Eine kleine Wochenschau | KW23-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


03. Juni 2024, Berlin

Kundentermin. Zunächst gemeinsames Mittagessen, anschließend Strategie-Workshop. Eine jüngere Kollegin, nicht älter als Mitte 20, fragt in der Kaffeepause, ob sie Kekse und Kuchen besorgen solle.

Die Ü45-Männer im Raum werden blass. Da wir nicht mehr über den Stoffwechsel von Teenagern verfügen, müssen wir, um ein Stückchen Gebäck kalorisch zu verarbeiten, mindestens achteinhalb Stunden Ausdauersport treiben. Nur dann können wir hoffen, nicht mehr als anderthalb Kilo zuzunehmen. Aus Rücksicht auf uns wird auf Süßes verzichtet.

Titelbild mit einem Toastbrot auf dem mit Nutella zwei Augen und ein Strichmund gemalt wurden
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Eine kleine Wochenschau | KW23-2024 (Teil 2)

Teil 1


07. Juni 2024, Berlin

Heute ist Tag des Videorekorders. Das scheint mir etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Warum nicht gleich Tag der Höhlenmalerei?

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10.30 Uhr, Interview mit einer Journalistin der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“. Anlässlich des Vatertags, der in Austria am Sonntag begangen wird. Die Dame hatte mich ursprünglich angeschrieben, weil sie einen Gesprächspartner zum Thema junge Väter suchte. Zu ihrer – und meiner Enttäuschung – musste ich ihr erklären, dass ich kein junger Vater bin, nicht einmal bei der Geburt meiner Kinder einer war und es nie sein werde. (Junger Großvater könnte noch klappen, aber das muss nicht sein.)

Stattdessen wollte sie dann mit mir als Experten für das erste Jahr mit Kind sprechen. Ich würde mich selbst nicht unbedingt als Fachmann auf diesem Gebiet bezeichnen. Gut, ich habe das zweimal mitgemacht, aber das liegt schon 17 und 20 Jahre zurück. Die Bücher, die ich dazu geschrieben habe, würde ich auch nicht als Fachliteratur einordnen. Eher als Comedy. Aber das reicht anscheinend als Nachweis meiner Expertise. (Sorry an alle studierten und promovierten Erziehungswissenschaftler*innen.)

Aufgrund des österreichischen Dialekts der Interviewerin verstehe ich bei ihren Fragen ungefähr so viel wie bei Unterhaltungen mit C.: Ungefähr 70 bis 80 Prozent. Beim Rest nicke und lächle ich.

Insgesamt verläuft das Gespräch sehr angenehm. Lediglich bei ein paar ganz wenigen Sätzen denke ich, während ich sie ausspreche: „Alter, was redest du da eigentlich für einen Unsinn?“ Wahrscheinlich nickt und lächelt die Journalistin währenddessen.

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In fünf Tagen hat der Sohn mündliche Prüfung. In Geschichte. Dann ist er mit dem Abi durch. Als ich in sein Zimmer komme, prügelt er sich gerade an der Playstation in einem Käfigkampf mit einem hünenhaften Gegner. Durch ein paar gezielte Fausthiebe ins Gesicht, begleitet von einigen Kniestößen in die Seite, streckt er ihn zu Boden.

So ganz im Lernmodus scheint er mir nach seiner Präsentationsprüfung letzte Woche noch nicht wieder angekommen zu sein. Zumindest erschließt sich mir der Zusammenhang zwischen einem MMA-Kampf und seinem Prüfungsthema „Demokratie im antiken Griechenland“ nicht vollumfänglich.

Aber es ist ja sein Abi. Dafür kann er lernen, wie er es für richtig hält. Da musst du als Vater loslassen. Oder es zumindest versuchen. Außerdem, wer bin, Mr. Spielt-statt-Mathe-zu-lernen-so-lange-Tetris-bis-Spielsteine-vor-seinen-geschlossenen-Augen-hinabrieseln, dass ich seine Prüfungsvorbereitung kritisiere?

08. Juni 2024, Berlin

Heute ist Was-willst-du-trinken-Tag. Das haben sich Bots schon vor über 40 Jahren so ähnlich gefragt.

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Der Bruder meiner Frau und J., sein dreizehnjähriger Sohn, sind zu Besuch. Heute Abend gehen sie zur Zitadelle Spandau auf ein Festival. Die US-amerikanische Punkrock-Band NOFX sind Headliner. Meine Frage, ob das sein erstes Konzert sei, verneint J. Er war schon mal bei „Deine Freunde“.

