Eine kleine Wochenschau | KW07-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


12. Februar 2024, Berlin

Rosenmontag. Für mich nicht. Nach vier Tagen Karneval in Köln steht bei mir die Resozialisierung in den normalen Alltag an.

Das ist gar nicht so einfach. Im Supermarkt laufen keine verkleideten Menschen rum, nirgendwo läuft Karnevalsmusik, niemand will schunkeln und du bekommst nicht von Wildfremden Kölsch angeboten. Schade. Sehr schade.

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Eine kleine Wochenschau | KW07-2024 (Teil 2)

Teil 1


16. Februar 2024, Berlin

Auf dem Spreeweg hinterm Schlosspark Charlottenburg kommt mir ein Läufer entgegen. Er ist mindestens 1,90, breitschultrig und blond. Wie aus dem Cast eines Leni-Riefenstahl-Films.

Der Typ ist sehr muskulös, mit einstelligem Körperfettanteil und extrem ausdefiniert. Wie aus Marmor gemeißelt. Woher ich das weiß? Er trägt kein Shirt und läuft mit nacktem Oberkörper.

Bei circa 7 Grad und stetig wehendem Wind einerseits etwas befremdlich. Andererseits verstehe ich ihn. Wäre ich so durchtrainiert, trüge ich auch kein Oberteil. Nie. Nicht beim Einkaufen, nicht bei Videokonferenzen, nicht bei Kundenterminen. Niemals. Nie.

17. Februar 2024, Berlin

Der Sohn informiert uns, er ginge mit einem Freund auf eine Studiums- und Ausbildungsmesse. Die Mutter des Freundes hätte ihnen davon erzählt. Dazu hätte die Elternvertreterin eine Mail rumgeschickt, erklärt er. Seine Stimme klingt leicht vorwurfsvoll.

Ich bin fein raus. Ich war bei der Tochter für die Elternabende und – noch schlimmer – für die Kommunikation mit anderen Eltern zuständig. Beim Sohn fällt das in den Verantwortungsbereich meiner Frau.

Die erklärt, sie würde die Mails der Elternvertreterin meist nur überfliegen. Ihre Stimme klingt dabei nicht besonders schuldbewusst. Schließlich hätte sie keine Zeit, den ganzen Tag Nachrichten zu schulischen Angelegenheiten durchzuarbeiten. Ich glaube zwar nicht, dass die Elternvertreterin so viele Mails schickt, dass das Lesen derselbigen eine tagesfüllende Angelegenheit ist, nicke aber dennoch zustimmend. Als guter Ehemann ist es wichtig, sich solidarisch mit deiner Partnerin zu zeigen.

Meine Frau meint außerdem, sie wisse überhaupt nicht, warum sie diese Mail bekommen hat. Schließlich habe sie schon studiert und keinen Bedarf an einer zusätzlichen Ausbildung. Ich nicke wieder zustimmend. Es wäre doch viel sinnvoller, die Schüler*innen bekämen Information zu Ausbildungsmessen direkt. Ich mache weiter einen auf Wackeldackel.

Als der Sohn später nach Hause kommt, zeigt er sich wenig begeistert von der Messe. Da seien fast nur komische Unternehmen gewesen. Zoll, Berliner Verkehrsgesellschaft und Berliner Stadt-Reinigung scheinen nicht den Glamourfaktor zu suggerieren, den der Sohn sich von seinem zukünftigen Arbeitgeber erhofft.

Außerdem wäre es viel zu voll gewesen. Wegen der vielen Eltern, die ihre Kinder dahingeschleppt hätten. Da ist es ja gut, dass meine Frau und ich nicht mitgekommen sind.

18. Februar 2024, Berlin

Patricia Cammarata hat mich glücklich gemacht. Sehr glücklich sogar. Eine Aussage, die merkwürdig klingt. Unangemessen. Unangebracht. Fast schon anzüglich. (Oder schlüpfrig, wie es in den 70ern hieß.)

Mein Glücksgefühl rührt daher, dass Patricias am 7. Februar ihr neuestes Werk veröffentlicht hat. „Musterbruch. Überraschende Lösungen für wirkliche Gleichberechtigung“ (Affiliate-Link) Das Buch ist – wie nicht anders zu erwarten – lehrreich, informativ, anregend und lesenswert. Selbstverständlich ist es sofort auf der Spiegel-Bestseller-Liste gelandet. Wie alles aus Patricias Feder.

Patricia Cammarata: Musterbruch – Überraschende Lösungen für wirkliche Gleichberechtigung. Beltz-Verlag.

Zugegebenermaßen reicht das alles trotzdem nicht aus, dass meine Glückshormondrüsen die Schleusen öffnen und sich zur Übersollproduktion pushen.

Vor ein paar Tage hatte mir Patricia eine Tafel Schokolade geschickt. Nicht irgendeine, sondern von Tony’s Chocolonely. Die mit den dicken 180-Gramm-Tafeln, die so merkwürdig vorgestanzt sind, dass du mindestens anderthalb Rippen auf einmal essen musst. Die Tafel war nicht gewöhnlich verpackt, sondern in dem Musterbruch-Cover. (Eine geniale Marketing-Idee, die ich definitiv bei meinem nächsten Buch klauen werde.)

In der beiliegenden Karte schrieb Patricia, der Verlag schicke mir das Rezensionsexemplar, sie wollte mir aber die Schokolade zukommen lassen. Das freute mich sehr und öffnete die Glückshormondrüsen-Schleusen ein wenig. In verschiedenen Musterbruch-Social-Media-Posts hatte ich die Tafel bereits gesehen und darauf gehofft, auch eine abzubekommen. Jedoch wollte ich nicht direkt danach fragen, um nicht – berechtigterweise – gierig und verfressen zu wirken.

Da nichts im Leben perfekt ist, musste ich dann allerdings aushalten, dass auf meinem Schreibtisch eine 180-Gramm-Schokolade lag, die ich nicht öffnen könnte. Denn das Buch ließ auf sich warten und ich musste den Verzehr der Schokolade bis zu einem gemeinsamen Schokoladen-Buch-Foto verschieben. (Dass die Schokolade beständig flüsterte: „Iss mich, Christian, iss mich.“, machte meine Situation nicht einfacher.)

