Sardinien 2017 – Tag 10: Von todessehnsüchtigen italienischen Autofahrern, mäßiger Laune in Castelsardo und Begegnungen mit Hundebären

Es ist kurz vor sieben und wir sitzen bereits im Auto. Aber nicht, weil wir eine perverse Freude am Aufstehen im Morgengrauen gefunden hätten oder weil wir uns durch das Frühaufstehen ein exklusives Strandplätzchen sichern wollen. Nein, wir wollen heute in Kultur machen. Die Leserinnen und Leser des Familienbetriebs sollen uns ja nicht für grenzdebile Bildungsverweigerer halten, die Tag für Tag bräsig am Meer hocken und sich von der Sonne das Resthirn in Dörrobst verwandeln lassen. Nach neun Tagen Stranderholung wollen wir uns heute intellektuell stimulieren lassen, auch wenn wir dazu um sechs Uhr aufstehen müssen. (Niedergeschrieben hört sich der Satz sehr falsch an. Auf ganz vielen Ebenen.)

Morning has broken …

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Unseren selbstauferlegten Bildungsauftrag wollen wir in der Stadt Castelsardo erfüllen. Die verfügt laut unserem Reiseführer über eine malerisch-verwinkelte Altstadt, eine eindrucksvolle Burg, die über der Stadt thront, sowie ein interessantes Korbflechterei-Museum. (Letzterer Punkt deutet darauf hin, dass wir es mit unserem Kulturkonsum auch nicht übertreiben wollen.). Wir wollen zunächst an den Strand in Castelsardo gehen, damit wir unsere Körper nicht zu sehr entwöhnen (Stichwort: Cold Turkey), und uns anschließend das Städtchen anzuschauen. Von Porto Quadro aus sind es ungefähr 70 Kilometer, wofür wir laut unserem Navi eine Fahrtzeit von einer Stunde und fünfzehn Minuten benötigen.

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Sardinien 2017 – Tag 9: Von weniger betretenen Laufwegen, Textilvergehen im Wellengang und Würfel-Exorzismus

Es ist kurz nach halb acht und ich liege schlaftrunken im Bett. Der Innere Schweinehund streichelt zärtlich meine Schulter und flüstert mir ins Ohr: „Schlaf noch ein bisschen. Das hast du dir verdient. Und nachher trinken wir einen leckeren Kaffee und essen eine dicke Nutella-Stulle.“ Plötzlich verwandelt sich das sanfte Streicheln in ein eher unsanftes Rütteln. Es dauert einen Moment, bis ich merke, dass es sich gar nicht um den Inneren Schweinehund, sondern um die Frau handelt. Da sie immer vor mir wach ist, hatte ich sie gestern Abend gebeten, mich heute Morgen zum Laufen zu wecken.

Der Montag ist doch auch nur ein ganz normaler Wochentag. Zumindest im Urlaub.

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Etwas später schnaufe ich den obligatorischen Anstieg an unserer Ferienwohnung hinauf und mutmaße, dass die Frau mich gar nicht mehr liebt. Sonst hätte sie mich nicht geweckt, sondern ausschlafen lassen und mir dann ein üppiges Frühstück am Bett serviert. (Man wird ja noch träumen dürfen. Vor allem, wenn man in der Morgensonne die sardischen Hügel hoch und runter läuft.)

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Sardinien 2017 – Tag 8: Von frühen Strandbesuchen, professionellen Strandbehausungen und druffen Hippies im Tal des Mondes

Es ist 7.30 Uhr und wir sitzen im Auto auf dem Weg zum Strand. Nein, Sie haben sich weder verlesen noch sind sie auf dem falschen Blog gelandet. Wir haben es tatsächlich geschafft, zu früher Stunde loszukommen, um den italienischen Strandbesuchern ein Schnippchen zu schlagen. (‚Ein Schnippchen schlagen‘ – eine Formulierung, die wahrscheinlich das letzte Mal vor Erfindung des Internets benutzt wurde.)

Immer wieder Sonntags.

