Mein Leben als digitaler Höhlenmensch

Inspiriert durch das kürzliche Microsoft-Bloggertreffen zum Thema „Familization of IT“ hat Co-Daddylicious Kai Bösel darüber geschrieben, wie Software, Apps und Devices seinen Tag als Vater und Unternehmer einerseits erleichtern, andererseits aber auch zum dominierenden Faktor werden können. Und weil er so schön in Fahrt war, hat er dazu unter dem Hashtag #einfachmachen eine Blogparade gestartet und unter anderem mich gefragt, ob ich mich beteilige. Da ich auch mal den Eindruck erwecken möchte, ein cooler Dad zu sein, bin ich gerne mit von der Partie. Als Ausdruck meiner tiefen Wertschätzung für Kai sowie meiner grenzenlosen Kreativität kopiere ich seinen ethnologischen Auto-Beobachtungsansatz und beschreibe ebenfalls, wie die Digitalisierung meinen Alltag beeinflusst oder auch nicht: Mein Leben als digitaler Höhlenmensch!

 

5.45 Uhr

Der Wecker klingelt unerbittlich. Es ist kein Handy-Wecker oder gar ein iPod, der mich mit einem meiner Lieblingslieder begrüßt, sondern ein neun Jahre alter Radio-Wecker. Somit bin ich auf Gedeih und Verderb der Musikredaktion von Radio Eins ausgeliefert, die mich hoffentlich mit einem guten Lied in den Tag schickt.

Das Radio ist schon etwas altersschwach und wenn man auf die Snooze-Taste drückt, besteht die Gefahr, dass sich der Sender-Regler verschiebt. Daher ist es allen Familienmitgliedern – und insbesondere denen unter 12 Jahren – strengstens verboten, besagte Taste zu berühren. Man möchte schließlich nicht, dass sich der Regler auf einen Schlager-Sender einstellt und Helene Fischer morgens bei einem mit ‚Atemlos‘ einen anaphylaktischen Schock auslöst.

Radio Eins beschert mir heute Morgen dankenswerterweise ‚Lieblingsfarben & Tiere‘ von Element of Crime und damit die für heute programmatischen Liedzeilen:

„Die Emails und die Kurznachrichten
kannst Du zusammen mit den
Excel- und Word-Dokumenten dahin tun,
wo die Sonne auch an warmen Tagen
niemals scheint und wo auch schon die Meetings
und die Skype-Kontakte ruhn.“

 

6.08 Uhr

Nachdem ich mich im Bad fertig gemacht habe, schalte ich mein Smartphone ein. Ich habe seit dreieinhalb Jahren ein Galaxy S2 und bin sehr zufrieden damit. Daher sehe ich keine Veranlassung, mir ein neueres Modell zu kaufen. Zumindest nicht bis die Nummer hinter dem S zweistellig ist. In den Augen von Smartphone-Fanatikern macht mich das wahrscheinlich zum fortschrittverweigernden Pariah, der mitsamt seinem vorsintflutlichen Mobiltelefon ins Museum für Alltagskultur des Altpaläolithikums gehört („Bitte nicht füttern und vor allem nicht anrufen!“)

Als erstes fordert mich das Smartphone auf, ungefähr drölfzig Apps zu aktualisieren. Da ungefähr 90 Prozent von ihnen vorinstallierte Samsung-Apps sind, die ich noch nie benutzt habe, ignoriere ich die Anweisung.

Danach checke ich die Mails meines Büro-Accounts. Selbstverständlich ist die Wahrscheinlichkeit kleiner als Null, dass ich zwischen 23.30 Uhr und 6.00 Uhr irgendeine auch nur ansatzweise relevante Mail erhalten habe. Dafür nutze ich die Gelegenheit und lösche unzählige Newsletter, bei denen ich mich vor gefühlten 100 Jahren angemeldet habe, die ich seit 99 Jahren und 11 Monaten nicht mehr lese und bei denen mich lediglich eine Mischung aus Faulheit und Phlegma davon abhält, sie abzubestellen.

 

Anschließend kontrolliere ich noch meinen Blog-Email-Account sowie meinen privaten GMX-Account, wo nur ein paar nächtlichen Spam-Mails angekommen sind.

 

Nun kommt meine wichtigste morgendliche digitale Aufgabe: Das Ausdenken meines traditionellen Spiegelbild-Tweets. Auch als selbständiger Kommunikationsberater und verantwortungsvoller Familienvater ist es wichtig, seine Prioritäten richtig zu setzen. Das Spiegelbild ist anderer Meinung.

 

Danach bereite ich das Frühstück und die Pausenstullen für die Kinder vor. Ganz analog mit Cornflakes sowie Brot, Käse und Salami.

 

7.35 Uhr

Nachdem die Kinder auf dem Weg zum Bus sind, verlassen auch die Freundin und ich die Wohnung. Normalerweise fahre ich mit dem Rad ins Büro. Dabei höre ich für gewöhnlich auf meinem Handy Rainald-Grebe-Lieder. Da dies nicht besonders verkehrsregelkonform ist und meine Vorbildfunktion als Familienvater aufs Gröbste verletzt, wähle ich für den heutigen Tag, den ich dokumentarisch festhalte, die U-Bahn.

Zu meiner Ehrenrettung sei aber gesagt, dass ich auf dem Fahrrad immer Helm trage. Das sieht zwar nicht schön aus, erhöht aber die Sicherheit und darüber hinaus sind die Kopfhörer dann für die Polizei nicht so leicht zu erkennen. Dies verringert wiederum das Risiko eines Bußgelds in Höhe von 10 Euro.

Das gesparte Geld investiere ich heute teilweise in einen Fahrkarte für die U-Bahn. Diese kaufe ich ganz altmodisch in dem türkischen Kiosk in unserer Straße.

