Eine kleine Wochenschau | KW06-2024 (Teil 2)

Teil 1


08. Februar 2024, Köln

Kurz vor 10. Ich mache mich auf den Weg zur „Elsa“, wo wir seit Jahren Karneval feiern. Die Straßen sind bereits voll mit Prinzessinnen, diversen Tieren, Cowboys, Rittern, Harry Pottern, rot-weiß gekleideten Menschen und allerlei anderen Kostümierten. Von überall her erklingt Karnevalsmusik, das Kölsch fließt monsunartig und durch die Scheiben der Kneipen ist zu sehen, wie auf den Tischen getanzt wird.

Ich stelle mir vor, wie eine japanische Reisegruppe zufällig an Karneval nach Köln kommt, ohne zu wissen, was Karneval ist. Die denken dann, Deutschland ist eine der größten Industrie- und Exportnationen der Welt und trotzdem ist es hier üblich, dass unter der Woche alle in merkwürdigen Kostümen durch die Straßen ziehen, in einer Phantasiesprache singen und Bier frühstücken.

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Im „Chlodwig Eck gegenüber von der „Elsa“ hängt ein Zettel an der Tür: „Eintritt ab 20 Jahren“ Cool, dann kann ich da fast zweieinhalbmal reingehen.

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In der „Elsa“ drückt zu später beziehungsweise früher Stunde ein beseelter junger Mann Janni und mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. Er kommt aus Frankfurt und ist vollkommen berauscht vom Kölner Karneval. Nicht nur vom Alkohol, sondern von der Musik, den Menschen, der Stimmung und einfach allem. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Karneval ist das geilste auf der Welt.“

09. Februar 2024, Köln

Nach der gestrigen Feierei hielt ich es für eine gute Idee, heute einen kleinen 12-Kilometer-Lauf einzulegen. Ganz idyllisch den Rhein entlang, und dabei Alkohol und andere Giftstoffe aus dem Körper schwitzen.

In der Theorie ein guter Plan, in der praktischen Umsetzung nicht ganz so. Die Idylle lässt zu wünschen übrig, es ist grau, nieselig und der Wind weht immer von vorne und körperlich habe ich mich auch schon frischer gefühlt.

Kurzum, dieser Rekonvaleszenz-Lauf fällt definitiv nicht unter die Top 3 meiner besten Ideen 2024. (Zu den Top 3 zählen bisher: Bei meinem Käsekuchenrezept Mascarpone durch Topfencreme zu ersetzen, auf Netflix „The Brothers Sun“ schauen und gestern ab und an Wasser und Cola trinken.)

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Mein Hotelzimmer geht zu einem Kindergarten raus. Gegen 14 Uhr bringen die Erzieherinnen eine monströs große Box nach draußen, mit der du problemlos das Müngersdorfer Stadion beschallen könntest, und spielen Karnevalslieder in einer Lautstärke ab, die unter normalen Umständen eine öffentliche Ruhestörung darstellen würde.

Im Karneval gibt es aber keine normalen Umstände und auch keine öffentliche Ruhestörung. Im Gegenteil. Die Kinder und die Erzieherinnen tanzen gemeinsam und die Eltern singen beim Abholen fröhlich „Wenn et Trömmelsche jeht“, „Ich bin `ne kölsche Jung“ und „Die Karawane zieht weiter“ mit. So werden schon die Kleinsten in frühen Jahren an lokales Brauchtum herangeführt. Toll.

10. Februar 2024, Köln

Große Aufregung in den lokalen Medien: Die Jungfrau des Kölner Dreigestirns hat sich einen Muskelfaserriss im Beckenbereich zugezogen und droht am Rosenmontagsumzug auszufallen. Ein Thema, das vor Ort mit Entsetzen, außerhalb der Karnevals- und Faschingshochburgen wahrscheinlich mit Befremden aufgenommen wird. Oder noch wahrscheinlicher: mit Ignorieren.

11. Februar 2024, Köln/Berlin

Wache um 7.30 Uhr auf und bin total fit. Obwohl ich erst um 2.30 Uhr im Bett war. Mein Körper ist anscheinend hundertprozentig im Karnevalmodus und hat sich auf die Rund-um-die-Uhr-Feierei und meine spezielle Kölsch-und-Bratwurst-Diät eingestellt. Fast schon ein wenig beängstigend.

Im Zug habe ich gleich fünf Stunden Zeit, bevor ich in Berlin ankomme, mich in eine halbwegs zivilisierte Person zu verwandeln, die nicht den ganzen Tag feiert, schunkelt und kölscht. Bin gespannt, ob das funktioniert.

