Eine kleine Wochenschau | KW05/2025: Wer die Wahl hat (Teil 2)

Teil 1


Die grüne Bundestagsabgeordnete Hanna Steinmüller trägt auf ihrem Wahlplakat einen grauen Hosenanzug und sieht aus, als sei sie von einer Stylistin professionell geschminkt worden. Etwas zu professionell, denn durch ihr Auftreten wirkt sie mehr wie eine Bankberaterin und weniger wie eine klassische Grüne.

Bei denen denke ich immer an langhaarige und -bärtige, leicht ungepflegt ausschauende Männer in Wollpullovern sowie an Frauen in wallenden Gewändern, die strickend im Bundestag sitzen und für die Make-up und Lidschatten ein Verrat ihrer feministischen Ideale gewesen wäre. So war das zumindest Anfang der 80er, als die Grünen noch nicht durch die Institutionen marschiert sind und die Institutionen noch nicht durch die Grünen.

Auf einen inhaltlichen Slogan hat Hanna Steinmüller verzichtet. Schade eigentlich. „Hoch die Hände, Ampel-Ende“ wäre ganz lustig gewesen. Stattdessen heißt es dort lediglich: „Für Berlin-Mitte“ Darunter noch: „Ein Mensch, ein Wort.“

Dieser Zusatz ist mir schon bei Robert Habeck aufgefallen, dessen Plakate in der Turmstraße hängen. Unter seinem Portrait prangt in dicken, fetten Großbuchstaben: Zuversicht. Woher Robert Habeck diese nimmt, würde mich interessieren. Wahrscheinlich eher nicht aus den aktuellen Wahlumfragen und noch weniger aus den jüngsten Prognosen zum Wirtschaftswachstum.

Auf dem Foto strahlt er auch nicht wahnsinnig viel Zuversicht aus. Er schaut eher leicht verkniffen drein. Wie jemand, der sich extrem unwohl fühlt, fotografiert zu werden. Was definitiv für Robert Habeck spricht.

Unten auf dem Plakat steht dann auch: „Ein Mensch, ein Wort.“ Was er uns damit sagen will? Ich weiß es nicht. Vielleicht soll potenziellen Wähler*innen versichert werden, dass es sich bei Robert Habeck um einen Menschen handelt und nicht, wie Friedrich Merz kürzlich in einem Interview gesagt hat, um einen Wuschelbären handelt.

31. Januar 2025, Berlin

Heute gibt es in Berlin Halbjahres-Zeugnisse. Das erste Mal seit fünfzehn Jahren hat dieser Tag keine Bedeutung für uns, sondern ist einfach ein Freitag. Was allerdings auch heißt, dass wir nicht ins Café Extrablatt zum Zeugnis-Essen gehen können. Schade.

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Für die Linke wirbt in unserer Straße Stella Merendino für ihre Wahl. Sie trägt blaue Krankenhaus-Kleidung, was den Satz „Aus der Rettungsstelle in den Bundestag“ unterstreicht. Ich schätze, das soll Authentizität und Lebensnähe demonstrieren. Stella Merendino ist keine machtversessene Karrierepolitikerin, sondern weiß, wo den Menschen der Schuh drückt.

Ich wünsche Frau Merendino alles Gute für ihre berufliche Neuorientierung. Angesichts des gegenwärtigen Fachkräftemangels im Gesundheitswesen wäre es aber auch nicht schlimm, wenn das mit dem Bundestagsmandat doch nicht klappt.

01. Februar 2025, Berlin

Annika Klose kandidiert in unserem Bezirk für die SPD. Sie hat sich auf dem im sozialdemokratischen rot gehaltenen Plakat für ein existenzialistisch anmutendes, schwarzes Rollkragenoberteil entschieden. In der Hand hält sie einen Würfel mit einem QR-Code in Form des SPD-Logos. Dazu passend steht unter ihrem Namen: „Plakat scannen, SPD wählen.“

Ich gehe davon aus, dass du durch den Scan Informationen erhältst, die dich davon überzeugen sollen, sozialdemokratisch zu wählen, und nicht schon deine Stimme für die SPD abgibst.

Das Plakat von Olaf Scholz in unserer Straße hat einen schwarz-rot-goldenen Hintergrund. Damit niemand vergisst, dass er der Bundeskanzler ist. Er blickt so freundlich, wie es ihm möglich ist, in die Kamera. Halb über ihm, halb auf seiner Stirn ist der SPD-Slogan „Mehr für dich. Besser für Deutschland.“ abgedruckt.