In der U-Bahn versuche ich, mit meinem Smartphone erste berufliche Mails zu beantworten, meine Social Media-Kanäle zu bearbeiten und Spiegel Online zu lesen. Allerdings bleibt es meistens beim Versuch, denn der Empfang in der Berliner U-Bahn ist ungefähr so zuverlässig wie Sparzusagen der griechischen Regierung.

Um aber nicht als digitaler Vollhorst zu gelten, glotze ich trotzdem auf mein Handy – und mache mich dadurch erst recht zum Vollhorst. Allerdings möchte ich auch niemanden animieren, verbalen Kontakt mit mir aufzunehmen, nur weil ich mich nicht mit meinem Handy oder einem anderen elektronischen Gerät beschäftige. Denn zu der frühen Uhrzeit und insbesondere im ÖPNV-Berufsverkehr halte ich es mit Peter Licht, der sehr zutreffend getextet hat: „Gesellschaft ist toll, wenn nur all die Leute nicht wären.“

 

8.11 Uhr

Im Büro angekommen mache ich mir zunächst einen Kaffee in der Gemeinschaftsküche. Es wäre grandios, wenn wir hier so einen hochmodernen Kühlschrank hätten, der einen informiert, wenn die Milch zuneige geht und diese am besten gleich im Internet bestellt. Außerdem könnte er das pelzige Ding, das schon seit etlichen Monaten in der Gemüseschublade lebt, töten.

Leider haben wir aber keinen High-Tech-Kühlschrank. Deswegen öffne ich den Gemeinschaftskühlschrank nur bewaffnet, um mich im Notfall gegen das Pelzmonster verteidigen zu können.

 

Durch das Koffein in einen arbeitsfähigen Zustand versetzt, mache ich mich an die Bearbeitung eines Kommunikationskonzeptes. Unsere Agentur besteht hauptsächlich aus meiner Kollegin und mir. Da wir nicht immer beide im Büro anwesend sind, haben wir uns zur Koordination unserer Arbeit für ein Cloud System eines großen Internetsuchmaschinen-Betreibers aus Kalifornien entschieden.

Das klappt auch ganz hervorragend. Zumindest so lange wir nicht versehentlich Dateien ausschließlich auf unseren Festplatten abspeichern. Oder sie so kryptisch benennen, dass man einen Mossad-Dechiffrierungs-Experten benötigt, um herauszufinden, was sich dahinter für ein Dokument verbergen könnte („PFI_Komkon_Draft4_praefinal6_final2.doc.docx“).

 

13.04 Uhr

In der Mittagspause pflege ich schnell meine Twitter- und Facebook-Accounts für den Blog. In einem klaren Moment der realistischen Selbsteinschätzung und in Kenntnis meines pathologischen Online-Suchtverhaltens (Die Freundin und ich verbrachten unser komplettes zweites Studiensemester damit, Monkey Island 1+2, Indiana Jones and the Fate of Atlantis sowie King’s Quest durchzuspielen) habe ich sowohl Twitter als auch Facebook tagsüber gesperrt – mit der Ausnahme zwischen 13 und 14 Uhr. Allerdings ist das nur eine bedingt sinnvolle Entscheidung, brauche ich doch nun doppelt so lange, um meine Tweets mühselig auf dem Smartphone zu tippen.

 

14.22 Uhr

Schicke der Freundin eine SMS. Für die jugendlichen Leserinnen und Leser: SMS steht für Short Messages Service und wurde zur Kommunikation benutzt, bevor es WhatsApp gab. Ich selbst habe WhatsApp nicht auf meinem Handy installiert. Bei der Freundin konnte ich nämlich beobachten, wie in Gruppen-Chats innerhalb kürzester Zeit ein derart exponentielles Kommunikationswachstum stattfand, dass es der NSA kapazitär unmöglich wäre, den Chat abzuhören. Und ob sie es als sinnhafte Kommunikation entschlüsseln könnten, wage ich auch zu bezweifeln.

Erinnere die Freundin mit der SMS daran, dass ich heute Abend mit einem ehemaligen Kollegen verabredet bin und daher später nach Hause komme. Sie antwortet, davon stünde aber nichts in unserem Google-Kalender, den wir gemeinsam benutzen, wo sie schon vor Wochen einen Termin mit zwei Freundinnen eingetragen hätte. Ich müsste daher auch den Sohn vom Hort abholen.

Stelle fest, dass ich meinen Termin tatsächlich nur in meinen Outlook-Kalender notiert habe, auf den die Freundin nicht zugreifen kann. Digital versierte Menschen fragen sich jetzt sicherlich, warum ich den Outlook- und den Google-Kalender nicht einfach synchronisiere. Dies habe ich in der Vergangenheit versucht und danach standen alle Termine doppelt in beiden Kalendern. Als ich dann die Dubletten in einem mühseligen und aufwändigen Prozess manuell löschte, waren alle Termine im Google-Kalender – und damit für die Freundin – verschwunden. Das löste bei ihr nicht gerade Begeisterungsstürme aus.

Und bis heute sind seit meinem dilettantischen Synchronisierungsversuch alle Geburtstage vierfach im Kalender festgehalten. So bekomme ich mitunter vier Mails, die mich daran erinnern, dass sich morgen Tante Uschis Geburt wieder jährt. Bis zum nächsten Tag habe ich das natürlich wieder vergessen, weswegen ich der besagten Tante schon seit Jahren nicht mehr zum Geburtstag gratuliert habe.

 

15.12 Uhr

Da bei unserem Google-Kalender das ‚Recht des ersten Terminierens‘ gilt, muss ich die Verabredung mit meinem ex-Kollegen absagen. Aufgrund der kurzen Vorlaufzeit muss ich ihn anrufen. Dies ist einfacher gesagt, als getan. Denn seine Nummer ist ungünstigerweise nicht in meinen Handy-Kontakten gespeichert, seit es mir vor ungefähr zwei Jahren geklaut wurde und ich ein neues Gerät gekauft habe.

