Eine kleine Wochenschau | KW09/2025: Kumm, loss mer fiere

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


24. Februar 2025, Berlin

Kurz nach drei. Der Wecker klingelt. Nicht für mich, sondern für meine Frau. Die muss nach Mannheim auf eine Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung. Thema: Antisemitismus in der Krise.

In meinen Augen eine etwas missverständliche Formulierung. Ich habe eher den Eindruck, Antisemitismus ist nicht in der Krise, sondern hat Hochkonjunktur.

Titelbild mit einem Aushang, der an einem Schaufenster klebt. Darauf steht: "Karnevals-Ohrwurm zum Mitnehmen", unten sind einzelne Streifen mit Zeilen aus kölschen Karnevalsliedern zum Abreißen
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Familien-Gedöns der Woche (539)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW08/2025: Und dann ist er weg (Teil 2)

Teil 1


19. Februar 2025, Berlin

Heute ist Tag der Minzschokolade.

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Die letzten beiden Tage verbrachten der Sohn und N. noch in Frankfurt bei dem Bruder meiner Frau und seinem Mann, gestern Abend flogen sie nach Bangkok. Dort sind es 31 Grad, was 42 Grad mehr als in Berlin ist. Damit ist die Reise jetzt schon ein voller Erfolg.

Übersetzt heißt Bangkok „Ort am großen Fluss mit vielen Bäumen“. In diesem Sinne ist Berlin „Ort am großen Fluss mit vielen unfreundlichen Menschen“.

Um die Daheimgebliebenen über ihren Asien-Trip auf dem Laufenden zu halten, haben der Sohn und N. eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. Diese besteht aus einer sehr diversen Mischung aus Großeltern, Eltern, Geschwistern, der Freundin von N. und dem Judotrainer des Sohns. Vermutlich haben sie noch eine weitere Gruppe für ihre Kumpels mit unzensierten Informationen.

Abends posten sie ein Bild ihres Essens. Hühnchen mit Reis, dazu frisch gepresster Mangosaft. Für insgesamt vier Euro. Als würde das nicht schon genügend Neid erzeugen, sitzen die beiden auch noch in T-Shirts und kurzen Hosen am Tisch. Vielleicht mute ich die Gruppe für die nächsten zwei Monate.

20. Februar 2025, Berlin

Mutter hat heute Geburtstag. Genauso wie Rihanna, Jan Delay, Cindy Crawford, Charles Barkley, Stefan Waggershausen, leider auch Alexander Gauland, Jasna Fritzi Bauer sowie Kurt Cobain, Sidney Portier und Heinz Erhardt, wobei die letzten drei nicht mehr leben.

Ein beeindruckende Reihe von Prominenten. Da kann ich nicht mithalten. Die berühmteste Person, mit der ich das Geburtsdatum teile, ist Benito Mussolini.

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Laut Spiegel Online hat die NASA berechnet, dass der Asteroid 2024 YR 4 mit einer Wahrscheinlichkeit von 3,1 Prozent am 22. Dezember 2032 auf der Erde einschlagen wird. Die dabei freigesetzte Energie entspräche 500 Hiroshima-Atombomben. Das würde in einem Umkreis von zehn Kilometern alles zertrümmern, reiche aber nicht aus, um die komplette Menschheit auszulöschen. Angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Lage ist das fast schon zu bedauern.

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Jedwede Befürchtungen unsererseits, der Sohn und N. könnten auf ihrer Reise unvernünftige Dinge machen, wie sie junge Menschen mit Testosteronüberschuss zu tun pflegen – zum Beispiel mit verbundenen Augen Mofa fahren oder Bungee-Jumping mit einem Hanf-Seil praktizieren – erweisen sich bisher als unbegründet. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie mit Essen.

