Stehe auf der Terrasse und genieße den wunderschönen Morgen mit viel Sonne und einigen wenigen Schleierwolken. Freue mich fast schon auf die obligatorische Fahrt mit dem Rad zum Bäcker. Nicht wirklich, aber ich versuche, mir die bevorstehenden zermürbenden Bergritte durch Selbstsuggestion schön zu reden.
In Audierne angekommen erwartet mich eine ‚French Challenge‘ für Fortgeschrittene. Stelle nämlich fest, dass der Stammbäcker geschlossen hat, was für einen Menschen, der sich gerne in geordneten Bahnen bewegt, eine sehr unwillkommene Störung der Alltagsroutinen bedeutet. Außerdem ist weit und breit kein anderer Bäckerladen zu sehen.
Spreche daher todesmutig einen Mann an, der mir mit drei Baguettes unter dem Arm entgegenkommt: „Bon jour, monsieur. S’il vous plaît, ou est la boulangerie?“ Mir stockt der Atem. Ein französischer Satz! Mit den korrekten Worten! Und mit untadeliger Grammatik!
Es ist eine Sensation globalen Ausmaßes! Das Geschehen um mich herum verlangsamt sich, alles ist mit Weichzeichner bearbeitet und im Hintergrund spielt ein Streichquartett die „Ode an die Freude!“
Doch plötzlich geraten die zeitlupenhaften Bewegungen der Leute ins Stocken und die Musik stoppt abrupt mit einem hässlichen Kratzen. Habe nämlich vergessen, eines bei meiner Konversationsanbahnung zu antizipieren: Der angesprochene Herr gibt mir eine Antwort. Eine französische. Mit ganz vielen Worten. Und ich verstehe nichts! Weiterlesen
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)