Die Einschulung: Ein Drama in drei Akten – 3. Akt: Der erste Schultag. Sponsored by Tempo.

Dies ist eine Geschichte aus den frühen Jahren des Familienbetriebs. Das komplette Einschulungsdrama finden Sie hier.

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Morgen ist es nun endlich soweit. Die Einschulung der Tochter. Inzwischen sind so gut wie alle Vorbereitungen getroffen. Die Tochter ist glückliche Besitzerin eines Elfen-Feen-Einhorn-LSD-Ranzens und irgendwie ist es uns gelungen, alle Schulmaterialien rechtzeitig zu besorgen. Heute ist nur noch sehr wenig zu erledigen. Die Freundin muss die Schultüte für die Tochter fertig basteln und eine kleine Tüte für den Sohn anfertigen, damit es keinen familiendiplomatischen Eklat gibt, wenn er leer ausgeht. Und ich muss den Inhalt für die Schultüten kaufen.

Schultüten

Meine größte Aufgabe besteht aber eigentlich darin, die Freundin moralisch und mental zu unterstützen, damit sie bis morgen früh keinen Nervenzusammenbruch erleidet. Es scheint nämlich, als verkrafte sie die Einschulung der Tochter nur so semi. In den letzten Tagen sah ich sie häufiger, wie sie sich mit Tränen in den Augen Babyfotos der Tochter anschaute. Dabei strich sie sich versonnen über den Bauch und murmelte: „Oh, mein kleines Baby. Mein süßes kleines Baby.“

Auch unseren dreijährigen Sohn schaute sie des Öfteren verklärt an. Als sie vorgestern mit ihm auf dem Sofa kuschelte, sah es kurz so aus, als wolle sie ihm am liebsten die Brust geben. Der Sohn wollte aber lieber gegen Monster kämpfen und damit hatte sich das erledigt.

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Die Einschulung: Ein Drama in drei Akten – 2. Akt: Ruin durch Schulutensilien

Dies ist eine Geschichte aus den frühen Jahren des Familienbetriebs. Das komplette Einschulungsdrama finden Sie hier.

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Nachdem wir gestern den Ranzen für die Tochter erstanden haben, denken wir nun, für die Einschulung gut gerüstet zu sein. Ein spektakulärer Irrtum, wie sich herausstellen sollte. Denn heute, zwei Tage vor dem großen Ereignis, finden wir im Postkasten einen mehrseitigen Brief vom Umfang des Quelle-Katalogs: ‚Die Erstklässler-Schulmaterialliste‘ (ein sperriges Wortungetüm, das hohe Gewinnchancen beim Galgenmännchen verspricht).

Stifte

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Die Einschulung: Ein Drama in drei Akten – 1. Akt: Der Ranzenkauf

Die folgende Geschichte stammt aus den frühen Jahren des Familienbetriebs. Das komplette Einschulungsdrama finden Sie hier.

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Noch drei Tage, dann steht ein großes Ereignis an, dessen Bedeutung für unsere Familie vergleichbar ist mit dem Wunder von Bern (1954), der Mondlandung (1969), dem Fall der Mauer (1989) oder der Markteinführung von Ben & Jerry‘s Strawberry-Cheesecake-Eiscreme (2005). Die Tochter wird eingeschult!

Schulanfang

Vor die Einschulung hat der Schulgott aber einige Hürden gestellt, die es zu überwinden gilt, bevor wir die Tochter in den Ernst des Lebens schicken können. Zunächst müssen wir einen geeigneten Schulranzen aussuchen. Dies ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört.

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Summer of Love. Oder: Die Bonobos sind los

Wir leben in Berlin in einem Haus mit einer sehr netten Mietergemeinschaft. Man grüßt sich im Treppenhaus, nimmt gegenseitig Päckchen an, leiht sich Eier und Zucker und wenn man mal im Urlaub ist, gießen die Nachbarn für einen die Blumen. Fast so idyllisch wie in Bullerbü. Aber eines Sommers wurde dieses harmonische Mieter-Soziotop empfindlich gestört. Davon handelt de folgende Geschichte aus den sehr frühen Jahren des Familienbetriebs.

