Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
23. Oktober 2022, Berlin
Heute unfreiwilliger, aber anscheinend unvermeidlicher Quartalsbesuch beim Orthopäden. Diesmal nicht wegen mir und meinem Rücken, sondern der Sohn hat sich beim Judotraining an der Hand verletzt. Als ich vorhin in der Praxis angerufen habe, wurde mir gesagt, wir sollen ohne Termin vorbeikommen. Ich stelle mich auf eine längere Wartezeit ein. Wenn es gut läuft, sind wir Heiligabend wieder zuhause.
Im Wartezimmer befinden sich bereits sechs Leute. Das geht eigentlich. Vielleicht sind wir doch schon zu Nikolaus fertig. Es kommt aber noch besser. Nicht einmal fünf Minuten sind vergangen, als über den Lautsprecher unsere Namen aufgerufen werden. Vor allen anderen. Für unsere Wahl zur Beliebteste Person im Wartezimmer ist das nicht gerade förderlich. Das lässt sich aber verschmerzen, wenn du dafür ins Behandlungszimmer gehen darfst.
Nach ungefähr zehn Minuten erscheint die Ärztin. Sie ist ungefähr so alt wie ich. Das heißt, tatsächlich ist zehn bis fünfzehn Jahre jünger als ich, weil ich mich da immer verschätze.
Die Ärztin zieht, drückt und dreht am Handgelenk des Sohns herum. Währenddessen berlinert sie vor sich hin, allerdings mit einer ganz sanften Stimme. Das ist etwas befremdlich, denn das Berlinerische gilt nicht gerade als zarter Dialekt und die Berliner*innen sind auch nicht für ihr sanftmütiges Wesen bekannt.
Die Ärztin erklärt dem Sohn, er habe eine Außenbandzerrung am Handgelenk. Die nächsten drei Tage müsse er einen Zinkverband tragen, dann für zwei Wochen eine Manschette mit Schiene. Doof, wenn so etwas in den Herbstferien passiert und du als Schüler keinerlei Vorteil daraus ziehen kannst.
Wir nehmen vor dem Verbandszimmer Platz. Dort warten schon sechs Leute. (Nicht die gleichen wie vorhin im Wartezimmer.) Hier bekommen wir also unsere Wartezeit aufgebrummt, denke ich. Aber kaum hat der Sohn sich hingesetzt, geht die Tür des Verbandzimmers auf und er wird reingerufen. Sehr zur Irritation der anderen Wartenden. Wahrscheinlich sind wir nicht nur weit davon entfernt, zu den beliebtesten Personen im Wartezimmer gewählt zu werden, sondern gelten als Hassobjekte Nummer 1 unter den restlichen Patient*innen. Auch das lässt sich gut aushalten, wenn du nach einer dreiviertel Stunde die Praxis wieder verlassen kannst.
25. Oktober 2022, Berlin
Ich absolviere meinen morgendlichen Lauf heute im Sportpark in der Nähe des Poststadions. Der ist gar nicht so weit entfernt von uns, aber trotzdem war ich dort noch nie zum Laufen.
In dem Park gibt es eine Laufrunde von ungefähr einem Kilometer. Dabei geht es immer wieder hoch und runter – möglicherweise bin ich deswegen noch nie hier gelaufen – und es gibt ganz viele Abzweigungen, Kurven und Weggabelungen, so dass du die Strecke nach Lust und Laune verändern kannst.
Für mich ist das eine große Herausforderung. Zum einen bin ich ein Mensch, der Routinen mag. Ich laufe am liebsten Strecken, die mir bekannt sind. Da habe ich Orientierungspunkte, bei denen ich weiß, wie weit und wie lange es noch ungefähr ist. Zum anderen habe ich einen phänomenal schlechten Orientierungssinn. Gäbe es auf Wikipedia einen Artikel zum Thema „schlechter Orientierungssinn“, wäre er mit einem Foto von mir bebildert. (Oder mit einem Foto meiner Frau. Die wird das aber bestreiten.)
