Eine kleine Wochenschau | KW05/2025: Wer die Wahl hat

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


27. Januar 2025, Berlin

In Alt-Moabit vor einem Döner-Laden klebt an einem der orangenen BSR-Mülleimer ein weißer DIN-A4-Ausdruck, fein säuberlich in eine Klarsichtfolie gesteckt. Auf dem Blatt steht „MFA/Arzthelferin gesucht“, darunter noch ein paar Informationen und eine Telefonnummer.

Mir ist die Problematik des Fachkräftemangels durchaus bewusst und wie schwierig es ist, Personal zu bekommen. Dennoch würde ich nur ungern in eine Arztpraxis gehen, die ihre Angestellten an Mülleimern rekrutiert. Wie finden die dann ihre Ärzt*innen? Mit Post-its auf Bahnhofstoiletten?

Titelbild mit einem Aufkleber auf einem Laternenpfahl. Der Aufkleber ist ein alienmäßiger, kartoffelförmiger Kopf mit wulstigen pinken Lippen, glubschigen Augen und kleinen Tentakeln unterhalb des Kopfes.
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Eine kleine Wochenschau | KW04/2025: Trump off!

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


20. Januar 2025, Berlin

Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident. Zum zweiten Mal. Wie ein Sequel, auf das du gerne verzichtet hättest. So wie auf „Joker: Folie à Deux.“

Gleich am ersten Tag unterschreibt Trump Dutzende von Dekreten und Erlassen. Man kann ihm wahrlich nicht vorwerfen, dass er es ruhig angehen lässt. Wäre aber besser, denn zu seinen ersten Anordnungen dämmt er die Zuwanderung ein, ruft den nationalen Notstand an der Grenze zu Mexiko aus, leitet den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ein, schafft zahlreiche Diversitätsprogramme ab und begnadigt rund 1.500 Kapitol-Stürmer*innen.

Wie erbärmlich und traurig zugleich. Du erlebst den größten Triumph deines Lebens und den begehst du, indem du Massenabschiebungen anordnest, den Klimaschutz einschränkst, die Rechte queerer Menschen beschneidest und als Sahnehäubchen rechtsextreme, gewaltbereite Aufständische aus dem Gefängnis entlässt. Keine schönen Aussichten für die nächsten vier Jahre.

Titelbild mit einem Foto von einem Strichgesicht, das auf eine Wand gemalt ist und gewisse Ähnlichkeit mit Donald Trump hat. Beim linken Auge ist die Farbe nach unten gelaufen.
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Eine kleine Wochenschau | KW03/2025: Guten Appetit

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


13. Januar 2025, Berlin

Werbung auf Insta für eine Foodtracking-App. Anhand von Fotos, die du von Lebensmitteln knipst, spuckt diese Informationen zu Nährwertangaben und Kalorien aus. Bebildert ist das mit einem Kinder-Bueno-Riegel und einer Banane. Unter dem Schokoriegel steht ein Daumen-runter-Emoji, unter der Banane geht der Daumen nach oben.

Auch auf die Gefahr hin, wie ein fortschrittsfeindlicher Boomer zu klingen: Für diese Einschätzung brauche ich keine App. Eine App, die mir immer, wenn ich nach einem Riegel greife, eine Ohrfeige verpasst, nähme ich dagegen sofort.

Ein rosa Pissoir an einer Wand mit schwarzen Fliesen.
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Eine kleine Wochenschau | KW02/2025: Warum liegt hier überall Schnee?

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


06. Januar 2025, Berlin

Gestern Abend hatte es geschneit, die Gehwege und Bäume waren weiß gezuckert, unsere Straße präsentierte sich fast schon als idyllisches Winterwonderland. (Lediglich leichte Abzüge in der B-Note für das Dixieklo, das vor dem Nachbarhaus steht.)

Nachts dann Regen, für heute sind zweistellige Temperaturen angesagt, an den gestrigen Schnee erinnern nur noch ein paar schmutzige Matschreste am Straßenrand. Von Idylle keine Spur mehr. Wie es sich für den ersten Montag des Jahres gehört.

Ein kleiner Schneemann, der auf braunem Untergrund mit ein paar letzten Schneeresten steht
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Eine kleine Wochenschau | KW01/2025: Alles neu?

