08. Februar 2024, Köln
Kurz vor 10. Ich mache mich auf den Weg zur „Elsa“, wo wir seit Jahren Karneval feiern. Die Straßen sind bereits voll mit Prinzessinnen, diversen Tieren, Cowboys, Rittern, Harry Pottern, rot-weiß gekleideten Menschen und allerlei anderen Kostümierten. Von überall her erklingt Karnevalsmusik, das Kölsch fließt monsunartig und durch die Scheiben der Kneipen ist zu sehen, wie auf den Tischen getanzt wird.
Ich stelle mir vor, wie eine japanische Reisegruppe zufällig an Karneval nach Köln kommt, ohne zu wissen, was Karneval ist. Die denken dann, Deutschland ist eine der größten Industrie- und Exportnationen der Welt und trotzdem ist es hier üblich, dass unter der Woche alle in merkwürdigen Kostümen durch die Straßen ziehen, in einer Phantasiesprache singen und Bier frühstücken.
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Im „Chlodwig Eck gegenüber von der „Elsa“ hängt ein Zettel an der Tür: „Eintritt ab 20 Jahren“ Cool, dann kann ich da fast zweieinhalbmal reingehen.
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In der „Elsa“ drückt zu später beziehungsweise früher Stunde ein beseelter junger Mann Janni und mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. Er kommt aus Frankfurt und ist vollkommen berauscht vom Kölner Karneval. Nicht nur vom Alkohol, sondern von der Musik, den Menschen, der Stimmung und einfach allem. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Karneval ist das geilste auf der Welt.“
09. Februar 2024, Köln
Nach der gestrigen Feierei hielt ich es für eine gute Idee, heute einen kleinen 12-Kilometer-Lauf einzulegen. Ganz idyllisch den Rhein entlang, und dabei Alkohol und andere Giftstoffe aus dem Körper schwitzen.
In der Theorie ein guter Plan, in der praktischen Umsetzung nicht ganz so. Die Idylle lässt zu wünschen übrig, es ist grau, nieselig und der Wind weht immer von vorne und körperlich habe ich mich auch schon frischer gefühlt.
Kurzum, dieser Rekonvaleszenz-Lauf fällt definitiv nicht unter die Top 3 meiner besten Ideen 2024. (Zu den Top 3 zählen bisher: Bei meinem Käsekuchenrezept Mascarpone durch Topfencreme zu ersetzen, auf Netflix „The Brothers Sun“ schauen und gestern ab und an Wasser und Cola trinken.)
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Mein Hotelzimmer geht zu einem Kindergarten raus. Gegen 14 Uhr bringen die Erzieherinnen eine monströs große Box nach draußen, mit der du problemlos das Müngersdorfer Stadion beschallen könntest, und spielen Karnevalslieder in einer Lautstärke ab, die unter normalen Umständen eine öffentliche Ruhestörung darstellen würde.
Im Karneval gibt es aber keine normalen Umstände und auch keine öffentliche Ruhestörung. Im Gegenteil. Die Kinder und die Erzieherinnen tanzen gemeinsam und die Eltern singen beim Abholen fröhlich „Wenn et Trömmelsche jeht“, „Ich bin `ne kölsche Jung“ und „Die Karawane zieht weiter“ mit. So werden schon die Kleinsten in frühen Jahren an lokales Brauchtum herangeführt. Toll.
10. Februar 2024, Köln
Große Aufregung in den lokalen Medien: Die Jungfrau des Kölner Dreigestirns hat sich einen Muskelfaserriss im Beckenbereich zugezogen und droht am Rosenmontagsumzug auszufallen. Ein Thema, das vor Ort mit Entsetzen, außerhalb der Karnevals- und Faschingshochburgen wahrscheinlich mit Befremden aufgenommen wird. Oder noch wahrscheinlicher: mit Ignorieren.
11. Februar 2024, Köln/Berlin
Wache um 7.30 Uhr auf und bin total fit. Obwohl ich erst um 2.30 Uhr im Bett war. Mein Körper ist anscheinend hundertprozentig im Karnevalmodus und hat sich auf die Rund-um-die-Uhr-Feierei und meine spezielle Kölsch-und-Bratwurst-Diät eingestellt. Fast schon ein wenig beängstigend.
Im Zug habe ich gleich fünf Stunden Zeit, bevor ich in Berlin ankomme, mich in eine halbwegs zivilisierte Person zu verwandeln, die nicht den ganzen Tag feiert, schunkelt und kölscht. Bin gespannt, ob das funktioniert.
Auch andere Menschen schreiben schöne Bücher (Verlosung)
Oops, Marlene Hellene did it again: Sie hat ein Buch geschrieben. Und veröffentlicht. Es heißt “Ich liebe meine Kinder machen mich fertig“, (Affiliate Link) ist direkt auf die Spiegel-Bestseller-Liste eingestiegen, steht bei Amazon auf Platz 1 in der Kategorie “Lachtherapie”, was auch immer das zu bedeuten hat, und ist – wie immer – großartig zu lesen. Letzteres ist eine Aussage, die so selbstverständlich wie trivial ist, als würde ich verkünden, dass Regen nass ist, Joghurt keine Gräten hat oder Käsekuchen der beste Kuchen der Welt ist.
“Ich liebe meine Kinder machen mich fertig“ (Affiliate Link) ist ein Buch, das in heiterem Gewand daherkommt und lustig zu lesen ist, aber ist gleichzeitig zornig, anklagend und wütend. Marlene Hellene schreibt gegen gesellschaftliche Konventionen an, die immer noch Müttern Zwänge auferlegen, sich aufopferungsvoll um die Kinder zu kümmern, und es nicht zulassen, das Mütter an ihren Kindern und deren Erziehung durchaus auch mal verzweifeln dürfen.
Da möglichst viele Menschen – und im Idealfall möglichst viele Männer – das Buch lesen sollten, verlose ich mein Rezensionsexemplar. Wer sein Glück versuchen möchte, hinterlässt einfach unter diesem Beitrag einen Kommentar. Dafür gibt es ein Los. (Es werden ausschließlich Kommentare unter dem Blog-Post gezählt, nicht bei Facebook, Insta, Bluesky oder auf einer der inzwischen 18 Trilliarden existierenden Social-Media-Plattformen.) Mehrere Kommentare einer Person führen nicht zu mehreren Losen.
Teilnahmevoraussetzung ist eine gültige E-Mail-Adresse. (Diese wird nicht veröffentlicht und nur zum Zwecke der Gewinnbenachrichtigung verwendet. Im Sinne der DSGVO werden alle Adressen nach Beendigung der Verlosung gelöscht.) Die Verlosung endet am Donnerstag, den 15. Februar 2024, um 23.59 Uhr. Der Rechtsweg ist ebenso wie der Linksweg ausgeschlossen, eine Auszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Allen Teilnehmer*innen viel Glück!
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Marlene Hellene: Ich liebe meine Kinder machen mich fertig. Rowohlt. 208 Seiten für 14,00 Euro.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)