Alles in Großbuchstaben, wodurch der Eindruck ansteht, Olaf Scholz brüllt einem das ins Gesicht: „MEHR FÜR DICH. BESSER FÜR DEUTSCHLAND.“

Was damit wohl gemeint ist? Mehr Olaf Scholz für dich? Ich glaube nicht, dass das viele Menschen möchten. (Außer Olaf Scholz sowie einige Stockholm-Syndrom geschädigte SPD-Mitglieder.)

Und soll mehr Olaf Scholz besser für Deutschland sein? Auch da nicken wohl nur wenige Menschen zustimmend. (Außer Olaf Scholz und einige Stockholm-Syndrom geschädigte SPD-Mitglieder.)

Wahrscheinlich ist er zumindest besser für Deutschland als Friedrich Merz. Aber da liegt die Messlatte auch nicht allzu hoch.

02. Februar 2025, Berlin

Morgen beginnt unser alljährliches Saftfasten. Folglich ist heute Entlastungstag, was wiederum bedeutet: Keine tierischen Lebensmittel mehr, kein Zucker, kein Koffein. Unschöne Aussichten für den Sonntag.

Nachmittags gehen wir noch zur Demo. „Aufstand der Anständigen. Wir sind die Brandmauer.“ Obwohl ich mich auf Massenveranstaltungen immer unwohl fühle. Zu viele Menschen, von denen mir viele suspekt erscheinen. Außerdem mag ich keine Parolen skandieren. Die sind doch häufig sehr unterkomplex und naiv. Da entsteht beim gemeinsamen Rufen bei mir kein Zugehörigkeitsgefühl, sondern eher Fremdscham.

Aber das Thema ist zu wichtig – gerade nach dieser Woche im Bundestag – und bei Demos geht es ja immer auch um Symbolik. Um möglichst hohe Teilnehmerzahlen und um eindrückliche Fotos. Die verdeutlichen sollen, dass eine Mehrheit gegen rechtsextreme Parteien und unmenschliche Anti-Migrationspolitik ist.

Deswegen schiebe ich meinen Dünkel und meine Befindlichkeit beiseite und ziehe nachher mit durch das Regierungsviertel. Quasi um mich als Zählvieh zur Verfügung zu stellen. Meine Frau findet, dass der Spruch „Not all heroes wear capes“ trotzdem nicht auf mich zutrifft.

Heute ist übrigens auch Groundhog Day. Wenn das Murmeltier Phil in Punxsutawney nach dem Winterschlaf seinen Bau verlässt und keinen Schatten wirft, naht der Frühling, scheint aber die Sonne, bleibt der Winter noch ein paar Wochen länger.

Hoffentlich kommt Friedrich Merz nicht aus dem Konrad-Adenauer-Haus, wirft einen Schatten und das heißt dann, dass er für die nächsten vier Jahre Bundeskanzler ist. Das wäre wie vier Jahre ohne tierische Lebensmittel, Zucker und Koffein.


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Eine kleine Wochenschau | KW05/2025: Wer die Wahl hat

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


27. Januar 2025, Berlin

In Alt-Moabit vor einem Döner-Laden klebt an einem der orangenen BSR-Mülleimer ein weißer DIN-A4-Ausdruck, fein säuberlich in eine Klarsichtfolie gesteckt. Auf dem Blatt steht „MFA/Arzthelferin gesucht“, darunter noch ein paar Informationen und eine Telefonnummer.

Mir ist die Problematik des Fachkräftemangels durchaus bewusst und wie schwierig es ist, Personal zu bekommen. Dennoch würde ich nur ungern in eine Arztpraxis gehen, die ihre Angestellten an Mülleimern rekrutiert. Wie finden die dann ihre Ärzt*innen? Mit Post-its auf Bahnhofstoiletten?

Titelbild mit einem Aufkleber auf einem Laternenpfahl. Der Aufkleber ist ein alienmäßiger, kartoffelförmiger Kopf mit wulstigen pinken Lippen, glubschigen Augen und kleinen Tentakeln unterhalb des Kopfes.
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Eine kleine Wochenschau | KW04/2025: Trump off! (Teil 2)

Teil 1


24. Januar 2025, Berlin

Seit Anfang des Jahres promotet Microsoft offensiv sein KI-Tool. Jedes Mal, wenn ich Word oder PowerPoint öffne, bietet mir der so genannte Copilot seine Hilfe an. Außerdem ist am Rande der Dokumentenseite immer ein kleines Symbol zu sehen. Der Copilot ist nur einen Klick entfernt.

Was das Symbol darstellen soll, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Zumindest keinen kleinen Piloten, womit Microsoft meines Erachtens eine Riesenchance vertan hat. Und Karl Klammer haben sie auch nicht aus der Mottenkiste geholt. Sehr enttäuschend.

