Föhr 2018 – Anreise: Erfrischungsstäbchen. Reiseproviant des Grauens

Anreisetag. Es ist 5.30 Uhr und ich wache eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln auf. Der Morgen begrüßt mich mit einer Mischung aus Aufregung, Übelkeit und einem pelzigen Geschmack auf der Zunge, als hätte in meinem Mund eine Frettchenfamilie genächtigt. Nach einem ersten Kaffee erreiche ich ein Stadium der Menschwerdung, das es mir ermöglicht, ins Bad zu gehen.

In der Dusche lasse ich mir warmes Wasser über meinen Kopf und Körper laufen. Fast eine Viertelstunde. Gewissermaßen vorbeugend für die nächsten drei Wochen. Man weiß ja nie so genau, was die sanitären Einrichtungen in Ferienwohnungen zu bieten haben. Nicht auszuschließen, dass aufgrund niedrigen Wasserdrucks der Duschstrahl dort tröpfelt wie ein Rentner mit vergrößerter Prostata und ich werde dann kaum in der Lage sein, mir das Shampoo aus dem Haar zu spülen.

Anschließend gehe ich in die Küche und trinke einen weiteren Kaffee, durch den ich ein Stadium der Menschwerdung erreiche, das es mir ermöglicht, Stullen für die Reise zu schmieren.

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Föhr 2018 – Vorbereitung: Wenn dir das Leben Eier und Milch gibt, mach Pancakes daraus

Morgen geht er endlich los: der Familienurlaub. Und diesmal für ganze drei Wochen. Ein Luxus, von dem wir uns maximale Erholung und Entspannung versprechen. Denn sonst ist es doch meistens so, dass die erste Urlaubswoche wie im Flug vergeht und dann überlegt man ab Montag, ob die Butter noch bis zum Ende reicht (meistens nicht), ob die Kinder sich daran stören, wenn sie am letzten Tag die Cornflakes ohne Milch essen müssen (meistens ja), und ob es sich lohnt, noch ein neues Glas Nutella zu kaufen (immer ja). Wenn man sich erstmal mit der Rationierung der Lebensmittel beschäftigen muss, ist der Urlaub gefühlt fast schon rum, und diese Erkenntnis ist für die Erholung ein schwerer Schlag.

Daher beschlossen wir nach unserem letzten Sommerurlaub, dass wir diese Jahr für drei Wochen wegfahren. Die ganze Familie war von dieser Idee begeistert. Alle außer dem Konto, das mahnend mit dem Kopf wackelte. Im engeren Sinne ist das Konto zwar kein Familienmitglied, aber bei familiären Entscheidungen von größerem finanziellen Ausmaß hat es ein Vetorecht. Das schränkte die Wahl unseres Urlaubsortes ein wenig ein. Weit entfernte Ziele, die zwar gutes Wetter garantieren, aber eine Anreise per Flugzeug sowie das Mieten eines Leihwagens erfordern, schieden aus.

Somit fiel unsere Wahl auf Föhr, da die Insel von Berlin aus gut mit dem Zug und der Fähre zu erreichen ist. Außerdem wird dort kein Auto benötigt, sondern wir könnten uns einfach Fahrräder leihen. Der Sohn war von unserer Entscheidung nur mäßig begeistert, hatte ihm doch eher ein dreiwöchiger All-Inclusive-Urlaub irgendwo am Mittelmeer vorgeschwebt. (Ein Gedanke, bei dem das Konto ein leichtes Stechen in der Herzgegend verspürte.)

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Sardinien 2017 – Heimreise: Von der Idee des Serranoschinken-Marmeladen-Sandwiches, bärigen Felsen und Urlaub in Zahlen

Heute ist Abreisetag und ich bin bereits seit 6.30 Uhr wach, denn ich muss noch einen Punkt auf der Urlaubs-To-Do-Liste erledigen: das Postkartenschreiben. Nachdem ich vor ein paar Tagen so groß getönt habe, dass dies in unserem arbeitsfunktional organisierten Urlaub in meinen Verantwortungsbereich fällt, konnte ich schlecht die Frau nicht bitten, mich dabei zu unterstützen. Daher sitze ich nun im Wohnzimmer und hoffe auf einen Geistesblitz.

Ein Schiff wird kommen.