09. Juni 2024, Berlin

Wahlsonntag. Unser Wahllokal befindet sich in einer Kita. Vor ein paar Jahren haben wir noch in einem Gymnasium unsere Stimme abgegeben, zuletzt in einer Grundschule. Wenn das so weiter geht, wählen wir demnächst auf einer Neugeborenen-Station.

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Meine LinkedIn-Jobvorschläge für diesee Woche:

  • Warenverräumung bei Rewe, Lidl und Penny
  • Flexible Aushilfe bei Tommy Hilfiger und Nike
  • Gastronomie-Mitarbeiter bei IKEA
  • Entrepreneur in Residence bei soonami.io (Ich weiß weder, was ein „Entrepreneur in Residence“ ist, noch was soonami.io macht.)
  • CEO im Ehrenamt bei der Bundesverbraucherhilfe e. V. (Dann doch lieber Warenverräumung oder flexible Aushilfe.)

Außerdem empfiehlt mir LinkedIn Robert Habeck als Kontakt. Keine schlechte Idee. Ich sollte ihm mal schreiben. Vielleicht bekommt er auch diese Jobvorschläge. Dann könnten wir gemeinsam bei Lidl Regale einräumen. Oder bei IKEA Köttbullar braten. Aber als Minister in Residence ist Robi wahrscheinlich schon ausgelastet.


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Eine kleine Wochenschau | KW22-2024 (Teil 2)

Teil 1


Der Sohn und sein Freund liegen in den letzten Zügen der Vorbereitung ihrer morgigen Abi-Präsentationsprüfung. Das Thema: „Ritalin-Fluch oder Segen?“ Ob das ADHS-Medikament beim Lernen helfen kann, und was die biologischen, aber auch ethischen Probleme sind.

Die beiden hatten der Lehrerin vorgeschlagen, im Selbstversuch Ritalin zu nehmen, um aus erster Hand über die Wirkungen berichten zu können. Die meinte, das sei eine originelle Idee, für einen Abi-Vortrag aber nicht ganz angemessen. Was die freundliche Umschreibung ist für „Ihr habt wohl nicht alle Latten am Zaun.“.

Ich gehe mit den beiden ihre PowerPoint-Präsentation durch. Wir optimieren das Layout ein wenig, justieren Grafiken und feilen an Formulierungen. Zum Schluss hören wir im Internet nach, wie „Cochrane Developmental, Psychosocial & Learning Problems Group” korrekt ausgesprochen wird. Ein fürchterlicher Zungenbrecher in einem Vortrag. Genauso wie die Worte Phenylethylamine, Monoaminoxidasen, vesikulärer Monoamintransporter und Methylphenidat. Ich bin sehr froh, dass ich die Präsentation nicht halten muss.

Anschließend machen sich die Jungs erstmal einen Latte Macchiato – getreu dem Motto „First things first“ – dann schreiben sie ihre Vortragskarten, recherchieren noch ein paar Sachen nach, essen zwischendurch eine Kleinigkeit, arbeiten weiter an den Karten und sind um 23 Uhr schließlich so weit, einen Probedurchlauf vor meiner Frau und mir durchzuführen. Der läuft schon recht gut, mit leichten Abstrichen beim Fazit, das sie noch ein wenig freestylen, weil sie es sich gerade erst ausgedacht haben.

Danach nehmen die beiden kleinere Verbesserungen an den Folien vor, trinken ein paar weitere Latte, passen ihre Vortragsnotizen an, tragen sich ihre Teile noch ein paar Mal gegenseitig vor, bis sie schließlich gegen 2 Uhr ins Bett gehen. Wie so richtige Studenten vor einem Referat.

31. Mai 2024, Berlin

Tag der Präsentationsprüfungsentscheidung. Der Sohn und der Freund sind nun doch ein wenig aufgeregt. Vor allem als ihnen einfällt, dass sie noch keine Quellenübersicht vorbereitet haben. Hektisch kopieren sie Internetlinks zusammen und verteilen diese auf zwei Folien. Ich bin beeindruckt vom Umfang der von ihnen bearbeiteten Literatur. Allerdings nur so lange, bis die beiden freimütig erzählen, sie hätten sich das gar nicht alles angeschaut, aber das sähe gut aus, wenn da so viel stünde.