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


30. Dezember 2024, Berlin

Jahresendeinkauf bei Penny. Die Situation im Eingangsbereich ist unübersichtlich. Die einen warten auf Einkaufswägen, die anderen stehen am Pfandautomaten an.

Ein abgerissener Typ spricht mich an. Ob ich auch Pfand zurückgeben wolle. Ich verneine, ich bräuchte einen Wagen.

Dann fragt er unvermittelt, ob ich ABBA kenne. „Die Band?“, frage ich zurück. Er nickt. „Ja“, erwidere ich zögerlich. „Die Lieder habe ich gesungen“, sagt er. „In einer Cover-Band?“, frage ich. Er schüttelt den Kopf. „Die Lieder sind von mir.“ Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Vor allem weil er danach sagt: „Die von den Beatles auch. Und von Tupac.“

Aufkleber auf einem Laternenpfahl, auf dem steht: Something about nix.
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Eine kleine Wochenschau | KW52/2024: Besuch in der Heimat

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


25. Dezember 2024, Berlin/Westerburg

Kurz nach 11. Im Zug auf dem Weg zum Weihnachtsbesuch im Westerwald. Meine Frau, die Tochter und ich sitzen in einem 6er-Abteil. Meiner Stimmung ist das nicht besonders zuträglich. Und mit „nicht besonders“ meine ich „überhaupt nicht“. Ich mag 6er-Abteile nicht. Du bist fremden Menschen auf engstem Raum ausgeliefert, kannst deine Beine nicht ausstrecken und meistens ist es stickig.

In einer Mischung aus schlechtem Zeitmanagement, Stress und Trägheit konnte ich mich erst vor drei Tagen um die Tickets kümmern, was dazu führte, dass es in keinem einzigen Großraum-Abteil mehr drei freie zusammenliegende Plätze gab. Ihre Antwort spektakulär fehleinschätzend fragte ich meine Frau, ob sie lieber zusammen im Abteil oder verstreut im Großraum sitzen möchte, sie entschied sich für das Gemeinschaftserlebnis im 6er-Abteil.

Das war doof, nun konnte ich nicht mehr sagen, dass ich mich auf keinen Fall zu sechst mit mir unbekannten Personen einpferchen lassen möchte, denn dann hätte ich sie ja gar nicht erst fragen müssen. Stattdessen hätte ich die Einzelplätze reservieren und gegebenenfalls erklären können, dies wären die einzigen noch freien gewesen. (Kleingeistige Moralapostel bezeichnend dies möglicherweise als Lüge, für mich fällt das in einer langjährigen Paarbeziehung unter harmoniefördernde Diskussionsvermeidung.)

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Eine kleine Wochenschau | KW50/2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


09. Dezember 2024, Berlin

Heute ist Welt-Anti-Korruptionstag. Den nehme ich das erste Mal bewusst wahr. Weil meine Frau letzte Woche am ersten Tag der Adventskalender-Verlosung im Ministerium gezogen wurde. Die potenziellen Gewinne: Geschenke, die Ministeriums-Mitarbeitende nicht annehmen durften, weil sie über der 10-Euro-Compliance-Grenze lagen. Stattdessen mussten sie im Korruptions-Referat abgegeben werden. (Meine Frau nennt das Referat so. Ich glaube aber, das heißt eher Anti-Korruptions-Referat oder so ähnlich.)

Die gesetzesnonkonformen Präsente werden nicht vernichtet, sondern zum Jahresende verlost. Mir scheint, dass dieses Vorgehen, die Grenzen der Regeln zur Verhinderung von Vorteilsannahmen bis aufs Äußerste ausreizen. (Oder wie es bei Japser Ffordes „Shades of Grey“ heißt: „loopholery at its best“.

Meine Frau wusste zunächst nicht, was sie gewonnen hatte. Ihren Preis bekam sie nach ein paar Tagen per Hauspost zugestellt. So lange durfte sie auf eine goldene Uhr hoffen, die möglicherweise der Ministerin überreicht worden war. Der Gewinn entpuppte sich dann als weniger glamourös und noch weniger luxuriös: Es war eine 0,3-Liter-Trinkflasche. Oder wie ihr Kollege sagte: „Wer zur Hölle gibt so etwas im Korruptionsreferat ab?“

Titelbild mit einem kindlichen Ritter, der auf die Wand einer Grundschule gemalt ist
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Eine kleine Wochenschau | KW49/2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


02. Dezember 2024, Berlin

Die Black Week ist rum, dafür ist heute Cyber Monday. Deswegen weiter Insta-Werbung noch und nöcher. Ich bekomme ein Angebot von Masterclass eingespielt. Für den Kurs: „Connect with anyone. Learn CIA-proven tactics to build better relationships.”