Ich bin zwar skeptisch, probiere den Copiloten aber trotzdem aus. Schließlich darfst du dich nicht wie so ein Boomer allen technischen Neuerungen verschließen. Sonst endest du noch als Administrator der FB-Gruppe „Wir mussten noch ohne Smartphone und Internet Abitur machen und dass unsere Eltern im Auto gequarzt haben, hat uns auch nicht geschadet“. (Oder du scheiterst daran, den dm-Fotodrucker zu bedienen.)

Außerdem fällt es mir schwer, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Da kann man das ja mal mit der KI üben. Ich schaue nach, was der Copilot so alles an Unterstützung anbietet. In der Liste ist unter anderem aufgeführt, er könne eine Präsentation zusammenzufassen.

Keine schlechte Idee. Meine PowerPoint ist inzwischen auf über 100 Slides angewachsen. Da kann eine Kurzversion nicht schaden, falls jemand mal fragt, was da denn so drinsteht.

Also tippe ich in das Dialogfeld: „Bitte fasse mir die Präsentation zusammen.“ Wenn ich mit einer KI kommuniziere, verwende ich stets die Worte Bitte und Danke. Falls die Roboter in der Zukunft die Macht übernehmen, sollen sie sich erinnern, dass ich sie immer respektvoll und auf Augenhöhe behandelt habe und nicht wie einen unwürdigen Domestiken.

Der Copilot rödelt ein wenig vor sich hin, dann spuckt er das Ergebnis aus:

  1. Herkunft und Ziel: Beginnen Sie mit der Frage „Woher kommen wir?“ und erläutern sie kurz die Ursprünge oder den Hintergrund des Themas.
  2. Zukunftsperspektiven: Fahren Sie fort mit „Wohin gehen wir?“ und diskutieren Sie die zukünftigen Ziele oder Visionen.

Angesichts dieses Vorschlags bin ich recht zuversichtlich, dass 2025 noch nicht das Jahr sein wird, in dem ich durch eine KI arbeitslos werde. Aber wenigstens hat mich der Copilot gesiezt.

Wie der Copilot zu dieser Zusammenfassung kommt, kann ich allerdings nachvollziehen. Ich habe die Präsentation mit einer leicht abgewandelten Liedzeile aus „Cotton Eye Joe“ begonnen. „Where did we come from, where did we go?“ Das Ganze habe ich noch mit einem großflächigen Rednex-Foto bebildert.

Ich denke, solange eine KI noch nicht auf die Idee kommt, Cotton-Ey-Joe-Zitate und Rednex-Bilder in Vorträge einzubauen, ist mein Job sicher. (Zumindest so lange ich Kunden habe, die das mitmachen.)

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Heute bringe ich es immerhin auf 2.600 Schritte und 131 Aktivkalorien. Jetzt muss meine Uhr nicht mehr denken, dass ich im Koma liege.

25. Januar 2025, Berlin

Heute große Demo am Brandenburger Tor. Gegen die AfD, Trump, Elon Musk, unterwürfige Tech-Bosse, den österreichischen Volkskanzler in spe, Herbert Kickl, gegen den allgemeinen Rechtsruck und Faschismus und für sozial-gerechte Investitionen in die ökologische Transformation des Landes.

Das ist vielleicht ein wenig breit gefächert und könnte ein wenig Zuspitzung vertragen, aber prinzipiell ist das alles sehr unterstützenswert. Meine Frau und ich gehen trotzdem nicht hin. Wir hatten vorher schon Karten für einen David Lynch Film im Babylon gekauft.

Ein bisschen habe ich ein schlechtes Gewissen. Hoffentlich fragen mich meine Enkelkinder später nicht: „Opa, was hast du eigentlich damals gemacht, um dich dem Faschismus entgegenzustellen.“ „Da habe ich ‚Fire, walk with me‘ geschaut, Kinder.“

Ich schätze, das ist meine Form von Eskapismus. Um mich dem Bösen und Schlechten der Welt zu entziehen, fliehe ich in die Welt von Twin Peaks. Dort ist alles so beklemmend, hoffnungslos und fürchterlich, dass die Realität ganz erträglich erscheint.

26. Januar 2025, Berlin

Neueste Meldungen zu Trump: Er „scherzt” über eine dritte und vierte Amtszeit, der Gazastreifen solle nach Ägypten und Jordanien umgesiedelt werden und er verfolgt seine Gegner unbarmherzig.

Die soziopathische Orange ist jetzt seit einer Woche wieder im Amt und ich bin so weit, dass ich für ein Medium, in dem keine Trump-Nachrichten auftauchen, Geld bezahlen würde. Vielleicht versuche ich es mal mit der Apotheken-Umschau. Die ist sogar kostenlos.