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„Ja, ja, ja, ja, ja!“, erschallt es aus dem Hinterhof in unser geöffnetes Schlafzimmerfenster. Schrecke im Bett hoch und versuche, mich zu orientieren. Es ist 1 Uhr morgens und drückend heiß. Wir haben Anfang August und ganz Deutschland leidet unter einem Jahrhundertsommer mit tropischen klimatischen Bedingungen. Tagsüber klettert das Thermometer regelmäßig auf über 35 Grad und auch nachts kühlt es nur unwesentlich ab.

Die Freundin leidet ganz besonders unter der Hitze. Sie ist im fünften Monat schwanger. Allerdings hat ihr Bauchumfang bereits Ausmaße angenommen, als sei sie kurz vor der Entbindung eines Drillingspärchens. Ein Umstand, der jedoch  auf keinen Fall zur Sprache gebracht werden darf. Männer mit schwangeren Frauen kennen das: Die Hormone der Frauen tanzen Samba, ihre Gefühle schwanken zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt und sie sind unausgeglichener und reizbarer als Klaus Kinski. Eine unbedachte Äußerung des Mannes und zack! verbringt man die Nacht auf dem Sofa. Als treusorgender Freund weiß ich selbstverständlich, dass scherzhafte Bemerkungen über die körperliche Konstitution der Freundin insbesondere in Verbindung mit Analogien aus der Welt der Dickhäuter gerade so opportun sind wie Schoko-Muffins auf einem Weight-Watchers-Treffen anzubieten.

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Die Freundin schläft aufgrund ihrer schwangerschaftsbedingten Leibesfülle und der schwülen Temperaturen nur noch sehr schlecht – und ich damit ebenfalls. Da sind nächtliche Ruhestörungen eher ungünstig. Aber wieder und immer wieder dringt ein weiblich-ekstatisches „Ja, ja, ja, ja, ja!“ zu uns ins Schlafzimmer. Irgendwo im Haus drückt eine Frau entweder mit überschäumendem Enthusiasmus ihre Zustimmung für was auch immer aus oder sie hat einen wahnsinnigen Orgasmus. Oder ein wahnsinniges schauspielerisches Talent. Seit ‚Harry & Sally‘ und der berühmten Restaurantszene sind Männer ja etwas unsicher, was ihre sexuellen Befriedigungsfähigkeiten angeht. Beglücken sie gerade tatsächlich ihre Sexualpartnerin oder geht diese im Kopf gelangweilt die To-Do-Liste für den morgigen Tag durch und stöhnt ein wenig rum in der Hoffnung, das ungelenke Rumgefummel des Mannes ist bald vorbei?

Bonobos. Enthaltsam. Ausnahmsweise.

Bonobos. Enthaltsam. Ausnahmsweise.

Wie dem auch sei, die euphorischen Schreie dauern mehr als fünfzehn Minuten an. Dann ertönt ein wohliges männliches Grunzen und es herrscht Stille. Schaue die Freundin an und wir kichern wie zwei pubertierende Teenager.

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Die famose Familienfeier

Mit Familienfeiern halte ich es eigentlich wie mit Grippeviren, Rosenkohl und Casting-Shows: Ich versuche tunlichst, mich von Ihnen fernzuhalten. Aber da liegt dieser schicksalhafte Brief auf unserem Küchentisch. Eine Cousine der Freundin wird 50. Und wir sind eingeladen. In der nordhessischen Diaspora. Mehr Familienfeier geht nicht.

Familienfeier

Unternehme einen Versuch, mich vor der Feier zu drücken. Erkläre der Freundin mit bedauerndem Dackelblick, dass meine Anwesenheit leider, leider, leider nicht möglich sein wird. Womöglich war das ein leider zu viel, denn bevor ich irgendeinen hanebüchenen Grund vorbringen kann, der mein Fernbleiben rechtfertigt, gibt mir die Freundin unmissverständlich zu verstehen, dass meine Teilnahme zwingend erforderlich sei.

Die Freundin erklärt, die Cousine sei ihre Patin und somit sei es für sie aus familienpolitischen Gründen nicht opportun, nicht bei der Feier zu erscheinen. Darüber hinaus erwarte die Verwandtschaft seit der Geburt unserer Tochter, diese in regelmäßigen Abständen präsentiert zu bekommen. Allein könne sie aber nicht zu dem Fest gehen, da sonst die Verwandtschaft tratsche, unsere Tochter müsse ohne Vater als Bastard aufwachsen. Außerdem stünde sie einen Abend mit ihrer Mischpoke alleine nicht durch.