Zumindest lassen das die Fotos vermuten, die sie regelmäßig posten. Von Food Markets, Supermärkten, Straßenständen und Imbissläden. Von meterweise Auslagen mit geschnittenem Obst wie Ananas, Äpfel, Mangos, Pitaya, Melonen sowie exotischen Früchten, die ich noch nie gesehen habe. Alles geschnitten, verpackt und direkt verzehrfertig. Dazu immer wieder riesige Becher mit Smoothies in hellgrün, gelb, pink oder lila. Die größte Gefahr, der die beiden ausgesetzt sind, ist wahrscheinlich ein Vitaminschock, weil ihre Körper den Verzehr von so viel Obst nicht gewohnt sind.

Etwas Verrücktes machen sie abends doch noch: Frittierten Skorpion am Stiel essen. Dabei schauen sie etwas besorgt, weil ihnen nicht ganz klar ist, ob sie das ganze Tier unbedenklich verzehren können. Der Verkäufer hat ihnen das zwar erklärt, aber nur in schlechtem Englisch und halb auf thailändisch. Da kann es schon zu ein wenig „lost in translation“ kommen, was beim Verspeisen eines giftigen Arachniden nicht besonders erstrebenswert ist.

Ihr kulinarische Urteil fällt eher so mittel aus. Hart und salzig. Oder wie der Sohn sagt: „Das wird gar nicht weniger im Mund.“ Wenn ich ihre Gesichtsausdrücke richtig deute, wird frittierter Skorpion nicht zu einem festen Bestandteil ihres Speiseplans.

21. Februar 2025, Berlin

Neue Bilder in der Asien-Gruppe: Von einer Roof-Top-Bar, in der die beiden Jungs zum Abendessen waren, wo du selbst auf der Toilette einen Blick über Bangkok hast. Aber nur beim Händewaschen, nicht von den Pissoirs aus. Da sollen sich die Herren darauf konzentrieren, die Schüssel zu treffen. Was vielen schon ohne Panoramablick über Großstädte Schwierigkeiten bereitet.

Anschließend wollten die beiden noch einen Markt besuchen. Weil ihnen die 40 Minuten Wartezeit auf ein Bolt zu lang war, gingen sie unter Mithilfe von Google Maps zu Fuß. Was sich als mittelmäßig gute Idee entpuppte, denn plötzlich fanden sie sich in einem Armenviertel wieder, mit improvisierten, selbstgebauten Hütten und Zelten direkt an Bahngleisen. Wo die Menschen nicht so freundlich schauten wie die Verkäufer*innen in den Einkaufsstraßen, die Essen, Getränke und Andenken verkaufen wollen, sondern vom Leben gezeichnet sind und auf Touristen nicht besonders viel Bock haben.

Das erinnert mich daran, wie ich 2010 beruflich in Moskau war. Dort hatten wir einen Termin in einem Restaurant und fragten die Rezeptionistin unseres Hotels, wie weit das entfernt sei und ob wir da zu Fuß hinlaufen könnten. Die Frau schaute uns an, als ob wir geistesgestört sind, und bestellte wortlos ein Taxi.

Dem Sohn und N. passiert auf ihrem Fußmarsch nichts und sie erreichen ihre Unterkunft wohlbehalten. Meine Frau meint, vielleicht sei das gar nicht so schlecht, in so einer großen Stadt auch mal das wahre Leben zu sehen, abseits der touristischen, instagrammigen Orte. Der Sohn stimmt ihr zu, meint aber trotzdem, man müsse so etwas nicht nochmal machen. (Was wir als Eltern prinzipiell begrüßen.)

22. Februar 2025, Berlin

Während wir geschlafen haben, sind der Sohn und N. weiter nach Koh Samui gereist. Der zweitgrößten Insel Thailands, die mit weißen Stränden, türkisblauem Meer und Schatten spendenden Palmen klischeehaft idyllisch aussieht.