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Heute ist auch in Westerburg Demo. Ebenfalls gegen die AfD, die in der Stadthalle eine große Wahlkampfveranstaltung abhält. Mit Politiker*innen der Bundes- und Landesebene und einer FPÖ-Vertreterin, weil österreichische Faschisten in Deutschland, das hat ja früher schon mal gut funktioniert.

Die Stadthalle bewirtschaftet übrigens ein griechisches Ehepaar. Da würde mich interessieren, wie die sich fühlen, wenn sie einem Haufen rassistischer Arschgeigen, für die sie potenzielle Remigrationskandidat*innen sind, Gyros, Souvlaki und Bifteki servieren müssen. Vielleicht Hoffentlich spucken sie ihnen ins Bier.


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Eine kleine Wochenschau | KW04/2025: Trump off!

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


20. Januar 2025, Berlin

Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident. Zum zweiten Mal. Wie ein Sequel, auf das du gerne verzichtet hättest. So wie auf „Joker: Folie à Deux.“

Gleich am ersten Tag unterschreibt Trump Dutzende von Dekreten und Erlassen. Man kann ihm wahrlich nicht vorwerfen, dass er es ruhig angehen lässt. Wäre aber besser, denn zu seinen ersten Anordnungen dämmt er die Zuwanderung ein, ruft den nationalen Notstand an der Grenze zu Mexiko aus, leitet den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ein, schafft zahlreiche Diversitätsprogramme ab und begnadigt rund 1.500 Kapitol-Stürmer*innen.

Wie erbärmlich und traurig zugleich. Du erlebst den größten Triumph deines Lebens und den begehst du, indem du Massenabschiebungen anordnest, den Klimaschutz einschränkst, die Rechte queerer Menschen beschneidest und als Sahnehäubchen rechtsextreme, gewaltbereite Aufständische aus dem Gefängnis entlässt. Keine schönen Aussichten für die nächsten vier Jahre.

Titelbild mit einem Foto von einem Strichgesicht, das auf eine Wand gemalt ist und gewisse Ähnlichkeit mit Donald Trump hat. Beim linken Auge ist die Farbe nach unten gelaufen.
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Eine kleine Wochenschau | KW03/2025: Guten Appetit (Teil 2)

Teil 1


17. Januar 2025, Berlin/Frankfurt

Neuer Tag, neues URL-Angebot. Heute: Internetseepferdchen.de. Spitze.

Hier ein paar Seepferdchen-Fun-Facts:

  • Seepferdchen sind die einzigen Tiere, bei denen Männchen schwanger werden können und sich um die Brutpflege kümmern.
  • Trotzdem eignen sich Seepferdchen-Hengste nicht vollumfänglich als Vorzeige-Feministen. Balz-Rivalen schlagen sie gerne mal den Schädel ein. Mehr toxische Männlichkeit geht kaum.
  • Zur Kommunikation nutzen Seepferdchen unterschiedliche Laute. Bei der Balz spezielle Klickgeräusche, auf der Jagd lautes Geklicke und unter Stress Brummtöne. Begegnet Ihnen ein brummendes Seepferdchen, halten Sie besser Abstand. Sonst laufen sie Gefahr, aufs Maul zu bekommen. Vor allem wenn das Seepferdchen sie als Rivalen betrachtet.
  • In der Regel leben Seepferdchen monogam. Gelegenheit macht allerdings Liebe. In Aquarien war zu beobachten, wie ein Seepferdchen an einem Tag mehr als zehn Tête-à-Têtes mit Artgenossen hatte. Anscheinend war das der Hugh Heffner unter den Seepferdchen.
  • In der griechischen Mythologie zogen Seepferdchen die goldene Kutsche von Poseidon. Was die Frage aufwirft, wie klein der Meeresgott und seine Kutsche waren, dass Seepferdchen als Zugtiere ausgereicht haben.
  • Seepferdchen haben keine Zähne, sondern eine Pipettenschnauze, mit der sie aus dem Hinterhalt ihre Beute einsaugen. Durchaus erfolgreich, denn Jungtiere verputzen bis zu 4.000 Kleinstkrebse am Tag. Was ungefähr meiner Dominosteine-Quote in der Adventszeit entspricht.
  • Im 18. Jahrhundert nahmen stillende Italienerinnen eine Seepferdchen-Trunk zu sich, um die Milchqualität zu optimieren. Mich hätte das als Kind sehr belastet, wenn ich durch meine Ernährung unzählige Seepferdchen auf dem Gewissen hätte.

