Eine kleine Wochenschau | KW35-2021

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


30. August 2021, Berlin

Meine Vermutung, dass unsere Wohnung bei einem Insekten-Airbnb gelistet ist, scheint sich zu bestätigen. Als ich morgens joggen gehen will, krabbelt eine monströse Spinne aus meinem Laufschuh. So eine Hausspinne mit kleinem Körper und dünnen Beinen. Wobei die Begriffe „kleiner Körper“ und „dünne Beine“ einen vollkommen falschen Eindruck von den Ausmaßen dieses Spinnen-Exemplars vermitteln. Die Spinne ist so groß, dass ich vermute, sie hat meinen Schuh anprobiert, um zu sehen, ob er ihr passt. (Wahrscheinlich war er ihr zu klein.)

31. August 2021, Berlin

Der Sohn hatte gestern und heute Projekt-Teambuilding-Tage in der Schule. Nach der Corona-Zeit soll der Klassenzusammenhalt durch Gruppenspiele gestärkt werden. Eigentlich eine gute Idee. Wobei ich allerdings den Eindruck habe, dass der Klassenzusammenhalt auch so recht stabil ist. Und außerdem liegt bei Zehntklässler*innen der Coolness-Faktor von Gruppenspielen bei ungefähr -10.

Als der Sohn nach Hause kommt, fange ich als interessierter und zugewandter Vater ein Gespräch an.

„Habt ihr wieder gespielt?“
„Mmh.“
„Und was habt ihr gespielt?“
„Das war total langweilig und das ist auch total langweilig, darüber zu erzählen.“

Okay. Ich gehe davon aus, dass auch das Zuhören total langweilig ist und frage nicht weiter nach.

01. September 2021, Berlin

Der Sohn hat Geburtstag. Er wird 15. Rechtlich gesehen ist so ein fünfzehnter Geburtstag eher ereignisarm. Mit 15 darfst du kaum mehr als mit 14. Außer Mofa fahren. Aber das ist heute kein großes Ding mehr. Bei uns auf dem Land war Mofa fahren noch cool. Inzwischen wohl eher nicht. Wenn du in Berlin mit dem Mofa zur Schule tuckern würdest, wärst du nicht der Coole, sondern eher ein potenzielles Mobbingopfer.

In der Schule wird der Geburtstag des Sohns trotzdem ausführlich begangen. Er hat zwar keinen Kuchen mitgebracht – das ist unter der Würde von 15-jährigen –, aber es wurde dennoch fleißig für ihn gesungen. In jeder Stunde. Das reduziert den Unterricht immerhin um rund 90 Sekunden. Das ist für Zehntklässler viel besser als Kuchen.

02. September 2021, Berlin

Da wir erst mit der neuen Küche wieder eine Spülmaschine haben werden, leben wir immer noch wie die Tiere und müssen von Hand abwaschen. Ab und an übernimmt die Tochter das. Ihre einzige Bedingung: Sie möchte das nicht mit uns gemeinsam, sondern nur alleine machen. Dann kann sie ungestört Musik hören oder Videos anschauen, hat ihre Ruhe und es sind keine Menschen um sie herum, die sich unterhalten wollen.

Ich glaube, das Soziale hat die Tochter von mir.

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Treffe auf der Straße den Nachbarn aus dem dritten Stock. Er bewegt sich ein wenig merkwürdig. Ich frage ihn, ob alles in Ordnung sei. Es stellt sich raus, dass er einen Hexenschuss hatte, aber schon wieder auf dem Weg der Besserung ist. Im Sinne der guten Nachbarschaft sage ich ihm, er könne sich jederzeit melden, falls er Hilfe braucht.

Hoffentlich ruft er nicht heute Nacht an und will, dass ich ihn aufs Klo hebe.

