Von einem der auszog, im Keller die Weihnachtsdekoration zu holen

„Die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck müsste mal aus dem Keller geholt werden.“ Diesen Satz sprach die Freundin heute Morgen beim Frühstück beiläufig aus. Menschen, die in langjährigen Beziehungen leben, kennen diese Art des Formulierens. Es ist der Delegativ. Der kommt zum Einsatz, wenn du willst, dass dein Partner oder deine Partnerin Aufgaben erledigt, die du – aus welchen Gründen auch immer – nicht selbst übernehmen möchtest. Die Aufforderung, den Müll herauszutragen, wird beispielsweise häufig durch den Delegativ kommuniziert: „Der Müll müsste mal runtergebracht werden.“ Blumengießen, Fensterputzen und Altglasentsorgung sind ebenfalls beliebte Delegativ-Themen.

Zur Wahrung des partnerschaftlichen Friedens darf der Delegativ auf keinen Fall aktivisch formuliert werden. Sonst könnte es Widerspruch, dann Streit und schließlich Tränen geben. Durch die Verwendung des Delegativs gibst du deiner Partnerin oder deinem Partner stattdessen die Möglichkeit, die Aufgabe quasi aus freien Stücken zu erledigen, was die Beziehung mit Harmonie und Frieden erfüllt.

Die Freundin verwendet den Delegativ, wenn sie Sachen aus dem Keller benötigt, weil es dort Spinnen gibt. Viele Spinnen. Und große Spinnen. Und viele große Spinnen. Und die Freundin ekelt sich ganz fürchterlich vor Spinnen. Ich selbst bin auch kein großer Fan von Kellergängen. Da wir in einem Altbau wohnen, ist der Weg dorthin beschwerlich, es ist da unten modrig-muffig und außerdem hält sich dort außerordentlich viel Ungeziefer auf. Alles sehr gute Gründe, den Keller zu meiden. Deswegen gehe ich auch nur zwei Mal im Jahr in den Keller: Im Spätherbst lagere ich mein Fahrrad ein und hole die Weihnachtsdekoration hoch, im Frühjahr steige ich wieder hinab und tausche den Christschmuck gegen das Rad aus.

Adventliche Dekoration. Nicht mehr im Keller.

Adventliche Dekoration. Nicht mehr im Keller.

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In der Männer-Bäckerei

Der PR-Berater des Familienbetriebs hat angeraten, dass sich der Blog stärker an die weibliche Zielgruppe anbiedern und thematisch mehr an anderen Mama-Blogs orientieren solle, um eine nachhaltige Leserinnen- und Leserbindung zu erreichen. Obskure Alltagsgeschichten seien dafür nicht ausreichend, sondern die Artikel müssten einen praktischen Mehrwert bieten, der zukünftige Besuche des Familienbetriebs erstrebenswert erscheinen lässt.

Unglücklicherweise eignen sich meine Bastel- und Do-it-yourself-Kompetenzen allenfalls zu tollpatschigen Slapstick-Einlagen und meine ausgeprägte Handarbeits-Legasthenie bietet ebenfalls keinen Stoff für spannende, lesenswerte Artikel mit Erkenntnisgewinn. Zum Backen reichen meine grobmotorischen Fähigkeiten aber gerade noch aus.

Käsekuchen. An nichts.

Käsekuchen. An nichts.

Somit präsentiert der Familienbetrieb heute stolz einen Back-Post. Mit nützlichen Praxis-Tipps und bebildert durch gleichermaßen hochwertige wie ansprechende Fotos. Der hoffnungsvolle Anfang eines erfolgreichen Back-Blogs oder doch nur ein einmaliger Ausflug in die Backhölle des Grauens? Egal. Viel Spaß beim Lesen und – möglicherweise – Nachbacken!

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Der mit dem Furby tanzt

Da möglicherweise nicht alle Leserinnen und Leser wissen, was ein Furby ist, hier vorab ein paar kurze Erläuterungen: Bei einem Furby handelt es sich um ein ungefähr 15 cm großes Plüschtier, das mit Sensoren und Elektronik vollgestopft ist, damit es mit seiner Umwelt interagieren kann. Äußerlich ähnelt ein Furby einer evolutionär fehlgeleiteten Kreuzung aus Fledermaus, Eule und Gremlin (vor der Mutation).

Furby. Schlafend. Zum Glück.

Furby. Schlafend. Zum Glück.

Mittels eines in den Furby implantierten Sprachchips ist es möglich, so etwas ähnliches wie eine Unterhaltung mit ihm zu führen. Aufgrund der ungefähr 200 einprogrammierten Ausdrücke und Sätze erreichen die Dialoge mit einem Furby das intellektuelle und sprachliche Niveau einer Folge ‚Frauentausch‘ auf RTLII.