Auch andere Menschen schreiben schöne Bücher (Verlosung)

Oops, Marlene Hellene did it again: Sie hat ein Buch geschrieben. Und veröffentlicht. Es heißt “Ich liebe meine Kinder machen mich fertig, (Affiliate Link) ist direkt auf die Spiegel-Bestseller-Liste eingestiegen, steht bei Amazon auf Platz 1 in der Kategorie “Lachtherapie”, was auch immer das zu bedeuten hat, und ist – wie immer – großartig zu lesen. Letzteres ist eine Aussage, die so selbstverständlich wie trivial ist, als würde ich verkünden, dass Regen nass ist, Joghurt keine Gräten hat oder Käsekuchen der beste Kuchen der Welt ist.

“Ich liebe meine Kinder machen mich fertig (Affiliate Link) ist ein Buch, das in heiterem Gewand daherkommt und lustig zu lesen ist, aber ist gleichzeitig zornig, anklagend und wütend. Marlene Hellene schreibt gegen gesellschaftliche Konventionen an, die immer noch Müttern Zwänge auferlegen, sich aufopferungsvoll um die Kinder zu kümmern, und es nicht zulassen, das Mütter an ihren Kindern und deren Erziehung durchaus auch mal verzweifeln dürfen.

Da möglichst viele Menschen – und im Idealfall möglichst viele Männer – das Buch lesen sollten, verlose ich mein Rezensionsexemplar. Wer sein Glück versuchen möchte, hinterlässt einfach unter diesem Beitrag einen Kommentar. Dafür gibt es ein Los. (Es werden ausschließlich Kommentare unter dem Blog-Post gezählt, nicht bei Facebook, Insta, Bluesky oder auf einer der inzwischen 18 Trilliarden existierenden Social-Media-Plattformen.) Mehrere Kommentare einer Person führen nicht zu mehreren Losen.

Teilnahmevoraussetzung ist eine gültige E-Mail-Adresse. (Diese wird nicht veröffentlicht und nur zum Zwecke der Gewinnbenachrichtigung verwendet. Im Sinne der DSGVO werden alle Adressen nach Beendigung der Verlosung gelöscht.) Die Verlosung endet am Donnerstag, den 15. Februar 2024, um 23.59 Uhr. Der Rechtsweg ist ebenso wie der Linksweg ausgeschlossen, eine Auszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Allen Teilnehmer*innen viel Glück!

Falls Sie das erste Mal auf dem Blog kommentieren, muss Ihr Kommentar manuell freigeschaltet werden. Aufgrund meiner Erwerbsarbeit im Bergwerk kann dies manchmal ein paar Stunden dauern. Geraten Sie daher nicht in Panik, wenn Ihr Kommentar nicht sofort unter dem Beitrag erscheint. Ich versichere Ihnen, dass kein Kommentar verloren gehen wird. (Außer den Kommentaren, die verloren gehen.)

Marlene Hellene: Ich liebe meine Kinder machen mich fertig. Rowohlt. 208 Seiten für 14,00 Euro.


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Familien-Gedöns der Woche (491)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW05-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


29. Januar 2024, Berlin

Jahrestag. Unser 27. Falls Sie sich jetzt fragen: „Wie, 27 Jahre? Sind die beiden schon seit dem Kindergarten zusammen?“ Ja.

In deutlich mehr als der Hälfte dieser Jahre haben wir unseren Jahrestag vergessen. Meistens beide. Zum Glück haben wir noch den Hochzeitstag im Mai. An den denken wir seit acht Jahren nicht. (Dass ich im Ordner „Wichtige Unterlagen“ in unserer Eheurkunde nachschauen musste, in welchem Jahr wir geheiratet haben, verdeutlicht zusätzlich, dass unsere Beziehung zu Jahres- und Hochzeitstagen kompliziert ist.)

Dieses Jahr ist alles anders. Dieses Jahr habe ich an unseren Jahrestag gedacht. Dieses Jahr kann ich mir etwas für den Jahrestag ausdenken. Das ist aus folgendem Grund sehr wichtig: An Weihnachten hat mich meine Frau überrumpelt, indem sie mir einen „Tipi am Kanzleramt“-Gutschein überreichte. Mit der Erklärung, der sei für uns zusammen. Damit wir gemeinsam etwas unternehmen. Das testete die Grenzen unserer seit Jahren geltenden „Wir schenken uns nichts“-Vereinbarung nicht nur aus, sondern verletzte sie aufs Gröbste.

Ein ebenso perfides wie durchschaubares Manöver, um das Gleichgewicht der Kräfte in unserer Beziehung zu ihren Gunsten zu verschieben. Was ihr auch gelang. Als regelbewusster Mensch hatte ich kein gemeinsames Geschenk für uns zusammen vorzuweisen und stand entsprechend blöd da.