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Heute fahren wir allerdings nicht zu unseren liebgewonnenen Freunden von der Spiaggia Rena Bianca, sondern nach Capo Testa, einer Halbinsel knapp neun Kilometer von Porto Quadro entfernt. Dort soll es auch wunderschöne Strände geben und durch unsere frühe Abfahrtszeit wollen wir einerseits verhindern, dass wir als Parkplatz Prekariat enden, das sein Auto irgendwo in der Wildnis abstellen muss, und es andererseits schaffen, uns einen Platz auf dem Sandstrand zu sichern, damit wir nicht irgendwo in der Wildnis direkt neben unserem Auto liegen müssen. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 7: Von Nutella-Diskussionen, sportlichen Höchstleistungen am Strand und der Suche nach trübem Bier

Es ist viertel nach Sieben an irgendeinem Wochentag, aber ich weiß nicht welcher. So etwas vergisst man im Urlaub mal leicht, bei all dem an den Strand gehen, in der Sonne liegen und Eis essen. Außerdem ist im Urlaub jeder Tag wie Wochenende. Sagt zumindest der Sohn. Und damit hat er recht.

Guten Morgen, Morgen, hast du gut geschlafen?

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Aber egal welcher Wochentag ist, heute steht der nächste Morgenlauf an. Daher sitze ich im Wohnzimmer und versuche mich, seelisch darauf vorzubereiten. Und körperlich. Das ist aber gar nicht so leicht wegen des kleinen Zehs, den ich gestern beim Klettern in den Felsen volle Lotte gegen einen Stein gerammt habe. Dem Stein geht es wieder gut, dem Zeh eher weniger. Er hat die Form und Farbe einer kleinen Aubergine angenommen. Das sieht nicht gut aus und fühlt sich auch nicht gut an.

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Sardinien 2017 – Tag 6: Von Koffeinentzug Teil 2, erfolglosem Schatzsuchen und Pizza satt

Es ist kurz vor halb neun. Gemeinsam mit der Frau stehe ich in der Küche, wo wir darüber sinnieren, ob es einen Gott des Kaffees gibt, und falls ja, was wir getan haben könnten, um seinen Zorn heraufzubeschwören. Uns steht nämlich ein weiterer kaffeeloser Start in den Tag bevor. Der Kessel ist diesmal zwar vorschriftsmäßig mit Wasser gefüllt, aber das Feuerzeug ist leer, so dass wir auch nach vielfachen, immer hektischeren Versuchen die Flamme am Gasherd nicht entzünden können. Unsere schnelle Google-Suche „Feuer machen wie die Neandertaler“ führt auch nicht zum Erfolg.

Kaffee. Quell steter Freude.

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Somit müssen wir den zweiten Tag hintereinander auf Kaffee zum Frühstück verzichten. Wie in einer Betty-Ford-Klinik für Koffeinsüchtige. Wenn Sie ‚Trainspotting‘ gesehen haben und sich erinnern, wie Ewan McGregor auf Entzug aussieht, haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie die Frau und ich am Frühstückstisch sitzen. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 5: Von fehlendem Kaffeewasser, Beach-Tennis-Bemühungen und barbusigen Strandschönheiten

Gestern Abend hatte der Sohn gönnerhaft verkündet, dass er mich morgen – also heute – beim Joggen begleitet, damit der Papa „nicht so alleine durch die Berge laufen muss“. Heute früh um kurz nach Sieben, als ich ihn wecke, ist er von seiner Idee der gemeinschaftlichen sportlichen Betätigung mit seinem Vater nicht mehr ganz so begeistert. Er ist aber zu müde, um dies zu artikulieren.

Rise & shine.

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Wir betreten gemeinsam die Terrasse, wo schon der Innere Schweinehund wartet. Als er uns beide in Sportklamotten sieht, schüttelt er entsetzt den Kopf und stößt ein lautes „Mamma Mia!“ aus. Danach murmelt er etwas von mangelndem Verantwortungsbewusstsein und von Verletzung der väterlichen Sorgfaltspflicht. Dann zieht er von dannen, der Sohn schaut ihm wehmütig hinterher. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 4: Von Frühstücksfröhlichkeit, modischen Strandreflektionen und Eiskleckereien

Die Frau und ich wachen beide bereits kurz nach Sieben auf und bereiten sofort das Frühstück vor, da wir die naive Hoffnung hegen, doch einmal so zeitig loszukommen, dass wir am Strand einen Liegeplatz für die komplette Familie finden. Als der Tisch fertig gedeckt ist, wecken wir die Kinder.

