Beobachtungen aus dem Krankenhaus (Tag 3): Her heart will go on (1/3)

Dass ich dieses Jahr so gut wie gar nichts gebloggt habe, ist ja kein Zustand. Kein Urlaubsblog, kein Gespräch mit dem Tod, kein Garnichts. Daher kurz vor Schluss ein retrospektiver Krankenhaus-Blog. Quasi wie Urlaub, nur ohne Urlaub.


Tag 1: Ein kaputtes Herz muss man reparieren
Tag 2: Don’t go breaking her heart


Mittwoch, 6.55 Uhr. Ich schreibe den Kindern eine Nachricht, ob bei ihnen alles in Ordnung ist. Sie reagieren nicht, aber das ist kein Grund zur Besorgnis. Die Kinder ignorieren immer meine Fragen auf WhatsApp. Oder sie antworten drei Tage später mit einem Daumen-hoch-Emoji, ganz egal, was die Frage war.

Nach dem Duschen versuche ich, in meiner Vier-Quadratmeter-Hotel-Box, die keinen Schrank hat, Ordnung zu schaffen. In der Ecke vor dem Waschbecken richte ich eine Schmutzwäschen-Zone ein, die Ecke vor der Eingangstür wird zur Wechselklamotten-Zone. Allerdings ist das Zimmer so klein, dass die beiden Zonen fließend ineinander übergehen. Die schmutzige Wäsche breitet sich unaufhaltsam aus und droht, die Wechselklamotten-Zone zu okkupieren. Ich trenne beide Bereiche mit dem Koffer meiner Frau, den ich gestern aus dem Krankenhaus mitgenommen habe. Er ist quasi die neutrale Zone. Wie zwischen Süd- und Nordkorea. (Sie dürfen selbst entscheiden, ob Nordkorea die Schmutzwäsche-Zone und Südkorea die Wechselklamotten-Zone ist oder umgekehrt.)

Wäsche nach zwei Tagen. (Symbolbild; keine farbgetreue Darstellung)

Die komplette Bodenfläche ist nun mit Wäsche bedeckt. Um das Zimmer zu verlassen, muss ich über das Bett klettern und mich am Fußende unter der Treppe, die zur Dusche führt, hindurchquetschen. Somit habe ich mir in meinem Low-Budget-Hotel ein eigenes Gym erschaffen. Toll!


Im Empfangsbereich des Hotels genehmige ich mir wieder einen kostenlosen Kaffee. Ein anderer Gast bedient sich ebenfalls an der Pumpkanne. Er nippt an seinem Becher und beschwert sich lautstark über die miese Qualität des Kaffees. Mein linkes Auge beginnt zu zucken. Schon bei der Begrüßung war mir der Mann unangenehm aufgefallen. Er hatte mir übertrieben höflich und mit einer für die frühe Stunde geradezu ekelerregenden Fröhlichkeit einen wunderschönen guten Morgen gewünscht. Was stimmt mit dem Typ nicht?

Mit seiner Äußerung über die geschmacklichen Unzulänglichkeiten des Kaffees signalisiert er, dass er auf einen morgendlichen Plausch aus ist. Er sagte nämlich wortwörtlich: „Das ist aber eine dünne Plörre, oder?“ Nicht als einfache Feststellung – „Das ist aber eine dünne Plörre.“ –, die du geistesabwesend vor dich hinbrabbelst. Nein, durch das „oder“ und die steigenden Intonation am Satzende hat er die Aussage in eine Frage verwandelt. So erwartungsvoll wie er mich jetzt anschaut, möchte er anscheinend eine Antwort von mir.

Das kommt mir äußerst ungelegen. Ich möchte morgens nicht reden. Nicht einmal mit meiner Familie, aber schon gar nicht mit einem fremden Mann im Foyer eines Billig-Hotels.