Nun überlege ich mir ein Geschenk für unseren Jahrestag, um meine Frau zu düpieren. Darum geht es schließlich bei Jahrestaggeschenken. Die Partnerin oder den Partner schlecht aussehen lassen.

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Eine kleine Wochenschau | KW05-2024 (Teil 2)

Teil 1


31. Januar 2024, Berlin

Heute ist Rückwärts-Tag. Müsste der nicht Gat-Sträwckür heißen?

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Als ich von meiner morgendlichen Laufrunde zurückkomme, sehe ich in der Ferne den Sohn gerade das Haus verlassen. Er winkt mir zu und geht dann in die andere Richtung zur U-Bahn, um zur Schule zu fahren.

Von Weitem erkenne ich, dass er keinen Rucksack trägt. Auch keine Tasche, keinen Beutel und auch sonst nichts, in dem er seine Schulsachen aufbewahren könnte. Bald ist er schullos und jetzt schon rucksack-, taschen- und beutellos.

Mich verwirrt das. Ist ein Schultag ohne Schulsachen überhaupt ein Schultag? Wie zählt so ein Tag in den Schul-Countdown, den der Sohn so akribisch ausgerechnet hat? Und wie will er ohne Block mitschreiben? Die Antwort ist recht naheliegend: Wahrscheinlich gar nicht.

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Im Briefkasten ist ein Schreiben der Hausverwaltung. Das bedeutet nie Gutes zu. Ich habe noch nie einen Brief von der Hausverwaltung bekommen, in dem stand: „Sie bekommen 5.000 Euro aus den Nebenkosten zurückerstattet.“ Oder: „Sie müssen die nächsten fünf Jahre keine Miete bezahlen.“

Diesmal auch nicht. Im Gegenteil. Es gibt eine Mieterhöhung. Plus fünfzehn Prozent. Sehr unschön. Ist das die Strafe für meine mangelnde Empathie mit den Millionären, die aus ihren Luxusvillen vertrieben werden? Muss ich wohl auch Kuchen essen. Habe aber keinen da. Das macht die Mieterhöhung noch unschöner.

01. Februar 2024, Berlin

Wichtiger Termin im Familienkalender: Zeugnisessen. Also, wir essen kein Zeugnis, sondern gehen essen, um das Halbjahreszeugnis des Sohnes zu begehen.

Der Sohn hat sein Zeugnis schon vor über zwei Wochen bekommen, aber da hatte er keine Zeit. Letzte Woche wollten meine Frau und ich beim Fasten wiederum nur ungern dem Sohn dabei zusehen, wie er Burger und Pommes verdrückt, während wir an einem Kräutertee nippen.

Früher sind wir nach dem Zeugnisessen immer noch in einen Buchladen gegangen und die Kinder durften sich Lesestoff aussuchen. Der Sohn winkt ab. Mit seiner Schullektüre sei sein Lesebedarf gedeckt. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Zurzeit muss er für Philosophie „Der Mythos des Sisyphos“ von Albert Camus durcharbeiten. Da würde ich auch kein anderes Buch mehr anfassen.

02. Februar 2024, Berlin

Heute ist Welttag der Feuchtgebiete. Erotischer wird’s nicht.

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Weil ein Ehren-/Gedenk-/Feiertag nicht reicht, ist heute zusätzlich Maria Lichtmess. Ein kirchlicher Feiertag, von dem ich keine Ahnung habe, was er bedeutet. Außer dass er wohl irgendetwas mit einer Maria zu tun hat. Wäre ja merkwürdig, es ginge um den Heiligen Otto, aber der Tag wird nach Maria benannt. Wobei mir unklar ist, welche Maria gemeint ist. Die Gottesmutter oder das Fräulein Magdalena, das wahlweise als Number-1-Fan von Jesus oder seine Geliebte gilt? Vielleicht auch irgendeine andere Bibel-Mary, deren Existenz mir unbekannt ist.

Über Maria Lichtmess habe ich sonst nur das Inselwissen, dass traditionsbewusste Katholiken erst an diesem Tag den Weihnachtsbaum abschmücken. Ich weiß gar nicht, wie das so spät funktionieren soll. Wir haben dieses Jahr unseren Baum erst am 17. Januar entsorgt. Was im Bundesdurchschnitt wahrscheinlich sehr spät war. (Zumindest im unkatholischen Bundesdurchschnitt.)

Das war auch höchste Zeit für den Baum, denn er schon sehr stark genadelt. Wenn du ihn angefasst hast, oder ihm zu nahekamst oder ihn schief angeschaut hast, rieselten die Nadeln, wie die Schuppen bei meinem Kunstlehrer in der sechsten Klasse. Hätten wir mit dem Abschmücken drei Wochen länger gewartet, wäre es nur noch ein nadelloses Baumgerippe mit Weihnachtskugeln und Lichterkette gewesen.