Ob das gut geht? Eigentlich sollte ihr Freund J. ihnen eine Warnung sein. Der hatte in seinem Quellenverzeichnis einen 300-Seiten-Schmöker aufgeführt, den er nur zur Hälfte kursorisch gelesen hatte. Im Gegensatz zu seinem Lehrer, der sich das Buch aus Interesse zulegte, durcharbeitete und J. im Prüfungsgespräch mit einigen spezifischen Detailfragen überraschte.

Der Sohn und der Freund bleiben von so etwas verschont. Sie tragen flüssig vor, gehen souverän mit kleinen Verhasplern um und das Fazit funktionierte auch einwandfrei. Sie argumentieren, dass die Frage, ob Ritalin Fluch oder Segen am eigentlichen Problem vorbeigehe, denn viel wichtiger wäre, sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zu beschäftigen, die dazu führen, dass junge Menschen sich überhaupt gehirndopen wollen. Wie so richtige Wissenschaftler. Wenn du etwas nicht beantworten kannst, stellst du einfach eine neue Frage.

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Abends kommen ein paar Freunde des Sohns zu uns. Um ihre Prüfungen zu feiern und für eine spätere Party vorzuglühen. Wir haben Chili con carne gekocht und die Jungs dürfen Gin Tonic trinken. Von dem guten, was sie leicht überfordert.

N., einer der Freunde, erzählt von einer unangenehmen Begegnung mit seinem Deutschlehrer. Der hatte sich eine neue Brille zugelegt, durch die er nun große Ähnlichkeiten mit dem Serienmörder Jeffrey Dahmer aufweist. Was nicht weiter problematisch wäre, hätte er nicht gefragt, was N. von der Brille halte. Der redete sich ausweichen mit einem „Das ist mal etwas anderes.“ heraus. An Stelle des Lehrers hätte ich nach so einer Antwort die Brille unverzüglich weggeworfen.

01. Juni 2024, Berlin

Heute sind sowohl Internationaler Kindertag als auch Weltelterntag. Was die Frage, aufwirft, wer besoffen mit dem Bollerwagen durch die Lande ziehen darf.

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Komme in die Küche, als C. gerade einen leeren Milchkarton kleinstmöglich zusammenfaltet und in den Eimer mit dem Plastikmüll wirft. Wieder verspüre ich ein eigenartiges Gefühl der Befriedigung. Weil der Freund meiner Tochter Müll platzsparend entsorgt? Warum ist mir das wichtig? Wohnt in mir nicht nur ein 50-er-Jahre-Patriarch, sondern auch eine schwäbische Hausfrau?

02. Juni 2024, Berlin

Erneuter Polizeieinsatz vor unserem Haus. Über Lautsprecher fordert ein Streifenwagen einen Rollerfahrer knackend und krächzend auf, anzuhalten. Irgendetwas stimmt mit dem Nummernschild nicht. Die Angelegenheit wird diesmal ohne gezückte Waffen und Handschellen geklärt und der Mann darf weiterfahren. Somit ist meine Serienidee „Law and Order Moabit“ hinfällig. Schade

Eine kleine Wochenschau | KW22-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


27. Mai 2024, Berlin

Interessante Mail im Spam-Ordner: ein Liebeszauber-Angebot. Mit diesem kannst du eine Person, die du heimlich begehrst, besessen von dir machen.

Das Vorgehen ist denkbar einfach: Termin ausmachen, Informationen zu der begehrten Person bereitstellen (Name, Geburtsdatum, Foto (auch verpixelt möglich), was alles datenschutzrechtlich etwas bedenklich ist), dann wird der Liebeszauber ausgesprochen und zum Schluss gibt es eine Bestätigungsmail. Letzteres klingt mehr nach deutscher Bürokratie als nach magischer Amore, ist aber von größter Wichtigkeit. Die Nachricht enthält eine Nummer, die du benötigst, falls du den Liebes-Zauber wieder aufheben lassen willst, weil dir die vormals angebetete und nun liebesverzauberte Person inzwischen so richtig auf den Zeiger geht.

Ach ja, bezahlen musst du das Ganze natürlich auch. Das ist zurzeit aber ein richtiger Schnapper. Mit dem exklusiven Sama-Drishti-Discount, bezahlst du statt 230 Euro nur 30 Euro. Eine Ersparnis von 87 Prozent. Wer da nicht zuschlägt, ist selbst schuld.