Eine Strecke mit vielen Abzweigungen, Kurven und Weggabelungen stellt für mich ein ziemlich hohes Risiko dar, dass ich mich verlaufe. Keine Orientierungspunkte zu haben, wie lange ich noch bis nach Hause brauche, ist dann mein kleinstes Problem. Ich finde dann wahrscheinlich einfach nicht mehr aus dem Park heraus und muss den Rest meines Lebens dort verbringen.
Mein schlechter Orientierungssinn hat aber auch Vorteile. Immer wieder komme ich an Stellen vorbei, bei denen ich denke: „Hier warste noch nicht. Schön, öfter mal etwas Neues zu sehen.“ Sehr wahrscheinlich bin ich aber bereits vor ein paar Minuten dort vorbeigekommen. Egal, für mich ist es trotzdem ein sehr abwechslungsreicher Lauf.
26. Oktober 2022, Berlin
In meiner Inbox landet eine Mail, bei der ich nicht weiß, ob es sich um Spam handelt oder ob irgendwo ein Werbealgorithmus versagt hat. Die Nachricht ist von der mir unbekannten Organisation Art Universe. Sie bewirbt in der Mail einen internationalen Workshop zum Thema Physisches Theater.
„Our organization is currently developing the knowledge and the skills of professional performers in physical theater. This could be a good opportunity to develop your knowledge. It’s also a chance to spend a winter weekend together in Europe“, heißt es in der Einleitung. Nichts davon hört sich besonders reizvoll an. (Vor allem nicht die Vorstellung, ein Wochenende mit fremden Menschen zu verbringen.)
Stattfinden soll der Workshop in einer Burg aus dem 13. Jahrhundert in Österreich. Das klingt wiederum recht attraktiv. Schließlich hätte ich als Kind schon gerne in einem Schloss gelebt. LINK Die Workshop-Inhalte umfassen Themen wie Biomechanik, Physische Aktion und Physische Gesten. Basierend auf dem Ansatz der Ostrenko Brüder. Das klingt alles wiederum äußerst unattraktiv. (Sorry, Ostrenko Brüder.)
Ich lösche die Mail. Von dem gesparten Geld kann ich vielleicht einfach so mal ein Wochenend-Urlaub auf einem Schloss machen.
27. Oktober 2022, Berlin
Im letzten Recomendo-Newsletter wird die phantastische Seite tree.fm vorgestellt. Dort gibt es Geräusche aus Wäldern weltweit zu hören, die mit großformatigen Fotos des gerade akustisch vorgestellten Waldes illustriert sind. Für natur-entfremdete Großstädter*innen, die zu faul sind, in den Park zu gehen, ist das eine großartige Möglichkeit, sich fast wie in der freien Natur zu fühlen und zu entspannen.
(Ich glaube, ich habe das schon einmal vor ein paar Monaten geschrieben, aber tue es gerne noch einmal: Falls sie nur einen einzigen Newsletter abonnieren wollen, dann sollte es der von Recomendo sein.)
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LOTTO Berlin schickt mir schon wieder eine Gewinnbenachrichtigung. Wir haben aber erneut lediglich sechs Euro gewonnen.
Lieber Lotto-Gott, falls du das hier lesen solltest: Mit diesen Kleinstgewinnen ist uns allen nicht geholfen. Die Menschen bei LOTTO Berlin – beziehungsweise ihre Computer – haben damit Arbeit und mir ermöglicht das trotzdem kein unbeschwertes Lebens als Privatier. Von daher schlage ich vor, du lässt das einfach mit den Zwei-Richtigen-mit-Superzahlen für uns und sorgst lieber auf einen Schlag dafür, dass wir irgendwann mal einen siebenstelligen Betrag gewinnen. Vorzugsweise in den nächsten zwei bis drei Jahren. Deal?
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Kleingeld bei der Bundesbank bzw bundeszentralbank abgeben kostet nichts und man muss es nicht Rollen geld bekommt man dann in Scheinen wieder mit
Bloss nicht am Supermarkt abgeben die wollen immer ganz viel Gebühren haben
Gibt es bei der Bundesbank auch die neueste Knax-Ausgabe?