Zwei Tage später kam die Post vom Verlag. Der große braune Umschlag enthielt nicht nur das Musterbruch-Buch, sondern auch: eine zweite Tafel Schokolade! Da lagen sich Endorphine, Dopamin und Serotonin in meinem Körper in den Armen und schalteten tatsächlich auf Übersoll-Produktion.

Nun möchte ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken, die Schokolade sei besser als Patricias Buch. Aber die Lektüre wird definitiv nicht schlechter, wenn du dir dabei weiße Schokolade mit Himbeergeschmack reinpfeifst.

Patricia wäre übrigens nicht das Marketing-Genie, das sie ist, hätte sie sich nicht weitere großartige cross- und multimediale Maßnahmen ausgedacht, um Aufmerksamkeit für das Buch zu erzeugen. Beispielsweise gibt es auf Spotify eine Musterbruch-Playlist mit thematisch passenden Songs von Mine, Danger Dan, Fatoni und vielen mehr.

Darüber hinaus hat sie ein Video erstellt, in dem sie dem Marvel-Helden Loki das Musterbruch-Buch zeigt. Ein spitzenmäßiger Clip, bei dem du allerdings förmlich spürst, wie Patricias Kinder sie sofort auf Insta geblockt haben.

Nun zum Buch. Falls Sie sich wundern, was der merkwürdige Titel Musterbruch zu bedeuten hat: Patricia beschreibt die nervig hartnäckigen und eingefahrenen Geschlechterrollenmuster in Partnerschaft, Sorge- und Erwerbsarbeit und wie diese aufgebrochen werden können. Musterbruch klingt nicht nach, wir drehen mal an ein paar Stellschräubchen, um das System ein bisschen zu optimieren, sondern nach „Bring den Vorschlaghammer mit – liebe Grüße an Element of Crime – und lass uns die ganze Scheiße kurz und klein kloppen.“

Dennoch ruft Patricia nicht zu Gewalt gegen Sachen oder gar Personen auf. Stattdessen erklärt sie, wie wir unser geschlechterstereotypes und Gleichberechtigung verhinderndes Denken überwinden können. Zusätzlich macht sie konkrete Vorschläge, wie Paarbeziehungen im Alltag gleichberechtigter gelebt werden können. Jedes Kapitel endet mit Kurzzusammenfassungen für Lesefaule und es gibt zahlreiche Links, QR-Codes und Hinweise zu weiterführenden Informationen.

Das alles macht Musterbruch zu einer extrem empfehlenswerten Lektüre. Insbesondere für diejenigen, die keinen Bock darauf haben.

Verlosung

Damit möglichst viele Menschen das Musterbruch-Buch lesen, verlose ich mein Rezensionsexemplar. (Die Schokolade nicht. Das ist physisch nicht mehr möglich.)

Der Verlosungsmechanismus ist diesmal ein wenig anders als sonst. Um die Sichtbarkeit von Frauen zu erhöhen, müsst ihr im Kommentar unter diesem Beitrag entweder fünf bekannte Philosophinnen, relevante Politikerinnen, Komponistinnen, Autorinnen oder Millionärinnen auflisten. Welche Kategorie ihr auswählt, bleibt euch überlassen. Um mir Arbeit zu ersparen und um juristische Auseinandersetzungen vorzubeugen, überprüfe ich die Richtigkeit der Antworten nicht.

Ansonsten gilt wie immer: Es werden ausschließlich Kommentare unter dem Blog-Post gezählt, nicht bei Facebook, Insta, Bluesky oder auf einer der inzwischen 18 Trilliarden existierenden Social-Media-Plattformen.) Mehrere Kommentare bzw. Listen von derselben Person führen nicht zu mehreren Losen.

Teilnahmevoraussetzung ist eine gültige E-Mail-Adresse. (Diese wird nicht veröffentlicht und nur zum Zwecke der Gewinnbenachrichtigung verwendet. Im Sinne der DSGVO werden alle Adressen nach Beendigung der Verlosung gelöscht.) Die Verlosung endet am Donnerstag, den 22. Februar 2024, um 23.59 Uhr. Der Rechtsweg ist ebenso wie der Linksweg ausgeschlossen, eine Auszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Allen Teilnehmer*innen viel Glück!

Falls Sie das erste Mal auf dem Blog kommentieren, muss Ihr Kommentar manuell freigeschaltet werden. Aufgrund meiner Erwerbsarbeit im Bergwerk kann dies manchmal ein paar Stunden dauern. Geraten Sie daher nicht in Panik, wenn Ihr Kommentar nicht sofort unter dem Beitrag erscheint. Ich versichere Ihnen, dass kein Kommentar verloren gehen wird. (Außer den Kommentaren, die verloren gehen.)

Patricia Cammarata: Musterbruch – Überraschende Lösungen für wirkliche Gleichberechtigung. Beltz-Verlag. (Affiliate Link)


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Eine kleine Wochenschau | KW06-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


05. Februar 2024, Berlin

Vor mir läuft ein Mann mit einer schwarzen Jacke. Auf dem Rücken steht „Hauptstadtadel“. Aus Strasssteinen gelegt. Der Mann sieht für mich nicht direkt nach Adel aus. In meiner Vorstellung tragen Adelige keine ausgebeulten Jogginghosen und schmutzige Sneaker. Außerdem gibt es kein deutlicheres Zeichen, dass du nicht zum Hauptstadtadel gehörst, als eine Jacke zu tragen, auf der Hauptstadtadel steht.

Ich schätze, die Jacke ist von dem gleichen Label, dass die Hauptstadtrocker-Linie herausgibt. Bei der ziert neben dem Schriftzug noch ein Strassstein-Totenkopf die Kleidung. Auch hier ist eindeutig, dass jemand, der Kleidung trägt, auf der Hauptstadtrocker steht, definitiv kein Rocker ist.