Oder man gesteht dem auserwählten Menschen einfach so seine Zuneigung, ohne auf irgendwelchen Hokuspokus zurückzugreifen. Das ist noch billiger.

Titelbild mit Spruch in orangener Farbe auf einer Hauswand: Frauen bildet Banden!
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Eine kleine Wochenschau | KW21-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


20. Mai 2024, Berlin

Pfingstmontag. Einer dieser Feiertage, bei denen du nicht so richtig weißt, warum sie existieren. Was dir aber egal ist. Einem geschenkten Feiertag-Gaul, schaut niemand ins Frei-Maul.

An Pfingsten wird daran gedacht, dass der Heilige Geist über die Jünger kam. Die waren, nachdem Jesus gen Himmel gezogen war, vollkommen verängstigt und orientierungslos. Dann erschien der Heilige Geist, wer auch immer das ist, und alles war tutti. Auch mit diesen Informationen bleiben sehr viele Fragen rund um Pfingsten offen. Aber, wie gesagt, das ist unerheblich, sofern du an dem Tag nicht arbeiten musst. (Stichworte: geschenkt, Feiertag-Gaul, Frei-Maul)

Heute ist außerdem Sei-ein-Millionär-Tag. Ein Gedenktag, der im Gegensatz zu Pfingsten sehr einfach zu verstehen ist. Die Umsetzung ist dennoch herausfordernd. Sagt zumindest unser Bankkonto.

Titelbild mit einem Holzschild, auf dem in roter Farbe steht: Hier ist kein Hundeklo
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Eine kleine Wochenschau | KW21-2024 (Teil 2)

Teil 1


24. Mai 2024, Berlin

Da die Tochter und C. mein Büro belegen, arbeite ich nun im Wohnzimmer. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der Stuhl ist nicht ganz so bequem, der Drucker ist nicht direkt verfügbar und meine Unterlagen sind nicht immer sofort griffbereit.

Dafür hat der neue Arbeitsplatz zwei entscheidende Vorteile: Erstens bin ich näher an der Küche und der Kaffeemaschine – was jedoch das Erreichen meines täglichen 10.000-Schritte-Ziel erschwert – und zweitens sitze ich direkt neben dem Balkon. So kann ich einfacher meinen Fensterrentnergewohnheiten frönen und regelmäßig raustreten, um zu schauen, was in der Straße so passiert.

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Neue Jobvorschläge von LinkedIn:

  • Studentische Aushilfe bei Rossmann
  • Nebenjob im Flix-Shop
  • Warenverräumung bei REWE
  • Kita-Leitung bei der Montessori-Stiftung
  • Marketing Director bei Netflix

25. Mai 2024, Berlin

18 Uhr. Hupkonzert vor unserem Haus. Ein arabischer Hochzeitskorso fährt vorbei. Mindestens zehn Ferraris, einige Porsches, dutzende BMW-SUV und mehrere Audis der größeren Sorte. Ich bin kein Autofachmann, schätze aber, dass der Gesamtwert dieser Nobelkarossen-Parade bei vier bis fünf Millionen Euro liegt. Lediglich der Renault am Ende der Blech-Karawane fällt finanziell und damit statusmäßig ein wenig aus dem Rahmen.

Während meine Frau und ich uns das Schauspiel beobachten, fragen wir uns beide: „Welcher Clan hat da wohl geheiratet?“ Ein Gedanke, der zwar leichte bis mittelstarke BILD-Vibes verströmt, aber wahrscheinlich dennoch nicht ganz realitätsfern ist.

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Die Tochter und C. gehen in den Zoo. Die allgemeine Inflation ist an den Eintrittspreisen nicht spurlos vorübergegangen. Die liegen mit Studierendenermäßigung bei 16 Euro und regulär bei happigen 25 Euro. Dafür dürfen sie sich nicht einmal ein Tier mitnehmen. Zum Beispiel ein Äffchen oder ein Baby-Nilpferd. Stattdessen kaufen sie eine kleine Stoffgiraffe. Die ist wenigstens im Unterhalt nicht so teuer.