Nachdem wir die Kugeln, die Holzfigürchen und die Kerzen entfernt und den Baum runter an die Straße gebracht hatten, lagen auf dem Boden im Wohnzimmer, Flur und Treppenhaus mehr Nadeln als in einem lauschigen Tannenwäldchen. Auch nach Wochen tauchen immer wieder vereinzelte Tannennadeln in der Wohnung auf und das wird sich bis in den Dezember fortsetzen.

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Die Schule fällt heute aus. Weil ver.di zum BVG-Streik ausgerufen hat, wissen die Lehrer- und Schüler*innen nicht, wie sie zur Schule kommen sollen. Das macht die Gewerkschaft bei den Schüler*innen ziemlich populär. Vielleicht geht es bei dem Streik gar nicht um bessere Arbeitsbedingungen für ÖPNV-Angestellte, sondern es ist eine geschickte Imagekampagne für potenzielle Junior-Gewerkschaftler*innen.

Der Sohn erklärt, er hätte heute ohnehin nur eine Stunde gehabt hätte. Da wäre er wahrscheinlich sowieso nicht hingegangen. Weil sich der Aufwand nicht lohnt, wenn der Anfahrts- und Abfahrtsweg länger als die Schulstunde dauert. Vor allem wäre es nur Philo gewesen.

Einerseits finde ich es schön, dass der Sohn ein so vertrauensvolles Verhältnis zu uns hat und freimütig erzählt, dass er schwänzen wollte. Andererseits frage ich mich, ob da ein mahnendes elterliches Wort vonnöten ist. Schließlich sind wir seine Erziehungsberechtigten. Zumindest formal. Denn um ehrlich zu sein, betrachte ich seine Erziehung als weitestgehend abgeschlossen. Wir haben uns redlich Mühe gegeben, unsere Bemühungen waren nicht vollkommen fruchtlos und was wir in den ersten siebzehneinhalb Jahren pädagogisch nicht auf die Reihe bekommen haben, würde uns auf der Zielgeraden zur Volljährigkeit auch nicht mehr gelingen.

Außerdem ist der Sohn nicht mehr schulpflichtig und geht freiwillig zur Schule. Meistens. Manchmal auch nicht. Er muss dann mit den Konsequenzen leben. Und machen wir uns nichts vor, die wären bei einer unentschuldigten Philo-Fehlstunde nicht allzu dramatisch. Aber ver.di sei Dank, kommt es gar nicht dazu.

03. Februar 2024, Berlin

Heute ist Tag der männlichen Körperpflege. Ich hoffe, diese findet nicht nur am 03. Februar statt, sondern täglich. Meine gelegentlichen Fahrten im Berliner ÖPNV lassen mich anderes vermuten.

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Nachmittags „Wir sind die Brandmauer“-Demo am Reichstag. Ob das etwas hilft? Keine Ahnung. Ich hoffe es. Außerdem lassen wir den Samstagsputz ausfallen. Damit haben wir uns auf jeden Fall geholfen.

04. Februar 2024, Berlin

Heute ist Danke-einem-Briefträger-Tag. Sonntags könnte das schwierig werden.

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In einer Mail wird mir die URL „auchganzschoen.de“ zum Kauf angeboten. Finde ich gut. „Auch ganz schön.“ Das ist so erfrischend ambitionslos. Kein „höher, schneller, weiter“, kein „schaffe, schaffe Häusle bauen“ und auch kein „du musst das Eisen schmieden, so lange es heiß ist“-Aktionismus. Stattdessen ein ganz entspannt-entschleunigtes „auch ganz schön“. Vielleicht lass’ ich mir das auf eine Kaffeetasse drucken.


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Familien-Gedöns der Woche (490)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Hilfe, ich werde Papa: 5 Jahre, 10 Auflagen, 70.000 Exemplare (mit super, duper Verlosung)

Am 18. März 2019 erblickte Hilfe, ich werde Papa! das Licht der, nun ja, Literaturwelt. Mit 18 Zentimetern Größe und 170 Gramm Gewicht ein eher zartes Büchlein. Nun ist es fast fünf Jahre alt, mehr als unfassbare 70.000-mal im Einkaufskorb gelandet und gerade in die ebenso unfassbare zehnte Auflage gegangen. 70.000. Wer hätte das gedacht? Ich nicht.

Als Mensch, dem das Hochstapler-Syndrom nicht fremd ist und der aus Gründen, die mal psychoanalytisch aufgearbeitet werden müssten, wenig Stolz für eigene Leistungen und Errungenschaften empfindet, halte ich es durchaus für möglich, dass meine Eltern alle zehn Auflagen komplett aufgekauft haben und dass irgendwo im Westerwald in einer Garage 70.000 Exemplare von Hilfe, ich werde Papa! lagern.

