Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
07. März 2022, Berlin
Im Supermarkt bekommt die Kundin vor mir anlässlich des morgigen Frauentags eine rote Rose geschenkt. Ich finde das irgendwie unpassend. Rosen gelten schließlich gemeinhin als Blumen der Liebe. Ich würde nicht wollen, dass mir ein Supermarkt floristisch seine Liebe gesteht. (Der will doch sowieso nur mein Geld.)
Statt Frauen Blumen zu schenken, wäre es doch viel eher im Sinne des Frauentags, wenn Rabatt-Coupons für Putzmittel an Männer verteilt würden. Als kostenbewusster – aka geiziger – Mensch würde ich das auf jeden Fall begrüßen. (Und ich muss ja auch nicht erzählen, dass meine Frau bei uns fürs Badputzen zuständig ist.)

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Der Sohn hat die letzte Ausgabe der Wochenschau gelesen und protestiert, es hätte wirklich niemand aus seinem Musik-Kurs vorher gewusst, wo ihre Exkursion letzte Woche hinging. (Die aufmerksamen Leser:innen erinnern sich vielleicht.) Das glaube ich ihm sogar, aber das widerspricht trotzdem nicht meiner Vermutung, dass die Musiklehrerin es dennoch vorher angekündigt hatte. Vielleicht habe ich aber auch eine zu schlechte Meinung von der Schwarmintelligenz einer Gruppe von Zehntklässler:innen.
08. März 2022, Berlin
Beim Joggen nähere ich mich von hinten einer Läuferin, die etwas langsamer als ich ist. Allerdings nicht viel langsamer, so dass ich ziemlich lange in kurzer Distanz hinter ihr herlaufen muss. Das ist mir ein bisschen unangenehm, weil ich denke, dass sie denken könnte, ich schaue ihr auf den Hintern. Um diesen für mich Ruf schädigenden Eindruck zu vermeiden, beschließe ich, meine Energiereserven zu mobilisieren, um an ihr vorbeizulaufen. Gerade als ich zum Überholen ansetze, beschleunigt sie jedoch, so dass es mir nicht gelingt, an ihr vorbeizuziehen.
Für mich etwas überraschend, entwickle ich einen mir fremden Ehrgeiz und will mich von der Frau nicht abhängen lassen. Sie erhöht aber kontinuierlich die Geschwindigkeit, so dass ich es nicht schaffe, sie lockeer zu überholen. Möglicherweise denkt sie: „Ey, heute ist Frauentag, da zeige ich diesem Penner, welches das schnellere Geschlecht ist.“
„Kannst du haben“, denke ich meinerseits und werde ebenfalls schneller. Inzwischen habe ich auch jeden Anstand verloren und laufe nun schon ziemlich lange unangemessen dicht hinter der Frau her. Meine mir anscheinend doch innewohnende toxische Männlichkeit raunt mir zu: „Ist doch scheißegal, ob die blöde Kuh denkt, du glotzt ihr auf den Arsch. Sie hat schließlich angefangen und dich nicht überholen lassen.“
Nachdem wir fast zehn Minuten hintereinander rennen, geht es leicht bergab. Ich erhöhe mein Tempo noch einmal und schaffe es endlich, an der Frau vorbeizulaufen. Allerdings dauert der Überholvorgang recht lange und ich laufe keuchend und schnaubend neben ihr her, womit ich das heutige Lauferlebnis für uns beide endgültig ruiniere.
Unmittelbar nachdem ich sie überholt habe, schlägt die Frau einen anderen Weg ein und trabt gemütlich weiter. Erleichtert drossle ich meine Geschwindigkeit. So viel toxische Männlichkeit besitze ich dann doch nicht, dass ich auch die restlichen fünf Kilometer in diesem Affenzahn renne. Nun muss ich nur hoffen, dass heute keine weiteren Läuferinnen im Schlosspark unterwegs sind, die mich zu einem Laufduell herausfordern.
