Friedrich Merz wird Anfang Mai Bundeskanzler und meine Frau und ich verlassen Deutschland. Ein starker, wenn nicht gar spektakulärer Texteinstieg, der Haltung, die richtige Gesinnung sowie Entschlossenheit suggeriert und uns in bestem Lichte erscheinen lässt.
Der einzige Wermutstropfen dabei: Der Satz ist grob irreführend. Der Merzsche Amtsantritt und unsere Auslandspläne liegen nur zufällig zeitlich beieinander. Unsere Planung begann schon vor circa zwei Jahre und hatte nichts mit einem möglichen Wahlsieg des sauerländischen Mr.-Burns-Verschnitts zu tun.
Sie müssen sich aber nicht sorgen, dass wir einen auf „Goodbye Deutschland“ machen und wie Moni und Bernd nach Brasilien auswandern und an der Copacabana eine Cocktail-Bar eröffnen, weil wir Strand und Sonne spitze finden und uns in „Manni‘s Durstschänke“ so gerne fertig gemixte Caipis reinlöten. Und uns hält von unserem Vorhaben auch nicht ab, dass wir kein Wort Portugiesisch sprechen und unsere fehlende Sprachkompetenz nur noch von unserer mangelnden gastronomischen Erfahrung unterboten wird.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.
„Mama, machst du mir heute Abend wieder kaputte Pfannkuchen und nennst sie dann Kaiserschnitt?“
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Komme auf dem Weg zum Bäcker an einer Hebammenpraxis vorbei. Im Schaufenster sind auf einer Tafel die Namen aller Kinder notiert, die seit Anfang des Jahres dort zur Welt kamen. Günes steht neben Otto, Kleo neben Ceylin, Mohammad Reza neben Fiona und David zwischen Bryan und Yuma Lucian.
So schön divers, was mir das vielleicht naive aber dennoch gute Gefühl gibt, dass das zusammenleben verschiedener Kulturen, Religionen und Ethnien besser funktioniert, als uns viele weismachen wollen.
18. April 2025, Berlin
Heute ist nicht nur Karfreitag, sondern auch Internationaler Tag der Jongleure. Wie gemein für den ans Kreuz genagelten Jesus.
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Nächster Inbox-Fund. Eine Einladung des Deutschen Design Museums für den „Kongress der neuen Wirklichkeit“. Fuck, no. Auf gar keinen Fall. Die neue Wirklichkeit ist so schon gruselig genug. Da will ich mir nicht auch noch Vorträge darüber anhören.
Mehr Interesse hätte ich an der Veranstaltung „Eskapismus leicht gemacht“.
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Der Sohn startet seine Rückreise nach Deutschland. Zunächst mit einem Drei-Stunden-Flug von Bali nach Kuala Lumpur, dort hat er knapp zehneinhalb Stunden Aufenthalt, dann fliegt er fast elf Stunden nach Istanbul und zweieinhalb Stunden später geht es weiter nach Berlin, wo er morgen gegen 21 Uhr ankommen wird.
Der erste Flieger hat gleich mal drei Stunden Verspätung. Wegen schlechtem Wetter. Dass der Pilot dann vor dem Start verkündet, der First Officer hätte heute seinen ersten offiziellen Flug, findet der Sohn nur so semi-beruhigend.
Ansonsten nimmt er die verzögerte Abreise gelassen. Da hätte er noch etwas mehr Zeit mit N. Schön, dass er das nach acht gemeinsamen Wochen sagt, in denen sie rund um die Uhr zusammen waren.
19. April 2025, Berlin
6 Uhr. Werde von prasselndem Regen geweckt. Der erste Niederschlag seit gefühlt 137 Tagen. Das ist gut für Flora und Fauna, für Frühblütler-Geplagte und für die Landwirtschaft sowieso. Aber weniger gut für uns, denn wir sind zum Osterlauf angemeldet. Am Schlachtensee, wo im Dezember immer der Nikolauslauf stattfindet.
Außer meiner Frau und mir kommen auch A. und O. von meiner Grunewaldlaufgruppe. In einer Mischung aus jugendlichem Leichtsinn und realitätsverweigernder Midlife Crisis wollten wir zunächst beim Big 5 starten. Fünf Runden à 5,35 Kilometer, was nach Adam Riese – wer auch immer das ist –26,8 Kilometer sind.