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Eine kleine Wochenschau | KW06-2024 (Teil 2)

Teil 1


08. Februar 2024, Köln

Kurz vor 10. Ich mache mich auf den Weg zur „Elsa“, wo wir seit Jahren Karneval feiern. Die Straßen sind bereits voll mit Prinzessinnen, diversen Tieren, Cowboys, Rittern, Harry Pottern, rot-weiß gekleideten Menschen und allerlei anderen Kostümierten. Von überall her erklingt Karnevalsmusik, das Kölsch fließt monsunartig und durch die Scheiben der Kneipen ist zu sehen, wie auf den Tischen getanzt wird.

Ich stelle mir vor, wie eine japanische Reisegruppe zufällig an Karneval nach Köln kommt, ohne zu wissen, was Karneval ist. Die denken dann, Deutschland ist eine der größten Industrie- und Exportnationen der Welt und trotzdem ist es hier üblich, dass unter der Woche alle in merkwürdigen Kostümen durch die Straßen ziehen, in einer Phantasiesprache singen und Bier frühstücken.

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Im „Chlodwig Eck gegenüber von der „Elsa“ hängt ein Zettel an der Tür: „Eintritt ab 20 Jahren“ Cool, dann kann ich da fast zweieinhalbmal reingehen.

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In der „Elsa“ drückt zu später beziehungsweise früher Stunde ein beseelter junger Mann Janni und mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. Er kommt aus Frankfurt und ist vollkommen berauscht vom Kölner Karneval. Nicht nur vom Alkohol, sondern von der Musik, den Menschen, der Stimmung und einfach allem. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Karneval ist das geilste auf der Welt.“

09. Februar 2024, Köln

Nach der gestrigen Feierei hielt ich es für eine gute Idee, heute einen kleinen 12-Kilometer-Lauf einzulegen. Ganz idyllisch den Rhein entlang, und dabei Alkohol und andere Giftstoffe aus dem Körper schwitzen.

In der Theorie ein guter Plan, in der praktischen Umsetzung nicht ganz so. Die Idylle lässt zu wünschen übrig, es ist grau, nieselig und der Wind weht immer von vorne und körperlich habe ich mich auch schon frischer gefühlt.

Kurzum, dieser Rekonvaleszenz-Lauf fällt definitiv nicht unter die Top 3 meiner besten Ideen 2024. (Zu den Top 3 zählen bisher: Bei meinem Käsekuchenrezept Mascarpone durch Topfencreme zu ersetzen, auf Netflix „The Brothers Sun“ schauen und gestern ab und an Wasser und Cola trinken.)

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Mein Hotelzimmer geht zu einem Kindergarten raus. Gegen 14 Uhr bringen die Erzieherinnen eine monströs große Box nach draußen, mit der du problemlos das Müngersdorfer Stadion beschallen könntest, und spielen Karnevalslieder in einer Lautstärke ab, die unter normalen Umständen eine öffentliche Ruhestörung darstellen würde.

Im Karneval gibt es aber keine normalen Umstände und auch keine öffentliche Ruhestörung. Im Gegenteil. Die Kinder und die Erzieherinnen tanzen gemeinsam und die Eltern singen beim Abholen fröhlich „Wenn et Trömmelsche jeht“, „Ich bin `ne kölsche Jung“ und „Die Karawane zieht weiter“ mit. So werden schon die Kleinsten in frühen Jahren an lokales Brauchtum herangeführt. Toll.

10. Februar 2024, Köln

Große Aufregung in den lokalen Medien: Die Jungfrau des Kölner Dreigestirns hat sich einen Muskelfaserriss im Beckenbereich zugezogen und droht am Rosenmontagsumzug auszufallen. Ein Thema, das vor Ort mit Entsetzen, außerhalb der Karnevals- und Faschingshochburgen wahrscheinlich mit Befremden aufgenommen wird. Oder noch wahrscheinlicher: mit Ignorieren.

11. Februar 2024, Köln/Berlin

Wache um 7.30 Uhr auf und bin total fit. Obwohl ich erst um 2.30 Uhr im Bett war. Mein Körper ist anscheinend hundertprozentig im Karnevalmodus und hat sich auf die Rund-um-die-Uhr-Feierei und meine spezielle Kölsch-und-Bratwurst-Diät eingestellt. Fast schon ein wenig beängstigend.

Im Zug habe ich gleich fünf Stunden Zeit, bevor ich in Berlin ankomme, mich in eine halbwegs zivilisierte Person zu verwandeln, die nicht den ganzen Tag feiert, schunkelt und kölscht. Bin gespannt, ob das funktioniert.

Auch andere Menschen schreiben schöne Bücher (Verlosung)

Oops, Marlene Hellene did it again: Sie hat ein Buch geschrieben. Und veröffentlicht. Es heißt “Ich liebe meine Kinder machen mich fertig, (Affiliate Link) ist direkt auf die Spiegel-Bestseller-Liste eingestiegen, steht bei Amazon auf Platz 1 in der Kategorie “Lachtherapie”, was auch immer das zu bedeuten hat, und ist – wie immer – großartig zu lesen. Letzteres ist eine Aussage, die so selbstverständlich wie trivial ist, als würde ich verkünden, dass Regen nass ist, Joghurt keine Gräten hat oder Käsekuchen der beste Kuchen der Welt ist.

“Ich liebe meine Kinder machen mich fertig (Affiliate Link) ist ein Buch, das in heiterem Gewand daherkommt und lustig zu lesen ist, aber ist gleichzeitig zornig, anklagend und wütend. Marlene Hellene schreibt gegen gesellschaftliche Konventionen an, die immer noch Müttern Zwänge auferlegen, sich aufopferungsvoll um die Kinder zu kümmern, und es nicht zulassen, das Mütter an ihren Kindern und deren Erziehung durchaus auch mal verzweifeln dürfen.