26. Mai 2024, Berlin

Morgens beim 75-Jahre-Grundgesetz-Fest rund ums Bundeskanzleramt vorbeigejoggt. Jedes Ministerium hat dort einen eigenen Stand, um sich zu präsentieren. Wobei die Stände eher kleine Hütten in Birkenholzanmutung sind. Bestimmt alles nachhaltig, zertifiziert und ökologisch abbaubar. Sieht trotzdem aus wie eine Ausstellung im Baumarkt für Saunen im Selbstbau-Set.

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In zwei Wochen ist Europawahl. Zeit, sich die bereits getroffene Wahlentscheidung vom Wahl-O-Mat bestätigen zu lassen.

  • Auf den vorderen Plätzen landen bei mir mit jeweils rund 85 Prozent Volt, Bündnis 90/Die Grünen, die Klimaliste und die V-Partei³. Letztere ist die Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer. Ob sie wohl auch die Interessen von Veganern vertritt, die sich hin zum Fleischkonsum verändern wollen?
  • Im unteren Mittelfeld liegen CDU/CSU und das Bündnis Sarah Wagenknecht. Beide knapp hinter der Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung. Die würde ich als natürlichen Feind der Konservativen einstufen, weil sie ihnen die Stammwählerschaft wegverjüngt.
  • Am Schluss sind alle rechten, erzkonservativen und europafeindlichen Parteien versammelt, mit der AfD an letzter Stelle. Schön, dass mein Antwortverhalten politisch korrekt war.

Zu relativ vielen der Wahl-O-Mat-Fragen hatte ich allerdings gar keine Meinung. Zum Beispiel, ob der Wolf gejagt werden soll oder nicht. Meine Frau meint, ihr wäre das im Prinzip egal. Soll der Wolf doch machen, was er will. Außer sie begegnet einem. Dann hätte sie schon gerne, dass jemand kommt und ihn erschießt.


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Eine kleine Wochenschau | KW20-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


13. Mai 2024, Berlin

Heute Theaterbesuch. Im Berliner Ensemble. „Die Dreigroschenoper“. Die zählt zu meinen – vielen – Bildungslücken. Ich habe sie noch nie gesehen und auch versäumt vorab eine Zusammenfassung zu lesen, um zu wissen, um was es geht. Lediglich der Name Mackie Messer ist mir geläufig.

Von Brecht habe ich bisher „Der gute Mensch von Sezuan“ und „Der kaukasische Kreidekreis“ angeschaut. Das hilft mir aber bei dem Dreigroschenoper-Inhalt nicht weiter. Brecht ist ja nicht wie Dan Brown, wo du nur ein Buch lesen musst, um alle zu kennen. (Rätsel, katholische Kirche, Verschwörung)

Die Aufführung im Berliner Ensemble hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei mir. Auf dem gesamten Heimweg habe ich das Lied von Mackie Messer im Kopf. Auch noch nachts, als ich aufwache und aufs Klo muss.

Titelbild mit einem Foto einer Pusteblume auf einer grünen Wiese
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Eine kleine Wochenschau | KW18/19-2024

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29. April 2024, Berlin

Wache vollkommen gerädert auf. Fühle mich wie erschlagen. Als hätte ich die ganze Nacht kein Auge zugetan. Dabei war es nur eine Stunde Schlaf weniger als gewöhnlich. Weil wir gestern Abend unbedingt „Ripley“ zu Ende schauen mussten. Das rächt sich heute früh.

Um es positiv zu sehen: Ich bin noch nichts so alt, dass ich mit wenig Schlaf auskomme. Im Gegenteil: Ich bin so jung, dass ich das Schlafbedürfnis eines Teenagers habe. Meine Frau ist von meiner Argumentation nicht überzeugt.

Titelbild mit einem Foto mit Blick auf den Strand, das Meer ist in der Ferne, der Himmel blau mit ein paar Schleierwolken
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Eine kleine Wochenschau | KW18/19-2024 (Teil 2)

Teil 1


05. Mai 2024, Cuxhaven/Berlin

Marathontag. Die Strecke: Ein 10,5-KM-Rundkurs, der viermal für den Marathon absolviert werden muss. Das ursprüngliche Ziel: unter dreieinhalb Stunden ankommen. Ein Leistenbruch sowie eine Woche Erkältung verhinderten aber eine bestzeitwürdige Vorbereitung. Neues Ziel: Entspannt laufen und nach Möglichkeit in unter vier Stunden ankommen.