09. März 2022, Berlin
Barbie hat Geburtstag. Sie wird 63. Dafür hat sie sich gut gehalten. Seit ein paar Jahren gibt es sie auch in der Plus-Size-Variante. Das heißt, sie hat dann Kleidergröße 32 statt 24.
Als Kind fand ich Barbies immer ein bisschen gruselig. (Um ehrlich zu sein, heute auch noch.) Die künstlichen Haare, die viel zu langen Arme und Beine und die merkwürdig dürren Hände fand ich eklig und die Taille war auch viel zu dünn. (Damals kannte ich das Wort Taille allerdings noch nicht. Das für mich der Oberbauch.) Außerdem fand ich es befremdlich, dass Barbies immerzu auf Zehenspitzen laufen. Ich wusste nicht, dass das damit zusammenhängt, dass sie immer Pumps tragen musste. (Der Begriff High Heels war mir damals auch unbekannt.) Ich kannte in echt niemanden, der ein Figur wie Barbie hatte. Das lag unter Umständen daran, dass meine Eltern keine Super-Models im Bekanntenkreis hatten.
Während mir Barbies immer suspekt waren, war ich als Kind aber ein großer Fan von Babypuppen. Die waren mit ihren Stupsnäschen und Kulleraugen total niedlich. (Außer sie hatten Augenlider mit Wimpern, die sich beim Hinlegen bewegt haben. Das war auch supergruselig.) Eine meiner Grundschul-Klassenkameradin hatte eine Babypuppe, die trinken konnte und dann gepullert hat. Das fand ich toll. 20 Jahre später habe ich als Vater gelernt, dass Pinkeln nicht das beste Feature von Babys ist, sondern eher nervig, weil du ständig Windeln wechseln musst und das häufig auch noch nachts. (Falls Sie sich fragen, was das beste Feature von Babys ist: Schlafen!)
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
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Erwähnungen
Teil 1
10. März 2022, Berlin
Mein neues Buch ist noch nicht erschienen – „Dad you can“; die aufmerksamen Leser*innen erinnern sich vielleicht –, da gibt es gute Nachrichten vom Vor-Vorgänger: Von „Hilfe, ich werde Papa“ wurden mehr als 46.000 Exemplare verkauft und gerade ist die 7. Auflage erschienen. Und das bei der gegenwärtigen Papierknappheit. (Schön für mich, schlecht für die Bäume.)
46.000 Exemplare. Wahnsinn! Daher an dieser Stelle von ganzem Herzen ein 46.000-faches „Dankeschön!“ Und ein 46.000-faches „Es tut mir leid, dass Sie die 10 Euro nicht in fünf bis sechs Kugeln Eis investiert haben.“
Eventuell stehen die 46.000 Bücher aber auch alle bei meinen Eltern auf dem Speicher und bringen ihr Haus an seine statischen Grenzen. Dann geht das 46.000-fache Dankeschön an euch, Mutter und Vater. Und die 46.000-fache Entschuldigung, dass ihr euch stattdessen nicht 230.000 bis 276.000 Kugeln Eis gekauft habt.
11. März 2022, Berlin
Weil ich heute sehr viel zu tun habe, gehe ich schon um kurz nach 6 joggen. Um diese frühe Uhrzeit ist es noch ziemlich dunkel. Auf einer Wiese in der Ferne tollen ein paar Hunde herum. Zumindest gehe ich davon aus, denn ich sehe nur ihre roten und grünen Leuchthalsbänder.
Diese leuchtenden Halsbänder sind im Straßenverkehr sicherlich hilfreich, damit Autofahrer:innen die Hunde im Dunklen gut sehen und sie nicht versehentlich in Road Kill verwandeln. Heute früh finde ich die Leuchtbänder aber ziemlich unheimlich. Da ich von Weitem nur ein paar grüne und rote Punkte in der Luft tanzen sehe, kommt es mir vor, als würde ich gleich in eine Hunde-Zombieakopalypse geraten, bei der ich von ein paar toll- und beißwütigen Kötern zerfleischt werde. Dann doch lieber einen Erschöpfungstod erleiden, weil ich aus falschem Ehrgeiz versuche, eine Frau zu überholen.
