Anreisetag. Es ist 5.30 Uhr und ich wache eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln auf. Der Morgen begrüßt mich mit einer Mischung aus Aufregung, Übelkeit und einem pelzigen Geschmack auf der Zunge, als hätte in meinem Mund eine Frettchenfamilie genächtigt. Nach einem ersten Kaffee erreiche ich ein Stadium der Menschwerdung, das es mir ermöglicht, ins Bad zu gehen.
In der Dusche lasse ich mir warmes Wasser über meinen Kopf und Körper laufen. Fast eine Viertelstunde. Gewissermaßen vorbeugend für die nächsten drei Wochen. Man weiß ja nie so genau, was die sanitären Einrichtungen in Ferienwohnungen zu bieten haben. Nicht auszuschließen, dass aufgrund niedrigen Wasserdrucks der Duschstrahl dort tröpfelt wie ein Rentner mit vergrößerter Prostata und ich werde dann kaum in der Lage sein, mir das Shampoo aus dem Haar zu spülen.
Anschließend gehe ich in die Küche und trinke einen weiteren Kaffee, durch den ich ein Stadium der Menschwerdung erreiche, das es mir ermöglicht, Stullen für die Reise zu schmieren.

Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)