Leider steht seine Nummer auch nicht in meinen Outlook-Kontakten, weil kürzlich meine Festplatte ihren Dienst verweigerte und ausgetauscht werden musste. Das erinnert mich daran, doch endlich mal die defekte Festplatte auslesen zu lassen. Eine Erkenntnis, die mir in der gegenwärtigen Situation aber auch nicht weiter hilft.

Nun könnte ich auf XING oder Linkedin nachschauen, allerdings habe ich beide Plattformen schon so lange nicht mehr besucht, dass mir die Passwörter nicht mehr einfallen. Ich verwende nämlich insgesamt drei verschiedene Passwörter für meine diversen Online-Accounts, die ich jeweils bezüglich der Groß- und Kleinschreibung, der Verwendung von Sonderzeichen sowie des Einfügens von Zahlen variiere. Dies ergibt so viele Passwort-Möglichkeiten, die es mir quasi unmöglich machen, sie mir zu merken. Hier wäre wieder der persönliche Mossad-Dechiffrierungs-Experte hilfreich. Da ich den Sohn bis 16 Uhr vom Hort abholen muss, bleibt nicht genügend Zeit, um neue Passwörter anzufordern.

 

15.23 Uhr

Mache mich auf den Weg zum Hort und schreibe von unterwegs eine Mail an den ehemaligen Kollegen und hoffe, er liest sie noch rechtzeitig. Ein eher unrealistisches Szenario, wenn man bedenkt, dass die Mail aufgrund des löchrigen Netzempfangs in der U-Bahn wahrscheinlich gar nicht erst rausgeschickt wird.

 

15.55 Uhr

Gerade noch pünktlich hole ich den Sohn ab und wir fahren mit dem Bus nach Hause. Er fragt, ob er auf meinem Handy bei Spiegel Online Fußball-Ergebnisse anschauen darf. Während der zehnminütigen Fahrt schafft er es, die Tabellenstände aller europäischen Top-Ligen und zusätzlich noch der Schweiz und Österreichs zu kontrollieren. Darüber hinaus verschafft er sich noch einen Überblick über den letzten und den kommenden Spieltag der 1. und 2. Bundesliga sowie über Torjägerlisten und Rote- und Gelbe-Karten-Statistik. Als wir aussteigen, bedauert er, dass keine Zeit bleibt, um bei Sportschau Online in der Live App Skispringen zu schauen. Mein Datenvolumen seufzt erleichtert auf.

 

16.21 Uhr

Die Tochter ist bereits daheim und macht Schulaufgaben. Sie möchte ihren Englischaufsatz auf dem Computer schreiben. Das würden alle machen. Bin zwar misstrauisch, beuge mich aber dem Massendiktat der Grundschüler und erlaube es ihr. Man will ja nicht, dass die Tochter als rückständige Hinterwäldlerin gilt, die ihre Hausaufgaben händisch anfertigen muss.

Da auf dem alten Laptop, den die Tochter benutzt, keine Druckertreiber installiert sind, mailt sie mir eine dreiviertel Stunde später ihren Aufsatz, damit ich ihn für sie ausdrucke. Überfliege kurz den Text, bevor ich den Druckauftrag abschicke.

Er besticht durch einige sehr wohlfeile Sätze, die auf einen für eine Sechstklässlerin mehr als beachtlichen – um nicht zu sagen verdächtigen – Wortschatz hinweisen. Allerdings lesen sich einige andere Sätze so, als habe sie ein Twitter-Bot verfasst, der von einem Legastheniker programmiert wurde, der der englischen Sprache nicht mächtig ist.

Kontrolliere den Laptop der Tochter und lehre sie die wichtige Lektion, dass man besser das Fenster mit dem ‚Google Translator‘ schließt, wenn man seinen Aufsatz damit übersetzt hat. Dass man zusätzlich auch seine Browser-Historie löschen sollte, kommt erst in der nächsten Lektion dran.

Meine Ansage, dass sie nun den Text noch einmal per Hand und in eigenen Worten verfassen darf, nimmt die Tochter mit einem Gesichtsausdruck auf, als hätte ich ihr gerade verkündet, sie müsse ihre Hausaufgaben von nun an in eine Schiefertafel ritzen.

 

18.23 Uhr

Während ich Abendbrot mache, spielt der Sohn auf seinem Nintendo DS eine Runde ‚FIFA 09‘. Die Tochter chattet derweil per WhatsApp mit ihren Freundinnen und beschwert sich wahrscheinlich über ihren engstirnigen spießigen Vater, der sie zwang, ihren Englisch-Aufsatz mit der Hand zu verfassen.

 

20.34 Uhr

Da das Abendessen und das Bettfertigmachen etwas länger gedauert hat, laufen alle Fernsehserien und –filme bereits seit 20 Minuten. Jetzt wäre es von Vorteil, über ein Abo von Netflix, Amazon Prime Instant Video, Watchever oder Maxdome zu verfügen und einfach die Lieblingsserie anzuschauen, wenn man Zeit hat. Und sogar noch im Original.

Die Idee klingt verlockend, aber ein entsprechendes Abo wäre für uns ziemlich sinnfrei, da die Anschlüsse unseres zwölf Jahre alten Fernsehers nicht mit den modernen Receivern kompatibel sind. Außerdem changiert das Bild unseres TV-Geräts häufig leicht ins Grünliche. Und ‚House of Cards‘ ist bestimmt nur halb so prickelnd, wenn Kevin Spaceys Gesichtsfarbe permanent darauf hindeutet, er leide an einer chronischen Lebensmittelvergiftung.

Je nach Kontostand hoffen wir daher entweder, dass unser Fernseher bald seinen Geist aufgibt, damit wir mit gutem Gewissen einen modernen tippi-toppi Plasma-Fernseher mit allem Drum und Dran kaufen können, oder wir beten, dass er noch länger durchhält und reden uns ein, dass beispielsweise leicht grünliche Tatort-Ermittler als avantgardistisch-dadaistische Kunstgattung gelten (viele Tatort-Dialoge und -Drehbücher verstärken diesen Eindruck zusätzlich).