Fieberhaft suche ich in meinem Hirn, das morgens eher untertourig läuft, nach einer Erwiderung, mit der ich das zarte Small-Talk-Pflänzchen im Keim ersticken kann. Ich könnte schlicht „Halt einfach deine verdammte Fresse!“ sagen. Trotz meines Unwillens zur morgendlichen Konversation möchte ich aber nicht wie ein sozial vollkommen inkompetenter Unflat erscheinen.

Schließlich sage ich: „Naja, einem geschenkten Kaffeegaul, schaut man nicht ins Maul.“ Eine brillante Bemerkung, wie ich finde. Sprachlich gewitzt stelle ich mich als genügsamen Menschen dar, der sich demütig über ein Gratis-Heißgetränk freut. Der Morgen-Dampfplauderer steht jetzt dagegen als undankbarer Nassauer da, der sich kleinlich darüber aufregt, dass ihm in dem 25-Euro-die-Nacht-Hotel kein kostenloser Venti Vanilla Sweet Cream Cold Brew mit extra Espresso, extra Sahne und laktosefreier Milch kredenzt wird.

Meine Antwort zeigt die erhoffte Wirkung. Der Mann verlässt gruß- und wortlos das Hotel. Ich mache mich auf den Weg ins Klinikum und trinke schweigend meinen Kaffee.


Als ich den Eingangsbereich des Krankenhauses erreiche, erblickt mich der Kioskbesitzer. Freudestrahlend winkt er mir – seinem neuen Lieblingskunden – zu. Obwohl ich meinen Kaffee gerade erst ausgetrunken habe, kaufe ich mir noch einen bei ihm. Wie der Kneipen sozialisierte Volksmund weiß, steht es sich auf einem Bein bekanntlich schlecht.

Anschließen versuche ich, mich in der großen Eingangshalle zu orientieren. Ich weiß nicht mehr so genau, wie ich zur Intensivstation komme. Die dunklen, verwinkelten Krankenhausgänge sind aber auch wirklich verwirrend. Glücklicherweise entdecke ich in der Ferne einen Snack-Automaten. An den erinnere ich mich. Dort angekommen, halte ich nach dem nächsten Automaten Ausschau und dann nach einem weiteren. So wie bei Hänsel und Gretel die Brotkrumen, dienen mir die Snack-Automaten als Wegweiser. Zufrieden und satt erreiche ich die Intensivstation.


Fortsetzung (Tag 3, 2/3)


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Erwähnungen

  • Tag 6 (1/3)Tag 6 (2/3)

    Im Zug fällt mir ein, dass ich mich nicht von dem Kioskbesitzer
    verabschiedet habe und fühle mich ein wenig schlecht. Er ist mir doch ans Herz
    gewachsen. Außerdem hat er mich in der ganzen Woche zuverlässig mit Nahrung
    versorgt, so dass ich keinen Hunger und Durst leiden musste. (Tatsächlich kann
    ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so etwas wie ein Hungergefühl
    hatte.)

    Auf der weiteren Fahrt lasse ich die letzten Tage Revue passieren. Fast
    eine Woche bestand meine Welt aus Krankenhaus, Hotel und dem Weg zwischen Hotel
    und Krankenhaus. Tagsüber war ich Neben-dem-Bett-Sitzer, Flaschen-Anreicher,
    Essenstablett-Holer-und-Wegbringer, Nierenschalen-Halter, Kissen-Aufschüttler,
    Decken-Glatt-Streichler und Händchen-Halter. Nachmittags war ich der
    Im-Lichthof-Rumsitzer, der Durch-die-Krankenhausgänge-Herumirrer, der
    Kioskumsatzantreiber, der Das-Geschehen-Beobachter und der
    Automaten-Käsekuchen-Esser. Abends wiederum war ich eine Mischung aus
    Pressesprecher und Propagandaminister, der Telefonate führt und Textnachrichten
    verschickte, um die Familie, Freunde und Bekannte mit den neuesten
    medizinischen Informationen und Genesungsfortschritten zu versorgen.

