Madrid ist die lauteste Stadt der Welt. Oder wenigstens eine der lautesten. Steht zumindest im Internet. Aufgrund der anekdotischen Evidenz der gestrigen Nacht bin ich geneigt, dieser Aussage zuzustimmen.
Fußballfans grölten, Touris sangen, Besoffskis krakeelten, Verkehr brummte, Autos hupten, Menschen stritten, Hunde bellten, Verwirrte kreischten, Polizeisirenen sirenten. Irgendwann entsorgte dann jemand auch noch Leergut im Altglascontainer. Nicht rücksichtsvoll sanft, sondern dynamisch schwungvoll. Damit auch wirklich jede Flasche lautstark zersplittert.
Dafür habe ich prinzipiell Verständnis. Sehr großes sogar. Wenn du Flaschen in den Container schmeißt, muss es scheppern. Sonst macht das keinen Spaß. Aber vier Uhr früh ist vielleicht nicht die ideale Uhrzeit dafür.
Gegen halb sieben kam die Nachbarschaft allmählich zur Ruhe. Eine knappe Stunde später startete in der nicht so weiten Ferne Trommelgetöse, um die Teilnehmer*innen des heute stattfindenden Marathons, anzufeuern.
New York trägt den Beinamen „Die Stadt, die niemals schläft“, aber ich glaube, Madrid leidet ebenfalls unter erheblicher Schlaflosigkeit.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
8.40 Uhr. Der AVE 9370 nach Madrid steht abfahrbereit am Gleis 4 des TGV Bahnhofs Avignon. Der Bahnsteig ist menschenleer, die Türen sind bereits geschlossen. In der Ferne schaut eine Schaffnerin prüfend nach links und rechts. Gerade als sie dem Zugführer Bescheid geben will, dass es losgehen kann, erscheinen plötzlich eine Frau und ein Mann auf der Bildfläche.
Bepackt mit großen und kleinen Rucksäcken, Taschen und Beuteln hetzen die beiden schwitzend und kurzatmig, so schnell es das Gepäck erlaubt, zum Ende des Zugs, betätigen den Türöffner und springen in den Waggon, im Hintergrund wedelt die Schaffnerin hektisch mit den Armen. Kaum hat sich die Tür wieder verschlossen, setzt sich der TGV in Bewegung.
Was wie der Anfang einer mittelmäßig lustigen deutschen Komödie anmutet („Mit der Bahn in den Wahn“), ist leider unser Leben, und die zwei Hauptdarsteller*innen sind meine Frau und ich.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
„Wir benötigen einen Arzt oder eine Ärztin. Wenn es einen Arzt oder eine Ärztin unter Ihnen gibt: Bitte kommen Sie in Wagen 5.“
Meine Frau und ich sitzen im ICE Richtung Mannheim, haben bereits 20 Minuten Verspätung und nach dieser Durchsage, die einen längeren Aufenthalt in Fulda, dem nächsten Halt, nach sich ziehen wird, müssen wir uns endgültig von unserem Anschluss-TGV verabschieden.
Das ist natürlich nervig, aber um das eigene Karma nicht überzustrapazieren, sollte man sich darüber jedoch nicht allzu sehr aufzuregen. Gut, wir müssen nun mehrfach umsteigen, sind erheblich länger unterwegs und die neuen Sitzplatzreservierungen kosten uns rund 30 Euro. Dafür werden wir allerdings auch nicht in Fulda im Krankenwagen abtransportiert. Das möchte man ja prinzipiell nicht und noch weniger in der hessischen Provinz.
Wir haben also nicht gerade das Tor mit dem Hauptgewinn abbekommen, aber auch nicht den Zonk. Dass wir Avignon kurz nach Mitternacht erreichen, drei Stunden später als geplant, fühlt sich allerdings zumindest ein wenig nach Zonk an.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Am 17. Mai 2014 erschien die erste Folge der “Familien-Tweets der Woche”, fast auf den Tag elf Jahre später endet das Familien-Gedöns der Woche. Damals war Angela Merkel Bundeskanzlerin, Barack Obama US-Präsident, die AfD noch nicht im Bundestag und Corona nur als mittelmäßiges Bier bekannt. Ob die Zeiten damals besser waren? Ich weiß es nicht, rückblickend erscheinen sie auf jeden Fall unbeschwerter.