So gut kennt mich der Algorithmus doch nicht. Ich möchte keine „better relationships“ bilden. Im Gegenteil. An einem Kurs: „Avoid everybody. Learn CIA-proven tactics to go into hiding” wäre ich mehr interessiert.

Titelbild mit einem schwarzen Herz auf einer Häuserwand. Durch die Mitte des Herzes geht eine schwarzer Farbstrich senkrecht nach unten bis aus dem Bildausschnitt raus.
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Eine kleine Wochenschau | KW48/2024 (Teil 2)

Teil 1


Der Sohn muss heute Abend nicht arbeiten, so dass wir einen vorweihnachtlichen Familienpflichttermin wahrnehmen können: Ausstechplätzchen backen. Das machen wir seit fast 20 Jahren. Die Vorweihnachtszeit beginnt erst, wenn wir gemeinsam Plätzchen gebacken und die Küche in ein Chaos aus Mehl, Zuckerstreuseln und Teigresten verwandelt haben.

Essenzielle Bestandteile unseres Familienplätzchenbackens:

  • Weihnachtsmusik, damit wir je nach Lied in besinnliche oder beschwingte Stimmung kommen.
  • Sekt, damit die Plätzchenausstecherei leichter von der Hand geht.
  • Teig, damit wir überhaupt etwas zum Ausstechen haben.

Nach einem Rezept meiner Großmutter väterlicherseits backen wir immer „feines Buttergebäck“. Um dieser Bezeichnung gerecht zu werden, kommen auf 500 Gramm Mehl anderthalb Päckchen Butter. Bei den gegenwärtigen Butterpreisen macht das die Plätzchen zur Dubai Schokolade unter dem Weihnachtsgebäck.

29. November 2024, Berlin

Weil ich mich in den letzten Tagen so viel mit Werbung beschäftigt habe, sorgt sich Insta anscheinend um meine Arbeitsmoral. Heute ist das erste Angebot ein Pomodoro-Timer. Damit kannst du deine Arbeitszeiten tracken und dich dazu zwingen, mindestens 45 Minuten am Stück zu arbeiten.

Dazu könnte ich zur besseren Organisation meines Schreibtisches und zur Steigerung meiner Produktivität ein längliches, formschönes Aufbewahrungsbehältnis kaufen. Darin kann ich Stifte und kleinere Büromaterialien wie Büroklammern oder Haftnotizen verstauen, zusätzlich gibt es eine Halterung fürs Handy und mit einem Spezialmarker (nicht im Angebot enthalten) auf der schwarzverspiegelten Abdeckung To-Dos notieren. Das kann ich selbstverständlich auch auf Schmierzetteln, aber die sehen nicht so chic aus.

Damit ich mich nicht so leicht durch die Verlockungen des Internets ablenken lasse, bekomme ich eine Tastatur mit Minimonitor vorgeschlagen, auf dem du lediglich siehst, was du gerade tippst. Quasi eine elektrische Schreibmaschine ohne Papier.

Der handliche kleine Etikettendrucker könnte meinen Arbeitsalltag ebenfalls erleichtern. Ich drucke zwar nie Etiketten aus, aber das liegt möglicherweise einfach daran, dass mir dazu das Equipment fehlt.

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Seit letzter Woche schauen meine Frau und ich alle James-Bond-Filme in chronologischer Reihenfolge. Begonnen haben wir mit „James Bond jagt Dr. No.“ mit Sean Connery (1962), inzwischen sind wir bei „Octopussy“ mit Roger Moore (1983) angelangt.