Alfred Brehm – genau, der mit „Brehms Tierleben“ – fand, Seepferdchen seien langweilige und geistlose Geschöpfe. Das gleiche sagen Seepferdchen vielleicht über Alfred Brehm.

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Fahrt nach Frankfurt. Mein ehemaliger Kollege J. feiert morgen Geburtstag. Seinen 50. Eigentlich wollte meine Frau mitkommen, aber weil sie sich eine fiese Ohrmuschelentzündung eingefangen hat, muss sie zuhause bleiben.

Vor fast 20 Jahren haben J. und ich in der gleichen Agentur gearbeitet und hatten einen gemeinsamen Kunden. Ein US-amerikanisches Solar-Unternehmen, für das wir die Eröffnung einer Fabrik in Frankfurt (Oder) begleiteten.

Manchmal haben wir zusammen Medientrainings gegeben. Das hat immer Spaß gemacht. Da konntest du in den Rollenspielen Geschäftsführern und CEOs unverschämte Fragen stellen und ihnen anschließend vorhalten, was sie alles falsch gemacht haben. Selbstverständlich immer konstruktiv und wertschätzend.

Ich kann mich noch erinnern, als mein Vater 50 wurde. Ich war damals 17 und schenkte ihm ein T-Shirt mit einem Jugend-Foto von ihm und der Reinhard-Mey-Liedzeile „50, was jetzt schon?“ Mein Vater hat es als Schlafshirt benutzt. Zumindest so lange, bis ich ausgezogen bin.

Hoffentlich schenken mir die Kinder im Sommer kein T-Shirt mit einem Jugendfoto von mir.

18. Januar 2025, Frankfurt

Morgens joggen am Main. Obwohl die Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts liegen, ist die Dichte an Läufern in kurzen Hosen bemerkenswert hoch. Hessen scheinen härter als Berliner zu sein. Vielleicht auch nur härter als ich.

Am Ufer tummeln sich Gänse. Erstaunlich viele und erstaunlich große. Ob ich wohl eine körperliche Auseinandersetzung mit einer Gans gewinnen würde? Bin eher skeptisch und mache einen möglichst großen Bogen um die Tiere.

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Abends Geburtstagsfeier. Die beginnt in einem japanischen Restaurant im Erdgeschoss des Hauses von J., das er vor Jahren von seinen Eltern geerbt hat.

In der Einladung war lapidar von „japanischen Leckereien“ die Rede, was sich als reichlich untertrieben herausstellt. Wir bekommen dort das beste Sushi, das ich jemals gegessen habe. Das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass der Typ einen Michelin-Stern hat. Das einzig schlechte daran: Ich werde nie wieder normales Sushi essen können, ohne wie ein abgehobenes, versnobtes Arschloch zu sagen: „Das ist aber nicht so gut wie damals bei Masa.“

Später geht die Feier unten im Keller weiter. Mit improvisierter Bar und klapprigem DJ-Pult. Strahlt alles starke 90er-Jahre-Berliner-Underground-Club aus.

Wie es sich für circa 50-Jährige gehört, die nicht mehr so oft weggehen und deswegen Party ausgezehrt sind, ist die Stimmung gleich top. Bin um 3 Uhr im Bett und hoffe, später den Wecker nicht zu überhören.

19. Januar 2025, Frankfurt/Berlin

Sitze im ICE, als mir meine Frau ein Foto von sich schickt. Ihr geht es zwar besser, aber nun ist nicht nur ihr Ohr geschwollen, sondern auch die Wange. Meine Antwort, sie sähe ein wenig so aus, als hätte sie am Watschenbaum gerüttelt, möchte ich nicht als mangelnde Empathie verstanden wissen, sondern als therapeutische Maßnahme. Lachen ist schließlich die beste Medizin.


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Eine kleine Wochenschau | KW03/2025: Guten Appetit

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


13. Januar 2025, Berlin

Werbung auf Insta für eine Foodtracking-App. Anhand von Fotos, die du von Lebensmitteln knipst, spuckt diese Informationen zu Nährwertangaben und Kalorien aus. Bebildert ist das mit einem Kinder-Bueno-Riegel und einer Banane. Unter dem Schokoriegel steht ein Daumen-runter-Emoji, unter der Banane geht der Daumen nach oben.

Auch auf die Gefahr hin, wie ein fortschrittsfeindlicher Boomer zu klingen: Für diese Einschätzung brauche ich keine App. Eine App, die mir immer, wenn ich nach einem Riegel greife, eine Ohrfeige verpasst, nähme ich dagegen sofort.