Elf Jahren Familien-Gedöns bedeuten schätzungsweise 22.000 Tweets und Posts von mehr als 1.500 Social-Media-User*innen, über 200.000 Likes und fast fünf Millionen Zugriffe hier auf dem Blog. Es bescherte mir unzählige Begegnungen, Bekanntschaften und sogar Freundschaften mit ganz wundervollen Menschen. Dem Familien-Gedöns habe ich außerdem zu verdanken, dass ich Buch-Verträge bekommen habe und einen Teil meiner Erwerbsarbeit mit dem Schreiben (halbwegs) lustiger Texte verbringen kann. Vielen Dank.
Mein großer und demütiger Dank gilt den Leser*innen, allen, die mich über die Jahre auf lustige Familien-Posts aufmerksam gemacht haben, und ganz besondere den Eltern, die auf den Social-Media-Kanälen einen Einblick in ihren Alltag gegeben und uns zum Lachen gebracht haben. Vielen Dank.
Die letzte Ausgabe des Familien-Gedöns ist eine Hommage an die vielen Menschen, die ich durch das Familien-Gedöns kennenlernen durfte, die meine Social-Media-Leben bereichert und mir sehr viel Freude bereitet haben. Vielen Dank.
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In elf Jahren Familien-Gedöns hatte ich nur zwei unverhandelbare Regeln: keine Tweets mit Hashtag und keine eigenen Tweets zu veröffentlichen. Ersteres habe ich nicht immer eingehalten, mit letzterem breche ich nun das erste Mal. Ich starte mit meinem erfolgreichsten Familien-Tweet, mit dem ich bis heute Möbel- und Autohäuser eröffne.
Wie ich mal vor 17 Jahren ein Date hatte und jetzt jeden Morgen Pausenbrote schmiere.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.
„Mama? Hast du geguckt?“
„Nein.“
„Gut. Ich hab auch keinen Quatsch gemacht.“
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Bevor es zu den Familien-Posts geht, hier ein Hinweis in eigener Sache:
Der große Philosoph Stephan Remmler hat einmal den weisen Satz gesagt: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.“ Das Familien-Gedöns der Woche ist bekanntermaßen keine Wurst und hat somit irgendwann ein Ende.
Ziemlich genau elf Jahre lang habe ich Begebenheiten, Beobachtungen und Erlebnisse aus dem Familienleben gesammelt und jeden Freitag veröffentlicht. Inzwischen sind meine eigenen Kinder 21 und 18 und bereits ausgezogen beziehungsweise beschäftigen sich damit, was sie studieren können.
Da fühlt es sich für mich allmählich etwas merkwürdig an, weiter Sprüche aus dem Familienleben zu kuratieren. Als bärtiger, mittelalter Mann hänge ich ja auch nicht alleine auf dem Spielplatz ab und schaue kleinen Kindern beim Schaukeln, Rutschen und Toben zu. Somit wird es vielleicht Zeit, dass sich jemand anderes um das Sammeln von Familien-Social-Media-Postings kümmert.
Der Abschied soll aber nicht zu abrupt kommen und daher gibt es inklusive heute noch drei Ausgaben des Familien-Gedöns der Woche. Viel Spaß dabei.
"Papa, du kannst machen, dass etwas schmeckt obwohl es nicht lecker aussieht."
Die Sechsjährige macht gute Komplimente.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Friedrich Merz wird Anfang Mai Bundeskanzler und meine Frau und ich verlassen Deutschland. Ein starker, wenn nicht gar spektakulärer Texteinstieg, der Haltung, die richtige Gesinnung sowie Entschlossenheit suggeriert und uns in bestem Lichte erscheinen lässt.
Der einzige Wermutstropfen dabei: Der Satz ist grob irreführend. Der Merzsche Amtsantritt und unsere Auslandspläne liegen nur zufällig zeitlich beieinander. Unsere Planung begann schon vor circa zwei Jahre und hatte nichts mit einem möglichen Wahlsieg des sauerländischen Mr.-Burns-Verschnitts zu tun.
