In der Zeitschrift ‚Kizz. Das Elternmagazin für die Kitazeit‘ darf ich unter der Rubrik ‚Das sagt Papa‘ regelmäßig meinen Senf zu Themen geben, von denen ich auch nicht mehr Ahnung habe als andere Eltern. Pädagogisch wertvoll wie ein kleines Steak. Ein sehr kleines. Eines, das man nicht essen möchte. Der folgende Beitrag erschien in Ausgabe ‚KIZZ – 1/2018‘.
Auf einer Rangliste schmerzhafter Angelegenheiten liegt der Elternabend für viele Eltern irgendwo zwischen Zahnwurzelbehandlungen und Darmspiegelungen ohne Betäubung. Bei Elternabenden sitzt man nicht nur auf viel zu kleinen Stühlen und harrt stundenlang in orthopädisch bedenklicher Haltung aus, bis die Bandscheibe leise vor sich hinwimmert. Zu diesem körperlichen Schmerz kommen noch geistige Qualen, wenn man sich anhören muss, wie andere Eltern absurde Themen in einer epischen Breite vortragen, dass die berüchtigten Marathonreden von Fidel Castro als kurze, pointierte Grußworte gelten können.
Somit mussten Sie auf Elternabenden sicherlich auch schon einmal Fluchtreflexe unterdrücken. Spätestens wenn gefragt wird: „Gibt es sonst noch Fragen?“ Womöglich haben Sie sogar mal mit dem Gedanken gespielt, gar nicht erst zu erscheinen. Dazu sollten Sie aber eine gute Entschuldigung parat haben, die Ihr Fernbleiben rechtfertigt. („Unser Goldfisch leidet an einer schweren Angina und braucht stündlich neue Quarkwickel.“)
Aber selbst wenn Sie finden, Elternabende seien so grauenhaft wie ein Blockflötenvortrag Ihres Kindes, bedenken Sie folgendes: Die Teilnahme am Elternabend ist immer auch eine Wertschätzung der Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher. Auf dem Elternabend können Sie sich mit ihnen austauschen und sie unterstützen. Außerdem gilt: Elternabend ist, was du draus machst. Also bringen Sie sich ein und gestalten Sie den Elternabend mit. Zum Beispiel, indem Sie eine Thermoskanne mit Gin Tonic herumgehen lassen. Dann wird jeder Elternabend lustig.
Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)