Ein rosa Pissoir an einer Wand mit schwarzen Fliesen.
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Eine kleine Wochenschau | KW02/2025: Warum liegt hier überall Schnee? (Teil 2)

Teil 1


Es schneit den ganzen Tag. Das braucht nach Weihnachten auch kein Mensch. Vor allem ich nicht. Weil ich keine geeigneten Schneebekleidung habe. Ich besitze schon seit so vielen Jahren keine Winterjacke mehr, dass ich mich gar nicht mehr erinnere, wie meine letzte aussah.

Stattdessen ziehe ich zwei Fleece-Jacken übereinander an und darüber zusätzlich eine Art Dufflecoat, der auch schon bessere Zeit gesehen hat, was aber ziemlich lange her ist. Ein Ensemble, das die Kälte nur bedingt abhält und mir obendrein ein leicht michelinmännchenhaftes Aussehen verleiht. Insbesondere wenn in der Adventszeit der Plätzchen- und Stollenkonsum ausgeufert ist.

Meine einzigen gefütterten Stiefel habe ich vor vielen Jahren bei meinen Eltern mitgenommen. Sie gehörten ursprünglich meinem Vater und sind mir etwas zu weit. Alle paar Jahre kaufe ich mir gut gefütterte Thinsulate-Handschuhe, die nach ein paar Wochen nicht mehr auffindbar sind. (Ich habe den Sohn im Verdacht, der sich gegen solche Anschuldigungen vehement verwehrt.) Zurzeit trage ich meine Laufhandschuhe und darüber Fleece-Handschuhe, von denen ich nicht weiß, wie sie in unseren Besitz gelangt sind.

Jeden Winter nehme ich mir vor, im Laufe des Jahres eine warme Jacke zu kaufen. Am besten zum Ende der Saison, wenn sie schön billig sind. Das vergesse ich dann wieder, bis plötzlich im Dezember oder Januar Schnee fällt und ich fröstelnd in meiner Fleece-Jacken-Dufflecoat-Kombi rumlaufe.

Aber dieses Jahr werde ich daran denken. Ganz bestimmt. Oder ich nehme bei meinem nächsten Besuch im Westerwald einfach eine ausrangierte Winterjacke meines Vaters mit.

10. Januar 2025, Berlin

Heute ist Ehrentag der Zimmerpflanze. Diesen Anlass möchte ich nutzen, um unserem Ficus Benjamini zu gedenken. Der ist mehr als 25 Jahre alt, wir haben ihn bei IKEA gekauft, als wir unsere erste Wohnung in Berlin bezogen.

Der Benjamini ist von schlanker Gestalt und spärlichem Wuchs. Weil er sehr sensibel ist. Wenn du ihm zu nahe kommst, wirft er Blätter ab. Wenn du ihn von der Seite anschaust, wirft er Blätter ab. Wenn du an ihn denkst, wirft er Blätter ab. Und wenn du nichts davon tust, wirft er ebenfalls Blätter ab.

Auf Kreta habe ich mal in einem Garten einen Benjamini gesehen mit einem dicken Stamm wie bei einem hundert Jahre alten Baum und einer dicht bewachsenen Krone, durch die kein Sonnenstrahl drang. Ich war erstaunt, dass Benjaminis so aussehen können und hatte Zweifel, dass dieser Riese und das kümmerliche Exemplar in unserem Wohnzimmer tatsächlich miteinander verwandt sind. (Während ich dies schreibe, wirft unser Benjamini wahrscheinlich gerade empört ein paar Blätter ab.)

Aber unser Benjamini hält es seit mehr als einem Vierteljahrhundert bei uns aus. Das hat bisher keine Zimmerpflanze geschafft und zeugt von Resilienz, Ausdauer und Überlebenswillen.

In diesem Sinne: Alles Gute zum Ehrentag der Zimmerpflanze, lieber Benjamini.

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Der Sohn muss ein Paket in einem Kiosk in der Ottostraße abholen. Dort war er noch nie, nach einer Viertelstunde kommt er sichtlich irritiert zurück. In den Spätis, die er kenne, arbeiteten ausnahmslos Araber oder Türken im Späti, erklärt er. „Dann geh ich dort rein, steht da plötzlich ein alter weißer Mann hinter der Theke.“ Der Sohn schüttelt ungläubig den Kopf.

Die Öffnungszeiten seien auch komisch, fährt er fort. Montag bis Freitag von sechs bis 18 Uhr, samstags bis 16 Uhr und sonntags geschlossen. Der Sohn versteht die Welt nicht mehr. Wenn das alle machten, wo könne man dann am Samstagabend um 23 Uhr Energy-Drinks kaufen?