03. September 2021, Berlin

Der Sohn geht heute das erste Mal abends weg. „Feiern“, wie das heute heißt. Er trifft sich mit ein paar Klassenkamerad*innen am Drachenberg und später übernachten sie mit ein paar Leuten bei einem Mädchen aus seiner Klasse. Deren Mutter mache das nichts aus, die sei sehr entspannt, erklärt der Sohn. Ich halte mich auch für einen eher entspannten Vater, würde mir aber dennoch lieber mit einem rostigen Löffel ein Loch in den Oberschenkel bohren, als eine Horde Zehntklässler*innen bei uns übernachten zu lassen.

Da der Sohn vorher noch Judo-Training hat, geht er erst etwas später zu dem vereinbarten Treffpunkt. Weil es schon recht dunkel ist, instruieren wir ihn, eine Nachricht zu schicken, wenn er am Drachenberg ankommt, und später noch eine, wenn sie zu der Klassenkameradin gehen. Meine Frau erklärt ihm eindringlich, dass sie, sollte er das vergessen, bei seinem Freund auf dem Handy anrufen würde. Eine Ankündigung, die ihn ausreichend motivieren sollte, auf jeden Fall daran zu denken, sich zu melden.

04. September 2021, Berlin

Um durch unseren Konsum möglichst wenige Umwelt- und Klimaschäden anzurichten, greife ich im Biomarkt zu einem Schokoaufstrich mit dem exotischen Namen Chufella. (Unbezahlte Nicht-Werbung, wie Sie noch sehen werden.) Eine Erdmandel-Kakao-Creme, die ohne Palmöl auskommt und obendrein vegan ist. Da freut sich das kleine Öko-Herz. Außerdem wurde ihr kein Zucker zugesetzt. Das freut das kleine Ernährungsherz.

Zu Hause unterziehe ich das neu erworbene Produkt einer Qualitätskontrolle. Durch die Erdmandeln ist der Aufstrich relativ dunkel und aufgrund des fehlenden Palmöls ziemlich flüssig. Die Bezeichnung Creme ist eigentlich irreführend, denn Farbe und Konsistenz erinnern eher an das Resultat einer mittelschweren Durchfallerkrankung. Vielleicht ist Chufella ja der aztekische Ausdruck für Diarrhö. Das würde auf jeden Fall Sinn ergeben.

Geschmacklich ist der Aufstrich auch eher so mittel. Aufgrund des nicht zugesetzten Zuckers ist er etwas bitter und nichts, was du dir gerne fingerdick auf dein Brot schmieren möchtest. (Dazu ist er auch viel zu flüssig.) Aber das steht ja auch groß auf dem Etikett, dass da kein Zucker verwendet wurde. Da kann sich dann auch niemand getäuscht fühlen und sich Nepper, Schlepper, Bauernfänger zurückwünschen, damit Eduard Zimmermann eine Verbraucherirreführung anprangert.

Das Fazit: Der Verzicht auf Palmöl und Zucker ist zwar löblich, aber ich denke, Chufella und ich werden künftig getrennte Wege gehen.

05. September 2021, Berlin

Seit ein paar Tagen ist der Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl online und wir haben uns inzwischen alle – egal ob wahlberechtigt oder nicht – unsere Wahlpräferenzen ausrechnen lassen. Etwas überraschend kann sich die Tierschutzpartei in unserer Familie durchweg einer höchst stabilen Zustimmung erfreuen. Und erfreulicherweise bestätigt uns der Wahl-O-Mat, dass weder wir noch die Kinder eine Affinität zu AfD, NPD und Co. haben. Anscheinend haben wir in der Erziehung nicht vollkommen versagt.

Zu seiner eigenen Überraschung erzielt der Sohn eine recht große Übereinstimmung mit der V-Partei³, die sich als Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer versteht. Ich denke die V-Partei³ sollte sich dennoch nicht allzu große Hoffnungen machen, in ein paar Jahren die Stimme des Sohns zu bekommen. Er hat zwar nicht per se etwas gegen Vegetarier und Veganer, aber er isst dann doch zu gerne Tiere.