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Ich könnte davon schreiben, wie aufwändig es war, überhaupt an Briefmarken zu kommen. Dann wissen die Empfänger den Wert ihrer Postkarte erst so richtig zu schätzen. Allerdings passt diese Geschichte mit all ihren dramaturgischen Wendungen, Höhepunkten, Rückschlägen und dem dann doch triumphalen Ende gar nicht auf eine Postkarte und es wäre auch viel zu viel Arbeit, das zehn Mal von Hand niederzuschreiben. Die Story wäre eher etwas für einen Hollywood-Thriller (Arbeitstitel: Die Francobolli-Verschwörung). Mit George Clooney in der Hauptrolle, Winona Ryder als seine Chauffeurin und Willem Dafoe als Postbeamter, der die Briefmarken nicht rausrücken will. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 13: Von Abschiedsläufen, der ‚Mission francobolli‘ und Textilproblemen am Strand

Es ist 7.30 Uhr, als ich aufwache. Heute steht der letzte Morgenlauf des Urlaubs an. Im Wohnzimmer auf dem Esstisch finde ich einen Zettel. „Bin zum Frühstücken in Santa Teresa Gallura. Erwarte dich in der ‚Port Royal‘. Ciao, der Innere Schweinehund.“

Einen wunderschönen guten Morgen wünscht Howard Carpendale.

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Kurz danach trete ich vor die Ferienwohnung, atme die frische Morgenluft ein und jogge schließlich los, den ersten Anstieg hinauf. Irgendwie freue ich mich darauf, noch einmal die sardischen Hügel hoch und runter zu laufen. Das ist wohl weniger Ausdruck meiner durch die vielen Bergläufe gesteigerten Fitness und Kondition, sondern eher Indiz meiner zunehmenden Geistesgestörtheit. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 12: Von fast menschenleeren Stränden, italienischen Selfie-Fanatikern und fragwürdigen Pommes-Pizzen

Es ist kurz vor acht und wir sitzen bereits alle gemeinsam am Strand von Santa Teresa Gallura. Wenigstens einmal wollten wir die Spiaggia Rena Bianca menschenleer erleben. Und das haben wir heute geschafft. Also, zumindest wenn wir uns die rund fünfzehn anderen Familien wegdenken, die noch früher als wir gekommen sind und bereits emsig an ihren Strandbehausungen bauen. Wenigstens haben wir aber einen Liegeplatz mit unverbautem Meerblick. Was das wohl auf dem lokalen Immobilienmarkt wert wäre?

Seltener Anblick eines fast menschenleeren Strandes in freier Wildbahn.

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Sardinien 2017 – Tag 11: Vom Joggen mit Pizzahüften, Urlaubsende-Blues und Suchen nach ‚Francobolli‘

Es ist 7.11 Uhr und ich ziehe mir im Wohnzimmer gerade die Laufschuhe an. In der Küchenzeile der Ferienwohnung erscheint der Innere Schweinehund. Während er einen Kaffee zubereitet, fragt er, ob ich nicht endlich mal mit diesem Laufunsinn aufhören möchte. Ich solle mich doch lieber schonen, damit ich später genügend Kraft habe, um mein Nutella-Brot zum Mund zu führen.

Guten Morgen, Porto Quadro.

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„Was muss, das muss“, erwidere ich.

„Unsinn“, ruft der Innere Schweinehund. „Man muss gar nichts, außer irgendwann den Löffel abgeben. Und wenn du dann vor der Himmelspforte stehst, wird dir Petrus bestimmt nicht auf die Schulter klopfen, weil du so fleißig durch die sardischen Hügel gerannt bist.“

„Er wird aber auch nicht erfreut sein, wenn ich vom vielen Nutellabrot-Essen so fett bin, dass ich gar nicht durch die Himmelspforte passe“, entgegne ich besserwisserisch.

Der Innere Schweinehund drückt die Fingerspitzen seiner rechten Hand zusammen, bewegt sie energisch auf und ab und ruft „Grande cretino!“. Danach verschwindet er grußlos.

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Sardinien 2017 – Tag 10: Von todessehnsüchtigen italienischen Autofahrern, mäßiger Laune in Castelsardo und Begegnungen mit Hundebären

Es ist kurz vor sieben und wir sitzen bereits im Auto. Aber nicht, weil wir eine perverse Freude am Aufstehen im Morgengrauen gefunden hätten oder weil wir uns durch das Frühaufstehen ein exklusives Strandplätzchen sichern wollen. Nein, wir wollen heute in Kultur machen. Die Leserinnen und Leser des Familienbetriebs sollen uns ja nicht für grenzdebile Bildungsverweigerer halten, die Tag für Tag bräsig am Meer hocken und sich von der Sonne das Resthirn in Dörrobst verwandeln lassen. Nach neun Tagen Stranderholung wollen wir uns heute intellektuell stimulieren lassen, auch wenn wir dazu um sechs Uhr aufstehen müssen. (Niedergeschrieben hört sich der Satz sehr falsch an. Auf ganz vielen Ebenen.)