Nach einigen aufgrund von Krankheiten, Urlauben, Dienstreisen und Heuschnupfen ausgefallenen Laufeinheiten beschlossen wir in einem Moment der geistigen Klarheit, drei Runden, also 16,2 Kilometer, reichten auch. Wir sind alle um die 50 beziehungsweise sogar über 60, da müssen wir niemandem etwas beweisen. (Vor allem nicht in sub-optimalem Trainingszustand.)
Ebenfalls angemeldet hat sich J., der beste Freund von O.s Sohn. J. ist Anfang 20, trägt eine Torsten-Frings-Gedächtnis-Frisur sowie ein Nationalmannschaftstrikot mit Toni-Kroos-Schriftzug und hat vor zwei Wochen den Berliner Halbmarathon in 1:40 absolviert. Heute will er es aber ruhig angehen lassen, da er gestern schon schnelle dreizehn Kilometer abgespult hat.
Auf der ersten Runde um den Schlachtensee laufen wir etwas flotter als sonst im Grunewald, J. freut sich über das angenehme Tempo. Mit der zweiten Runde werden wir etwas schneller, aber alles noch im grünen Bereich.
Bei Kilometer 8 meint J., er freue sich schon aufs Ziel. Er wirkt auf mich etwas kurzatmig. Väterlich-gütig denke ich, wir könnten etwas Geschwindigkeit rausnehmen, schließlich soll sich der Bub nicht quälen. Was für eine spektakuläre Fehleinschätzung meinerseits.
Anfang der dritten Runde bekommt J. die zweite Luft. Und die dritte, vierte und fünfte. Er legt einen Zahn zu, wenn nicht gleich ein ganzes Gebiss.
Bei Kilometer 12,5 überholt uns ein durchtrainierter, junger Mann. J. gibt die Order aus, dass wir uns an ihn dranhängen. Das machen wir auch, denn wer bin ich, dass ich mich den Anweisungen eines 20-jährigen widersetze.
Zwei Kilometer später findet J.: „Der läuft sehr angestrengt, der hält das Tempo nicht mehr lange durch.“ Ich komme zur gleichen Einschätzung, allerdings meinen eigenen Fitnesszustand betreffend.
Tatsächlich ziehen wir kurz danach an dem Typ vorbei. J. ist endgültig on fire. Alle Starter*innen, an denen wir noch vorbeiziehen motiviert er mit: „Los jetzt.“, „Immer weiter.“ und „Ist nicht mehr lang.“
Rund einen Kilometer vor dem Ziel ruft er mir zu: „Jetzt nochmal Gas geben, ist nur noch ein Katzensprung.“ Eine Aussage, der ich nicht vollumfänglich zustimmen möchte. Ich fühle mich nicht wie eine Katze und erst recht nicht wie eine, die 1.000 Meter weit springen kann.
Mit einer Zeit von 1:29:22 beende ich das Rennen. Auf dem Heimweg kontrolliere ich die Ergebnis-Liste. J. hat mich zum zweiten Platz in der Altersklasse 50 geprügelt. Gut, es gab nur fünf Starter, aber das können wir ja für uns behalten.
20. April 2025, Berlin
Heute ist Ostersonntag und Cannabis-Tag. Das hat sich Jesus redlich verdient. Nach letztem Abendmahl, Judas-Verrat, dreifacher Petrus-Verleugnung, nerviger Kreuzigung und anstrengender Auferstehung von den Toten kann er erstmal einen Durchziehen und Chillen.
Wir begehen den Tag nicht mit einem Joint, sondern mit einem Osterbrunch in der Markthalle. Und mit reichlich perlendem Schaumwein, denn der zuvorkommende und allseits beliebte Prosecco-Butler ist auch wieder am Start. In diesem Sinne: Prosit Ostern.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
14. April 2025, Berlin
Der Montag beginnt mit Delfinen. Nicht für uns, aber für den Sohn und N. Die sind auf Bali für eine Sonnenaufgangs-Bootstour in aller Herrgottsfrühe aufgestanden. Zwischendurch begleitet von einer Flipper-Gruppe, die fröhlich durchs Wasser pflügte.
Sie waren aber nicht die einzigen auf dem Wasser, außer ihnen waren rund 80 bis 100 weitere Kähne unterwegs. Deswegen hoffte der Sohn, dass die Delfine gute Laune hatten, aber er ist skeptisch. Sehr wahrscheinlich war der Spaß für die Delfine eher begrenzt und sie flohen den Touri-Schiffen.