Aber vielleicht täusche ich mich auch und es steht tatsächlich in 70.000 Haushalten eine Ausgabe des Büchleins. Ein Gedanke, der mich mit Freude, noch mehr Unglaube und vor allem Sorge erfüllt. Sorge um 70.000 Babys, deren Eltern dachten, es sei eine gute Idee sich bei mir „Tipps“ und „Ratschläge“ für Vorbereitung auf Schwangerschaft und Säugling zu holen. Hoffentlich haben sie auch richtige Ratgeber gelesen. Sonst werden wir in ein paar Jahren verlorene Hilfe, ich werde Papa!-Generation von Schulabbrecher*innen, Drogenabhängigen und Arbeitslosen haben.

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Eine kleine Wochenschau | KW04-2024 (Teil 2)

Teil 1


25. Januar 2024, Berlin

6. 45 Uhr. Die letzte Nahrungsaufnahme liegt 82 Stunden zurück. Fühle mich kaputt. Meine Sinne scheinen mir auch nicht schärfer als sonst zu sein. Im Gegenteil. Komme mir vor, als sei ich in Watte gehüllt. Alles um mich herum ist dumpf und stumpf.

Kaffee würde jetzt guttun. Auf jeden Fall besser als meine Tasse Tee der Sorte „Morgenglück“. (Lügen-Tee)

In einer Art Übersprungshandlung höre ich „Ich mag“ von Volker Lechtenbrink. Das war früher das Lied in der Caro-Kaffee-Werbung. Caro-Kaffee ist gewiss nicht mein Lieblingsgetränk und auf keinen Fall Bohnenkaffee vorzuziehen. Gerade würde ich alles für eine Tasse Caro-Kaffee geben. Obwohl, wenn ich schon alles gebe, dann vielleicht doch lieber für einen richtigen Kaffee. Und wenn wir schon dabei sind, nähme ich noch ein Stück Käsekuchen dazu.

Singe gemeinsam mit Volker Lechtenbrink: „All das mag ich. Und ganz doll dich.“ Und ja, damit meine ich Kaffee.

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Mein Plan war, vormittags laufen zu gehen. Für die Agentur ist aber so viel zu tun, dass ich die Lauferei erstmal verschieben muss. Das viele Arbeiten hat auch seinen Vorteil: Es bleibt mir keine Zeit, um an Essen zu denken. Ob die Qualität meiner Arbeit besonders hoch ist, vermag ich nicht mehr zu beurteilen.

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15.45 Uhr. Komme endlich zum Laufen. Heute bin ich wieder erstaunlich fit und leistungsfähig. Bin ich vielleicht doch ein Keton-geschwängerter Hazda-Jäger?

Eine Frage, die ich nach zwei Kilometern verneinen kann. Meine Fitness- und Leistungslevel geht rapide runter. Zum Schluss bin ich so langsam, dass mich die Menschen wahrscheinlich für eine lebende Statue halten. Oder sie denken, ich habe beim Laufen einen Herzstillstand erlitten. Hoffentlich versuchen sie nicht, mich zu reanimieren.

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20 Uhr. Schauen abends „The Bear“. Eine Disney+-Serie, die in der Küche eines Chicagoer Sandwichladens spielt. In der ununterbrochen gekocht wird. Nicht die beste Streaming-Entscheidung, wenn du seit vier Tagen nichts gegessen hast.

Die gesiebte Gemüsebrühe schmeckt noch trostloser, wenn du dabei zusiehst, wie zartes Fleisch, tomatige Nudelgerichte und saftiger Schokoladenkuchen zubereitet werden. Und verzehrt. Ob meine Frau es merkwürdig findet, wenn ich den Bildschirm ablecke?

26. Januar 2024, Berlin

6. 30 Uhr. Ich, das Sofa und ein Glas Wasser. Die Fasterei ist heute rum. Erster Aufbautag. Ich dürfte einen Apfel essen. Bin aber zu antriebslos, um in die Küche zu gehen und mir einen zu schneiden.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder bitte ich meine Frau, mir Apfelschnitzen zu machen. Das hätte aber so unangenehme Patriarchats-Mutti-Vibes. Oder ich faste weiter. Bis mein Körper so viel Keton produziert hat, dass ich euphorisiert und fastengeflasht in die Küche hüpfe und mir voller Tatendrang einen ganzen Obstsalat zubereite.

Ich überlege noch. Vielleicht kommt der Apfel irgendwann von selbst aus der Küche. Das wäre eine dritte Möglichkeit. Und die beste.