Ihr Flieger startete um 7.12 Uhr (Ortszeit) und wie vernünftige, vorausschauend planende Erwachsene waren sie bereits um kurz nach fünf am Flughafen, damit sie ausreichend Zeit für ein entspanntes Einchecken haben. Dieser Puffer erwies sich als recht hilfreich, denn an der Tafel mit den Abflugzeiten fanden sie ihren Flug nicht. Was daran lag, dass sie am falschen Airport waren. Am internationalen Airport Bangkok-Suvarnabhumi und nicht am Don Mueang für Inlands- und innerasiatische Flüge.

Sie erreichten gerade noch rechtzeitig ihren Flug und schon ein paar Stunden später schickten sie Fotos vom Strand. (Caption „Jetzt sind wir im Paradies“) Auf einem der Bilder liegt der Sohn auf einer Matratze und lässt sich von einer Mitte-50-jährigen Thailänderin massieren. Das muss dieses „Sex, Drugs and Rock ‘n Roll“ der Generation Z sein.

23. Februar 2025, Berlin

Heutiges Tagesprogramm: vormittags laufen, mittags wählen, um 18 Uhr die erste Hochrechnung checken. Anschließend vier Jahre lang keine Nachrichten schauen.


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Eine kleine Wochenschau | KW08/2025: Und dann ist er weg

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


17. Februar 2025, Berlin

Sitze in der Frühe im Wohnzimmer auf dem Sofa mit meinem Kaffee. Gestern Abend ist der Sohn zu seiner zweimonatigen Asienreise aufgebrochen, ging die Treppe runter mit einem Rucksack auf den Schultern, einer gar nicht mal so großen Reisetasche in der Hand und einem Strahlen im Gesicht.

Unten an der Treppe drehte er sich nochmal um und schaute wehmütig zu uns hoch. Aber auch voller Vorfreude auf das Abenteuer, das auf ihn und seinen Freund N. wartet. Mehr als 8.500 Kilometer von zuhause weg, Erlebnisse sammeln, gemeinsame Zeit verbringen, in den Tag hineinleben, spontan entscheiden, was man unternimmt und die unbeschwerte Freiheit genießen. Wahrscheinlich werden die beiden nie wieder so frei und selbstbestimmt sein wie auf dieser Reise.

Ich bin mit 19 auch ins Ausland gegangen. Für ein dreimonatiges Praktikum in einer Kommunalverwaltung nach Daventry, einem kleinen Ort in der Nähe von Northampton. Was von Westerburg aus fast genauso exotisch wie Südostasien war.

Titelbild mit einem schwarzen Skorpion, der auf einem Stock steckt, um verzehrt zu werden.
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Familien-Gedöns der Woche (538)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW07/2025: Ohne Schnee, wär’s auch schee (Sorry.) (Teil 2)

Teil 1


13. Februar 2025, Berlin

Halb sechs. Wache auf, weil eine irritierende Helligkeit das Schlafzimmer erleuchtet. Ein Blick aus dem Fenster liefert die Erklärung: Es hat geschneit.

Die Gehwege, Straßen und Autos sind mit einer dünnen weißen Schneeschicht bedeckt, als hätte sie jemand mit Puderzucker überzogen. Sieht fast idyllisch aus. Also, wenn wir Dezember hätten und von vorweihnachtlicher Vorfreude beseelt wären. Haben wir aber nicht und sind wir nicht.

Mitte Februar braucht kein Mensch Schnee. Da haben wir die Kälte, die Nässe und die Dunkelheit satt und sehnen uns nach Frühling, Sonne und dem ersten Grün. Stattdessen haben wir Schnee. Ich möchte das nicht.

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Auf meiner Laufrunde joggt mir ein Mann entgegen. Mit großer Nase, buschigem Schnauzer, schwarzer Hornbrille. Sieht fast aus, als trüge er eine Brillen-Nasen-Maske.

Vielleicht tut er das tatsächlich. Weil er ein Promi ist, der nicht erkannt werden will. Nicht besonders wahrscheinlich, aber auch nicht vollkommen unmöglich. Immerhin soll Harry Styles gerade in Berlin sein und der will bestimmt gerne inkognito bleiben.