Sie müssen sich aber nicht sorgen, dass wir einen auf „Goodbye Deutschland“ machen und wie Moni und Bernd nach Brasilien auswandern und an der Copacabana eine Cocktail-Bar eröffnen, weil wir Strand und Sonne spitze finden und uns in „Manni‘s Durstschänke“ so gerne fertig gemixte Caipis reinlöten. Und uns hält von unserem Vorhaben auch nicht ab, dass wir kein Wort Portugiesisch sprechen und unsere fehlende Sprachkompetenz nur noch von unserer mangelnden gastronomischen Erfahrung unterboten wird.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.
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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.
„Mama, machst du mir heute Abend wieder kaputte Pfannkuchen und nennst sie dann Kaiserschnitt?“
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Komme auf dem Weg zum Bäcker an einer Hebammenpraxis vorbei. Im Schaufenster sind auf einer Tafel die Namen aller Kinder notiert, die seit Anfang des Jahres dort zur Welt kamen. Günes steht neben Otto, Kleo neben Ceylin, Mohammad Reza neben Fiona und David zwischen Bryan und Yuma Lucian.
So schön divers, was mir das vielleicht naive aber dennoch gute Gefühl gibt, dass das zusammenleben verschiedener Kulturen, Religionen und Ethnien besser funktioniert, als uns viele weismachen wollen.
18. April 2025, Berlin
Heute ist nicht nur Karfreitag, sondern auch Internationaler Tag der Jongleure. Wie gemein für den ans Kreuz genagelten Jesus.
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Nächster Inbox-Fund. Eine Einladung des Deutschen Design Museums für den „Kongress der neuen Wirklichkeit“. Fuck, no. Auf gar keinen Fall. Die neue Wirklichkeit ist so schon gruselig genug. Da will ich mir nicht auch noch Vorträge darüber anhören.
Mehr Interesse hätte ich an der Veranstaltung „Eskapismus leicht gemacht“.
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Der Sohn startet seine Rückreise nach Deutschland. Zunächst mit einem Drei-Stunden-Flug von Bali nach Kuala Lumpur, dort hat er knapp zehneinhalb Stunden Aufenthalt, dann fliegt er fast elf Stunden nach Istanbul und zweieinhalb Stunden später geht es weiter nach Berlin, wo er morgen gegen 21 Uhr ankommen wird.
Der erste Flieger hat gleich mal drei Stunden Verspätung. Wegen schlechtem Wetter. Dass der Pilot dann vor dem Start verkündet, der First Officer hätte heute seinen ersten offiziellen Flug, findet der Sohn nur so semi-beruhigend.
Ansonsten nimmt er die verzögerte Abreise gelassen. Da hätte er noch etwas mehr Zeit mit N. Schön, dass er das nach acht gemeinsamen Wochen sagt, in denen sie rund um die Uhr zusammen waren.
19. April 2025, Berlin
6 Uhr. Werde von prasselndem Regen geweckt. Der erste Niederschlag seit gefühlt 137 Tagen. Das ist gut für Flora und Fauna, für Frühblütler-Geplagte und für die Landwirtschaft sowieso. Aber weniger gut für uns, denn wir sind zum Osterlauf angemeldet. Am Schlachtensee, wo im Dezember immer der Nikolauslauf stattfindet.
Außer meiner Frau und mir kommen auch A. und O. von meiner Grunewaldlaufgruppe. In einer Mischung aus jugendlichem Leichtsinn und realitätsverweigernder Midlife Crisis wollten wir zunächst beim Big 5 starten. Fünf Runden à 5,35 Kilometer, was nach Adam Riese – wer auch immer das ist –26,8 Kilometer sind.
Nach einigen aufgrund von Krankheiten, Urlauben, Dienstreisen und Heuschnupfen ausgefallenen Laufeinheiten beschlossen wir in einem Moment der geistigen Klarheit, drei Runden, also 16,2 Kilometer, reichten auch. Wir sind alle um die 50 beziehungsweise sogar über 60, da müssen wir niemandem etwas beweisen. (Vor allem nicht in sub-optimalem Trainingszustand.)