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19 Uhr. Meine Frau und ich stehen in der Küche und schnippeln kiloweise Karotten, Pastinake, Lauch, Broccoli und Blumenkohl. Für unsere erste größere Mahlzeit, die wir nach dem Fasten zu uns nehmen dürfen: Gemüsesuppe. Mild gewürzt. Oder am besten gar nicht. Um den Magen ganz sanft an normales Essen heranzuführen.

Ich bin kein großer Gemüsesuppe-Fan. Im Gegenteil. Böte mir jemand unter normalen Umständen Gemüsesuppe an, würde ich erwidern: „Vielen Dank, ich habe bereits gegessen!“ Die Umstände sind aber nicht normal, denn genau dies habe ich nicht getan. Gegessen. Seit fünf Tagen. (Außer vorhin einen Apfel und eine Banane.)

Daher greife ich mit großem Appetit zu und finde die Gemüsesuppe köstlich. Schmeckt wie das beste Essen der Welt. (Käsekuchen, Pizza und Nudeln schauen mich entrüstet an. Ich glaube, das Fasten hat mich gebrochen.)

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20.30 Uhr. Bei „The Bear“ wird ein neues Risotto-Gericht ausprobiert. Das wäre noch besser als Gemüsesuppe, denke ich. (Kampflos gebe ich mich nicht geschlagen!)

27. Januar 2024, Berlin

8 Uhr. Überlege auf dem Sofa, ob ich einen Kaffee trinken soll. Ein Gedanke, der mir vor einer Woche nicht in den Sinn gekommen wäre. Da wäre die Antwort so klar gewesen, dass sich die Frage gar nicht gestellt hätte.

Heute zaudere ich. Was, wenn mein Magen das noch nicht verträgt, mir schlecht wird und ich nie wieder Kaffee trinken will? Das Risiko ist mir zu hoch. Was wäre das für ein Leben? Ich möchte kein Mensch sein, der den Morgen mit einer „leckeren“ Tasse Kräutertee begrüßt. Dafür habe ich viel zu viel Respekt vor dem Morgen. Der kann einem immerhin den ganzen Tag versauen.

Esse erstmal einen Apfel, eine reife Banane und zwei Scheiben Dinkel-Toast. Nun sollte mein Magen gewappnet sein für Kaffeebohnen, Koffein und einen Schuss Milch.

Zu meiner Enttäuschung muss ich feststellen, dass der erste Kaffee nur so mittel schmeckt. Auf keinen Fall die geschmackliche Offenbarung, wie ich sie mir die letzten Morgen vorgestellt habe, während ich gezwungenermaßen an meinem Kräuter-, Früchte- oder Ayurveda-Tee nippen musste.

Der Kaffee ist nicht so kräftig und intensiv, wie ich ihn mir erträumt habe. Wenn das so bleibt, wird das schwierig mit dem morgendlichen Lebensgeisterwecken. Möglicherweise liegt es an der Maschine. Die war sieben Tag im Stillstand, ist aus der Übung und muss erst wieder lernen, wie man leckeren, wohlduftenden Kaffee kocht.

Oder meine Kaffeegeschmacksknospen sind, nachdem sie eine Woche nichts zu tun hatten, verkümmert und ich muss sie aus dem Fasten-Schlaf holen. Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass ich doch nicht zu einem Kaffee hassenden und Kräutertee liebenden Menschen mutiert bin.

28. Januar 2024, Berlin

Die Fastenwoche ist auch an meinen Spam-Mails nicht spurlos vorbeigegangen. Früher bekam ich Angebote für Viagra, Penis-Pumpen und gefälschte Luxusuhren.  In den letzten sieben Tagen hatten meine Spam-Mails dagegen folgende Betreffzeilen:

  • “Unlock strong vision: Try our natural eye dropper today”
  • “Do you have joint pain, swelling and stiffness?”
  • “Rebuild gums and teeth today”
  • “Is tinnitus dangerous?”
  • “Sleeping problems? ”
  • “How stretching helps your body”
  • “Discover a method for healthy blood sugar”
  • “Protect your memory now”

In der Prä-Fasten-Ära trauten mir die Spammer ein ausschweifendes Sexleben zu, dem lediglich durch ein paar Erektionsbooster und mit penisverlängernden Maßnahmen ein bisschen auf die Sprünge geholfen werden muss. Und mit ihren Fake-Chronometern könnte ich mich der Damenwelt als geldwerten und potenten Fuckbuddy präsentieren.

Jetzt halten die Spammer mich für ein ungelenkiges, vergessliches und diabetöses Wrack mit Schlaf, Seh- und Hörproblemen. Bei so einem Typen, denken sie, liegt so viel im Argen, da ist an orgiastische, sexuelle Aktivitäten überhaupt nicht zu denken.