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Entdecke in meinem Notizbuch folgende Zeilen, die ich irgendwann festgehalten habe:

Leben ist das Leben vor dem Tod,
Leben ist am Abend Abendbrot.

Ich bin mir nicht sicher, ob das wahnsinnig deep ist. Weil diese wenigen profanen Worte die Banalität und Eintönigkeit des Lebens eines Mannes in der Midlife-Crisis erfassen, der in den Mühlen der Erwerbsarbeit und der Ödnis seines Familienlebens gefangen ist. (Keinerlei biographische Bezüge.)

Oder das ist ganz großer Mumpitz. Ich tendiere zu letzterem. (Nicht zuletzt, weil Mumpitz so ein schönes Wort ist.)

14. Februar 2025, Berlin

Morgendlicher Blick aus dem Schlafzimmerfenster. Es hat noch mehr geschneit. Schätzungsweise fünf bis zehn Zentimeter. Eigentlich eine romantische Winter-Wonderland-Szenerie, die sich draußen präsentiert. Wir haben aber weiterhin Februar und keine Adventszeit und deswegen möchte ich das immer noch nicht. (Und morgen auch nicht, falls Petrus hier mitlesen sollte.)

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Heute ist Valentinstag. Besondere Vorkommnisse: keine.

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Stoße bei Instagram auf die Seite von James McNicholas, einem Schauspieler, der bekannte Popsong als „dramatic monologues“ vorträgt.

Das ist großartig und genau für so etwas wurde das Internet erfunden. Nicht für Hass und Hetze, nicht für Fake News und Verschwörungstheorien und auch nicht für Pornos und Gewaltvideos. Nein, damit Menschen Quatsch machen, sich dabei filmen und andere daran teilhaben lassen.

Zum Beispiel, indem sie „Hero“ von Enrique Iglesias als Speed-Dating-Fragebogen durchgehen:

15. Februar 2025, Berlin

Draußen immer noch Schneelandschaft. Nicht mehr ganz so winter-wonderland-mäßig, sondern ein wenig weggetaut und angegraut. Das möchte ich auch nicht. (Wobei ich die Tendenz durchaus begrüße.)

Später Laufen im Schneegriesel. Das hört sich immer so urtümlich-verwegen an: Im Schnee joggen. Du gegen die Widerstände der Natur. Gegen die eisige Kälte, den beißenden Wind, den rutschigen Untergrund und die Nässe, die dir unter die Klamotten und in die Haut kriecht. Quasi wie „7 vs. Wild“, nur im Schlosspark Charlottenburg.

In der Realität ist das aber wenig erquicklich, dieses Joggen im Schnee. Da fühlt sich das nicht nach „Du gegen die Natur“ an, sondern mehr nach „Die Natur gegen dich“. Mit ihrer eisigen Kälte, dem beißenden Wind, dem rutschigen Untergrund und ihrer Nässe, die dir unter die Klamotten und in die Haut kriecht, hat die Natur einen ganz klaren Wettbewerbsvorteil.

Vor allem, wenn du kein kerniger, widerstandsfähiger Survivalist bist, der aus einem Kieselstein und einer Birkenrinde ein Zelt bauen kann, sondern ein Mensch, der die meiste Zeit des Tages drinnen am Schreibtisch verbringt, der nicht einmal mit Kompass die Himmelsrichtungen bestimmen kann und dessen Fitnesszustand im Februar ausbaufähig ist.

16. Februar 2025, Berlin

Um 18 Uhr brechen der Sohn und N. zu ihrer großen Asienreise auf. Zunächst fahren sie nach Frankfurt, verbringen noch zwei Tage bei dem Bruder meiner Frau und dessen Mann, bevor es dienstags über München nach Bangkok geht. Dann reisen sie zwei Monate lang durch Südostasien und besuchen Orte, von denen ich noch nie gehört habe und mir in meiner eurozentristischen Ignoranz nicht merken kann, weswegen ich sie hier nicht aufzähle.