Da möglichst viele Menschen – und im Idealfall möglichst viele Männer – das Buch lesen sollten, verlose ich mein Rezensionsexemplar. Wer sein Glück versuchen möchte, hinterlässt einfach unter diesem Beitrag einen Kommentar. Dafür gibt es ein Los. (Es werden ausschließlich Kommentare unter dem Blog-Post gezählt, nicht bei Facebook, Insta, Bluesky oder auf einer der inzwischen 18 Trilliarden existierenden Social-Media-Plattformen.) Mehrere Kommentare einer Person führen nicht zu mehreren Losen.

Teilnahmevoraussetzung ist eine gültige E-Mail-Adresse. (Diese wird nicht veröffentlicht und nur zum Zwecke der Gewinnbenachrichtigung verwendet. Im Sinne der DSGVO werden alle Adressen nach Beendigung der Verlosung gelöscht.) Die Verlosung endet am Donnerstag, den 15. Februar 2024, um 23.59 Uhr. Der Rechtsweg ist ebenso wie der Linksweg ausgeschlossen, eine Auszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Allen Teilnehmer*innen viel Glück!

Falls Sie das erste Mal auf dem Blog kommentieren, muss Ihr Kommentar manuell freigeschaltet werden. Aufgrund meiner Erwerbsarbeit im Bergwerk kann dies manchmal ein paar Stunden dauern. Geraten Sie daher nicht in Panik, wenn Ihr Kommentar nicht sofort unter dem Beitrag erscheint. Ich versichere Ihnen, dass kein Kommentar verloren gehen wird. (Außer den Kommentaren, die verloren gehen.)

Marlene Hellene: Ich liebe meine Kinder machen mich fertig. Rowohlt. 208 Seiten für 14,00 Euro.


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Eine kleine Wochenschau | KW05-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


29. Januar 2024, Berlin

Jahrestag. Unser 27. Falls Sie sich jetzt fragen: „Wie, 27 Jahre? Sind die beiden schon seit dem Kindergarten zusammen?“ Ja.

In deutlich mehr als der Hälfte dieser Jahre haben wir unseren Jahrestag vergessen. Meistens beide. Zum Glück haben wir noch den Hochzeitstag im Mai. An den denken wir seit acht Jahren nicht. (Dass ich im Ordner „Wichtige Unterlagen“ in unserer Eheurkunde nachschauen musste, in welchem Jahr wir geheiratet haben, verdeutlicht zusätzlich, dass unsere Beziehung zu Jahres- und Hochzeitstagen kompliziert ist.)

Dieses Jahr ist alles anders. Dieses Jahr habe ich an unseren Jahrestag gedacht. Dieses Jahr kann ich mir etwas für den Jahrestag ausdenken. Das ist aus folgendem Grund sehr wichtig: An Weihnachten hat mich meine Frau überrumpelt, indem sie mir einen „Tipi am Kanzleramt“-Gutschein überreichte. Mit der Erklärung, der sei für uns zusammen. Damit wir gemeinsam etwas unternehmen. Das testete die Grenzen unserer seit Jahren geltenden „Wir schenken uns nichts“-Vereinbarung nicht nur aus, sondern verletzte sie aufs Gröbste.

Ein ebenso perfides wie durchschaubares Manöver, um das Gleichgewicht der Kräfte in unserer Beziehung zu ihren Gunsten zu verschieben. Was ihr auch gelang. Als regelbewusster Mensch hatte ich kein gemeinsames Geschenk für uns zusammen vorzuweisen und stand entsprechend blöd da.

Nun überlege ich mir ein Geschenk für unseren Jahrestag, um meine Frau zu düpieren. Darum geht es schließlich bei Jahrestaggeschenken. Die Partnerin oder den Partner schlecht aussehen lassen.

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Eine kleine Wochenschau | KW05-2024 (Teil 2)

Teil 1


31. Januar 2024, Berlin

Heute ist Rückwärts-Tag. Müsste der nicht Gat-Sträwckür heißen?

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Als ich von meiner morgendlichen Laufrunde zurückkomme, sehe ich in der Ferne den Sohn gerade das Haus verlassen. Er winkt mir zu und geht dann in die andere Richtung zur U-Bahn, um zur Schule zu fahren.

Von Weitem erkenne ich, dass er keinen Rucksack trägt. Auch keine Tasche, keinen Beutel und auch sonst nichts, in dem er seine Schulsachen aufbewahren könnte. Bald ist er schullos und jetzt schon rucksack-, taschen- und beutellos.

Mich verwirrt das. Ist ein Schultag ohne Schulsachen überhaupt ein Schultag? Wie zählt so ein Tag in den Schul-Countdown, den der Sohn so akribisch ausgerechnet hat? Und wie will er ohne Block mitschreiben? Die Antwort ist recht naheliegend: Wahrscheinlich gar nicht.

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Im Briefkasten ist ein Schreiben der Hausverwaltung. Das bedeutet nie Gutes zu. Ich habe noch nie einen Brief von der Hausverwaltung bekommen, in dem stand: „Sie bekommen 5.000 Euro aus den Nebenkosten zurückerstattet.“ Oder: „Sie müssen die nächsten fünf Jahre keine Miete bezahlen.“

Diesmal auch nicht. Im Gegenteil. Es gibt eine Mieterhöhung. Plus fünfzehn Prozent. Sehr unschön. Ist das die Strafe für meine mangelnde Empathie mit den Millionären, die aus ihren Luxusvillen vertrieben werden? Muss ich wohl auch Kuchen essen. Habe aber keinen da. Das macht die Mieterhöhung noch unschöner.

01. Februar 2024, Berlin

Wichtiger Termin im Familienkalender: Zeugnisessen. Also, wir essen kein Zeugnis, sondern gehen essen, um das Halbjahreszeugnis des Sohnes zu begehen.

Der Sohn hat sein Zeugnis schon vor über zwei Wochen bekommen, aber da hatte er keine Zeit. Letzte Woche wollten meine Frau und ich beim Fasten wiederum nur ungern dem Sohn dabei zusehen, wie er Burger und Pommes verdrückt, während wir an einem Kräutertee nippen.

