Eine kleine Wochenschau | KW38-2022 (Teil 2)

Teil 1


23. September 2022, Berlin

Meine Frau hat aus Wien Mozartkugeln und Manner-Schnitten mitgebracht. Zugegebenermaßen keine besonders außergewöhnliche Wien-Mitbringsel. Mir gibt es aber die Gelegenheit im Selbstversuch herauszufinden, ob Mozartkugeln und Manner-Schnitten ein schmackhaftes Frühstück sind. Spoiler Alert: Ja, sind sie. Und auch ein leckerer Vormittags-Snack, ein guter Mittagessen-Nachtisch und eine vorzügliche Ergänzung zum Nachmittags-Kaffee.

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Auf meinem Heimweg vom Supermarkt gerate ich in eine Gruppe von circa 20 bis 25 Skater * innen. Sie sind alle wahnsinnig lässig, ihre Hosen hängen in den Kniekehlen, sie tragen silberne Halsketten, lederne Armbändchen und abgegriffene Basecaps und ihre Arme sind mit aufwändigen und farbenfrohen Motiven tätowiert. Ein paar von ihnen skaten souverän auf der Straße, die anderen tragen ihre Boards entspannt unter dem Arm.

Ich frage mich, ob die Coolness der Skater*innen auf mich abfärbt. Wahrscheinlich nicht. Eher leidet ihr Swag unter meiner Anwesenheit. (Vor allem, wenn ich das Wort Swag verwende.)

24 September 2022, Berlin

Ich nutze den Nachmittag, um meinen Spam-Ordner aufzuräumen:

  • Eine Mail lädt mich ein, den Illuminaten beizutreten. Das ist bestimmt ein Fake. Ich bin zwar kein Experte für Illuminaten – noch weniger als für Füchse –, aber sofern ich mich korrekt an meine Da-Vinci-Code-Lektüre erinnere, sind die Illuminaten ein verschwörerischer Geheimbund. Da ist es eher unwahrscheinlich, dass sie Mitgliedsanträge per Mail verschicken.
  • Eine andere Mail prangert die Textilindustrie als größten Naturvernichter an. Umweltschädliche Färbetechniken würden die Süßwasservorkommen belasten und die jährlich mehr als 50 Milliarden produzierten Kleidungsstücke würden nicht sachgemäß entsorgt. An diesen Punkten ist sicherlich etwas dran. Der Verfasser der Mail belässt es aber nicht bei der Problembeschreibung, sondern präsentiert auch eine Lösung: Die Legalisierung von Nacktheit! Wenn alle Menschen nackert rumliefen, müssten keine Klamotten mehr produziert werden und die damit verbundenen Probleme wären gelöst. Eine in seiner Schlichtheit durchaus überzeugende Argumentation. Dennoch bezweifle ich, dass viele Menschen im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes künftig unbekleidet rumlaufen werden. (Insbesondere an Orten, wo Lebensmittel verarbeitet und verkauft werden, bin ich sehr dankbar dafür.)
  • Die nächste Mail hat den etwas sehr allgemein gehaltenen Betreff „Unser Gespräch“. Der Absender steigt mit der Frage ein, ob ich auch zu den Menschen gehöre, die mehr Geld haben möchten. Er geht davon aus, dass meine Antwort „ja“ lautet und führt aus, dass er nach monatelanger Recherche auf die Lösung gestoßen sei und betont, es handele sich dabei um keine Abzocke. Meine Lebenserfahrung von 47 Jahren sagt mir, wenn jemand unterstreicht, etwas sei keine Abzocke, dann liegt die Wahrscheinlichkeit bei ungefähr 100 Prozent, dass es sich doch um eine Abzocke handelt. Ich könnte mich selbst davon überzeugen, in dem ich auf den Link zur „sicheren Website“ klicke. (Das Wort sicher ist gefettet.) Allerdings sagt mir meine Lebenserfahrung von 47 Jahren auch, dass eine Website, die extra als sicher bezeichnet wird, mit einer Wahrscheinlichkeit von ungefähr 100 Prozent extrem unsicher ist.

25. September 2022, Berlin

Heute steht der letzte längere Lauf vor dem Marathon nächsten Sonntag an. So lang ist er aber gar nicht mehr. Es sind „nur“ 20 Kilometer. Im Zuge der Marathon-Vorbereitung verschiebt sich die Bedeutung des Wortes nur ein wenig. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass das für Menschen, die nicht für einen Marathon trainieren, nur sehr bedingt Identifikationspotenzial hat, sondern eher ein wenig angeberisch klingt. Daher die Verwendung der Anführungszeichen. Die sollen allen Coach Potatoes signalisieren: „Ich bin eigentlich einer von euch. Ich mache das hier nur, damit ich nächsten Sonntag nicht sterbe. Und damit ich viel Kuchen essen kann, ohne zuzunehmen.“

Den heutigen Lauf nutze ich, um nochmal meinen Trinkrucksack auszuprobieren. Den hat mir meine Frau zum Geburtstag geschenkt. Der sieht aus wie ein normaler kleiner Rucksack, enthält aber einen Plastikbeutel und einen Schlauch, über den du dich während des Laufens mit erfrischenden Getränken versorgen kannst. Mit Wasser zum Beispiel. Oder energiespendenden Elektrolyt-Mischungen. Eher nicht mit Kakao oder Gin Tonic.

Als ich den Rucksack vor ein paar Wochen das erste Mal getestet hatte, musste ich feststellen, dass gleichzeitiges Laufen, Trinken und vor allem Atmen gar nicht so leicht ist, wie du denkst. Zumindest meinen Körper und mich brachte es an den Rand unserer Multi-Tasking-Fähigkeiten.

Wenn du ihn aber richtig zu benutzen weißt, hat der Trinkrucksack den Vorteil, dass du beim Marathon nicht an den Getränkestationen anhalten und auch keine nervigen Trinkflaschen mit dir rumschleppen musst. Allerdings hat er den Nachteil, dass du, wenn du während des Joggens an einem Schlauch nuckelst, der aus deinem Rucksack kommt, wie ein Trottel aussiehst.


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