11. Januar 2025, Berlin

In meinem First-World-Problems-Universum ist heute der erste Tiefpunkt des immer noch recht jungen Jahres. Wir räumen Weihnachten zurück auf den Schrank.

Als erstes schmücken wir den Baum ab und stellen ihn runter an die Straße, anschließend verstauen wir die Weihnachtsdeko und den Adventskranz aus dem Flur in die Kisten und stellen sie oben auf unseren Schlafzimmerschrank.

Nun ist es die nächsten acht Wochen dunkel, feucht und kalt. Also, genauso wie im Dezember, aber ohne Vorfreude auf das Weihnachtsfest, ohne besinnliche Stunden mit der Familie und ohne Stollen, Makronen und Dominosteine.

Das einzige, was bleibt, sind Tannennadeln, die du noch Monate in irgendwelchen Ecken und Ritzen findest, sowie die überflüssigen Weihnachtspfunde – Stichwort Stollen, Makronen und Dominosteine –, die dich ebenfalls noch die nächsten Monate begleiten. Schönen Dank auch.

12. Januar 2025, Berlin

Schaue morgens in der Frühe aus dem Schlafzimmer. Die Nacht hat sich noch nicht verzogen und die Straße ist in Dunkelheit gehüllt. Gegenüber geht der Prediger vorbei, über seinen Kopf hält er eine längliche Stablampe, die ihm den Weg erhellt. Ein merkwürdiges Bild.

Möglicherweise ist der Prediger ja unser Licht und unsere Hoffnung in diesen düsteren Zeiten. Wenn er nicht gerade vor dem Kloster steht und die katholische Kirche aufs Übelste beschimpft. (Vielleicht aber auch genau dann.)


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Eine kleine Wochenschau | KW02/2025: Warum liegt hier überall Schnee?

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


06. Januar 2025, Berlin

Gestern Abend hatte es geschneit, die Gehwege und Bäume waren weiß gezuckert, unsere Straße präsentierte sich fast schon als idyllisches Winterwonderland. (Lediglich leichte Abzüge in der B-Note für das Dixieklo, das vor dem Nachbarhaus steht.)

Nachts dann Regen, für heute sind zweistellige Temperaturen angesagt, an den gestrigen Schnee erinnern nur noch ein paar schmutzige Matschreste am Straßenrand. Von Idylle keine Spur mehr. Wie es sich für den ersten Montag des Jahres gehört.

Ein kleiner Schneemann, der auf braunem Untergrund mit ein paar letzten Schneeresten steht
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Eine kleine Wochenschau | KW01/2025: Alles neu? (Teil 2)

Teil 1


02. Januar 2025, Berlin

Ziehe mit dem Sohn los, um Laufschuhe zu kaufen. Zu Weihnachten hat er mir einen Start beim Frankfurt Marathon geschenkt. Und für sich. Das heißt, das Geschenk ist das gemeinsame Projekt und die Zeit, die wir zusammen für die Vorbereitung aufbringen müssen. Und die ist bitter nötig, denn die längste Strecke, die der Sohn je gelaufen ist, sind zehn Kilometer und das ist schätzungsweise acht bis neun Jahre her.

In dem Sportgeschäft muss der Sohn zunächst aufs Laufband. Damit der Verkäufer sich einen Eindruck von seiner Laufbewegung sowie etwaigen Fehlstellungen und -belastungen verschaffen kann. Das Laufband ist irrtümlich auf 22km/h eingestellt und der Sohn muss im Marathon-Weltrekord-Tempo rennen, um nicht von dem Band befördert zu werden.

Der Verkäufer ist peinlich berührt, ob der falschen Einstellung der Maschine, und gleichzeitig schwer beeindruckt, dass der Sohn die Geschwindigkeit geschafft hat. Nun wissen wir, dass der Sohn fit genug ist, 30 Sekunden mit Eliud Kipchoge mitzuhalten. Nun haben wir noch knapp elf Monate Zeit, damit seine Kondition für 42 Kilometer reicht.

03. Januar 2025, Berlin

Seit Dezember ist „Wenn ich groß bin, werde ich Gott“ im Buchhandel erhältlich. Deswegen muss ich zwei Exemplare an die Deutsche Nationalbibliothek und eins an die Zentral- und Landesbibliothek schicken. Das schreibt das Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek (DNBG) und die Pflichtablieferungsverordnung (PflAV) sowie das Pflichtexemplargesetz (PflExG) vor.

Zuwiderhandlungen können mit bis zu 10.000 Euro bestraft werden. Da musst du schon eine Menge Bücher verkaufen, um das zu bezahlen.