Unser Sehvergnügen ist aber generell eher mittelmäßig. Da wir keinen Kabelanschluss haben, müssen wir unser Fernsehprogramm mittels einer DBTV-Zimmerantenne empfangen. Bei dieser ist leider eine der Fühler-Antennen abgebrochen, wodurch es häufig zu Übertragungsstörungen kommt.

Heute ist mal wieder so ein Abend, an dem es nur einen einigermaßen akzeptablen Empfang gibt, wenn ich im Ausfallschritt vor dem Sofa stehe, den rechten Arm senkrecht in die Luft strecke und gleichzeitig den linken Arm in der Waagerechte halte. Schalte daher frustriert den Fernseher aus.

 

20.47 Uhr

Beschließe den fernsehfreien Abend produktiv zu nutzen und an einem Blog-Beitrag zu arbeiten. Dazu blättere ich in meinem kleinen roten Büchlein, in dem ich mir zwischendurch Notizen mache. Ausgehend von meinen hingekritzelten und nicht immer (d.h. selten bis nie) Sinn ergebenden Aufzeichnungen schreibe ich dann auf einem Block den Beitrag vor. Ja, Sie haben richtig gelesen: Per Hand mit einem Stift auf Papier.

 

Danach tippe ich den handgeschriebenen Text in Word ab und drucke ihn schließlich aus, um ihn zu redigieren. Zum Schluss kopiere ich den überarbeiteten Beitrag in die WordPress-Maske, um ihn zu veröffentlichen.

Dieses antiquiert wirkende Vorgehen hat den Vorteil, dass ich permanent an dem Text weiter feile und ihn optimiere. Und das ist auch zu Ihrem Vorteil, denn glauben Sie mir, Sie wollten nicht die Texte lesen, die ich ursprünglich in dem Schreibblock notiert habe. Insbesondere da er nicht über eine Rechtschreibprüfung verfügt.

 

22.12 Uhr

Die Freundin kommt von ihrer Verabredung zurück und wir tauschen uns kurz über unseren Tag aus. Danach gehen wir ins Bett und lesen noch ein wenig. Die Freundin auf dem Kindle und ich, der digitale Höhlenmensch, ein gedrucktes Buch.

Gute Nacht!

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Links zu weiteren Beiträgen der #einfachmachen-Blogparade (Auswahl):

 

 

14 Kommentare zu “Mein Leben als digitaler Höhlenmensch

  1. gback: Digitalisierung in meinem Alltag - netpapa.de

  2. Ein überaus sympathischer digitaler Höhlenmensch! Wenn ich allerdings meinen Social Media Konsum auf die Zeit von 13-14 Uhr beschränken müsste, dürfte mich während dieser 60min niemand ansprechen ^^ Mama kann nicht, Mama muss lesen ;) Liebe Grüße in die Höhle!

    • Übers Handy kann ich Twitter und Facebook ganztägig abrufen, das ist aber nicht ganz so komfortabel. Und ab 18 Uhr sind die Dienste am Laptop wieder freigeschaltet. Man muss auch manchmal hart zu sich selbst sein :)

  3. gback: Digital Dad zwischen Job und Familie - Daddylicious

  4. Ich habe letztens etwas Unfassbares getan, ich habe mein Handy vom Internetzugang befreit. Ich war sehr besorgt, als die “Glotzerin” von Dubai in der Zeitung zu stehen, bis jetzt ist aber alles ruhig…..es hat noch nie jemand lange genug von seinem Smartphone aufgeschaut, um zu bemerken, dass ich “nackt” dasitze….;-). LG, Anne

  5. Ich muss jetzt mal was sagen: Du bist mir wirklich sehr sympathisch! Das war so eigentlich nicht beabsichtigt, ist jetzt aber so. Das kommt auch von dem Solidaritätsgefühl, welches Du produzierst. Jetzt muss ich mich nicht länger schämen. Danke! Ich habe sehr gelacht und mich wiedergefunden. Ich bin berühmt für Dateinamen wie: review_lastversion_final_V1.38_projKalk_minmax_lowbudget_Angebotskalk.xls (selbstverständlich in der Excelversion von … irgendwann. 97 vielleicht?). Und meine Ordner auf dem Rechner! Oh Gott…
    Und der Informatiker hier im Haus hat auch mal unsere Kalender synchronisiert. Mit demselben Ergebnis wie bei Euch! :D und behauptet, das läge alles nur an mir. Außerdem haben wir auch noch drei Betriebssysteme auf drei Rechnern und überall liegt Zeug verstreut. Datenmüll. Keiner weiß, was wann wo abgelegt wurde! Bei Fotos der Horror! Und das mit den Passwörtern kenne ich natürlich auch. Alles gleich. Single sign on fürs digitale Leben wäre cool. Aber gefährlich. Trotzdem cool. Und seniorenfreundlich. Ich schreib mal ein Konzept. Könnte dann so aussehen, dass morgens per Irisscan im Spiegel alle Systeme und Anwendungen gestartet werden, die Kaffeemaschine losblubbert, das Onlinebanking sofort 500€ Tagestaschengeldbudget von irgendwoher auf mein Konto überweist, das Auto/Fahrrad sich wahlweise enteist/ aufpumpt/ volltankt und alle News von FB, Xing usw. auf EIN Medium spielt. Geburtstagsgrüße automatisch versendet.
    Irgendwann.
    Bis dahin ist das einzige, was verbindlich ist, der Küchenkalender. Der zum Blättern.

    • Bitte berücksichtige in deinem Konzept noch, dass nach dem Irisscan ein Androide gestartet wird, der für einen zur Arbeit geht. Das wäre toll.