Ebenfalls angemeldet hat sich J., der beste Freund von O.s Sohn. J. ist Anfang 20, trägt eine Torsten-Frings-Gedächtnis-Frisur sowie ein Nationalmannschaftstrikot mit Toni-Kroos-Schriftzug und hat vor zwei Wochen den Berliner Halbmarathon in 1:40 absolviert. Heute will er es aber ruhig angehen lassen, da er gestern schon schnelle dreizehn Kilometer abgespult hat.
Auf der ersten Runde um den Schlachtensee laufen wir etwas flotter als sonst im Grunewald, J. freut sich über das angenehme Tempo. Mit der zweiten Runde werden wir etwas schneller, aber alles noch im grünen Bereich.
Bei Kilometer 8 meint J., er freue sich schon aufs Ziel. Er wirkt auf mich etwas kurzatmig. Väterlich-gütig denke ich, wir könnten etwas Geschwindigkeit rausnehmen, schließlich soll sich der Bub nicht quälen. Was für eine spektakuläre Fehleinschätzung meinerseits.
Anfang der dritten Runde bekommt J. die zweite Luft. Und die dritte, vierte und fünfte. Er legt einen Zahn zu, wenn nicht gleich ein ganzes Gebiss.
Bei Kilometer 12,5 überholt uns ein durchtrainierter, junger Mann. J. gibt die Order aus, dass wir uns an ihn dranhängen. Das machen wir auch, denn wer bin ich, dass ich mich den Anweisungen eines 20-jährigen widersetze.
Zwei Kilometer später findet J.: „Der läuft sehr angestrengt, der hält das Tempo nicht mehr lange durch.“ Ich komme zur gleichen Einschätzung, allerdings meinen eigenen Fitnesszustand betreffend.
Tatsächlich ziehen wir kurz danach an dem Typ vorbei. J. ist endgültig on fire. Alle Starter*innen, an denen wir noch vorbeiziehen motiviert er mit: „Los jetzt.“, „Immer weiter.“ und „Ist nicht mehr lang.“
Rund einen Kilometer vor dem Ziel ruft er mir zu: „Jetzt nochmal Gas geben, ist nur noch ein Katzensprung.“ Eine Aussage, der ich nicht vollumfänglich zustimmen möchte. Ich fühle mich nicht wie eine Katze und erst recht nicht wie eine, die 1.000 Meter weit springen kann.
Mit einer Zeit von 1:29:22 beende ich das Rennen. Auf dem Heimweg kontrolliere ich die Ergebnis-Liste. J. hat mich zum zweiten Platz in der Altersklasse 50 geprügelt. Gut, es gab nur fünf Starter, aber das können wir ja für uns behalten.
20. April 2025, Berlin
Heute ist Ostersonntag und Cannabis-Tag. Das hat sich Jesus redlich verdient. Nach letztem Abendmahl, Judas-Verrat, dreifacher Petrus-Verleugnung, nerviger Kreuzigung und anstrengender Auferstehung von den Toten kann er erstmal einen Durchziehen und Chillen.
Wir begehen den Tag nicht mit einem Joint, sondern mit einem Osterbrunch in der Markthalle. Und mit reichlich perlendem Schaumwein, denn der zuvorkommende und allseits beliebte Prosecco-Butler ist auch wieder am Start. In diesem Sinne: Prosit Ostern.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
14. April 2025, Berlin
Der Montag beginnt mit Delfinen. Nicht für uns, aber für den Sohn und N. Die sind auf Bali für eine Sonnenaufgangs-Bootstour in aller Herrgottsfrühe aufgestanden. Zwischendurch begleitet von einer Flipper-Gruppe, die fröhlich durchs Wasser pflügte.
Sie waren aber nicht die einzigen auf dem Wasser, außer ihnen waren rund 80 bis 100 weitere Kähne unterwegs. Deswegen hoffte der Sohn, dass die Delfine gute Laune hatten, aber er ist skeptisch. Sehr wahrscheinlich war der Spaß für die Delfine eher begrenzt und sie flohen den Touri-Schiffen.
Derweil beginnt in Kiel für die Tochter das Sommersemester. Kurz vor Ostern sind die Professor*innen jedoch noch nicht in Vorlesungsstimmung und ein Großteil der Veranstaltungen fällt aus. Somit hat die Tochter ebenfalls einen guten Start in Woche, wenn auch ohne Delfine.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.