Für Eltern, die sich eines halbwegs gesunden Verstandes erfreuen, qualifizieren die immer wiederkehrenden gleichen Phrasen und Satzteile einen Furby dennoch zu einem der Nerv tötendsten Spielsachen auf diesem Planeten. Daher liegt die Beliebtheit von Furbys bei Müttern und Vätern irgendwo zwischen Zahnwurzelbehandlung und chinesischer Wasserfolter.

Dass ein Tag mit einem Furby, die eine oder andere Überraschung bietet, davon handelt der folgende Artikel. Weiterlesen

Wer hat Angst vor Halloween?

Zu Halloween ziehen wieder zahlreiche mehr oder weniger phantasievoll verkleidete kleine Monster, Hexen und Vampire durch die Straßen und verlangen von der erwachsenen Bevölkerung Süßes und drohen für den Fall, keine Süßigkeiten zu erhalten, mit Saurem. Persönlich habe ich ein eher distanziertes Verhältnis zu Halloween und kann mit den überdrehten, nach Zuckerzeug gierenden Kindern nur wenig anfangen. Dennoch sollte man sich auf Halloween kulinarisch und mental gut vorbereiten. Denn diesen Tag ohne ausreichenden und zufriedenstellenden Vorrat an Süßigkeiten zu bestreiten, kann sehr anstrengend sein. Aber lesen Sie am besten selbst.

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“Nichts ist so erlabend, wie ein Elternabend”

Der juristische Beistand des Familienbetriebs hat mir angeraten, vor den folgenden Artikel einen Hinweis einzufügen, um zu verhindern, dass die Kinder ihrer Schule verwiesen werden:

„Meine Tochter und mein Sohn gehen auf die beste Schule Berlins, wenn nicht gar Deutschlands, wo sie von den kompetentesten und fähigsten Lehrerinnen und Lehrern nach den modernsten bekannten pädagogischen Methoden unterrichtet werden. Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler sind alle reizend und liebenswert, was nicht verwundert, da sie ausnahmslos von engagierten, reflektierten und sympathischen Eltern großgezogen werden. Die Elternabende, die ich besuchen durfte, waren für mich durchweg ein Quell der Inspiration, des intellektuellen Austauschs sowie des Kurzweils. Ich könnte mir keine bessere Schule für meine Kinder wünschen.

Daher möchte ich betonen, dass der nachfolgende Artikel kein Abbild der Realität darstellt, sondern Ausdruck meines gestörten Verhältnisses zur Wahrheit sowie meiner pinnocchioesken Phantasie und meiner narzisstischen Geltungssucht ist. Dafür möchte ich mich entschuldigen.“

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„Nichts ist so erlabend, wie ein Elternabend“

Diese Zeilen eines Reinhard Mey-Lieds wandern mir durch den Kopf, während ich mit dem Rad zur Schule der Kinder fahre. Wahrscheinlich gibt es nur wenige Eltern, die dieser Aussage zustimmen würden – zumindest ohne Einnahme bewusstseinserweiternder Rauschmittel beziehungsweise hochprozentiger Alkoholika. Erklärbar ist das Zustandekommen dieser Zeilen eigentlich nur, wenn der gute Herr Mey nie einen Elternabend besucht hat – was eher unwahrscheinlich ist, da er drei Kinder hat. Oder er hat selbst halluzinogene Pilze genascht, die ihn zu diesem Text inspirierten. [Anmerkung der Redaktion: Auf Anraten des juristischen Beistands stelle ich klar, dass ich keine Kenntnis davon besitze, dass der Liedermacher Reinhard Mey Drogen oder irgendwelche Halluzinogene konsumiert, um Einfälle für seine Liedtexte zu bekommen.] Weiterlesen

Der wahnsinnige Kindergeburtstag

Kindergeburtstage zählen wohl in jeder Familie zu den Höhepunkten des Jahres und rufen bei allen Familienmitgliedern Herzrasen hervor: Bei den Kindern, weil sie sich auf Geschenke, Kuchen und die Feier freuen, bei den Eltern, weil sie sich vor den zu besorgenden Geschenken, dem schrumpfenden Konto und der Horde Kinder, die es bei der Feier zu bespaßen gilt, fürchten.

Geburtstagstisch. Mit Zug, Luftschlangen und Smarties.

Geburtstagstisch. Mit Zug, Luftschlangen und Smarties.

Die erste Kindergeburtstagsfeier lief im Familienbetrieb noch sehr unkompliziert ab. Am dritten Geburtstag der Tochter wurden mit einer sehr überschaubaren Zahl von drei Kitakindern Plätzchen gebacken. Das einzige Problem bestand darin, dass den Kindern abends vom vielen Teignaschen schlecht war. Da sich die Besuchskinder aber erst zuhause übergaben, waren die Konsequenzen für uns überschaubar.

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Was bloggst du?