    In dieser Zeit habe ich keine Nachrichten verfolgt, kein Fernsehen geschaut, keine Zeitung gelesen und die sozialen Medien weitestgehend gemieden. Mein Kontakt zur Außenwelt bestand in den Telefonaten mit den Kindern, der Schwiegermutter und meinen Eltern sowie dem Austausch in der WhatsApp-Gruppe mit der krummbuckligen Sippe. Ich habe keine Ahnung, was in den letzten sechs Tagen in der Welt alles passiert ist. Robert Habeck könnte Bundeskanzler und Donald Trump impeached sein, ich wüsste nichts davon.

    Ich habe quasi wie in einer Blase gelebt, in einer mir etwas fremden Welt.
    Ein bisschen wie in „Lost in Translation“. Nur dass ich nicht im Bademantel
    rumgelaufen bin. Glaube ich zumindest. Und mit den immergleichen Ritualen und
    Abläufen war es auch ein bisschen wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Nur
    dass mir im Krankenhaus bedauerlicherweise kein Murmeltier begegnet ist. Glaube
    ich zumindest.

    Kurz nach halb Sieben schließe ich die Wohnungstür auf. Die Kinder kommen
    aus ihren Zimmern gelaufen und freuen sich, dass ich wieder da bin. Nach
    ausgiebiger Begrüßung und Gruppenumarmung inspiziere ich unauffällig die
    Wohnung. Ich will ja nicht wie ein spießiger Kontrolletti rüberkommen. Alles in
    allem sieht es einigermaßen ordentlich aus. Also, nicht perfekt, aber auch
    nicht schlimmer als sonst am Wochenende, bevor wir Großputz machen. (Womöglich
    sind es gar nicht die Kinder, die für den Schmutz und die Unordnung in unserer
    Wohnung verantwortlich sind?)

    Der Kühlschrank ist fast noch genauso voll wie vor unserer Abreise. Dafür
    zeugen einige leere Cornflakes-Packungen im Papiermüll, was das
    Hauptnahrungsmittel der Kinder in den letzten Tagen war. (Die einen ernähren
    sich halt von Cornflakes, die anderen von Sandwiches und Automaten-Käsekuchen.)

    Im Badezimmer hängt frisch gewaschene Wäsche auf dem Ständer. Sogar die
    Wäscheklammern sind farblich sortiert. Ich schicke meiner Frau ein Foto davon,
    um ihren inneren Monk zu erfreuen und als Beleg, dass wir bei der Erziehung
    nicht vollkommen versagt haben.

    Es ist ein gutes Gefühl, dass die Kinder so vernünftig sind und die Wohnung
    nicht in ein „Fear and Loathing in Las Vegas“-Hotelzimmer verwandeln, wenn wir
    sie mal ein paar Tage alleine lassen. Vielleicht können wir das demnächst mal wiederholen.
    Dann aber lieber nicht für einen Krankenhausaufenthalt, sondern für einen
    Kurzurlaub.

    Nachdem ich meinen Rucksack ausgeräumt habe, gehen wir gemeinsam essen und
    feiern uns ein bisschen, dass wir die Woche so bravourös gemeistert haben.
    Meine Frau, die stolz auf ihren Körper sein kann, der die Strapazen der OP so
    gut weggesteckt hat, die Kinder, die daran gewachsen sind, sich ein paar Tage
    selbst zu versorgen, und ich, der ich es geschafft habe, mein Lebendgewicht in
    Form von Sandwiches, belegten Brötchen, Schokoriegeln und Automatenkäsekuchen
    zu mir zu nehmen.

    Abends im Bett kann ich nicht einschlafen. Meine gewohnte Umgebung ist mir
    ungewohnt geworden. Es fühlt sich fast ein wenig fremd an, wieder Zuhause zu
    sein und im eigenen Schlafzimmer zu liegen.