Derweil beginnt in Kiel für die Tochter das Sommersemester. Kurz vor Ostern sind die Professor*innen jedoch noch nicht in Vorlesungsstimmung und ein Großteil der Veranstaltungen fällt aus. Somit hat die Tochter ebenfalls einen guten Start in Woche, wenn auch ohne Delfine.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Heute ist keine-Hausarbeit-Tag. Nach der Party am Samstag müssten wir eigentlich die Wohnung putzen. Das lassen wir aber schön bleiben, denn wer sind wir, dass wir uns erdreisten, den Keine-Hausarbeit-Tag zu missachten. Schließlich möchten wir keine religiösen Gefühle verletzen.
08. April 2025, Berlin
Um unseren Restgetränkebestand zu dezimieren, trinke ich beim Arbeiten weniger Kaffee, sondern Fritz-Cola. Wie in einem hippen Start-up der frühen 2000er. Vielleicht stelle ich im Wohnzimmer einen Kicker oder eine Tischtennisplatte auf und spiele gegen mich selbst. Auf mobile Massagen verzichte ich aber. Auf Kokain ebenso.
09. April 2025, Berlin
Heute ist Tag der finnischen Sprache. Mein finnisches Lieblingswort: „Kalsarikännit“. Übersetzt heißt das so viel wie: „Sich in Unterhosen daheim alleine betrinken“.
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Hole meine Eltern am Bahnhof ab. Das letzte Mal waren sie im Dezember 2023 da. Damals war es so kalt, dass sie beschlossen, Winter sei keine gute Zeit, um Berlin zu besuchen. Fürs Wochenende ist Regen angesagt. Vielleicht kommen die beiden nächstes Jahr erst im Sommer.
10. April 2025, Berlin
Post vom Notar. Wegen eines Vertrags, den ich unterschreiben muss. Im Schreiben heißt es: „Beiliegend übersende ich Ihnen eine Fotokopie meiner vorgenannten Urkunde und einen Genehmigungsentwurf zu dieser Urkunde zur gefälligen Kenntnisnahme und Bedienung.“
Das klingt hübsch. „Zur gefälligen Kenntnisnahme und Bedienung.“ Was mache ich allerdings, wenn mir der Vertrag nicht gefällt. Unterschreibe ich ihn dann ungefällig? Und mit was bedient man einen Vertrag? Am besten mit einem Aperol Spritz, denn irgendwie muss das Zeug ja weg.
11. April 2025, Berlin
Laufe seit längerem mal wieder dem Prediger über den Weg. Die Wintermonate haben ihm nicht gutgetan. Seine Jacke ist stark verschmutzt, das Gesicht aufgedunsen und der Blick glasig. Er brabbelt irgendetwas unverständliches.
Später sehe ich, wie er einen älteren Mann in einem Straßencafé belästigt, bis sich die beiden anbrüllen. Ich tippe auf zu viele und zu schlechte Drogen. Hoffentlich geht es dem Prediger bald wieder besser. Im Rahmen seiner Möglichkeiten.
12. April 2025, Berlin
Abends Essen im Paris-Moskau. Das war unser Weihnachtsgeschenk für meine Eltern. Seit einigen Jahren ist es bei uns gute Sitte, nur noch Geschenke zu machen, die konsumiert werden und bei denen wir gemeinsame Zeit verbringen. Auf keinen Fall etwas, das rumsteht und regelmäßig abgestaubt werden muss. Und später entsorgt werden muss. Von meinem Bruder oder mir.
Zu ihrem 70. bekam meine Mutter zum Beispiel ein Wochenende in Ludwigshafen. Was erstmal weniger nach Geschenk, sondern mehr nach Bestrafung klingt. Aber meine Mutter wuchs dort auf und wir machten unter anderem eine Stadtführung in ihrem früheren Wohnviertel. Da hörten wir dann sehr viele Namen von uns unbekannten Menschen, die früher ebenfalls dort wohnten.
13. April 2025, Berlin
Laufe durch den kleinen Tiergarten. Kürzlich wurden hier neue Mülleimer aufgestellt. Alle im leuchtenden BSR-Orange.
Unfassbar viele neue Mülleimer. An jeder Bank einer. Stehen zwei oder drei Bänke nebeneinander, sind sie auch mal von zwei, drei Eimern gesäumt. Damit du nicht aufstehen musst, um deinen Müll zu entsorgen.