„Leude, hier müssen wir erstmal Generalüberholung machen. Anschließend kümmern wir uns dann um den funktionsuntüchtigen Minipimmel.“


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Eine kleine Wochenschau | KW04-2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


22. Januar 2024, Berlin

6.45 Uhr. Sitze auf dem Sofa und beginne langsam meinen Tag. Zumindest versuche ich es. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Heute startet unsere alljährliche Fastenwoche und da steht Kaffee auf der No-go-Liste. Für die die nächsten vier Tage gibt es nur Wasser und kein Brot, sondern Tee. Keine schöne Aussicht.

Ich verspüre Heißhunger. Immerhin habe ich seit zehn Stunden nichts gegessen. Kein Wunder, dass mir blümerant ist. Sicherlich bin ich hochgradig unterzuckert. Was natürlich Unsinn ist. Auch ohne Fasten läge meine letzte Mahlzeit zehn Stunden zurück. Trotzdem stünde ich da nicht kurz vor einem Schwächeanfall.

Frage mich, wie ich ohne Kaffee in den Tag starten soll. Wer weckt dann meine Lebensgeister? Bestimmt nicht das Glas Wasser, das neben mir steht. Und schon gar nicht der Waldfrucht-Tee, der mich vorwurfsvoll anschaut, weil ich ihn so langsam trinke.

Kaffee ist da anders. Kaffee ist wie ein guter Freund. Kaffee macht dir keine Vorwürfe. Kaffee hilft dir, ohne doofe Fragen zu stellen. Ich vermisse Kaffee.

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Familien-Gedöns der Woche (489)

Die DSGVO, so beliebt wie Zitronat, Orangeat, Rosenkohl und Kapern. Daher auch diese Woche der Hinweis: Durch die eingebetteten Posts der diversen Social-Media-Plattformen können deren Betreiber wahrscheinlich irgendetwas herausfinden, was Sie im Internet so machen. Und zwar weil ich die Posts nicht hinter leserinnenunfreundlichen opt-in-Verfahren versteckt habe. Wenn Sie das nicht möchten, ziehen Sie am besten schnell weiter. Allen anderen viel Spaß beim Lesen.

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Wie jeden Freitag, das beste Familien-Gedöns der Woche. Auch diesmal ist die Auswahl gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz.

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Eine kleine Wochenschau | KW03-2024 (Teil 2)

Teil 1


17. Januar 2024, Berlin

Heute ist Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag. Ich glaube nicht, dass bei allzu vielen die guten Vorsätze zweieinhalb Wochen gehalten haben.

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Auf meiner Laufrunde durch den Volkspark Rehberge entdecke ich an einem Gitter einen Zettel. Werbung für einen Fotokalender. „TXL forever“. Mit Motiven vom Flughafen Tegel.

Ich habe meine Zweifel, ob der Volkspark Rehberge der richtige Ort ist, um einen Flughafen-Fotokalender zu bewerben. Eine gewisse räumliche Nähe zu Tegel ist zwar gegeben, aber Parkbesucher*innen stehen wahrscheinlich eher auf Bäume, Pflanzen und Natur und weniger auf Flughäfen, die nicht mehr in Betrieb sind. Da hat der Kalender-Anbieter einen ziemlichen Streuverlust mit seiner Volkspark-Rehberge-Marketing-Kampagne.

Darüber hinaus fehlt der Kampagne die nötige Breitenwirkung. Im ganzen Park hängt nur dieses eine Poster. Das nicht einmal ein Poster ist, sondern ein DIN A4-Ausdruck in einer Klarsichthülle. Um die Werbebotschaft bei den potenziellen Käufer*innen nachhaltig zu penetrieren, reicht das wohl nicht.

Für mich allerdings schon. Zuhause schaue ich mir die Etsy-Seite zu dem Foto-Kalender an. Die Bilder für die verschiedenen Monate sind nach meiner unfachmännischen Einschätzung nur bedingt künstlerisch wertvoll. Der Anbieter weist aber auch darauf hin, dass es sich lediglich um Schnappschüsse und keine professionellen Fotografien handelt. Deswegen kostet der Kalender auch nur 16,50 Euro.

Ich frage mich, wer sich so etwas kauft. Enthusiastischen Tegel-Fans, die sich Kalender mit Bildern des 2020 stillgelegten Flughafens in ihre Wohnung hängen, scheint mir eine sehr spitze Zielgruppe zu sein. Aber Geschmäcker sind ja sehr verschieden.