Früher sind wir nach dem Zeugnisessen immer noch in einen Buchladen gegangen und die Kinder durften sich Lesestoff aussuchen. Der Sohn winkt ab. Mit seiner Schullektüre sei sein Lesebedarf gedeckt. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Zurzeit muss er für Philosophie „Der Mythos des Sisyphos“ von Albert Camus durcharbeiten. Da würde ich auch kein anderes Buch mehr anfassen.

02. Februar 2024, Berlin

Heute ist Welttag der Feuchtgebiete. Erotischer wird’s nicht.

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Weil ein Ehren-/Gedenk-/Feiertag nicht reicht, ist heute zusätzlich Maria Lichtmess. Ein kirchlicher Feiertag, von dem ich keine Ahnung habe, was er bedeutet. Außer dass er wohl irgendetwas mit einer Maria zu tun hat. Wäre ja merkwürdig, es ginge um den Heiligen Otto, aber der Tag wird nach Maria benannt. Wobei mir unklar ist, welche Maria gemeint ist. Die Gottesmutter oder das Fräulein Magdalena, das wahlweise als Number-1-Fan von Jesus oder seine Geliebte gilt? Vielleicht auch irgendeine andere Bibel-Mary, deren Existenz mir unbekannt ist.

Über Maria Lichtmess habe ich sonst nur das Inselwissen, dass traditionsbewusste Katholiken erst an diesem Tag den Weihnachtsbaum abschmücken. Ich weiß gar nicht, wie das so spät funktionieren soll. Wir haben dieses Jahr unseren Baum erst am 17. Januar entsorgt. Was im Bundesdurchschnitt wahrscheinlich sehr spät war. (Zumindest im unkatholischen Bundesdurchschnitt.)

Das war auch höchste Zeit für den Baum, denn er schon sehr stark genadelt. Wenn du ihn angefasst hast, oder ihm zu nahekamst oder ihn schief angeschaut hast, rieselten die Nadeln, wie die Schuppen bei meinem Kunstlehrer in der sechsten Klasse. Hätten wir mit dem Abschmücken drei Wochen länger gewartet, wäre es nur noch ein nadelloses Baumgerippe mit Weihnachtskugeln und Lichterkette gewesen.

Nachdem wir die Kugeln, die Holzfigürchen und die Kerzen entfernt und den Baum runter an die Straße gebracht hatten, lagen auf dem Boden im Wohnzimmer, Flur und Treppenhaus mehr Nadeln als in einem lauschigen Tannenwäldchen. Auch nach Wochen tauchen immer wieder vereinzelte Tannennadeln in der Wohnung auf und das wird sich bis in den Dezember fortsetzen.

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Die Schule fällt heute aus. Weil ver.di zum BVG-Streik ausgerufen hat, wissen die Lehrer- und Schüler*innen nicht, wie sie zur Schule kommen sollen. Das macht die Gewerkschaft bei den Schüler*innen ziemlich populär. Vielleicht geht es bei dem Streik gar nicht um bessere Arbeitsbedingungen für ÖPNV-Angestellte, sondern es ist eine geschickte Imagekampagne für potenzielle Junior-Gewerkschaftler*innen.

Der Sohn erklärt, er hätte heute ohnehin nur eine Stunde gehabt hätte. Da wäre er wahrscheinlich sowieso nicht hingegangen. Weil sich der Aufwand nicht lohnt, wenn der Anfahrts- und Abfahrtsweg länger als die Schulstunde dauert. Vor allem wäre es nur Philo gewesen.

Einerseits finde ich es schön, dass der Sohn ein so vertrauensvolles Verhältnis zu uns hat und freimütig erzählt, dass er schwänzen wollte. Andererseits frage ich mich, ob da ein mahnendes elterliches Wort vonnöten ist. Schließlich sind wir seine Erziehungsberechtigten. Zumindest formal. Denn um ehrlich zu sein, betrachte ich seine Erziehung als weitestgehend abgeschlossen. Wir haben uns redlich Mühe gegeben, unsere Bemühungen waren nicht vollkommen fruchtlos und was wir in den ersten siebzehneinhalb Jahren pädagogisch nicht auf die Reihe bekommen haben, würde uns auf der Zielgeraden zur Volljährigkeit auch nicht mehr gelingen.

Außerdem ist der Sohn nicht mehr schulpflichtig und geht freiwillig zur Schule. Meistens. Manchmal auch nicht. Er muss dann mit den Konsequenzen leben. Und machen wir uns nichts vor, die wären bei einer unentschuldigten Philo-Fehlstunde nicht allzu dramatisch. Aber ver.di sei Dank, kommt es gar nicht dazu.

03. Februar 2024, Berlin

Heute ist Tag der männlichen Körperpflege. Ich hoffe, diese findet nicht nur am 03. Februar statt, sondern täglich. Meine gelegentlichen Fahrten im Berliner ÖPNV lassen mich anderes vermuten.

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Nachmittags „Wir sind die Brandmauer“-Demo am Reichstag. Ob das etwas hilft? Keine Ahnung. Ich hoffe es. Außerdem lassen wir den Samstagsputz ausfallen. Damit haben wir uns auf jeden Fall geholfen.

04. Februar 2024, Berlin

Heute ist Danke-einem-Briefträger-Tag. Sonntags könnte das schwierig werden.

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In einer Mail wird mir die URL „auchganzschoen.de“ zum Kauf angeboten. Finde ich gut. „Auch ganz schön.“ Das ist so erfrischend ambitionslos. Kein „höher, schneller, weiter“, kein „schaffe, schaffe Häusle bauen“ und auch kein „du musst das Eisen schmieden, so lange es heiß ist“-Aktionismus. Stattdessen ein ganz entspannt-entschleunigtes „auch ganz schön“. Vielleicht lass’ ich mir das auf eine Kaffeetasse drucken.