Entnehme ihrem Blick, dass Widerworte unter keinen Umständen geduldet werden. Gebe also zähneknirschend klein bei. Die Tochter sitzt derweil unter dem Tisch, zerknäult die Einladung und lutscht fröhlich daran. Aufgrund der Gnade ihres sehr jungen Alters von gerade mal zehn Monaten kennt sie den Schrecken und das Grauen von Familienfeiern noch nicht. Das glückliche Kind!

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Die Wutprobe

»WILLE ABER NICHT!« Es ist Sonntag, 18 Uhr, und die Freundin hat der Tochter gerade erklärt, dass es Zeit für die Badewanne ist. Diese hält Baden aber für einen inakzeptablen Hygieneterror, was sie lautstark kundtut. Mit mehreren Kubikmetern Badeschaum, einer Armada an Badetieren sowie einigen unverhohlenen Drohungen bezüglich des Fernsehkonsums in nächster Zeit gelingt es der Freundin doch, die Tochter zu überreden, in die Wanne zu steigen. Als sie eine Viertelstunde später ankündigt, nun sei es Zeit rauszukommen, brüllt die Tochter wieder: »WILLE ABER NICHT!«

Dieses »WILLE ABER NICHT!« ist der häufigste Satz, den die Tochter zurzeit sagt. Sie befindet sich nämlich in der Trotzphase. Und zwar ungefähr, seit der Sohn geboren wurde. Wahrscheinlich ist die Tochter ein wenig eifersüchtig auf ihren Bruder. Das lässt sie aber nie an ihm aus. Dafür an uns. Mehrmals täglich gibt sie uns zu verstehen, dass sie uns für die herzlosesten, ungerechtesten und hinterhältigsten Menschen der Welt hält, die sich bestenfalls als Diktatoren zentralasiatischer Scheindemokratien eignen, nicht aber als treusorgende Eltern, die sich liebevoll um ihre Erstgeborene kümmern und dieser jeden Wunsch von den Lippen ablesen.

Da die Freundin auch nach der Geburt des Sohnes als Erste von uns beiden die Elternzeit genommen hat, muss sie meistens die cholerischen Ausbrüche der Tochter ertragen. Insbesondere auf dem Heimweg von der Tagesmutter spielen sich Tag für Tag Tragödien ab, wie man sie allenfalls im Theater des antiken Griechenlands erleben konnte.

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Das große Füttern

Bereiten uns auf ein Ereignis von höchster gesellschaftlicher Bedeutung vor, das allenfalls mit Hochzeiten europäischer Königshäuser vergleichbar ist: das erste Füttern unserer Tochter mit fester Nahrung. Stehe daher im Drogeriemarkt vor gefühlten 28 Regalmetern mit Babybreien in jeglichen vorstellbaren und vor allem unvorstellbaren Geschmacksrichtungen: von Mininudeln mit Seefisch in Rahmbroccoli über Baby-Paella bis hin zu Ratatouille mit Pasta und Lamm. Erstaunlicherweise haben fast alle Breie die gleiche wenig appetitanregende gräuliche Farbe. Rufen bei mir Assoziationen mit Spachtel- und Fugenmasse hervor.

Suche erfolglos nach einem Gläschen mit Pizza Funghi Prosciutto. Inspiziere stattdessen ein Gläschen mit Kürbis-Kartoffeln mit Erbsen und Fenchel. Ein Menü, das die Frage aufwirft, warum ich meinem Kind ein Essen in pürierter Form zumuten sollte, das schon im festen Aggregatzustand eine Mahlzeit aus der kulinarischen Vorhölle darstellt. Wäre der Antichrist Koch, würde er ausschließlich Essen mit Fenchel zubereiten.

Entscheide mich schließlich für einen Frühkarotte-Brei, der zur Abwechslung durch eine ansprechende orangene Farbe besticht und vom Hersteller sehr überzeugend als besonders bekömmlich für des Babys erste Nahrung angepriesen wird. Weiterlesen

Schlaflos in Charlottenburg

Schleppe mich mitten in der Nacht mit schwachen Beinen durch die Wohnung und trage das weinende Töchterlein schaukelnd auf dem Arm. Nehme mir vor, morgen früh einen Kinderpsychologen zu kontaktieren. Dieser soll meine Vermutung diagnostisch bestätigen, dass das arme Kind an einer biorhythmisch Persönlichkeitsspaltung leidet.

