Eine kleine Wochenschau | KW21-2024 (Teil 2)

Teil 1


24. Mai 2024, Berlin

Da die Tochter und C. mein Büro belegen, arbeite ich nun im Wohnzimmer. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der Stuhl ist nicht ganz so bequem, der Drucker ist nicht direkt verfügbar und meine Unterlagen sind nicht immer sofort griffbereit.

Dafür hat der neue Arbeitsplatz zwei entscheidende Vorteile: Erstens bin ich näher an der Küche und der Kaffeemaschine – was jedoch das Erreichen meines täglichen 10.000-Schritte-Ziel erschwert – und zweitens sitze ich direkt neben dem Balkon. So kann ich einfacher meinen Fensterrentnergewohnheiten frönen und regelmäßig raustreten, um zu schauen, was in der Straße so passiert.

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25. Mai 2024, Berlin

18 Uhr. Hupkonzert vor unserem Haus. Ein arabischer Hochzeitskorso fährt vorbei. Mindestens zehn Ferraris, einige Porsches, dutzende BMW-SUV und mehrere Audis der größeren Sorte. Ich bin kein Autofachmann, schätze aber, dass der Gesamtwert dieser Nobelkarossen-Parade bei vier bis fünf Millionen Euro liegt. Lediglich der Renault am Ende der Blech-Karawane fällt finanziell und damit statusmäßig ein wenig aus dem Rahmen.

Während meine Frau und ich uns das Schauspiel beobachten, fragen wir uns beide: „Welcher Clan hat da wohl geheiratet?“ Ein Gedanke, der zwar leichte bis mittelstarke BILD-Vibes verströmt, aber wahrscheinlich dennoch nicht ganz realitätsfern ist.

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Die Tochter und C. gehen in den Zoo. Die allgemeine Inflation ist an den Eintrittspreisen nicht spurlos vorübergegangen. Die liegen mit Studierendenermäßigung bei 16 Euro und regulär bei happigen 25 Euro. Dafür dürfen sie sich nicht einmal ein Tier mitnehmen. Zum Beispiel ein Äffchen oder ein Baby-Nilpferd. Stattdessen kaufen sie eine kleine Stoffgiraffe. Die ist wenigstens im Unterhalt nicht so teuer.

26. Mai 2024, Berlin

Morgens beim 75-Jahre-Grundgesetz-Fest rund ums Bundeskanzleramt vorbeigejoggt. Jedes Ministerium hat dort einen eigenen Stand, um sich zu präsentieren. Wobei die Stände eher kleine Hütten in Birkenholzanmutung sind. Bestimmt alles nachhaltig, zertifiziert und ökologisch abbaubar. Sieht trotzdem aus wie eine Ausstellung im Baumarkt für Saunen im Selbstbau-Set.

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In zwei Wochen ist Europawahl. Zeit, sich die bereits getroffene Wahlentscheidung vom Wahl-O-Mat bestätigen zu lassen.

  • Auf den vorderen Plätzen landen bei mir mit jeweils rund 85 Prozent Volt, Bündnis 90/Die Grünen, die Klimaliste und die V-Partei³. Letztere ist die Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer. Ob sie wohl auch die Interessen von Veganern vertritt, die sich hin zum Fleischkonsum verändern wollen?
  • Im unteren Mittelfeld liegen CDU/CSU und das Bündnis Sarah Wagenknecht. Beide knapp hinter der Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung. Die würde ich als natürlichen Feind der Konservativen einstufen, weil sie ihnen die Stammwählerschaft wegverjüngt.
  • Am Schluss sind alle rechten, erzkonservativen und europafeindlichen Parteien versammelt, mit der AfD an letzter Stelle. Schön, dass mein Antwortverhalten politisch korrekt war.

Zu relativ vielen der Wahl-O-Mat-Fragen hatte ich allerdings gar keine Meinung. Zum Beispiel, ob der Wolf gejagt werden soll oder nicht. Meine Frau meint, ihr wäre das im Prinzip egal. Soll der Wolf doch machen, was er will. Außer sie begegnet einem. Dann hätte sie schon gerne, dass jemand kommt und ihn erschießt.


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