Buch-Tipp der Woche

Ich bekomme immer mal wieder Bücher von Verlagen oder Autor:innen zugeschickt. Da mir die Zeit für aufwändige Rezensionen fehlt, sollen sie wenigstens hier Erwähnung finden.

Oops, she did it again, again: Inke „Ich schreibe mehr Bücher als andere Einkaufszettel“ Hummel hat ein weiteres Buch veröffentlicht. Seit dem 03. September ist ihr neuestes Werk erhältlich: „Mein wunderbares wildes Kind“. Quasi das Sequel zu „Mein wunderbares schüchternes Kind“) Darin geht es – wie der Titel vermuten lässt – um wilde Kinder und welche Herausforderungen sie im Familienalltag darstellen können. Wie immer wertschätzend und alltagstauglich bietet Inke Hummel Eltern zahlreiche Tipps, wie sie ihre wilden Kinder liebevoll ohne Strafen und Druck begleiten können.

Unter allen Leser*innen, ob wild oder nicht-wild, die bis Donnerstag, den 09.09., einen Kommentar unter diesem Beitrag zu hinterlassen, verlost Inke ein Exemplar ihres Buches. Sogar mit Widmung. Der Rechtsweg ist ebenso wie der Linksweg ausgeschlossen, eine Auszahlung des Gewinns ist nicht möglich, alle E-Mail-Adressen werden nach Abschluss der Verlosung DSGVO-konform gelöscht, blablabla …

Inke Hummel: Mein wunderbares wildes Kind: Zu laut, zu unbequem, zu anders – Was lebhafte Kinder und ihre Eltern brauchen. Alle typischen Herausforderungen & die besten Lösungen. Humboldt Verlag. 2021. (Affiliate Link)



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88 Kommentare zu “Eine kleine Wochenschau | KW35-2021

  1. Oh ja, bitte hier!
    Mein wunderbar wildes Kind ist Teil eines Zwillingsgespannes, dass neben dem wilden Zwilling auch einen enthält, der eher relaxt und überlegt vorgeht, was den Kontrast noch verstärkt.
    Bin sofort Fan von einem Begleitbuch, der Futzi ist nämlich wild UND fröhlich und das soll bitte auch so bleiben. Lieben Dank für die Chance auf das Buch

    • Oh, so ein wunderbar wildes -und manchmal schüchternes – Kind habe ich auch.

      Ein Exemplar gewinnen wäre famos, das wunderbar schüchterne Kind könnte ich dann ja käuflich erwerben.

  2. Oh, klar möchte ich das Buch gerne gewinnen. Wobei der Tipp „wir rufen sonst auf dem Handy deines Freundes an“ sich schon sehr viel wert ist! Danke

  3. Dieses Buch wäre absolut spitze für uns. Wir haben hier eine 4-jährige und einen fast 2-jährigen, die alles andere als schüchtern und ruhig sind. Wild ist wirklich noch untertrieben und eine Anleitung wäre an manchen Tagen wirklich hilfreich. Vielen Dank für die Chance!

  4. Dieses Buch wäre genau das richtige für uns. Wir haben hier eine 4-jährige und einen fast 2-jährigen und die sind alles andere als schüchtern und ruhig. Wild ist noch untertrieben und an manchen Tagen wäre eine Anleitung wirklich hilfreich. Vielen Dank für die Chance!

  5. Nachdem K1 ja eindeutig in die Kategorie schüchtern und ruhig fällt, Zeigt K2 jetzt, dass es auch anders geht- Tipps wären sehr willkommen

  6. Puhh, das wäre auch das richtige Buch für uns, hier geht es nämlich auch „wunderbar“ wild zu.. oder wie ich zu sagen pflege, ganz normaler Alltagswahnsinn…
    LG

  7. Ich will nix von Inke, ich will mehr von Dir lesen! Lachen ist ja bekanntlich gesund und mit Deinen Geschichten lacht es sich einfach leichter 😉

  8. Mein Stapel mit guten Büchern braucht Verstärkung und ich würde mich über ein Exemplar sehr freuen! Auch, wenn ich mal gewinnen würde 😂 ich drück mir in jedem Fall die Daunen!