  6. Haha sehr unterhaltsamer blog! Du hast auf jeden Fall einen Leser gewonnen. Nur das aufstehen um 5:45 hoert sich grausam an! Meine Frau ist auch gerade unter die Blogger gegangen. Schau doch bitte mal vorbei und lass einen kommentar da. Ansonsten werde ich wieder ausgeschimpft weil ich die hobbies meiner Liebsten nicht unterstuetze!

    Gruesse aus Kalifornien!

    Michael

    • 1. docx war irgendwann die Endung, ab einer neuen Word-Version. Die konnten dann die mit der älteren Version nicht mehr öffnen.

      2. Ohne ‘Monkey Island’ hätte ich mein Studium vielleicht in der Regel-Studienzeit geschafft. Naja, in einem Paralleluniversum.

      Danke!

Erwähnungen

  • dasnuf sagt:

    Zusammen mit SCHAU HIN! Let’s talk S02E07 mit Christian (Familienbetrieb)
    Im Zentrum meiner Serie Let’s talk stehen die Chancen, die digitale Medien mit sich bringen. Nachdem ich in der ersten Runde v.a. allgemein über Nutzung und Plattformen gesprochen habe, soll es jetzt konkreter werden. Wie sieht Medienalltag in Familien wirklich aus? Deswegen befrage ich in der 2. Staffel Eltern, wie sie in ihren Familien mit digitalen Medien umgehen: Ich freue mich im fünften Teil etwas über den Umgang mit digitalen Medien in der Familie von Christian zu erfahren.

    Christian ist ein sehr lustiger Mensch. Er belegt einen hervorragenden Platz in meinen „TOP TEN der lustigsten Menschen, die ich kenne“. Selbst der Cookie-Hinweis auf seinem Blog „Familienbetrieb“ ist lustig. Christian schreibt außerdem so unfassbar tolle Rezensionen, dass nicht wenige den Beruf gewechselt haben und jetzt Bücher schreiben, nur damit er deren Buch rezensiert. Für alle, die keinen Internetanschluss haben – und das sind in Deutschland noch rund 1,2 Mio* Menschen – hat Christian das Buch „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ geschrieben. Das Buch hat leider zu wenige Seiten. Ich freue mich deswegen aus sicherer Quelle in die Welt posaunen zu können, dass es bald eine Fortsetzung geben wird, die „Ein Vater greift zur Flasche. Berichte aus der Elternzeit“ heißen wird. Stellt euch deswegen hierzu einen Google-Alert ein.
    Wie viele Kinder leben in Deinem Haushalt und wie alt sind sie?
    Meine Frau und ich haben zwei Kinder. Aufgrund meiner späteren Antworten gebe ich das Alter des Sohnes mit 12 und das der Tochter mit 16 an.
    Ab welchem Kindesalter habt ihr begonnen euch mit dem Thema Medienerziehung aktiv auseinanderzusetzen?
    Wenn wir das Thema Bilderbücher ausklammern, haben wir angefangen, uns mit dem Thema Mediennutzung auseinanderzusetzen, als die Tochter ungefähr anderthalb war (Vielleicht etwas jünger). Da durfte sie abends immer das Sandmännchen schauen. Mehr aber nicht. Außer wir sind dabei eingeschlafen, dann hat sie auch mal eine dreiviertel Stunde geschaut. Beim Sohn waren wir da etwas laxer. Er durfte schon früher Sandmännchen mitschauen. Das ist der Vorteil des Zweitgeborenen.
    Als die Kinder etwas älter wurden, durften sie sich am Wochenende immer abends eine Viertelstunde von einer DVD aussuchen. Samstags der Sohn, sonntags die Tochter. Deswegen habe ich 153 Mal die Lauras Stern – Folge „Turbobaby“ gesehen – auf Wunsch des Sohnes übrigens – und bekomme heute noch nervöses Augenzucken, wenn ich die Textzeile „Lauras Stern, Lauras Stern, Lauras Stern hat dich so gern“ höre.
    Die Nutzung von Tablets, Smartphones und Apps spielte damals keine Rolle, weil es das schlicht noch nicht gab. Außer vielleicht bei Steve Jobs zu Hause.
    Auf einer Skala von 0 (Wir haben keinen Internetanschluss! Teufelszeug!) bis 10 (Wir möchten unsere Körper zurücklassen und unsere Gehirne ins Internet hochladen!) wo liegt ihr ungefähr?
    Als diplomierter Sozialwissenschaftler bin ich diese Frage systematisch angegangen. Laut meiner Auswertung liegen wir bei 13. Anscheinend leben wir digitaler, als ich vermutet hätte.

    Wir haben W-Lan
    1

    Jedes Familienmitglied ist bei zwei bis drei Social Media-Kanälen aktiv
    4

    Wir besitzen vier Smartphones
    4

    Wir besitzen drei Laptops
    3

    Wir haben einen SmartTV von Samsung
    1

    Wir schauen Netflix und Amazon Prime
    2

    Wir nutzen nicht Sky, Apple TV oder Maxdome
    -3

    Wir besitzen zwei eReader
    2

    Wir haben eine xBox One
    1

    Wir haben keine Playstation
    -1

    Wir besitzen keine Tablets
    -1

    Wir besitzen keine VR-Brillen
    -1

    Wir haben kein Alexa, kein Apple HomePod und kein Amazon Echo
    -3

    Die Kinder besitzen jeweils ein Nintendo DS
    2

    Sie benutzen sie nicht
    -2

    Die Tochter hat eine SmartWatch von Samsung
    1

    Sie weiß nicht mehr, wo sie ist
    -1

    Drei von vier Familienmitgliedern nutzen Fitness-Apps
    3

    Wir buchen unsere Urlaube im Internet
    1

    Wir kaufen vor den Urlauben gedruckte Reiseführer
    -1

    Wir lesen Nachrichten ausschließlich online
    1

    Wir bezahlen nichts dafür
    -1

    Wir schreiben lieber Nachrichten als zu telefonieren
    1

    Wir haben einen digitalen Familienkalender
    1

    Wir haben eine Familien-WhatsApp-Gruppe
    1

    Wir bestellen regelmäßig bei Amazon
    1

    Wir benutzen keine Amazon Dash-Buttons
    -1

    Wir haben einen Deezer Family Account
    1

    Wir haben keinen Spotify Account
    -1

    Wir kaufen Fahrkarten über die Bahn-App
    1

    Wir kaufen mehr Klamotten online als im Laden
    1

    Wir haben seit vier Jahren keine Fotos mehr ausgedruckt, sondern machen nur noch einmal im Jahr Fotobücher
    1