Mülleimer so weit das Auge reicht. Wenn man den Blick über den Park schweifen lässt, sieht es aus wie eine Invasion einer Hundertschaft orangefarbener R2-D2.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
31. März 2025, Berlin
Erster Montag nach der Sommerzeitumstellung. Kein guter Tag und nicht nur wegen Montag. Körper, Biorhythmus und mentale Verfasstheit sind noch auf Winterzeit gepolt, dem Wecker ist das vollkommen wumpe und er plärrt dich eine Stunde zu früh aus dem Schlaf. Also schon um 6 Uhr, wie vorgesehen, aber im Grunde genommen bereits um 5 Uhr, was in Euro sogar 2.30 Uhr ist.
Du liegst wie erschlagen im Bett, trauerst dem jäh unterbrochenen Schlaf hinterher, die Müdigkeit liegt wie eine extraschwere Gewichtsdecke auf dir und der Gedanke aufzustehen übersteigt deine Vorstellungskraft. Einfach liegen bleiben ist jedoch keine Option, denn Leistungsgesellschaft und kapitalistische Verwertungsmaschinerie verlangen nach deiner Arbeitskraft.
Im Hintergrund sitzt Christian Lindner und spuckt tatkräftig in die Hände. Da verlässt du wirklich unverzüglich das Bett, denn wer will schon, dass der ehemalige Finanzminister – die Älteren erinnern sich – in deinem Schlafzimmer abhängt. Außer Franca Lehfeldt. Vielleicht.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.
"Kannst du bitte daran denken, deine dreckigen Klamotten in den Wäschekorb zu legen?"
"Aber Mama, ich merk mir doch schon all die Dinge, mit denen ich dich wahnsinnig machen kann!"
Ja, okay, verstehe, es gibt Wichtigeres… Ähm. Moment!
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.
Ich, nach einem Disput mit der 9-Jährigen etwas genervt und leise zu meinem Mann:
"Dieses Kind muss stets das letzte Wort haben…"
Das Kind, laut aus dem hintersten Winkel des Hauses:
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Schreck am Morgen: Spiegel Online push-meldet schwere Erdbeben in Myanmar und Bangkok. Wir sind besorgt, ob es den Jungs gut geht.
Das zeugt einerseits von löblicher elterlicher Fürsorge, andererseits von bedenklicher geographischer Unkenntnis. Die Entfernung von Bali nach Myanmar beziehungsweise Bangkok beträgt circa 4.000 und 3.000 Kilometer. Das ist also so, als würde ich mich in Berlin vor einem Erdbeben in Bagdad oder Riad fürchten.
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Nächstes First-World-Problem, auch banal, aber besonders nervig: Ich benötige neue Hosen. Das ist ein Problem, weil ich sehr ungern Klamotten shoppen gehe. Sehr, sehr ungern.
Dazu muss ich das Haus verlassen, im Laden weiß ich nie meine Größe, mit den vielen Bezeichnungen für Hosenformen kann ich nichts anfangen – High Waist, Boot Cut, Cropped, Skinny, Slim, Palazzo, WTF – und irgendwann stehe ich in einer Umkleidekabine, wo ich mich in sehr unvorteilhaftem Licht von vorne, hinten, links, rechts, oben und unten betrachte. Das ist alles äußerst unschön.
Im Allgemeinen mache ich mir nicht viel aus meinen Klamotten. Die meiste Zeit trage ich Jogginghosen. Die sind flauschig, zwicken nicht und beim Einkaufen halten mich die anderen für einen wahnsinnig sportlichen Typen, der gerade auf dem Weg zum oder vom Training ist. (Oder für einen Asi.)
Ansonsten besitze ich noch zwei Jeans. (Eigentlich drei, aber eine davon passt mir zurzeit nicht so gut.) Die sind schon einige Jahre alt und bei beiden ist der Stoff am Knie inzwischen recht dünn, an den rechten hat sich jeweils sogar ein kleines Loch gebildet. Ich habe keine Ahnung, warum. Schließlich rutsche ich nicht wie ein Einjähriger auf allen Vieren durch die Wohnung. Anscheinend liegt bei mir eine anatomische Fehlbildung der rechten Kniescheibe vor, der der Jeansstoff nicht gewachsen ist.
Trotz meiner Gleichgültigkeit bezüglich meines modischen Auftretens bin ich mir im Klaren, dass du nicht zu jedem Anlass in Jogginghosen erscheinen kannst – außer du bist Adam Sandler – und auch nicht in löchrigen Jeans. Meine Frau hat in letzter Zeit diesbezüglich auch häufiger subtile Andeutungen gemacht. (Ihre exakten Worte waren: „Du müsstest mal neue Hosen kaufen.“, was bei genauerer Betrachtung gar nicht so subtil ist.)