Tagsüber ist das Kind ein Musterexemplar eines absoluten Bilderbuch-Babys, wie es allenfalls in der Werbung von Windelherstellern und Babybrei-Produzenten anzutreffen ist. Die meiste Zeit verbringt es mit seligem Schlummern und in den seltenen Fällen, in denen es zu einem akustisch kaum wahrnehmbaren zarten Klagen ansetzt, lässt es sich im Nu durch Stillen beruhigen. Auch das Wickeln lässt das gute Kind klaglos über sich ergehen und stört sich nicht einmal an den väterlichen grobmotorischen Unzulänglichkeiten beim Windelwechseln.

Das tadellose Benehmen am Tage scheint allerdings nur eine Taktik zu sein, um die Eltern in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Nachts durchläuft das gleiche liebreizende Kind nämlich eine Metamorphose wie man sie höchsten von den Gremlins kennt, wenn sie nach Mitternacht gefressen haben, und verwandelt sich in ein unleidliches Wesen mit noch schlechterer Laune als Bernd das Brot. Die quengelnde Nachtkreatur hat nur ein minimales Schlafbedürfnis, welches allenfalls auf den elterlichen Armen befriedigt werden will, und all sein Tun scheint darauf ausgerichtet zu sein, die Eltern durch Schlafentzug zu zermürben. Weiterlesen

Nur 48 Stunden – Protokoll einer schweren Geburt

Donnerstag, 7.11 Uhr
»Das ist keine Übung«, reißt mich die Freundin aus dem Schlaf. »Die Wehen haben endlich angefangen!« Es wäre jetzt an der Zeit, ins Krankenhaus zu fahren, erklärt sie.

Donnerstag, 7.18 Uhr
Stehe im Bad und frage mich, ob ich zur Feier des Tages meinen Bart stutzen soll. Die Freundin möchte dies nicht mit mir diskutieren und schaut grimmiger als Wolfgang Schäuble, wenn er die neuesten Haushaltszahlen vorstellt. Belasse es bei einer Katzenwäsche.

Donnerstag, 7.25 Uhr
Meine Frage, ob wir noch etwas frühstücken sollen, wird abschlägig beschieden. Stattdessen schickt mich die Freundin auf die Straße, um nach einem Taxi Ausschau zu halten.

Donnerstag, 7.31 Uhr
Bitte den Taxifahrer, er möge die Straßenverkehrsordnung als wohlgemeinte Empfehlung für Fahrverhalten und nicht als zwingend zu befolgende gesetzliche Vorschrift interpretieren.
Er schaut so verständnislos wie ich früher im Matheunterricht beim Versuch, Differenzialgleichungen zu lösen. Erkläre ihm, er könne mit einem saftigen Trinkgeld rechnen, wenn er uns schnellstmöglich ins Krankenhaus bringt. Das Angebot überzeugt den Fahrer, er rast in einem atemberaubenden Tempo los. Nach mehreren dunkelorangen Ampeln, suizidalen Überholmanövern und missachteten Rechts-vor-links-Situationen bin ich um Jahre gealtert, und wir erreichen das Krankenhaus.

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Wehe, wenn die Wehen (nicht) kommen

Es sind nur noch zwei Wochen bis zum errechneten Entbindungstermin, über den Namen wurde gegrübelt, die wichtigsten Anschaffungen sind getätigt und auch den Geburtsvorbereitungskurs haben wir halbwegs unbeschadet absolviert. Sitze nun entspannt mit der hochschwangeren Freundin im Kino. Nicht weil uns der Film – eine Actionkomödie mit weniger Niveau als eine Unterhaltung im Dschungelcamp – wirklich interessiert, sondern weil wir es (noch) können.

Pünktlich zum Start des cineastischen Machwerks setzt bei der Freundin ein Ziehen in der Bauchgegend ein, was sie als Einsetzen der Wehen interpretiert. Bewahre aufgrund meines angelesenen Wissens aus verschiedenen Schwangerschaftsbüchern absolute Ruhe und erkläre der Freundin in leicht altklugem Duktus, dass zwischen den Wehen und der eigentlichen Geburt viele Stunden lägen. Außerdem hätten wir mehr als 20 Euro für Kinokarten und überteuerten Süßkram ausgegeben. Meines Erachtens alles Gründe, die dafür sprächen, sich den Film erstmal in Ruhe anzuschauen. Eine Einschätzung, die von der Freundin nur bedingt geteilt wird. Weiterlesen