    Unser Kühlschrank ist analog und bestellt nicht über das Internet Milch
    -1

    Unsere Haustechnik wird nicht digital gesteuert
    -1

    Wir kaufen unsere Lebensmittel (meistens) analog
    -1

    Wir haben keine Bestrebungen, unsere Gehirne ins Internet zu laden
    -1

    Wir praktizieren keinen CyberSex
    -1

    Summe
    13

    Was sind eure Lieblingscomputerspiele, die beliebtesten Apps, beliebtesten YouTube-Kanäle, liebsten Streamingdienst-Serien und warum?
    Der Sohn spielt seit zwei, drei Jahren sehr gerne FIFA auf der Konsole und auf dem Handy Football Strike (Android/Apple), weil er auch analog ein großer Fußball-Fan ist. Außerdem spielt er zurzeit Fortnite mit seinen Freunden (sowohl an der Konsole als auch am Handy), vor einem Jahr stand noch Clash Royale hoch im Kurs. Ich glaube, das ist so ein Gemeinschaftsding, bei dem alle mitmachen. Nächstes Jahr gibt es dann etwas anderes. Bei Instagram folgt er seinen Freunden, ein paar YouTubern und Influencern und ein paar Sportlern und Judoka. Auf YouTube schaut er Let’s-Play-Videos und Comedy-/Prank-Videos. Quasi „Verstehen Sie Spaß?“ aber nicht mit Paola und Kurt Felix, sondern mit jungen Menschen, die mir unbekannt sind. Bei Netflix schaut er gerade „Haus des Geldes“ und die ganze Familie zusammen hat „Mord mit Aussicht“ geguckt.
    Die Tochter hat früher auf YouTube hauptsächlich Beauty-Videos und alles von den Lochis geschaut. Außerdem hat sie Musical.ly genutzt. Aber mehr passiv, ihre eigenen Videos hat sie nicht wirklich öffentlich gemacht. Inzwischen folgt sie YouTubern wie Emma Chamberlain, Shane Dawson und Liza Koshy. Ihre Lieblings-App ist Instagram, wo sie Meme Pages und Schauspielern, Musikern und YouTubern folgt. Außerdem chattet sie darüber mit ihren Freundinnen. Am Handy spielt sie „Helix Jump“ (Android/Apple) und „Dunk Shot“ (Android/Apple), an der xBox fast gar nicht. Auf Netflix schaut sie zum Beispiel „Stranger Things“ oder „Tote Mädchen lügen nicht“, aber auch Serien, die wir Eltern mögen, wie „Friends“ oder „Modern Family“. Sie hat anscheinend den gleichen Humor wie wir, was uns das gute Gefühl gibt, als Eltern nicht komplett versagt zu haben. Außerdem schauen wir gerade mit der Tochter zusammen „Lost“. Auf DVD, wie so Höhlenmenschen. Inzwischen schaut die Tochter ihre Serien alle im Original mit Untertiteln und seither hat sich ihre Englischnote in der Schule tatsächlich verbessert. Das ist jetzt vielleicht nicht alleine auf ihren Netflix-Konsum zurückzuführen, aber zumindest scheint er auch nicht zu schaden.
    Wir Eltern nutzen die gängigen Social-Media-Kanäle, die unserem Alter entsprechen, d.h. Facebook, Twitter und Instagram, sowie Apps für das tägliche Leben wie Google Maps, Google Calendar, die Bahn App, irgendwelche Fitness-Apps oder News Apps wie Spiegel Online. Meine Frau spielt auch am Handy, beispielsweise 2048 (Android/Apple), hole.io (Android/Apple), Peak Games (Android/Apple) oder Crossy Road (Android/Apple). Ich selbst habe überhaupt keine Spiele auf dem Handy. Aber nicht aus bildungsbürgerlichem Snobismus, sondern weil ich mich nicht unter Kontrolle habe und zu viel Zeit damit tagsüber verbringen würde.
    Aus aktuellem Anlass. Fortnite Battle Royale ist gerade sehr populär. Viele Eltern sorgen sich, wenn ihre Kinder dieses Spiel spielen oder sie verbieten das Spiel sogar. Ihr offensichtlich nicht. Warum?
    Als ehemaliger Zivildienstleistender bin ich auch nicht gerade begeistert von einem Spiel, bei dem es darum geht, andere Mitspieler wegzuballern. Aber wir – beziehungsweise meine Frau – haben uns zum einen das Spiel angeschaut und fanden die Darstellung abstrakt genug, dass es für uns akzeptabel ist, zum anderen halten wir unseren Sohn für emotional so reif, dass er zwischen der Brutalität des Spiels – die es zweifellos gibt – und der Realität unterscheiden kann. Das Fortnite-Spielen wirkt sich auch nicht auf sein sonstiges Verhalten aus. Außerdem hilft es wahrscheinlich auch nicht, so ein Spiel zu dämonisieren und es damit noch interessanter zu machen. Ich gehe mal davon aus, dass in ein paar Monaten ohnehin irgendein anderes Spiel angesagt ist und Fortnite dann seinen Reiz verliert.
    Clash Royal war bei sehr vielen Eltern meines Bekanntenkreis ein Dauerthema weil viele Kinder wahnsinnig frustriert beim Spielen und die Laune ständig im Keller war. Wie war das bei euch? Gibt es solche Momente bei euch? Also dass ein Spiel ein Kind total runterzieht? Wenn ja, wie geht ihr damit um?
    Das war bei uns eigentlich nie ein Thema. Unser Sohn macht schon seit ein paar Jahren Judo und da hat er bei den Turnieren gelernt, was es bedeutet zu verlieren. Dadurch hat er vielleicht eine relativ hohe Frustrationstoleranz.
    Am ehesten ist er noch beim FIFA-Spielen emotional involviert, was sich in wüsten Beschimpfungen des Schiedsrichters und der Spieler ausdrückt. Das wirkt sich aber nicht längerfristig auf seine Laune aus, sondern ist für ihn quasi Teil des Spiels. Ist aber trotzdem nervig, wenn jemand im Wohnzimmer sitzt und flucht, dass Bushido und Sido noch etwas lernen könnten.
    Wie handhabt ihr das mit der Medienzeit in eurer Familie?
    Besonders viele Regeln haben wir nicht, was die Mediennutzung angeht. So lange die Kinder sozial kompetent und die schulischen Leistungen okay sind, sehen wir keinen Grund, da allzu sehr einzugreifen. Während der Schulzeit ist der W-Lan-Zugang auf den Handys der Kinder auf 7 Uhr bis 20 Uhr und auf maximal vier Stunden begrenzt. So lange sind sie unter der Woche aber meistens gar nicht zu Hause. Am Wochenende und in den Ferien ist das W-Lan abends etwas länger freigeschaltet. Wir Eltern benutzen unsere Smartphones in der Regel auch erst nach 7 Uhr. Außerdem sind Smartphones am Esstisch tabu und dürfen abends auch nicht mit ins Bett genommen werden.
    Darüber hinaus gibt es keine größeren Einschränkungen, was die Mediennutzung angeht. Außer dass im W-Lan der Jugend-Filter eingestellt ist. Wir kontrollieren auch nicht die Handys unserer Kinder, zum Beispiel ihre WhatsApp-Chats, was einige Eltern in der Schule machen. Zum einen finden wir, dass sie ein Recht auf Privatsphäre haben, zum anderen versuchen wir, sie zu empathischen Menschen zu erziehen und vertrauen darauf, dass sie sich nicht an Online-Mobbing beteiligen oder merkwürdige Videos und Bilder verschicken.
    Wie kommt ihr zu Regeln, was die Mediennutzung angeht?
    Unsere wenigen Regeln haben sich einfach so ergeben und wurden von uns Eltern relativ diktatorisch eingeführt. Das ist pädagogisch vielleicht nicht ganz auf der Höhe, aber die Kinder halten die Regeln trotzdem weitestgehend ein, so dass es keine großen Diskussionen darüber gibt.
    Die meisten Eltern kennen das bestimmt: Es gibt Dinge, welche die Kinder total begeistern und man selbst möchte sich die Augen auskratzen. Fallen Dir da Beispiele ein? Wie gehst Du damit um?
    Unsere Tochter hat mit ca. 11 Jahren häufig YouTube-Videos von Bibi’s Beauty Palace und ähnliches geschaut. Wir haben ihr damals erklärt, dass da ziemlich viel Werbung abläuft, aber das hat sie ohnehin ziemlich schnell gemerkt. Was sie aber nicht daran gehindert hat, sich einmal zu Weihnachten eine komplette Duschgel-Serie einer dieser Beauty-YouTuberin zu wünschen, so dass es in unserem Bad sehr lange wie auf einer Obst-Plantage mit angegliederter Donuts-Bäckerei gerochen hat.
    Der Sohn schaut ziemlich regelmäßig Gamer-Videos zu FIFA 17 an, bei denen ich leichten Ausschlag bekomme, wenn ich höre, wie diese YouTuber ihre eigenen Spiele kommentieren, oder ein paar Comedy-YouTuber, deren Humor ich nur mäßig witzig finde. Aber mir muss es ja auch nicht gefallen. Außerdem ist es ja nicht so, dass wir Eltern früher nicht auch Idole gehabt hätten, für die wir uns heute ein wenig schämen.