Morning has broken …

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Unseren selbstauferlegten Bildungsauftrag wollen wir in der Stadt Castelsardo erfüllen. Die verfügt laut unserem Reiseführer über eine malerisch-verwinkelte Altstadt, eine eindrucksvolle Burg, die über der Stadt thront, sowie ein interessantes Korbflechterei-Museum. (Letzterer Punkt deutet darauf hin, dass wir es mit unserem Kulturkonsum auch nicht übertreiben wollen.). Wir wollen zunächst an den Strand in Castelsardo gehen, damit wir unsere Körper nicht zu sehr entwöhnen (Stichwort: Cold Turkey), und uns anschließend das Städtchen anzuschauen. Von Porto Quadro aus sind es ungefähr 70 Kilometer, wofür wir laut unserem Navi eine Fahrtzeit von einer Stunde und fünfzehn Minuten benötigen.

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Sardinien 2017 – Tag 9: Von weniger betretenen Laufwegen, Textilvergehen im Wellengang und Würfel-Exorzismus

Es ist kurz nach halb acht und ich liege schlaftrunken im Bett. Der Innere Schweinehund streichelt zärtlich meine Schulter und flüstert mir ins Ohr: „Schlaf noch ein bisschen. Das hast du dir verdient. Und nachher trinken wir einen leckeren Kaffee und essen eine dicke Nutella-Stulle.“ Plötzlich verwandelt sich das sanfte Streicheln in ein eher unsanftes Rütteln. Es dauert einen Moment, bis ich merke, dass es sich gar nicht um den Inneren Schweinehund, sondern um die Frau handelt. Da sie immer vor mir wach ist, hatte ich sie gestern Abend gebeten, mich heute Morgen zum Laufen zu wecken.

Der Montag ist doch auch nur ein ganz normaler Wochentag. Zumindest im Urlaub.

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Etwas später schnaufe ich den obligatorischen Anstieg an unserer Ferienwohnung hinauf und mutmaße, dass die Frau mich gar nicht mehr liebt. Sonst hätte sie mich nicht geweckt, sondern ausschlafen lassen und mir dann ein üppiges Frühstück am Bett serviert. (Man wird ja noch träumen dürfen. Vor allem, wenn man in der Morgensonne die sardischen Hügel hoch und runter läuft.)

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Sardinien 2017 – Tag 8: Von frühen Strandbesuchen, professionellen Strandbehausungen und druffen Hippies im Tal des Mondes

Es ist 7.30 Uhr und wir sitzen im Auto auf dem Weg zum Strand. Nein, Sie haben sich weder verlesen noch sind sie auf dem falschen Blog gelandet. Wir haben es tatsächlich geschafft, zu früher Stunde loszukommen, um den italienischen Strandbesuchern ein Schnippchen zu schlagen. (‚Ein Schnippchen schlagen‘ – eine Formulierung, die wahrscheinlich das letzte Mal vor Erfindung des Internets benutzt wurde.)

Immer wieder Sonntags.

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Heute fahren wir allerdings nicht zu unseren liebgewonnenen Freunden von der Spiaggia Rena Bianca, sondern nach Capo Testa, einer Halbinsel knapp neun Kilometer von Porto Quadro entfernt. Dort soll es auch wunderschöne Strände geben und durch unsere frühe Abfahrtszeit wollen wir einerseits verhindern, dass wir als Parkplatz Prekariat enden, das sein Auto irgendwo in der Wildnis abstellen muss, und es andererseits schaffen, uns einen Platz auf dem Sandstrand zu sichern, damit wir nicht irgendwo in der Wildnis direkt neben unserem Auto liegen müssen. Weiterlesen

Sardinien 2017 – Tag 7: Von Nutella-Diskussionen, sportlichen Höchstleistungen am Strand und der Suche nach trübem Bier

Es ist viertel nach Sieben an irgendeinem Wochentag, aber ich weiß nicht welcher. So etwas vergisst man im Urlaub mal leicht, bei all dem an den Strand gehen, in der Sonne liegen und Eis essen. Außerdem ist im Urlaub jeder Tag wie Wochenende. Sagt zumindest der Sohn. Und damit hat er recht.

Guten Morgen, Morgen, hast du gut geschlafen?

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Aber egal welcher Wochentag ist, heute steht der nächste Morgenlauf an. Daher sitze ich im Wohnzimmer und versuche mich, seelisch darauf vorzubereiten. Und körperlich. Das ist aber gar nicht so leicht wegen des kleinen Zehs, den ich gestern beim Klettern in den Felsen volle Lotte gegen einen Stein gerammt habe. Dem Stein geht es wieder gut, dem Zeh eher weniger. Er hat die Form und Farbe einer kleinen Aubergine angenommen. Das sieht nicht gut aus und fühlt sich auch nicht gut an.

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