Ein Bekannter von mir hatte beispielsweise nie einen rechten Draht zu seinem Schwiegervater. Bis er ihm einen hochwertigen Bildband mit Aufnahmen von Landwirtschaftsmaschinen geschenkt hat. Beim gemeinsamen Anschauen der Bilder und Fachsimpeln über Traktoren, Mähdrescher und Erntemaschinen haben sie dann gebondet. Vielleicht würden die beiden sich über einen Flughafen-Fotokalender freuen.

18. Januar 2024, Berlin

Schaue nach dem Aufstehen aus dem Fenster. Das mit dem Schnee scheint erstmal zu bleiben. Toll.

Wobei Berlin, was die Schneemengen angeht, noch glimpflich weggekommen ist. In NRW hat es in den letzten Tagen mehr als 30 Zentimeter geschneit. Dort fällt in vielen Landkreisen die Schule aus. Berliner Schüler*innen empfinden das nicht als „glimpflich weggekommen”, sondern als himmelschreiende Ungerechtigkeit.

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Radio Eins berichtet, dass nach den Bauern nun die LKW-Fahrer in Berlin protestieren. Oder wie die Moderatorin sagt: „Nach den Treckern kommen die Brummis.“ Heute gäbe es eine Mahnwache in der Straße des 17. Junis und morgen eine Kundgebung am Brandenburger Tor. (Sicherlich wird ihm wieder gehuldigt.)

Durch die vielen Lastwagen in der Stadt sei mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen, erklärt der Nachrichtensprecher. Außerdem würden Bauen eine Autobahn-Auffahrt in Brandenburg blockieren. Wahrscheinlich fragt sich die letzte Generation gerade, wo sie sich noch hinkleben kann.

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Abends laufe ich vom Gendarmenmarkt nach Hause und komme an der LKW-Mahnwache vorbei. Die reicht von kurz hinterm Brandenburger Tor bis zur Siegessäule und dann noch ein größeres Stück der Altonaer Straße. Ungefähr drei Kilometer lang mit circa 500 Fahrzeugen.

Ab und an hupt einer der Lastwagen-Fahrer, einige andere stimmen dann mit ein. Ansonsten stehen viele Männer rum, ein paar Grillen und es wird Bier getrunken. Hat ein bisschen was von Betriebsausflug.

Ein paar Fahrer haben in einer rostigen Tonne ein Feuer entfacht, um sich zu wärmen. Ein Touristen-Pärchen stellt sich dazu und hält die Hände an die Flammen. „Is there a protest?“, fragt der Mann in gebrochenem Englisch. Nachdem du tausende Meter an einer Kolonne von riesigen Lastern vorbeigelaufen ist, die mit Postern, Transparenten und Bannern behängt sind, ist das ungefähr so, als stündest du vor einem brennenden Haus und fragst: „Is this house burning?“

Viele Fahrer stehen nicht draußen in der Kälte, sondern sitzen in ihren Brummis. Die Motoren lassen sie laufen, um sich an der Standheizung zu wärmen. Wenn ich das richtig verstehe, sind hunderte von LKW-Fahrern mit ihren Lastern durch ganz Deutschland nach Berlin gefahren und sitzen jetzt stundenlang mit laufenden Motoren bei ihrer Mahnwache rum und verbrauchen noch mehr Sprit. Da verliert das Argument, die Benzinpreise und die CO2-Bepreisung seien zu hoch, doch ein wenig an Glaubwürdigkeit.

19. Januar 2024, Berlin

Ich telefoniere mit der Tochter. Sie friert. Weil Gas so teuer ist, haben sie und ihre Mitbewohner*innen die Heiz-Zeiten eingeschränkt. Die Heizung wird nur zwischen 8 und 9, 13 und 14 und 20 und 22 Uhr angemacht. Dazwischen behelfen sie sich mit dicken Pullovern, Wärmflaschen und Tee.

Heute Abend würden sie alle zusammen weggehen, erzählt die Tochter noch. Irgendwie muss das eingesparte Heizgeld ja ausgegeben werden.

20. Januar 2024, Berlin

Habe heute Nacht geträumt und erinnere mich nach dem Aufwachen noch daran. Das passiert sehr selten. Im Traum stand ich im Supermarkt an der Kasse. Das Kassenband war sehr lang, bestimmt 25 Meter und voll mit Lebensmitteln. Nachdem ich bezahlt hatte, waren meine Einkäufe plötzlich alle verschwunden und unauffindbar.

Ich weiß nicht, ob das in die Kategorie Albtraum fällt oder mir mein Unterbewusstsein sagen will, ich solle gefälligst weniger essen.

21. Januar 2024, Berlin

Wenn die Bauern und die Brummi-Fahrer demonstrieren können, können wir das auch. Meine Frau und ich gehen zur „Zusammen gegen Rechts“-Demo am Bundestag. 100.000 andere auch. Keine Ahnung, ob das was bringt. Ich hoffe es.


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