    Die Medienmomente sollen sich ja auf den wirklich gelebten Alltag beziehen. Mal ehrlich, macht ihr Ausnahmen oder gibt es Zeiten in denen alles entgleitet? Wenn ja, wie sieht das aus und warum gibt es solche Situationen?
    Da wir nicht so viele Regeln haben, entgleiten die uns auch kaum.
    In welchen Bereichen stellt ihr manchmal fest, dass eure Kinder schon Experten sind und ihr hinterherhängt?
    Der Sohn ist definitiv wesentlich geschickter bei der Nutzung der Controller an der Spielekonsole. Ich bin ja noch mit Joysticks aufgewachsen, die nur einen Steuerungsknüppel und zwei Knöpfe hatten. Da bin ich mit den vielen Hebeln, Knöpfen und Schaltern bei den heutigen Controllern mental und motorisch vollkommen überfordert.
    Die Tochter ist mir gegenüber weit voraus, was die Nutzung von „neueren“ Social Media-Kanälen wie Snapchat oder Musical.ly angeht. Und was Selfies angeht, ist die Tochter definitiv die Expertin bei uns. Deswegen muss sie im Urlaub immer unser traditionelles Familien-Selfie machen.
    Was ist durch die digitalen Medien im Leben von Familien besser geworden?
    Die Abstimmung des Familien-Alltags wird durch die Digitalisierung erleichtert. Wir haben beispielsweise einen Google-Familien-Kalender, in dem meine Frau und ich alle beruflichen und privaten Termine eintragen. Also, wenn wir es nicht vergessen. Und wir haben eine gemeinsame Familien-WhatsApp-Gruppe, in der uns austauschen. Die Kinder schreiben zum Beispiel da rein, dass sie mittags zu einem Freund oder einer Freundin gehen. Oder wir Eltern stellen unseren Kindern Fragen, auf die wir dann drei Tage später ein „Daumen hoch“-Bild geschickt bekommen. Unabhängig von der gestellten Frage.