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Eine kleine Wochenschau | KW04-2024 (Teil 2)

Teil 1


25. Januar 2024, Berlin

6. 45 Uhr. Die letzte Nahrungsaufnahme liegt 82 Stunden zurück. Fühle mich kaputt. Meine Sinne scheinen mir auch nicht schärfer als sonst zu sein. Im Gegenteil. Komme mir vor, als sei ich in Watte gehüllt. Alles um mich herum ist dumpf und stumpf.

Kaffee würde jetzt guttun. Auf jeden Fall besser als meine Tasse Tee der Sorte „Morgenglück“. (Lügen-Tee)

In einer Art Übersprungshandlung höre ich „Ich mag“ von Volker Lechtenbrink. Das war früher das Lied in der Caro-Kaffee-Werbung. Caro-Kaffee ist gewiss nicht mein Lieblingsgetränk und auf keinen Fall Bohnenkaffee vorzuziehen. Gerade würde ich alles für eine Tasse Caro-Kaffee geben. Obwohl, wenn ich schon alles gebe, dann vielleicht doch lieber für einen richtigen Kaffee. Und wenn wir schon dabei sind, nähme ich noch ein Stück Käsekuchen dazu.

Singe gemeinsam mit Volker Lechtenbrink: „All das mag ich. Und ganz doll dich.“ Und ja, damit meine ich Kaffee.

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Mein Plan war, vormittags laufen zu gehen. Für die Agentur ist aber so viel zu tun, dass ich die Lauferei erstmal verschieben muss. Das viele Arbeiten hat auch seinen Vorteil: Es bleibt mir keine Zeit, um an Essen zu denken. Ob die Qualität meiner Arbeit besonders hoch ist, vermag ich nicht mehr zu beurteilen.

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15.45 Uhr. Komme endlich zum Laufen. Heute bin ich wieder erstaunlich fit und leistungsfähig. Bin ich vielleicht doch ein Keton-geschwängerter Hazda-Jäger?

Eine Frage, die ich nach zwei Kilometern verneinen kann. Meine Fitness- und Leistungslevel geht rapide runter. Zum Schluss bin ich so langsam, dass mich die Menschen wahrscheinlich für eine lebende Statue halten. Oder sie denken, ich habe beim Laufen einen Herzstillstand erlitten. Hoffentlich versuchen sie nicht, mich zu reanimieren.

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20 Uhr. Schauen abends „The Bear“. Eine Disney+-Serie, die in der Küche eines Chicagoer Sandwichladens spielt. In der ununterbrochen gekocht wird. Nicht die beste Streaming-Entscheidung, wenn du seit vier Tagen nichts gegessen hast.

Die gesiebte Gemüsebrühe schmeckt noch trostloser, wenn du dabei zusiehst, wie zartes Fleisch, tomatige Nudelgerichte und saftiger Schokoladenkuchen zubereitet werden. Und verzehrt. Ob meine Frau es merkwürdig findet, wenn ich den Bildschirm ablecke?

26. Januar 2024, Berlin

6. 30 Uhr. Ich, das Sofa und ein Glas Wasser. Die Fasterei ist heute rum. Erster Aufbautag. Ich dürfte einen Apfel essen. Bin aber zu antriebslos, um in die Küche zu gehen und mir einen zu schneiden.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder bitte ich meine Frau, mir Apfelschnitzen zu machen. Das hätte aber so unangenehme Patriarchats-Mutti-Vibes. Oder ich faste weiter. Bis mein Körper so viel Keton produziert hat, dass ich euphorisiert und fastengeflasht in die Küche hüpfe und mir voller Tatendrang einen ganzen Obstsalat zubereite.

Ich überlege noch. Vielleicht kommt der Apfel irgendwann von selbst aus der Küche. Das wäre eine dritte Möglichkeit. Und die beste.

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19 Uhr. Meine Frau und ich stehen in der Küche und schnippeln kiloweise Karotten, Pastinake, Lauch, Broccoli und Blumenkohl. Für unsere erste größere Mahlzeit, die wir nach dem Fasten zu uns nehmen dürfen: Gemüsesuppe. Mild gewürzt. Oder am besten gar nicht. Um den Magen ganz sanft an normales Essen heranzuführen.

Ich bin kein großer Gemüsesuppe-Fan. Im Gegenteil. Böte mir jemand unter normalen Umständen Gemüsesuppe an, würde ich erwidern: „Vielen Dank, ich habe bereits gegessen!“ Die Umstände sind aber nicht normal, denn genau dies habe ich nicht getan. Gegessen. Seit fünf Tagen. (Außer vorhin einen Apfel und eine Banane.)

Daher greife ich mit großem Appetit zu und finde die Gemüsesuppe köstlich. Schmeckt wie das beste Essen der Welt. (Käsekuchen, Pizza und Nudeln schauen mich entrüstet an. Ich glaube, das Fasten hat mich gebrochen.)

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20.30 Uhr. Bei „The Bear“ wird ein neues Risotto-Gericht ausprobiert. Das wäre noch besser als Gemüsesuppe, denke ich. (Kampflos gebe ich mich nicht geschlagen!)

27. Januar 2024, Berlin

8 Uhr. Überlege auf dem Sofa, ob ich einen Kaffee trinken soll. Ein Gedanke, der mir vor einer Woche nicht in den Sinn gekommen wäre. Da wäre die Antwort so klar gewesen, dass sich die Frage gar nicht gestellt hätte.

Heute zaudere ich. Was, wenn mein Magen das noch nicht verträgt, mir schlecht wird und ich nie wieder Kaffee trinken will? Das Risiko ist mir zu hoch. Was wäre das für ein Leben? Ich möchte kein Mensch sein, der den Morgen mit einer „leckeren“ Tasse Kräutertee begrüßt. Dafür habe ich viel zu viel Respekt vor dem Morgen. Der kann einem immerhin den ganzen Tag versauen.

Esse erstmal einen Apfel, eine reife Banane und zwei Scheiben Dinkel-Toast. Nun sollte mein Magen gewappnet sein für Kaffeebohnen, Koffein und einen Schuss Milch.

