Dass ich dieses Jahr so gut wie gar nichts gebloggt habe, ist ja kein Zustand. Kein Urlaubsblog, kein Gespräch mit dem Tod, kein Garnichts. Daher kurz vor Schluss ein retrospektiver Krankenhaus-Blog. Quasi wie Urlaub, nur ohne Urlaub.
Tag 1: Ein kaputtes Herz muss man reparieren
Tag 2: Don’t go breaking her heart
Mittwoch, 6.55 Uhr. Ich schreibe den Kindern eine Nachricht, ob bei ihnen alles in Ordnung ist. Sie reagieren nicht, aber das ist kein Grund zur Besorgnis. Die Kinder ignorieren immer meine Fragen auf WhatsApp. Oder sie antworten drei Tage später mit einem Daumen-hoch-Emoji, ganz egal, was die Frage war.
Nach dem Duschen versuche ich, in meiner Vier-Quadratmeter-Hotel-Box, die keinen Schrank hat, Ordnung zu schaffen. In der Ecke vor dem Waschbecken richte ich eine Schmutzwäschen-Zone ein, die Ecke vor der Eingangstür wird zur Wechselklamotten-Zone. Allerdings ist das Zimmer so klein, dass die beiden Zonen fließend ineinander übergehen. Die schmutzige Wäsche breitet sich unaufhaltsam aus und droht, die Wechselklamotten-Zone zu okkupieren. Ich trenne beide Bereiche mit dem Koffer meiner Frau, den ich gestern aus dem Krankenhaus mitgenommen habe. Er ist quasi die neutrale Zone. Wie zwischen Süd- und Nordkorea. (Sie dürfen selbst entscheiden, ob Nordkorea die Schmutzwäsche-Zone und Südkorea die Wechselklamotten-Zone ist oder umgekehrt.)
Die komplette Bodenfläche ist nun mit Wäsche bedeckt. Um das Zimmer zu verlassen, muss ich über das Bett klettern und mich am Fußende unter der Treppe, die zur Dusche führt, hindurchquetschen. Somit habe ich mir in meinem Low-Budget-Hotel ein eigenes Gym erschaffen. Toll!
WeiterlesenChristian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)