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10.30 Uhr, Startschuss. Fange sehr langsam an, damit das mit dem entspannt Laufen funktioniert. Bei Kilometer 1 liegt ein Läufer am Streckenrand. Sieht nach epileptischem Anfall aus. Ein Sanitäter kümmert sich. Mache noch langsamer, damit das mit dem Ankommen funktioniert.

Kilometer 2. Eine Senioren-Linedance-Gruppe sorgt für Stimmung. Oder versucht es. Nieselregen setzt ein.

Nach dreieinhalb Kilometern kurzer, steiler Anstieg auf den Deich. Dann zwei Kilometer immer geradeaus. Dafür am Meer entlang.

Nieselregen wird zum Dauerregen. Zurück unten am Deich entlang, durch die Innenstadt, Senioren-Linedancer, Start-Zielbereich. Erste Runde geschafft. 59:20. Unter vier Stunden sollte klappen.

Zweite Runde, erhöhe das Tempo. Meine Frau kommt mir auf der anderen Seite des Kurses entgegen. Etwas rotgesichtig, mit strubbeligem Haar, aber beseelt winkend.

Der Regen wird stärker. Innenstadt, Linedancing, Deich hoch, Meer, Dixieklo-Zwischenstopp, mehr Meer, mehr Regen, unterhalb des Deichs zurück, Innenstadt, Linedancer, Start-Zielbereich. Runde 2 in 57:50. Vielleicht schaffe ich sogar 3 Stunden 50.

Lege eine Schippe drauf, der Regen auch. Meine Frau versorgt mich hinter dem Startbereich mit Trinkflasche und Energy-Gels. Die Strecke leert sich langsam, weil nur noch die Dreiviertel- und Marathonläufer unterwegs sind.

Innenstadt, Linedancer (unter Vordach), Deich hoch, Meer, Pfütze, die so tief ist, dass ich durchschwimmen könnte, Regen so stark, dass ich kaum noch durch die Brille sehen kann, unterhalb des Deichs zurück, Innenstadt, Linedancer (immer noch unter Vordach), Start-Zielbereich. Runde 3 in 55:25. Vielleicht sind sogar 3 Stunden 45 drin.

Fühle mich fit, erhöhe das Tempo weiter. Neue Flasche und Gels von meiner Frau. Nur noch knapp 100 Läufer*innen auf der Strecke. Innenstadt, Linedancer (packen gerade ein).

Letztes Mal den Deich hoch, Meer, Meer, Meer, überhole ein paar Läufer, niemand mehr zu sehen, Meer, Meer, Meer, Regen hört auf, wieder Pfütze, Meer, Meer, Meer, unterhalb des Deichs zurück, in der Ferne ein paar Läufer*innen, mehr Tempo, Deich, Deich, Deich, überholen, überholen, überholen, überholen, Innenstadt, Innenstand, Innenstadt, die letzte Linedancerin klatscht am Streckenrand, noch anderthalb Kilometer, geradeaus, geradeaus, geradeaus.

Zielbanner in Sicht, vor mir eine Frau, die ich noch überholen will. Nicht weil es eine Frau ist und ich das für mein männliches Ego brauche, sondern weil ich es kann. Dann Zielgerade, Zielgerade, Zielgerade. 3:45:20. (Das nächste Mal nicht aufs Klo gehen, sondern in die Hose machen, dann klappt es auch mit den 3:45.)

06. Mai 2024, Berlin

Meine Frau fährt zwei Tage auf Dienstreise. Nach Schleife, in Sachsen. Auch im Osten gibt es Ortsnamen, die wie erfunden klingen.

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Sitze in einer Videokonferenz, als ich eine WhatsApp Nachricht des Sohns bekomme. „Das Klo ist verstopft. Was soll ich machen?“

Während ich über Strategien, Zielgruppen und Taktiken diskutiere, denke ich darüber nach, wie ich gleich den Toilettenabfluss von Kacke und Klopapier befreien muss. Home-Office-Multitasking eben.

07. Mai 2024, Berlin

Meine Frau kommt aus Schleife zurück. Sie klagt über Muskelkater im Bauch und in den Oberschenkeln. Das käme von den vier Stunden Tischtennis-Rundlauf, die sie gestern Abend gespielt hätten. Schön, dass die Dienstreise produktiv war.

08. Mai 2024, Berlin

Optiker-Termin. Mein Gestell ist kürzlich am Steg zerbrochen und konnte nur noch notdürftig repariert werden. Daher benötige ich eine neue Brille.