Es ist Donnerstagmorgen, 9 Uhr. Mein freier Arbeitstag. Mein Blog-Tag. Denn jeden Donnerstag blogge ich einen eigenen Artikel. Selbstverständlich auf höchstem Niveau. Mit Witz, Charme und Melone. Oder so ähnlich.

So ist zumindest der Plan. Gäbe es nicht ein kleines Problem: Mir fällt nichts ein. Gar nichts. Ich weiß absolut nicht, über was ich schreiben könnte. Sitze im Wohnzimmer vor dem Laptop, das weiße Dokument schaut mich anklagend an und ruft: „Schreib was!“ Ich rufe zurück: „Was denn?“. Bekomme keine Antwort.

Gehe erstmal in die Küche und koche Kaffee. Vielleicht bringt das Koffein Inspiration. Habe zwar kein Hunger, mache mir aber trotzdem ein Wurstbrot. Weiterlesen

Eine Zugreise im Paralleluniversum. In Tweets gegossen.

Um es vorneweg klarzustellen: Ich fahre sehr gerne Zug. Es ist bequem, meistens schneller als mit dem Auto, die Kinder können sich bewegen und umweltfreundlich ist es auch. Aber manchmal ist es auch etwas anstrengend, wenn es zu heiß ist, die Mitreisenden nerven und die Pünktlichkeit des Zugs zu wünschen übrig lässt. Davon handelt der folgende Text. In einem Paralleluniversum hätte es aber eine ganz erholsame Reise sein können. Lesen Sie einfach selbst.

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Bringe heute die Kinder zu den Großeltern. Fahren zusammen mit dem Zug gut vier Stunden nach Frankfurt. Haben uns aber gut präpariert, so dass die Fahrt sehr harmonisch und vollkommen vorfallsfrei verläuft – auch wenn dies zu Irritationen bei manchen Mitreisenden führt.

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Wie ich Weltmeister wurde

Es ist Sonntagmorgen und ich liege noch im Bett. Heute ist der 13. Juli. Finaltag! Deutschland spielt am Abend gegen Argentinien und kann zum vierten Mal Weltmeister werden. Dieses epochale Ereignis angemessen würdigend spielt der Sohn bereits im Flur Fußball und singt dabei „Finale! Oh, oh! Finale!“ Somit sollten auch die Nachbarn wissen, dass heute Finaltag ist.

Ich persönlich erlebe die fünfte Finalteilnahme einer deutschen Nationalmannschaft. Von den bisherigen vier Endspielen haben sie allerdings drei verloren – 1982 gegen Italien, 1986 gegen Argentinien und 2002 gegen Brasilien. Lediglich 1990 konnte ich den Sieg gegen Argentinien bejubeln. Eine ausbaufähige Quote, wie ich finde.

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Im Radio werden die Schlagzeilen der Boulevardmedien vorgelesen. Wenn man ihnen Glauben schenken will, ist der Gewinn des vierten Weltmeister-Titels nur noch eine Formalie. Aber wer will sich schon gerne auf das Urteilsvermögen der Boulevardmedien verlassen? Ich nicht. Stattdessen bin ich nervös und suche erst einmal die Toilette auf.

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Jetzt musst du springen

Zu dem folgenden Text hat mich Holger von Papaganda inspiriert, der kürzlich auf seinem Blog einen sehr schönen Artikel über einen Freibad-Besuch mit seinen Kindern veröffentlicht hat (“Glückskinder, Mutmacher und ein Weichei im Freibad”).

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Stehe auf dem Drei-Meter-Brett eines Berliner Hallenbades und frage mich, wie es so weit kommen konnte, dass ich hier oben stehe. Ich bin nämlich noch nie in meinem Leben vom Dreier gesprungen. Mit Schwimmbädern, Schwimmen und Tauchen stehe ich auf Kriegsfuß. Sie sind mir zutiefst zuwider.

Der Besuch einer öffentlichen Badeanstalt ist für mich ungefähr so attraktiv, wie ein eiterndes Furunkel am Gesäß. Schon der Gedanke an die hygienisch häufig äußerst fragwürdigen Zustände der Familienumkleidekabinen, in denen man sich und die Kinder umziehen muss, lässt mich erschaudern. Um den Kontakt mit Erregern von womöglich noch unerforschten Krankheiten zu vermeiden, versucht man, dass sowohl die Kinder als auch man selbst mit möglichst wenig in Berührung kommt, was äußerst anstrengend ist. Wer schon einmal versucht hat, sich auf Zehenspitzen einer engen Jeans zu entledigen, weiß wovon ich schreibe

Das vor dem Eintritt ins Schwimmbad obligatorische Abbrausen im Duschbereich, diesem Refugium der Fußpilzsporen, macht den Schwimmbadbesuch für mich nicht erstrebenswerter. Es gibt wahrlich viele Dinge, die ich dem Aufenthalt in einer öffentlichen Badeanstalt vorziehe (Steuererklärung ausfüllen, Keller aufräumen, Hemden bügeln). Weiterlesen