst auf ihren diversen Social-Media-Kanälen verkündet hat.

Auf dem Bahnsteig warten gefühlt acht Schulklassen. Zum Glück steigt keine davon in unseren Waggon. Dafür sitzt vor uns ein Paar mit einem ungefähr acht Monate alten Baby. Es hat unglaublich viele Haare und ist unglaublich niedlich. Gegen Ende der vierstündigen Fahrt hat es allerdings nicht mehr so richtig viel Bock auf Zugreisen Es ist müde, will aber nicht schlafen – so wie meine Frau, wenn wir abends netflixen – und quengelt ein bisschen rum. (So wie meine Frau, wenn ich ihr vorschlage, wir sollten vielleicht besser ins Bett gehen.) Mir ist das aber egal. So lange nicht das eigene Kind weint, stresst einen das nicht sonderlich.

Insgesamt verläuft die Fahrt vollkommen reibungslos. Der Zug fährt vom vorgesehenen Gleis ab, alle Waggons sind da, es gibt keine umgekehrte Wagenreihenfolge, die Reservierungsanzeigen funktionieren und wir kommen pünktlich in Köln an. Das ist ja nicht so häufig, dass Bahnreisen so unproblematisch ist, da kann das ruhig mal erwähnt werden. (Falls mir die Deutsche Bahn dafür eine Bahncard 100 schenken möchte, freue ich mich über eine Mail unter natürlich-bin-ich-käuflich@familienbetrieb.info.)

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Die Geburtstagsfeier findet auf einem Boot am Rheinufer statt. Es ist das erste Mal seit Karneval 2020, dass ich unter so vielen Menschen bin. Zum Glück klappt das mit dem Feiern aber noch und ich habe nicht verlernt, mich zu unterhalten, Bier zu trinken, zu tanzen – zumindest im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten – und bei Liedern, deren Texte ich nicht kenne, mitzusingen. Um halb fünf bin ich zurück im Hotel, denn auch nach der mehr als zweijährigen Partyabstinenz fühle ich mich verpflichtet, bei einer Feier als Letzter das Licht auszumachen.

07. Mai 2022, Köln/Bonn

Als ich morgens aufwache, muss ich feststellen, dass mein Körper leider auch nicht verlernt hat, nach übermäßigem Alkoholkonsum, Kopfschmerzen aus der Hölle zu entwickeln. Ich dagegen habe verlernt, schon vor dem Schlafen eine Kopfschmerztablette zu nehmen. Beziehungsweise überhaupt eine Kopfschmerztablette mitzunehmen.

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Ich habe noch ein wenig Zeit, bis mein Zug nach Bonn fährt. Ich setze mich auf die Treppe vorm Dom und beobachte das Treiben. Es kommen ein paar Touristen vorbei, ziemlich viele Fußballfans und unfassbar viele Junggesell*innen-Abschied-Gruppen. Wahrscheinlich hat Köln gar nicht eine Million Einwohner, sondern nur 50.000 und die restlichen 950.000 Menschen sind Junggesell*innen-Abschied-Gruppen.

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Nachmittags gehe ich mit meinem Freund Arne laufen. (Als ich heute früh um 9 Uhr aufgewacht bin, hätte ich das noch nicht für möglich gehalten.)

Wie wir es in unserer Herbert-Steffny-Laufbibel gelernt haben, versuchen wir uns an einem sehr, sehr langsamen Lauftempo. Dadurch soll der Körper lernen, bei langen Läufen von der Kohlehydrat- auf die Fettverbrennung umzustellen. (Was auch immer das heißt.) So richtig langsam fühlt sich unser Tempo für mich allerdings gar nicht an. Wahrscheinlich liegt das den zu vielen Kölsch gestern verbunden mit dem zu wenigen Schlaf. (Ein Ernährungs- und Lebensstil, den Herbert Steffy sicherlich nicht gutheißen würde.)

Mit unserem gemeinsamen Lauf haben Arne und ich offiziell unsere Marathonvorbereitung gestartet. Jetzt müssen wir unseren Frauen nur noch sagen, dass wir für die nächsten fünf Monate in eine Lauf-WG ziehen werden. Und uns bis Oktober nicht rasieren. Und uns gegenseitig ein Herbert-Steffny-Porträt auf den Rücken tätowieren.

08. Mai 2022, Bonn/Berlin

Heute ist Muttertag. Da bei uns selbstverständlich jeder Tag Muttertag ist, bekommt meine Frau heute keine Blumen, keine Grußkarte und keinen Kuchen. An den anderen Tagen eigentlich auch nicht. Von daher ist bei uns eigentlich an keinem Tag Muttertag. Wie es sich für eine gleichberechtigte Beziehung gehört, feiern wir Vatertag auch nicht.


Terminhinweis in eigener Sache

Ich habe die große Ehre und darf am 23. Mai bei der phantastischen Lesebühne Fuchs & Söhne lesen. Gemeinsam mit Kirsten Fuchs, Tilman Birr, Sebastian Lehmann und Paul Bokowski. Im Grips-Theater. Um 19.30 Uhr. Falls Sie in Berlin leben, kommen Sie doch vorbei. Das wird bestimmt lustig. Zumindest während Kirsten, Tilman, Sebastian und Paul lesen.

Tickets gibt es hier.


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