Zunächst Überprüfung meiner Augen. Um die Stärke der Gläser zu ermitteln. Beziehungsweise die Schwäche meiner Sehkraft.

Als erstes glotze ich in ein spaciges Augenmessgerät. Das verschwommene Bild eines rot-gelb gestreiften Heißluftballons erscheint. Die Optikerin fordert mich auf, das Bild durch Akkommodation scharf zu stellen. Ich habe keine Ahnung, was das heißt, und strenge einfach mein Auge an, bis der Ballon hochaufgelöst ist. Interessant, was man alles kann, ohne zu wissen, wie es geht. Zum Beispiel Pipi machen. Keine Ahnung, wie das funktioniert, aber es klappt.

Danach muss ich an der Wand Buchstabenreihen vorlesen. Die Frau probiert dabei verschiedene Linsenstärken aus. Nach fünf Minuten sehe ich alles nur noch verschwommen. (Inklusive die Optikerin.) Hoffentlich kein schlechtes Zeichen für meine neuen Gläser.

Anschließend suche ich ein neues Gestell aus. Am liebsten würde ich mein aktuelles Modell wieder nehmen. Das ist aber dreizehn Jahre alt und wird nicht mehr produziert.

Das Anprobieren der neuen Brillen ist herausfordernd. Also, nicht der Vorgang des Aufsetzens, aber ohne meine Sehstärken-Gläser erkenne ich im Spiegel nichts. Die Brillen könnten dreieckig sein und ich würde es nicht merken.

Die Optikerin fotografiert mich mit drei Modellen. Ich schicke die Bilder meiner Frau. Sie fragt, ob das dreimal die gleiche Brille ist.

Ich entscheide mich schließlich für Modell 2. Sollte mir die Optikerin nächste Woche allerdings Modell 1 verkaufen, würde ich es auch nicht merken.

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Die Tochter ruft mit freudigen Nachrichten an. Nicht zu ihrem Studium, sondern sie war gestern Abend das erste Mal in einem Wettbüro und hat fünf Euro auf Dortmund gesetzt. Dadurch hat sie 27 Euro gewonnen.

Ihr Freund setzte eine komplizierte Wette, die unter anderem beinhaltete, das Mbappé und Füllkrug mindestens einmal aufs Tor schießen, und vor allem das PSG gewinnt. Nichts davon trat ein und er verlor seinen Einsatz.

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, 50 Euro auf einen Sieg von Bayern gegen Real heute Abend zu setzen. Das letzte – und einzige Mal –, dass ich Geld auf Bayern gesetzt habe, war im Champions-League-Finale 1999, das die Münchner durch zwei Tore in der Nachspielzeit gegen Manchester United verloren. (Der Verlust meiner fünfzehn Pfund, war weniger schmerzhaft als die die Niederlage.) Da ich das für ein schlechtes Omen deute, verzichte ich auf die Bayern-Wette. (Rückblickend hätte ich vielleicht auf Real setzen sollen.)

09. Mai 2024, Berlin

Vatertag. Keines meiner Kinder gratuliert mir. Alles richtig gemacht bei der Erziehung.


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22. April 2024, Köln

Beobachtungen beim Stadtspaziergang durch Köln:

  • Das „Atelier de Vries“ bietet Haustier-Portraits an. Weird, aber immer noch besser, als Bello, Miezi oder Pieps ausstopfen zu lassen und sich ins Wohnzimmer zu stellen.
  • Verein „Dritte Lebensphase“. Wer ist die Zielgruppe? Gehöre ich schon dazu? (Phase 1: Schule, Phase 2: Studium, Phase 3: Job) Oder bin ich schon in der vierten Phase, weil ich vor der Schule im Kindergarten war?
  • Unklares Speisenangebot im Restaurant „Katzen-Tempel“. Gibt es dort Essen für Katzen oder Katzen als Essen?
  • Wort-Bild-Schere bei „Sushi de Lux“. Der Laden sieht maximal unluxuriös aus. Passenderer Name wäre „Sushi de Trash“.
  • Wort-Wort-Schere beim Brettspiel-Café „Bingo Club“, denn Bingo ist kein Brettspiel. Nerdquote im Café: 137 Prozent. (Konservative Schätzung)
  • Toilette mit der Aufschrift „Holy Shit“. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Scheiß.
Titelbild mit einem großen Döner
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