Meerblick am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen.

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Am Frühstückstisch ist ein starkes Generationengefälle bezüglich der Verteilung von guter Laune zu verzeichnen. Die Frau und ich sind außerordentlich fröhlich und gesprächig und versuchen, eine Unterhaltung mit den Kindern zu führen. Die sind gegenüber unserem Frohsinn aber immun. Sie sitzen morgenmufflig und wortkarg in ihren Stühlen versunken und sind von unserem Gebaren höchst irritiert. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 3: Von morgendlichen Bergläufen, Eselsplätzen am Strand und erstem Urlaubseis

Es ist 7 Uhr und heute ist es soweit: Ich gehe das erste Mal in diesem Urlaub joggen. Wie jedes Jahr habe ich mir vorgenommen, regelmäßig laufen zu gehen. Ich nenne es ‚Die Moby-Dick-Prävention‘. Schon der römische Dichter Juvenal wusste ja, dass ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper wohnt. Ob allerdings ein Geist, der sich vornimmt, durch die hügelige sardische Landschaft zu joggen, als gesund bezeichnet werden kann, darf bezweifelt werden.

Unser tägliches Meerbild gib uns heute.

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Im Wohnzimmer treffe ich auf den inneren Schweinehund, meinem Urlaubsbegleiter aus dem letzten Jahr. Er fragt, ob ich tatsächlich laufen gehen, wo ich doch auch mit ihm  einen Kaffee auf der Terrasse trinken könnte. Ich presse ein kurzes “Laufen” hervor, denn man darf sich vom inneren Schweinehund nicht in Gespräche verwickeln lassen, sonst hat man gleich verloren. Der innere Schweinehund quittiert meine ablehnende Haltung mit einer Scheibenwischerbewegung vor dem Gesicht und knurrt „Grande idiota!“ Dann geht er zur Küchenzeile und sucht in den Schränken nach Weißbrot und Nutella. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 2: Von wagemutigen Autofahrten, Real-Life-Wimmelbildern und Strandinteraktionen

Gestern Abend hatten wir den kühnen Entschluss gefasst, heute spätestens um 9 Uhr die Wohnung zu verlassen, um die Rush Hour in Santa Teresa Gallura, die von 9.30 Uhr bis 21.00 Uhr dauert, zu vermeiden und rechtzeitig den Strand zu erreichen. Bei Morgenlicht betrachtet fanden wir diese Idee nicht mehr ganz so prickelnd. Man möchte sich ja nicht unnötig stressen und einen frühen Aufstehtermin im Urlaub zu haben, ist ja quasi der direkte Weg in den Burn-out. Wird ja schon nicht so schlimm sein, wenn wir ein Stündchen später oder so losfahren, dachten wir. Eine spektakuläre Fehleinschätzung, wie sich rausstellen soll.

Bei Sonnenlicht betrachtet, ist der Montag gar nicht so schlimm.

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Sardinien 2017 – Tag 1: Von opernhaften Supermarktbesuchen, Mr. Miyagi am Frühstückstisch und ersten Strandbesuchen

Der Tag beginnt mit der Erkenntnis, dass es auf dem Klo keine Internetverbindung gibt. Das ist zwar schlecht für die Verdauungstätigkeit, aber gut für das Familienleben. Den einzig guten Empfang gibt es nämlich in der Küchenzeile. Hier werden wir uns also alle regelmäßig treffen und um unsere Handys scharen wie die Steinzeitmenschen um das Feuer, das sie gerade erst entdeckt haben.

Es ist alles ganz furchtbar.

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Kulinarisch startet der Tag eher spartanisch. Im Kühlschrank gibt es nur eine Flasche Wasser und eine Flasche Weißwein, die ein Willkommensgruß der Vermieter sind. Außerdem haben wir nur noch einen kleinen Rest unseres Reiseproviants übrig. Da wir dem Alter entwachsen sind, in dem man zum Frühstück alkoholische Getränke konsumiert – wie beispielsweise auf meiner Abi-Fahrt, wo es, wenn ich mich recht entsinne üblich war, den Morgen mit einem kühlen Bier zu begrüßen –, bekommt jeder als Morgenmahlzeit keine Weißweinschorle, sondern einen Oreo-Keks. Die enthalten ja auch Spurenelemente der wichtigsten Vitamine.

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