Bekanntlich hat Jesus sehr häufig in Gleichnissen und Bildnissen gesprochen (Möglicherweise ein Hinweis auf den Konsum halluzinogener Substanzen). Somit liegt es nahe, Kinder in der Grundschule wichtige Ereignisse seines Lebens in gemalten Bildern festzuhalten. So auch im Religionsunterricht des Sohnes.
Der Sohn sieht sich selbst als “eher nicht so der Maltyp” und zugegebenermaßen lässt in den meisten seiner Bilder nur elterliche Zuneigung außergewöhnliches künstlerisches Talent erkennen. Dafür eignen sich seine für den Religionsunterricht angefertigten Jesus-Zeichnungen außerordentlich gut dazu, dass eigene Wissen über wichtige Begebenheiten im Leben des galiläischen Wanderpredigers aufzufrischen.
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Angesichts der Zeichnung stellt sich die Frage, ob es sich um eine biblische Red-Bull-Werbung handelt, bei der die Personen in der Folge des Genuss von der klebrigen Taurin-Brühe flügelschlagend abheben.
Tatsächlich ist die Kindersegnung abgebildet. Während die Jünger nämlich die Kinder “wegschubsten” (O-Ton des Sohnes), ließ Jesus sie zu sich kommen. Und dann sprang er wohl gemeinsam mit ihnen vor Begeisterung in die Luft. Lediglich das im farbenfrohen mausgrau gekleidete Kind ganz links freut sich eher nach innen.
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Dieses Bild lässt vermuten, dass Jesus gegen ein Kind eine Partie Air-Hockey spielt.
Ein genauer Blick auf den Tisch lässt aber erahnen, dass dort fünf Brote (zugegebenermaßen sehr kleine Brote und noch eins extra, falls die fünf wider erwartend doch nicht ausreichen) und zwei Fische liegen. Somit ist hier wohl die Speisung der 5.000 dargestellt. Wie Jesus Brot und Fisch allerdings ohne Hände verteilt, bleibt ein Rätsel.
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Die folgende Skizze erinnert ein wenig an ein Paar, das sich nach 30+ Ehejahren bei den Mahlzeiten nicht mehr allzu viel zu sagen hat. Die linke Person schaut recht grimmig und übellaunig, während der rechten Person Blitze aus dem Hintern schießen. Letzteres könnte ein Indiz sein, dass es scharfe Zwiebelsuppe zu essen gab.
Es ist aber alles ganz anders: Jesus speist mit Zachäus, dem Zöllner, den sonst niemand leiden kann.
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Die folgende Szene ist einfach zu identifizieren: Es ist Jesus am Kreuz. Inspiriert ist die Darstellung augenscheinlich von ‘Das Leben des Brian’ und man hört den trotz seiner misslichen Lage freudig lachenden Jesus förmlich singen: “Always look on the bright side of life”. Möglicherweise ist er im Wissen, in 72 Stunden wieder aufzuerstehen, auch einfach nur erleichtert, nach den Strapazen und Turbulenzen der letzten Zeit bald ein paar Tage der Ruhe genießen zu können.
Interessant ist der Text, den der Sohn zu dem Bild geschrieben hat: “Neben ihm hingen zwei Verbrecher. Alle machten sich über ihn lustig. Einer der Verbrecher sagte: “Er hat das verdient.” Jesus antwortete: “Wir werden uns im Himmel sehen.” Das hört sich fast wie eine Drohung an: “Hasta la vista, baby!”
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Aus den Bildern hat der Sohn anscheinend gelernt, dass Jesus der Kumpel von allen ist und sich ihner angenommen hat: den nervigen Kindern, den hungernden Armen, den Ungemochten und sogar denen, die ihn verhöhnten. Wie könnte dies theologisch besser zusammengefasst werden, als in der Überschrift, die der Sohn für seine Zeichnungen gewählt hat:
“Jesus ist voll der Annehmer!”
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Das ist super!
Ich freue mich, wenn Jesus als Annehmer und nicht als Spinner wahrgenommen wird.
Ich glaube, Drittklässler sind diesbezüglich noch sehr wohlwollend in ihrer Einschätzung.
Super ge- und beschrieben. Ich habe Tränen gelacht. Mein Sohn hat ähnliches künstlerisches Talent und ich werde es mir demnächst noch genauer betrachten ☺️
Musste gerade sehr lachen. Laut. Was in einem fast leeren Großraumbüro mit einigem Misstrauen aufgenommen wurde. Sei’s drum. Wenigstens Jesus ist mein Freund.
Es ist durchaus von Vorteil, wenn man als verwirrt und verschroben wahrgenommen wird. So kann man Mittagspausen mit nervigen Kollegen vermeiden.
So gerne gelesen, einfach toll. Danke!
Das freut mich!