Zu meiner Enttäuschung muss ich feststellen, dass der erste Kaffee nur so mittel schmeckt. Auf keinen Fall die geschmackliche Offenbarung, wie ich sie mir die letzten Morgen vorgestellt habe, während ich gezwungenermaßen an meinem Kräuter-, Früchte- oder Ayurveda-Tee nippen musste.

Der Kaffee ist nicht so kräftig und intensiv, wie ich ihn mir erträumt habe. Wenn das so bleibt, wird das schwierig mit dem morgendlichen Lebensgeisterwecken. Möglicherweise liegt es an der Maschine. Die war sieben Tag im Stillstand, ist aus der Übung und muss erst wieder lernen, wie man leckeren, wohlduftenden Kaffee kocht.

Oder meine Kaffeegeschmacksknospen sind, nachdem sie eine Woche nichts zu tun hatten, verkümmert und ich muss sie aus dem Fasten-Schlaf holen. Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass ich doch nicht zu einem Kaffee hassenden und Kräutertee liebenden Menschen mutiert bin.

28. Januar 2024, Berlin

Die Fastenwoche ist auch an meinen Spam-Mails nicht spurlos vorbeigegangen. Früher bekam ich Angebote für Viagra, Penis-Pumpen und gefälschte Luxusuhren.  In den letzten sieben Tagen hatten meine Spam-Mails dagegen folgende Betreffzeilen:

  • “Unlock strong vision: Try our natural eye dropper today”
  • “Do you have joint pain, swelling and stiffness?”
  • “Rebuild gums and teeth today”
  • “Is tinnitus dangerous?”
  • “Sleeping problems? ”
  • “How stretching helps your body”
  • “Discover a method for healthy blood sugar”
  • “Protect your memory now”

In der Prä-Fasten-Ära trauten mir die Spammer ein ausschweifendes Sexleben zu, dem lediglich durch ein paar Erektionsbooster und mit penisverlängernden Maßnahmen ein bisschen auf die Sprünge geholfen werden muss. Und mit ihren Fake-Chronometern könnte ich mich der Damenwelt als geldwerten und potenten Fuckbuddy präsentieren.

Jetzt halten die Spammer mich für ein ungelenkiges, vergessliches und diabetöses Wrack mit Schlaf, Seh- und Hörproblemen. Bei so einem Typen, denken sie, liegt so viel im Argen, da ist an orgiastische, sexuelle Aktivitäten überhaupt nicht zu denken.

„Leude, hier müssen wir erstmal Generalüberholung machen. Anschließend kümmern wir uns dann um den funktionsuntüchtigen Minipimmel.“


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Eine kleine Wochenschau | KW04-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


22. Januar 2024, Berlin

6.45 Uhr. Sitze auf dem Sofa und beginne langsam meinen Tag. Zumindest versuche ich es. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Heute startet unsere alljährliche Fastenwoche und da steht Kaffee auf der No-go-Liste. Für die die nächsten vier Tage gibt es nur Wasser und kein Brot, sondern Tee. Keine schöne Aussicht.

Ich verspüre Heißhunger. Immerhin habe ich seit zehn Stunden nichts gegessen. Kein Wunder, dass mir blümerant ist. Sicherlich bin ich hochgradig unterzuckert. Was natürlich Unsinn ist. Auch ohne Fasten läge meine letzte Mahlzeit zehn Stunden zurück. Trotzdem stünde ich da nicht kurz vor einem Schwächeanfall.

Frage mich, wie ich ohne Kaffee in den Tag starten soll. Wer weckt dann meine Lebensgeister? Bestimmt nicht das Glas Wasser, das neben mir steht. Und schon gar nicht der Waldfrucht-Tee, der mich vorwurfsvoll anschaut, weil ich ihn so langsam trinke.

Kaffee ist da anders. Kaffee ist wie ein guter Freund. Kaffee macht dir keine Vorwürfe. Kaffee hilft dir, ohne doofe Fragen zu stellen. Ich vermisse Kaffee.

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Eine kleine Wochenschau | KW03-2024 (Teil 2)

Teil 1


17. Januar 2024, Berlin

Heute ist Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag. Ich glaube nicht, dass bei allzu vielen die guten Vorsätze zweieinhalb Wochen gehalten haben.

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Auf meiner Laufrunde durch den Volkspark Rehberge entdecke ich an einem Gitter einen Zettel. Werbung für einen Fotokalender. „TXL forever“. Mit Motiven vom Flughafen Tegel.

Ich habe meine Zweifel, ob der Volkspark Rehberge der richtige Ort ist, um einen Flughafen-Fotokalender zu bewerben. Eine gewisse räumliche Nähe zu Tegel ist zwar gegeben, aber Parkbesucher*innen stehen wahrscheinlich eher auf Bäume, Pflanzen und Natur und weniger auf Flughäfen, die nicht mehr in Betrieb sind. Da hat der Kalender-Anbieter einen ziemlichen Streuverlust mit seiner Volkspark-Rehberge-Marketing-Kampagne.

Darüber hinaus fehlt der Kampagne die nötige Breitenwirkung. Im ganzen Park hängt nur dieses eine Poster. Das nicht einmal ein Poster ist, sondern ein DIN A4-Ausdruck in einer Klarsichthülle. Um die Werbebotschaft bei den potenziellen Käufer*innen nachhaltig zu penetrieren, reicht das wohl nicht.

Für mich allerdings schon. Zuhause schaue ich mir die Etsy-Seite zu dem Foto-Kalender an. Die Bilder für die verschiedenen Monate sind nach meiner unfachmännischen Einschätzung nur bedingt künstlerisch wertvoll. Der Anbieter weist aber auch darauf hin, dass es sich lediglich um Schnappschüsse und keine professionellen Fotografien handelt. Deswegen kostet der Kalender auch nur 16,50 Euro.

Ich frage mich, wer sich so etwas kauft. Enthusiastischen Tegel-Fans, die sich Kalender mit Bildern des 2020 stillgelegten Flughafens in ihre Wohnung hängen, scheint mir eine sehr spitze Zielgruppe zu sein. Aber Geschmäcker sind ja sehr verschieden.