Ich finde die Vorstellung ein wenig bizarr, dass die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt und Leipzig Millionen von Büchern aufbewahrt. Noch bizarrer ist die Vorstellung, dass dort mein Büchlein neben Werken wie „Der Zauberberg“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ oder „Der geteilte Himmel“ steht. Müssten Thomas Mann, Heinrich Böll und Christa Wolf das noch erleben, würden sie sich wahrscheinlich erschießen. Damit sie sich dann im Grabe umdrehen könnten.

04. Januar 2025, Berlin

Sitze in der Küche und fummle mir mit einem Wattestäbchen im Mund an der Wange rum. Das Wattestäbchen ist Teil eines DNA-Kits, das meine Frau dem Sohn und mir zu Weihnachten geschenkt hat und mit dem du eine Gen-Analyse durchführen lassen kannst, woher deine Vorfahren stammen.

Ich bin ein wenig skeptisch. DNA-Test, Gen-Analyse und ethnische Abstammung hat einen leicht unangenehmen Beigeschmack von Rassenlehre. Außerdem hast du keine Ahnung, was der Anbieter mit deinen DNA-Informationen alles macht. (Dazu hätte ich beim Registrieren das Kleingedruckte lesen müssen.)

Anderseits finde ich es interessant, mehr über meine Herkunft zu erfahren. Meine Frau und die Tochter haben den Test bereits vor ein paar Jahren gemacht. Dabei kam unter anderem raus, dass die Tochter einen mehr als 16-prozentigen skandinavischen Teil in sich trägt, den meine Frau nicht hat.

Folglich muss er aus meiner Familie kommen und ich kann darauf hoffen, dass meine Urahnen Wikinger waren. Das wäre ein interessantes Small-Talk-Thema. Außerdem könnte ich in Unterhaltungen regelmäßig einflechten: „Wie wir Wikinger zu sagen pflegen.“ Allein dafür lohnt sich der Test.

05. Januar 2025, Berlin

Das neue Jahr ist fast schon eine Woche alt. Aber immer noch jung genug, um sich etwas vorzunehmen. Gute Vorsätze fassen, Ziel formulieren, einen Plan schmieden. Einen guten Plan. Vielleicht auch einen nicht so guten. Hauptsache irgendeinen. Damit ich nicht planlos durch 2025 irre.

Ich mag gute Vorsätze und Jahrespläne. Dann sehe ich mein zukünftiges Ich vor mir und das gefällt mir so viel besser als mein gegenwärtiges. Der Ende-2025-Christian ernährt sich ausgewogen und dehnt sich regelmäßig, ist zielstrebig und prokrastiniert weniger, meldet sich bei alten Freunden und vergisst keine Geburtstage, ist nicht so lethargisch und unternimmt Sachen, informiert und engagiert sich. Ein toller Typ.

Ein Jahresplan ist quasi die halbe Miete. Wie früher an der Uni, wenn du Texte kopiert hast. Da hattest du das gute Gefühl, dass du schon etwas getan hast. Bis du nicht mehr verdrängen konntest, dass du noch gar nichts gelernt hast, sondern dafür die Artikel sorgfältig lesen und verstehen musst. Das war richtig mühselig.

Genauso ist das mit Jahresplänen. Da ist die Umsetzung auch total anstrengend. Um mein neues und vor allem besseres Ich zu werden, muss ich mich ausgewogener ernähren und regelmäßig dehnen, mich bei alten Freunden melden und keine Geburtstage vergessen, zielstrebig sein und weniger prokrastinieren, nicht so lethargisch sein und Sachen unternehmen, mich informieren und engagieren. Puh.

Vielleicht sollte ich mir für 2025 lieber vornehmen, nachsichtiger und zufriedener mit meinem Gegenwarts-Ich zu sein. (Und mich etwas ausgewogener ernähren.)


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30. Dezember 2024, Berlin

Jahresendeinkauf bei Penny. Die Situation im Eingangsbereich ist unübersichtlich. Die einen warten auf Einkaufswägen, die anderen stehen am Pfandautomaten an.

Ein abgerissener Typ spricht mich an. Ob ich auch Pfand zurückgeben wolle. Ich verneine, ich bräuchte einen Wagen.

Dann fragt er unvermittelt, ob ich ABBA kenne. „Die Band?“, frage ich zurück. Er nickt. „Ja“, erwidere ich zögerlich. „Die Lieder habe ich gesungen“, sagt er. „In einer Cover-Band?“, frage ich. Er schüttelt den Kopf. „Die Lieder sind von mir.“ Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Vor allem weil er danach sagt: „Die von den Beatles auch. Und von Tupac.“

Aufkleber auf einem Laternenpfahl, auf dem steht: Something about nix.
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