  9. Yeah! Ich würde mich über das Buch freuen!!! Hab einen wilden 8jährigen,der pro Nacht (!) zwei Stunden weniger Schlaf braucht als seine – oho! – gleich alte Schwester.
    … und ca. 3 Stunden weniger als mir zu einem ausgeglichenen Alltag helfen würden. Uäääh!

  10. Ich will dieses Buch! Wenn ich es nicht gewinne, muss ich es doch noch kaufen…
    Entweder oder, liebe Inke, um ne Widmung für mich und meine Rasselbande kommste am Ende nicht mehr rum. 🤭🤪

  11. Ich habe großes Interesse an dem wunderbar wildem Kind, also das Buch darüber, das menschliche Exemplar davon hab ich schon hier.

  12. Oh das klingt gut! So eine Kiste mit Tricks, Tipps, Atemübungen oder mantras könnte ich auch gut gebrauchen… viele Grüße und schönen Abend!

  13. Ich könnte das Buch gut gebrauchen. Zufällig ist mein Kind auch wild und wunderbar und da wäre eine Gebrauchsanweisung manchmal hilfreich.

  14. Oh, wie toll! 😃 Tipps zum Umgang mit meinem 8jährigen Wildfang wären suuuper! Er hat irgendwie immer „Hummeln im Hintern“ 😂 Das ist einerseits richtig toll 🥰 braucht andererseits aber auch ein paar Tipps zum Umgang ☺️

  15. Das Buch klingt sehr interessant. Unser großer ist der überlegte Typ, aber der Mittlere und der Kleinste sind eher bei den wilden einzuordnen. Was für uns Eltern eine echte Herausforderung ist.

  16. Über das Gewinnspiel bin ich auf diesem Blog gestoßen und habe gerade beim Durchlesen des Wochenberichts Tränen gelacht. Allein die Beschreibung zu Ihrer/Deiner Person weckt Kindheitserinnerungen (bin Jahrgang 1978…) :-). An dem Gewinnspiel nehme ich sehr gerne teil 🍀, werde unabhängig davon hier sehr oft weiterlesen 👍😎.
    Viele Grüße, Verena

  17. Oh ich würde mich riesig über das Buch freuen. Ich habe hier zwei wilde Jungs rum flitzen im Alter von 5+2 Jahren.

    Und gerade die alltäglichen Situationen sind es die mir immer wieder zu schaffen machen… 🙈

  18. Wie immer lustig zu lesen, aber die Frage ist: Hat der Sohn die Nachrichten geschickt oder darf der Herr Papa sich austoben 😉
    Und ein wildes, wunderbares Kind tobt hier auch durch‘s Haus

  19. Eigentlich befinden wir uns gerade im Urlaub,eigentlich wollten wir die Zeit nutzen und zu entspannen und wieder aufmerksamer,zugewandter und liebevoller auf unser wildes Kind zugehen zu können.
    Aber das wilde Kind ist hier in all seinen Facetten aufgeblüht (eigentlich total schön, er hat mich so viel Energie, so viel ergeiz so viel Wissensdurst…) aber uns fehlt die Kraft zum Krafttanken denn wir fallen direkt nach den Kindern ins Bett und haben einfach keine Zeit mehr zu sein.
    Aber etwas lesen,das würde ich echt gerne mal wieder 🙂

  20. Ja, hier- bitte ein Los für uns. Die 4,5-jährige und die 2-jährige kamen leider ohne Gebrauchsanweisung und wild, ja wild ist das passende Adjektiv für beide.

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