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Heute ist Verehre-dein-Werkzeug-Tag. Ein Ehrentag, den ich schon seit vielen Jahren begehe. Ich verehre mein Werkzeug sogar so sehr, dass ich es so gut wie nie benutze.
12. März 2022, Berlin
Vor ein paar Tagen habe ich im Internet Notfall-Clownsnasen bestellt. Gleich fünf Stück. Warum, kann ich gar nicht so genau sagen. Wahrscheinlich geht auch an mir das Weltgeschehen mit Krieg, Pandemie und Klimakatastrophe nicht spurlos vorbei.
Die Investition von 25 Euro hat sich aber gelohnt. Nicht nur für den Notfall-Clownsnasen-Verkäufer, sondern auch für uns. Jetzt passiert es immer mal wieder, dass unvermittelt ein Familienmitglied mit roter Nase den Raum betritt (meistens ich). Und wer kann schon schlecht gelaunt sein, wenn jemand mit Clownsnase vor dir steht. Außer du hast panische Angst vor Clowns. Dann ist das die Hölle.
13. März 2022, Berlin
Hier eine Übersicht über die Werbe- und Spam-Mails, die ich diese Woche erhalten habe:
Eine Betreffzeile verkündet, der Strandkörper 2022 sei kein Problem. Es geht aber nicht um ein Angebot, bei dem mein Kopf auf den Körper von Chris Hemsworth transplantiert wird, sondern um K2. Nicht den Berg, sondern einen hoch dosierten Fettverbrenner und Kohlehydrateblocker. Die Tropfen werden mir sogar in mehreren Mails angepriesen. Anscheinend gelte ich in der internationalen Spammer-Community als stark übergewichtiger Mensch, der unbedingt abnehmen sollte. Und als sehr leichtgläubiger Mensch, der denkt, dass er das mit irgendwelchen obskuren Tropfen erreichen kann.Klingel bietet mir einen 15-Euro-Gutschein an. Enttäuschenderweise handelt es sich nicht um einen Shop, bei dem du Klingeln kaufen kannst, sondern angeblich Mode-Highlights für Damen und Herren sowie hochwertige Schuhe und Schmuck. Nein, danke.Mehrere Mails versprechen mir erhebliche Einsparungen bei meiner Stromrechnung, wenn ich mir eine eigene Solaranlage kaufe. Zum Glück bekomme ich auch sehr viele zinsgünstige Kredite angeboten, um ein Haus zu erwerben, auf dem ich dann die Solaranlage installieren kann.Men’s Health schickt mir mehrere Mails, in denen ich gefragt werde, ob ich mit meinem „Privatleben“ zufrieden sei. Falls nicht, gäbe es dafür eine Lösung: Ein total natürliches Erektionsmittel ganz ohne Pillen, Pumpen oder Injektionen. (Auf anwaltlichen Rat möchte ich betonen, dass diese Mails nicht wirklich von Men’s Health verschickt werden, sondern dass deren E-Mail-Adresse missbräuchlich verwendet wurde.)Marco Polo bringt neue Camper-Reiseführer raus. Mit den besten Camping-Plätzen für Wohnmobile in Kroatien und Montenegro, Nordspanien, Nordnorwegen, der Provence und in vielen anderen europäischen Regionen. Toll, die Reiseführer vereinen zwei Sachen, die ich hasse: Autofahren und Campen.Eine Mail informiert mich, dass clevergeldverdienen.de zum Verkauf steht. Ich fange gleich mit dem clever Geldverdienen an, indem ich die Seite nicht kaufe.
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Christian HanneChristian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fläschchen”. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
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