Die beiden haben die komplette Reise ganz allein geplant. Flüge, Routen, Unterkünfte, sich um Impfungen gekümmert, ihre Reisepässe erneuert. Alles, ohne ein einziges Mal um Hilfe zu bitten.

Einerseits erfüllt dich das als Eltern mit Stolz. Dass dein Kind so selbstständig ist und in der Lage, so einen anspruchsvollen Trip zu organisieren. Andererseits ist uns etwas unbehaglich, ob die beiden wirklich an alles gedacht haben. Oder wie meine Frau sagt: „Am liebsten würde ich seine Tasche packen, damit er nichts vergisst.”

Ein Drang, den ich sehr gut nachvollziehen kann, dem du aber natürlich unter keinen Umständen nachgeben darfst. Wenn deine Kinder erwachsen werden, musst du als Eltern lernen, Kontrollverlust auszuhalten.

Zu meiner eigenen Beruhigung habe ich dem Sohn vor ein paar Wochen den Link zur Sicher-reisen-App des Auswärtigen Amts geschickt. Mit tagesaktuellen Reisehinweisen für alle Länder dieser Erde, den wichtigsten Kontaktnummern zu Botschaften und Konsulaten sowie aktuellen Notfallinformationen. Das muss reichen. Keine Ahnung, ob er sie installiert hat.

Gute Reise, E., gute Reise.


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Eine kleine Wochenschau | KW07/2025: Ohne Schnee, wär’s auch schee (Sorry.)

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


10. Februar 2025, Berlin

Viertel nach sechs. Sitze im Wohnzimmer und trinke Kaffee. Den ersten nach unserer Fastenwoche.

Das ist auch bitter nötig, denn ich hatte eine unruhige Nacht. Mit wenig Schlaf, dafür mit viel Hin-und-her-wälzen. Warum, weiß ich nicht genau. Vielleicht weil eine anstrengende Woche ansteht. Und mit anstrengender Woche meine ich, dass ich einen auswärtigen Termin habe.

Nicht einmal einen besonders stressigen oder anspruchsvollen Termin. Nur ein Business Lunch, um ein Projekt zu besprechen. In Zeiten von Video Calls kommt das nicht mehr so oft vor. Am Donnerstag muss ich aber das Home Office verlassen. Das heißt, ich muss mich rasieren, meine bequeme Jogginghosen-Trainingsjacken-Kombi gegen halbwegs seriöse Kleidung eintauschen und mit dem Rad durch die Kälte fahren. Das ist alles einzeln schon unschön, in Kombination aber umso unschöner.

Titelbild mit einer verschneiten Straße mit parkenden Autos in der Morgendämmerunge.
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Familien-Gedöns der Woche (537)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW06/2025: Wir haben Hunger, Hunger, Hunger (Teil 2)

Teil 1


06. Februar 2025, Berlin

Warum morgens aufstehen, wenn du keinen Kaffee trinken darfst? Andere kulinarische Highlights hat der Tag auch nicht zu bieten. Abgesehen von Tee und Wasser, was aber eher in die Kategorie kulinarisches Lowlight fällt. Am liebsten würde ich die nächsten zwei Tage schlafend im Bett verbringen, bis am Samstag alles rum ist.

Das fröhlich grüßende Schokoküchlein geht mir auch auf die Nerven. Würde es gerne mit einem gezielten Fausthieb zu Matsch hauen. Dafür fehlt mir aber die Energie.

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Heute fühle ich mich nicht ganz so schwächlich. Auch das Laufen fällt mir im Vergleich weniger schwer. Allerdings nur zwei Kilometer. Danach zieht mir irgendjemand den Stecker und ich krieche die restlichen fünf Kilometer über die Tartanbahn. Mit ausgiebigen Gehpausen. Vielleicht könnte mir jemand mal eine Duracell-Batterie in den Hintern schieben.