Ein Bekannter von mir hatte beispielsweise nie einen rechten Draht zu seinem Schwiegervater. Bis er ihm einen hochwertigen Bildband mit Aufnahmen von Landwirtschaftsmaschinen geschenkt hat. Beim gemeinsamen Anschauen der Bilder und Fachsimpeln über Traktoren, Mähdrescher und Erntemaschinen haben sie dann gebondet. Vielleicht würden die beiden sich über einen Flughafen-Fotokalender freuen.

18. Januar 2024, Berlin

Schaue nach dem Aufstehen aus dem Fenster. Das mit dem Schnee scheint erstmal zu bleiben. Toll.

Wobei Berlin, was die Schneemengen angeht, noch glimpflich weggekommen ist. In NRW hat es in den letzten Tagen mehr als 30 Zentimeter geschneit. Dort fällt in vielen Landkreisen die Schule aus. Berliner Schüler*innen empfinden das nicht als „glimpflich weggekommen”, sondern als himmelschreiende Ungerechtigkeit.

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Radio Eins berichtet, dass nach den Bauern nun die LKW-Fahrer in Berlin protestieren. Oder wie die Moderatorin sagt: „Nach den Treckern kommen die Brummis.“ Heute gäbe es eine Mahnwache in der Straße des 17. Junis und morgen eine Kundgebung am Brandenburger Tor. (Sicherlich wird ihm wieder gehuldigt.)

Durch die vielen Lastwagen in der Stadt sei mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen, erklärt der Nachrichtensprecher. Außerdem würden Bauen eine Autobahn-Auffahrt in Brandenburg blockieren. Wahrscheinlich fragt sich die letzte Generation gerade, wo sie sich noch hinkleben kann.

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Abends laufe ich vom Gendarmenmarkt nach Hause und komme an der LKW-Mahnwache vorbei. Die reicht von kurz hinterm Brandenburger Tor bis zur Siegessäule und dann noch ein größeres Stück der Altonaer Straße. Ungefähr drei Kilometer lang mit circa 500 Fahrzeugen.

Ab und an hupt einer der Lastwagen-Fahrer, einige andere stimmen dann mit ein. Ansonsten stehen viele Männer rum, ein paar Grillen und es wird Bier getrunken. Hat ein bisschen was von Betriebsausflug.

Ein paar Fahrer haben in einer rostigen Tonne ein Feuer entfacht, um sich zu wärmen. Ein Touristen-Pärchen stellt sich dazu und hält die Hände an die Flammen. „Is there a protest?“, fragt der Mann in gebrochenem Englisch. Nachdem du tausende Meter an einer Kolonne von riesigen Lastern vorbeigelaufen ist, die mit Postern, Transparenten und Bannern behängt sind, ist das ungefähr so, als stündest du vor einem brennenden Haus und fragst: „Is this house burning?“

Viele Fahrer stehen nicht draußen in der Kälte, sondern sitzen in ihren Brummis. Die Motoren lassen sie laufen, um sich an der Standheizung zu wärmen. Wenn ich das richtig verstehe, sind hunderte von LKW-Fahrern mit ihren Lastern durch ganz Deutschland nach Berlin gefahren und sitzen jetzt stundenlang mit laufenden Motoren bei ihrer Mahnwache rum und verbrauchen noch mehr Sprit. Da verliert das Argument, die Benzinpreise und die CO2-Bepreisung seien zu hoch, doch ein wenig an Glaubwürdigkeit.

19. Januar 2024, Berlin

Ich telefoniere mit der Tochter. Sie friert. Weil Gas so teuer ist, haben sie und ihre Mitbewohner*innen die Heiz-Zeiten eingeschränkt. Die Heizung wird nur zwischen 8 und 9, 13 und 14 und 20 und 22 Uhr angemacht. Dazwischen behelfen sie sich mit dicken Pullovern, Wärmflaschen und Tee.

Heute Abend würden sie alle zusammen weggehen, erzählt die Tochter noch. Irgendwie muss das eingesparte Heizgeld ja ausgegeben werden.

20. Januar 2024, Berlin

Habe heute Nacht geträumt und erinnere mich nach dem Aufwachen noch daran. Das passiert sehr selten. Im Traum stand ich im Supermarkt an der Kasse. Das Kassenband war sehr lang, bestimmt 25 Meter und voll mit Lebensmitteln. Nachdem ich bezahlt hatte, waren meine Einkäufe plötzlich alle verschwunden und unauffindbar.

Ich weiß nicht, ob das in die Kategorie Albtraum fällt oder mir mein Unterbewusstsein sagen will, ich solle gefälligst weniger essen.

21. Januar 2024, Berlin

Wenn die Bauern und die Brummi-Fahrer demonstrieren können, können wir das auch. Meine Frau und ich gehen zur „Zusammen gegen Rechts“-Demo am Bundestag. 100.000 andere auch. Keine Ahnung, ob das was bringt. Ich hoffe es.


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Eine kleine Wochenschau | KW03-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


15. Januar 2024, Berlin

Heute ist große Bauern-Demo am Brandenburger Tor. Als ich gegen 13 Uhr zum Supermarkt gehe, fahren vereinzelte Traktoren an mir vorbei. Monströs große Maschinen. Die Fahrer hupen immer mal wieder.

Keine Ahnung, was die hier wollen. Das Brandenburger Tor ist rund anderthalb Kilometer entfernt. Wahrscheinlich wollen die Bauern ihren Protest in die ganze Stadt tragen, damit das auch wirklich alle mitbekommen. Als wäre das nicht schon seit Tagen Nummer-1-Thema in allen Nachrichtensendungen, Zeitungen und im Internet. Du musst schon unter einem Stein leben, um von den Bauern-Protesten nichts mitzubekommen.

Vielleicht wissen die Bauern, die hier durch Moabit cruisen, auch einfach nicht, wie sie zum Brandenburger Tor kommen. Deswegen fahren sie den ganzen Tag verzweifelt durch Berlin und suchen ihre demonstrierenden Kollegen.

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