    Schließlich schlafe ich doch ein. Im Traum sitze ich mit einem Bademantel
    bekleidet auf einer Bank im Krankenhaus-Lichthof. In meinem Schoß liegt ein
    Murmeltier, dem ich zärtlich den Kopf kraule, während ich das geschäftige Treiben
    beobachte. Der Kiosk-Besitzer kommt aus seinem Laden, setzt sich zu mir und
    legt seinen Arm um mich. Dann reicht er mir einen Automaten-Käsekuchen und
    sagt: „Alles ist gut.“

    The End.

    Die Operation meiner Frau ist schon einige Wochen her und sie hat sich prächtig erholt. Ich verneige mich in demütiger Dankbarkeit vor dem Professor und dem Operationsteam sowie den Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal, sowohl auf der Intensiv- als auch auf der Kinderstation. Bei der ganzen Hektik und all dem Stress, die den Krankenhausbetrieb kennzeichnen, waren alle immer und ausnahmslos freundlich, umsichtig und empathisch. Sie haben alle einen großen Anteil an der schnellen Genesung meiner Frau. Vielen Dank!

    Alle Folgen des Krankenhaus-Blogs:

    Tag 1: Ein kaputtes Herz muss man reparieren
    Tag 2: Don’t go breaking her heart
    Tag 3: Her heart will go on
    Tag 4: Every beat of her heart

    Tag 5: Tock! Goes her heart
    Tag 6: Heart of gold

    Christian Hanne

    Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil. Im März ist sein aktuelles Buch „Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter“ erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind „Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit“ sowie „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“*. (*Affiliate-Links)

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  • Tag 6 (1/3)

    Im Krankenhaus hole ich mir als erstes meinen obligatorischen Kaffee. Nicht
    weil ich wirklich Lust darauf habe, sondern weil der Kioskbesitzer gestern
    Morgen so traurig schaute, als ich an seinem Laden vorbeiging.

    Während ich meine Frau begrüße, erscheint ein Stationsarzt und erklärt, ihr
    Kalium-Wert sei etwas zu niedrig und sie müsse aufgelöstes Kalium-Brausepulver
    trinken. Dabei fuchtelt er mit einem Tütchen eben dieses Brausepulvers vor
    ihrem Gesicht rum. Meine Frau schaut ihn angewidert an, als hätte er ihr gerade
    mitgeteilt, Kalium-Mangel könne nur mit einem Glas Eigen-Urin behoben werden. Schon
    als Kind musste sie nach den Operationen aufgelöstes Kalium trinken und hat es
    gehasst.

    Mit finsterer Miene erklärt meine Frau, das Kaliumtrinken sei das mit
    Abstand Allerschlimmste an ihrem Aufenthalt hier im Krankenhaus. Eine recht
    bemerkenswerte Aussage, wurde ihr bei der Operation doch das Brustbein
    aufgesägt, die Rippen auseinandergebogen und das Herz abgestellt, um sie an die
    Herz-Lungen-Maschine anzuschließen. Aber ich glaube, jetzt ist gerade nicht der
    richtige Zeitpunkt, das mit ihr zu diskutieren. Außerdem hatte sie schon beim
    Ziehen der Drainagen gesagt, das sei das Allerschlimmste an der Operation.
    Allerdings scheint mir jetzt ebenfalls nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um
    ihr zu erklären, dass zweimal das Allerschlimmste nicht geht und sie sich schon
    entscheiden müsse.

    Als sie mit 11 das letzte Mal operiert wurde, wollte ihr Vater sie zum
    Kaliumtrinken motivieren, indem er sagte, so schlimm sei das doch gar nicht,
    das schmecke doch wie Sprite. Seitdem hat meine Frau nie wieder Sprite
    getrunken! Daher verkneife ich mir die Bemerkung, sie solle sich einfach
    vorstellen, es sei Gin Tonic.

    Schließlich hält sie sich die Nase zu und schüttet sich mit Todesverachtung
    das Kalium-Brausegetränk in den Hals. Somit hätte sie das überstanden.
    Zumindest bis morgen, bis zum nächsten Kalium-Trunk. Aber dann bin ich ja nicht
    mehr da!