Für heutige Sehgewohnheiten ist unsere James-Bond-Retrospektive herausfordernd. Die Kampfszenen der frühen Filme sind beispielsweise auf eine Art und Weise choreografiert, dass ich mir durchaus zutrauen würde, dabei mitzumischen, ohne dass es einen qualitativen Abfall gäbe. Die schauspielerische Leistung der Komparsen ist eher so Niveau Laienschauspieler-Truppe, die an Heiligabend in der Kirche die Weihnachtsgeschichte aufführt. Ohne vorher jemals geprobt zu haben.

Der tendenziell dünne Plot leitet in erster Linie von einer Actionszene zur nächsten über. Dazwischen kommt die ein oder andere Bettgeschichte. Aber ich glaube, das ist bei den neueren Bond-Filmen auch nicht anders.

Aus heutiger Sicht schwer erträglich ist die Darstellung von Frauen. Der häufigste Satz der weiblichen Charaktere ist ein geschmachtetes „Oh James.“ Anschließend fallen sie ihm in die Arme und er küsst sie.

Ohnehin bin ich nach dreizehn 007-Filmen zu dem Schluss gekommen, James Bond muss hochgradig sexsüchtig sein. Anders ist nicht zu erklären, warum er, sobald er eine Frau erblickt, sofort an Beischlaf denkt, und alles daran setzt, diesen zu vollziehen.

Vielleicht sollte er das mal therapeutisch aufarbeiten. Dann würde er möglicherweise auch weniger Klapse auf den Po verteilen und nicht andauernd Frauen gegen ihren Willen küssen. Wobei diese ihren Widerstand immer schnell aufgeben und dann begeistert mitmachen. Denn wir wissen ja alle, dass nein gar nicht nein heißt und Frauen sich nur ein wenig zieren.

Ansonsten scharwenzelt James Bond durch die Filme wie ein schmieriger Onkel auf Familienfeiern, der anzügliche Komplimente verteilt. Das findest du allenfalls lustig, wenn du Admin der Facebook-Gruppe „Früher saßen wir auf der Fahrt nach Italien noch unangeschnallt auf der Rückbank, während Vaddi vorne zehn Stunden gequarzt hat, und das hat uns auch nicht geschadet“ bist.

Ich freue mich dagegen schon auf „Sag niemals nie“. Da haut Barbara Carrera alias Fatima Blush James Bond ordentlich aufs Maul.

30. November 2024, Berlin

Der Black Friday ist Vergangenheit, die Werbeangebote nehmen trotzdem nicht ab. Zum Beispiel für ein Kartenset für Strategic Storytelling, mit dem du fesselnde Präsentationen entwickeln kannst. Das habe ich mir aber schon vor anderthalb Jahren gekauft und noch nie benutzt.

Eher verwenden würde ich eventuell die Mini-Digitalkamera in Schlüsselanhänger-Größe. Die schießt Fotos in 80er-Jahre-Optik. Dafür könnte ich mir sicherlich auch einen Filter fürs Smartphone runterladen, aber dann hätte ich nicht die niedliche Kamera.

01. Dezember 2024, Berlin

Insta ist weiterhin zuversichtlich, dass ich doch ein Instrument erlernen könnte, und spielt mir eine Werbung für Gitarren für Kinder ein. Vom gleichen Anbieter des Designer-E-Pianos. Die Gitarren sehen auch sehr gut aus. Vielleicht kaufe ich beide und stelle sie ins Wohnzimmer. Als Blickfang.


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Eine kleine Wochenschau | KW48/2024

Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.


25. November 2024, Berlin

Finde in meiner Inbox eine Mail von Brunobett. Unser Schlafsofa, das wird dort gekauft haben, werde heute zwei. Ich weiß nicht, was ich mit dieser Information anfangen soll.

Wie feiert man den Geburtstag eines Schlafsofa? Mit einem Geburtstagsständchen am Morgen? Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst? (Passt eigentlich.) Ob es sich etwas zum Geburtstag wünscht oder einen Lieblingskuchen hat, ist mir ebenfalls unbekannt.

Aber eins weiß ich definitiv: Auch bei Schlafsofas gilt die alte Kindergeburtstagsregel: Pro Lebensjahr darf nur ein Gast eingeladen werden.

Titelbild mit einem noch ungebackenem Weihnachtsplätzchen in Form eines Sterns. Der Stern hat zwei Sternenäuglein, ein Zacken ist umgeklappt und hält eine Mandel fest.
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