Gestern unternahm ich einen ersten Versuch, das Projekt „Hosenkauf“ in die Tat umzusetzen. Im Schultheiß-Quartier bei H&M. Dieser ist jedoch recht klein und das Angebot überschaubar. Daher sah ich nicht sofort, unmittelbar nach Betreten des Ladens etwas, das mir gefiel.
Das ist für mich schwierig. Springt mir nicht innerhalb von 2,5 Sekunden ein Kleidungsstück in die Augen, das ich kaufen möchte, sinkt meine ohnehin begrenzte Shopping-Laune unter Normalnull. Entsprechend schlenderte ich mit weniger Dynamik als das Sanostol-Kind durch den Laden, fasste hie und da alibimäßig eine Hose an und verließ schließlich kopfschüttelnd das Geschäft. (Nach circa 3,8 Sekunden.)
Da sich die Jogginghosen-und-löchrige-Jeans-Problematik nicht von allein löst, fahre ich heute an den Kudamm in den Flagship-Store des schwedischen Modelabels. Die Herrenabteilung liegt in der zweiten Etage. Finde ich suboptimal. Für shoppingaverse Menschen wie mich muss das Einkaufserlebnis so niedrigschwellig wie möglich sein und nicht damit beginnen, zweimal Rolltreppe fahren und dazwischen die halbe Kinderabteilung durchqueren zu müssen.
Oben angekommen, bin ich verwirrt. Angesichts der Schnitte, Stoffe und Farben der ausgestellten Klamotten frage ich mich, ob ich doch in der Damenabteilung gelandet bin. Vielleicht habe ich in den letzten Jahren aber auch nur den ein oder anderen Modetrend verpasst. Oder mein Männlichkeitsbild ist weit weniger fortschrittlich als ich gerne vorgebe.
Die große Aufschrift „Herren“ an der Wand deutet darauf hin, dass ich mich doch nicht verlaufen habe. Auch hier begeistert mich aber erstmal keine der Hosen. Am besten gefallen mir die Joggingbuxen. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Frau diese nicht mit ihrer „Du müsstest mal wieder Hosen kaufen.“-Aussage meinte.
Nehme schließlich zwei dunkle Hosen mit in die Ankleide. Als ich die erste anprobiere, ertönt plötzlich eine durchdringende Stimme: „Das sieht erst in der richtigen Pose gut aus. Stell’ dich mal gerade und selbstbewusst hin.“
Zucke zusammen und richte mich auf. (Bauch rein, Brust raus.) Stelle dann fest, dass ich gar nicht gemeint bin, sondern in der Nachbarkabine berät ein Typ seine Freundin in modischen Fragen.
Meine ausgesuchten Hosen stehen mir vielleicht nicht 1a, aber ich fühle mich körperlich und geistig nicht in der Lage nach Alternativen zu suchen. Und für 1b reicht es allemal. Zumindest in der richtigen Pose und wenn ich mich gerade und selbstbewusst hinstelle.
29. März 2025, Berlin
Auf Bali ist heute Nyepi, der erste Tag des neuen Jahres nach dem Balinesischen Mondphasen-Kalender. Der wird als Tag der Stille begangen und sehr ernst genommen. Jedwede Vergnügungen, das Verlassen des Hauses, Auto fahren und Arbeiten sind tabu. Feuer oder Licht sind auch nicht gestattet. Durch die Stille und Dunkelheit sollen Dämonen und Geister denken, die Insel sei verlassen, so dass sie weiterziehen und niemanden behelligen. (Das sollten die Menschen in den USA mal ausprobieren: einen Tag schweigen und alle Lichter ausmachen. Vielleicht hilft das etwas.)
Tourist*innen sollen sich ebenfalls an diese Regeln halten. Der Sohn und N. dürfen also nicht rausgehen und müssen in ihrer Unterkunft bleiben. Das kennen sie ja von Corona. Allerdings wird am Tag der Stille auch das mobile Internet abgestellt. Das ist dann doch eine Spur härter als ein gewöhnlicher Lockdown.
30. März 2025, Berlin
In der Nacht wurde die Uhr eine Stunde vorgestellt und heute endet Ramadan. Für muslimische Kinder die perfekte Kombination, weil sie so eine Stunde weniger aufs Zuckerfest warten mussten.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.