    Bei der 16-jährigen Zimmernachbarin und ihrer Mutter ist die Stimmung ein
    wenig frostig. Das Mädchen ist motzig, weil sie Mathe-Hausaufgaben machen muss,
    und ihre Mutter erlaubt ihr nicht, sich die Lösungen auf WhatsApp schicken zu
    lassen. Ich habe großes Verständnis für das Mädchen. Da liegst du wegen einer
    doofen Herzgeschichte im Krankenhaus und dann musst du dich auch noch mit Mathe
    rumärgern. Das ist der Genesung sicherlich nicht dienlich.

    Gerne würde ich meine Hilfe anbieten, aber es handelt sich um
    Geometrie-Aufgaben und das war schon immer meine mathematische Achillesferse.
    Also, noch mehr als Stochastik und Analysis. (Was zur Hölle war das überhaupt
    nochmal?) Das bedauernswerte Mädchen soll mit Hilfe des
    Sekanten-Tangentensatzes ausrechnen, wie weit man von einem 40 Meter hohen
    Leuchtturm sehen kann.

    Was für eine Aufgabe! Noch realitätsferner geht es wohl nicht. Ich bin mir
    ziemlich sicher, dass sie dieses Wissen später niemals wird anwenden müssen.
    Außer sie wird Leuchtturmwärterin, dann ist das vielleicht nicht vollkommen
    irrelevant. Wobei sie da ja selbst auf dem Leuchtturm steht und sieht, wie weit
    sie sehen kann. Also, doch ein vollkommen unnützes Wissen. Um den
    mathematischen Generationen-Konflikt am Nachbarbett nicht zu eskalieren, schweige
    ich lieber.

    Während ich in der Mittagspause ein belegtes Laugenbrötchen vom Kiosk esse,
    bekomme ich eine Nachricht der Kinder. „wann kommst du nachhause“ fragen sie
    unter Verzicht auf die Einhaltung gängiger Rechtschreibungs- und
    Interpunktionsregeln. Ich möchte mir vorstellen, dass sie das schreiben, weil
    sie sich vor Sehnsucht verzehren. Realistischerweise wollen sie lediglich wissen,
    wie lange ihnen zum Aufräumen der Wohnung bleibt.

    Als ich zurück auf Station komme, strahlt mich meine Frau an. Ihr letzter
    Zugang wurde gezogen und sie kann endlich wieder ihre eigenen Klamotten tragen.
    Wenn du das verwaschene Krankenhaus-Flügelhemd erstmal gegen ein verwaschenes
    Band-Shirt und ausgebeulte Jogginghosen tauschen kannst, fühlst du dich gleich
    wie ein neuer Mensch.

    Gegen 14 Uhr kommen der ältere Bruder meiner Frau und sein Mann zu Besuch.
    Sie bringen mehrere metallisch schimmernde Get-well-soon-Ballons mit (Greta
    schüttelt missbilligend den Kopf, die Zimmernachbarin schaut neidisch herüber.)
    und eine ebenfalls riesige Tüte, voll mit Süßigkeiten, deren Hauptzutat aus
    Erdnussbutter besteht, die sie von ihrer letzten USA-Reise mitgebracht haben.
    (Ich weiß nicht, ob ich die beiden dafür lieben oder hassen soll.) „Wer soll
    das denn alles essen?“, rufe ich in gespielter Verzweiflung. Da meine Frau noch
    nicht wieder so richtig Appetit hat, ist es eine rhetorische Frage.

    Kurze Zeit später verabschiede ich mich von meiner Frau und verspreche, dass ich morgen gemeinsam mit den Kindern kommen werde.

    Fortsetzung (Tag 6, 3/3)

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    Christian Hanne

    Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil. Im März ist sein aktuelles Buch „Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter“ erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind „Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit“ sowie „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“*. (*Affiliate-Links)

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