07. Februar 2025, Berlin

Beginne den Tag damit, das nervende Schokoküchlein und die Mozartkugeln in einen Küchenschrank zu sperren. Nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Funktioniert aber nur so mäßig, denn nun denke ich die ganze Zeit daran, wie das Küchlein und die Kugeln im Schrank stehen.

Sitze dabei auf dem Sofa und trinke Tee. Bin mittlerweile zu Früchtetee übergegangen, weil ich den Pfefferminztee nicht mehr sehen konnte. Früchtetee ist aber auch kein adäquater Kaffeeersatz. Nichts ist morgens adäquater Kaffeeersatz.

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Auf dem Heimweg vom Laufen. Bin kaputt, ausgelaugt und vollkommen entkräftet. An einer Ampel spricht mich eine ältere Frau, so um die Mitte 60, an. Sie sagt, ich sähe sportlich aus, ob ich ihr vielleicht helfen könnte. Wie es in Berlin üblich ist, wenn dich fremde Menschen ansprechen, reagiere ich mit einem skeptischen Blick.

Die Frau stört das nicht weiter und sie holt aus einer Einkaufstasche ein Fläschchen mit Soja-Sauce. Die gehöre einer älteren Nachbarin und sei so fest verschlossen, dass sie sie nicht aufbekämen. Ich würde das aber sicherlich schaffen.

Nach viereinhalb nahrungslosen Tagen bin ich da weniger zuversichtlich. Unter Mobilisierung meiner letzten Energiereserven, von denen ich mir nicht sicher bin, sie zu haben, und mit unmenschlicher Kraftanstrengung gelingt es mir schließlich, den Deckel aufzudrehen.

Die Frau ist glücklich und ich habe meine gute Tat des Tages vollbracht. Allerdings frage ich mich, ob ich noch genügend Energie habe, um bis nach Hause zu kommen.

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Bei „The Night Agent“ sitzt in einer Szene ein Paar im Restaurant. Der Mann beendet irgendwann das Mahl und verlässt den Tisch, obwohl sein Teller noch halb voll ist. Was stimmt mit dem Penner nicht?

08. Februar 2025, Berlin

Meine Frau und ich wachen um halb sieben auf. Beide mit einem unangenehmen, leicht pelzigen Geschmack im Mund. Das kommt davon, wenn du tagelang keine feste Nahrung im Magen hast.

Oder irgendein Tier hat in unseren Mündern übernachtet, meint meine Frau. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Auf die kommst du aber nur, nachdem du fünf Tage nichts gegessen hast.

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Kurz nach acht treffen meine Frau, der Sohn und ich uns in der Küche, wo wir gemeinschaftlich unseren Fastenbrecher-Apfel zu uns nehmen. Es ist natürlich schön, endlich wieder etwas essen zu dürfen, aber wenn du eine Woche lang von Käsebroten, Gnocchi und Pizza phantasierst, ist der kulinarische Genuss eines Apfels doch ausbaufähig.

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Der Apfel erweist sich beim Laufen als nur bedingt energiespendend. Ich starte mit dem Ziel, sieben Kilometer zu absolvieren, reduziere es nach 500 Metern auf sechs Kilometer und nach zehn Minuten finde ich, fünf Kilometer reichen eigentlich auch.

Nach einer Weile stelle ich fest, dass ich bei irgendeiner Ampel vergessen habe, meine Laufuhr wieder anzuschalten. Sie zeigt 2,87 Kilometer an, aber ich weiß nicht, ob ich 100, 200 oder 500 Meter mehr gelaufen bin. Für einen Läufer sind undokumentierte Laufkilometer die schlimmstmögliche Katastrophe. Die haben quasi nicht stattgefunden, verfälschen dir die Statistik, gefährden deine Laufkilometer-Ziele.