    Obwohl die Kinder 27 Stunden am Tag online sind, liegt die durchschnittliche Reaktionszeit auf elterliche WhatsApp-Fragen bei 17 Tagen 4 Stunden und 23 Minuten.
    Die Antwort lautet “Ok”.Oder ?.
    — Familienbetrieb (@Betriebsfamilie) November 19, 2017

    https://platform.twitter.com/widgets.js
    Welche Aspekte von digitalen Medien machen das Leben manchmal anstrengender als früher™ und warum?
    Das latente Suchtpotenzial der digitalen Medien und insbesondere der Social-Media-Kanäle finde ich anstrengend. Das beobachte ich auch bei mir selbst. Wenn ich zum Beispiel einen Tweet schreibe und dann quasi minütlich mein Handy checke und mich über Likes und Retweets freue. Als nächstes klatsche ich dann begeistert, wenn in China ein Sack Reis umfällt.
    Welche Frage habe ich vergessen? Was wolltest du im Kontext digitale Medien und Kinder gerne noch loswerden?
    Ich finde, dass die digitalen Medien ein großes Potenzial haben, um in der Familie Gemeinschaftserlebnisse zu erzeugen. Wir haben zum Beispiel ein gemeinsames YouTube-Spiel: „Jeder ein Lied“. Dabei darf jeder bzw. jede dem Alter nach ein Musik-Video aussuchen, das wir uns dann gemeinsam anhören beziehungsweise anschauen müssen. Das ist immer recht aufschlussreich, um etwas über den Musikgeschmack der Kinder zu erfahren. Bei der Tochter gab es beispielsweise eine Entwicklung von den Lochis hin zu Shawn Mendes, von dem wir an einem Abend dann zehn Songs hören durften. Oder der Sohn wurde auf einem Judo-Camp einer musikalischen Gehirnwäsche unterzogen, wo die größeren Jungs schlimmste Ballermann-Lieder gehört hatten. Wir kamen dann in den Genuss des Liedes „Johnny Däpp“ von Lorenz Büffel. Das waren sehr lange 4:51 Minuten.
    [youtube https://www.youtube.com/watch?v=CE70PHlgrlo%5D
    Ich habe mich dann mit einer „Blowin‘ in the wind“-Version der Bee Gees aus den frühen 60er-Jahren revanchiert. So lernen auch die Kinder, Kummer zu ertragen.
    [youtube https://www.youtube.com/watch?v=duOxS_p6xG8%5D
    Hast Du über das Thema digitale Medien selbst schon geschrieben? Wenn ja, welche Artikel aus deinem Blog sollte ich unbedingt gelesen haben?
    Vor etwas mehr als drei Jahren habe ich bei einer Blogparade den Beitrag „Mein Leben als digitaler Höhlenmensch“ veröffentlicht. Seither hat sich bei uns allerdings, was die technische Ausstattung angeht, einiges geändert.
    Außerdem habe ich kürzlich in einer meiner Kolumnen für das Eltern-Magazin von Scoyo eine Polemik zu dem Digital-Apokalyptiker Manfred Spitzer geschrieben. Die hatte den schönen Titel „Digitale Potenz – Warum die uneingeschränkte Digitalisierung ein Segen für unsere Kinder ist!“. Allerdings glaube ich, dass einige Leserinnen und Leser nicht so ganz verstanden haben, dass es eine Polemik ist.
    Vielen Dank, lieber Christian, Dein Interview werde ich jetzt immer rauskramen, wenn jemand behauptet, dass man ohne strenge Reglementierung bei angehenden Teenagern in Sachen Medienerziehung gar nichts erreicht. (M)ein Leitsatz soll fortan lauten „Wer kaum Regeln hat, muss sich über das Entgleiten derselbigen nicht sorgen.“ Euer Medienkonsum klingt sehr unkompliziert und persönlich befürworte ich, den Kindern grundsätzlich einen Vertrauensvorschuss zu geben.
    Liebe Leserinnen und Leser, Christian hat selbst keine Fragen an euch gestellt. Mich würde im Zusammenhang mit seinem Interview interessieren:
    Habt ihr selbst Erfahrungen mit einem lockeren Umgang in Sachen digitale Medien gemacht? Was war die Folge? Hat sich die Situation eher entspannt oder verschärft?
    Kommentiert einfach hier, teilt eure Medienmomente auf Instagram, bloggt selbst darüber, twittert oder schreibt auf Facebook. Wenn ihr eure Beiträge mit dem Hashtag #medienmomente markiert, können sie später unabhängig von der Plattform, wo ihr sie veröffentlicht im Social Hub von SCHAU HIN! eingesammelt und geteilt werden.
    Weiterführende Links auf SCHAU HIN! zu diesem Interview:

    YouTube – Was macht mein Kind da eigentlich?

    Let’s Plays https://www.schau

    hin.info/informieren/medien/spielen/wissenswertes/lets-plays.html
    Instagram: Was Eltern über die Foto-App wissen sollten
    Musical.ly: die Musik-App mit Star-Potenzial
    Lies auch:
    Teil 1 der Interviewserie mit Maximilian BuddenbohmTeil 2 mit Rike DrustTeil 3 mit Susanne MierauTeil 4 mit Heiko BielinskiTeil 5 mit BerlinmittemomTeil 6 mit Frische Brise
    *Zahl aus dramaturgischen Zwecken frei erfunden

Erwähnungen

  • Christian Hanne
  • Andrea Harmonika
  • Michael
  • Christian Hanne
  • Christian Hanne
  • Rike
  • Anne Harenberg
  • Christian Hanne
  • Digital Dad zwischen Job und Familie - Daddylicious
  • Little B.
  • Christian Hanne
  • Vivi
  • Digitalisierung in meinem Alltag - netpapa.de

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