Entsprechend schwanke ich zwischen Tobsuchtsanfall und Nervenzusammenbruch, fühle mich aber für beides zu schwach. Dass ich den Lauf nicht abbreche und weinend nach Hause gehe, sondern fortsetze und schließlich nach 5,1 Kilometern beende, stufe ich neben meinen Marathonteilnahmen als größte Leistung meiner Läuferkarriere ein. (Eigentlich sogar etwas höher als die Marathons.)

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Zum Mittagessen eine kleine Schale Reispudding mit Banane und Heidelbeeren. Anschließend gemeinschaftliches Nickerchen auf dem Sofa. Ein schöner Ausblick auf unsere Zeit als Rentner*innen.

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Abends Gemüsesuppe, jetzt wieder mit Gemüse. Die schmeckt zwar nach den Tagen des Verzichts sehr lecker, aber meine Frau meint treffend: „Ein großes Stück Käse wäre schöner.“ Und ein Käsebrot noch schöner.

Anschließend schauen wir „Prometheus“ und „Alien Covenant“. Da wird wenigstens nicht gegessen. Außer die Menschen von den Aliens.

09. Februar 2025, Berlin

Nur noch zwei Wochen bis zur Bundestagswahl. Zeit, sich mit meiner. Wahlpräferenz zu beschäftigen. Ich mache als erstes den Kandidierendencheck auf Abgeordnetenwatch. Das Ergebnis: 89% Übereinstimmung mit der Kandidatin der Marxistisch- Leninistischen Partei Deutschlands.

Normalerweise heißt es, Menschen werden mit zunehmendem Alter konservativer. Gegen diesen Trend entwickle ich mich dagegen anscheinend zum linken Revoluzzer. (Was immer noch besser ist als zum rechtsradikalen Reichsbürger.) Vielleicht lebe ich in zehn Jahren in einer polyamorösen, autonomen Kommune irgendwo in Brandenburg.

Probiere mich anschließend am Wahl-O-Mat aus. Hier liegen bei mir die Grünen mit 91,1% vorne. Bin also doch kein Linksradikaler, sondern bürgerlicher Besserverdienender mit Klimaschutz-Vorlieben und Offenheit gegenüber dem Gendern.

Auf dem zweiten Platz folgt der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) mit 90%. Der liegt bei meiner Frau und den Kindern sogar an erster Stelle. Hätte nicht gedacht, dass unsere Familie so viel Sympathien für die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein hat.

Nur noch zwei Wochen bis zur Bundestagswahl bedeutet auch, nur noch zwei Wochen Wahlkampf. Halleluja, es gibt auch noch gute Nachrichten.


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Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


03. Februar 2025, Berlin

6.30 Uhr. Sitze im Wohnzimmer auf dem Sofa, um langsam die Lebensgeister in mir zu erwecken. Das will nicht so recht gelingen, denn heute startet unsere alljährliche Fastenwoche. Deswegen darf ich keinen Kaffee trinken, sondern muss mich mit Pfefferminztee begnügen. Und mit Pfefferminztee weckst du keine Lebensgeister.

Kein Montag sollte damit beginnen, dass du keinen Kaffee trinken darfst. Und auch kein anderer Tag. Für mich ist der Verzicht auf Kaffee tatsächlich das schlimmste am Fasten. Warum gibt es eigentlich kein Kaffee-Fasten, wo du anstatt schrecklicher Gemüsesäfte Kaffee trinkst? Das könnte ich mir gut vorstellen – die Lebensgeister ebenfalls – und das wäre nicht so freudlos-asketisch. Wahrscheinlich aber nicht so wahnsinnig gut für den Magen.

Ich fühle mich jetzt schon müde, schlapp und antriebslos. Dabei ist meine letzte Mahlzeit erst elfeinhalb Stunden her. Wie wird das erst, wenn ich 50, 60 oder 70 Stunden nichts gegessen habe? Keine guten Aussichten für meine Arbeitsproduktivität diese Woche. (Christian Lindner schaut kritisch in meine Richtung.)

Titelbild mit einer Vintage-Teetasse, auf der Queen Elisabeth II. abgebildet ist.
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