Saft-Fasten: Eine Tragödie in fünf Akten – Epilog: „Aufbautag“

Alle Teile der Saft-Fasten-Tragödie gibt es hier zu lesen.

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Es ist Samstag. Die Saft-Fasten-Tage sind endlich rum. Man sollte meinen, dies ist ein Grund für ekstatische Vorfreude auf kulinarische Hochgenüsse. Ist es aber nicht. Denn vor das leckere Essen haben die Fasten-Päpste den Aufbautag gesetzt. Durch diesen sollen sich Organismus und Verdauung wieder langsam an feste Nahrung gewöhnen. Deswegen sind heute Schinkenbrote, Pizza, Kuchen und ähnliche Köstlichkeiten noch Tabu (An dieser Stelle hebt Fasten-Engelchen Körner-Klaus mahnend seinen dürren Zeigefinger.). Stattdessen stehen heute ein reifer Apfel, Knäckebrot mit Rohkost sowie ungesalzene Gemüsesuppe auf dem Speiseplan (An dieser Stelle schüttelt Fress-Teufelchen Fred fassungslos den Kopf.).

Reifer Apfel. Das höchste der Post-Fasten-Gefühle.

Reifer Apfel. Das höchste der Post-Fasten-Gefühle.

Damit die Freude über das Ende der Fasten-Tage nicht zu groß wird, darf ich heute Morgen um 6 Uhr aufstehen und mit dem Sohn zu einem Judo-Turnier fahren. Nach Jüterbog, irgendwo ins brandenburgische Nirwana.

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Saft-Fasten: Eine Tragödie in fünf Akten – 5. Akt: „Milder Orangensaft“

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Werde vom Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen und stelle fest, dass in der letzten Nacht beide Kinder bei uns im Bett geschlafen haben. Wie sich auf Nachfrage rausstellt, nicht weil sie Albträume hatten, sondern weil sie verhindern wollten, dass wir nachts heimlich etwas essen. Die Kinder nehmen unser Fasten nämlich sehr ernst. Daher hat die Tochter auch die Küche abgeschlossen. Erst als ich ihr glaubhaft versichere, dass ich nur Frühstück und Pausenbrote für sie und ihren Bruder zubereiten möchte, schließt sie die Tür auf.

Im Kühlschrank entdecke ich die angebrochene Flasche Sauerkrautsaft von vorgestern. Sofort erscheint Fasten-Engelchen Körner-Klaus und fordert mich auf, davon zu trinken. Mein Darm würde es mir danken. Meine Geschmacksnerven wohl eher nicht.

Nehme aber ein Glas aus dem Schrank, täusche an, den Saft einzugießen, schütte ihn jedoch im letzten Moment in den Ausguss. Es kann sein, dass ich dabei laut rufe: „Eat this, Motherf***er!“ Vielleicht war es aber auch Fress-Teufelchen Fred, der in lauten Jubel ausbricht. Körner-Klaus wimmert derweil leise vor sich hin.

Mache mich danach an die Vorbereitung der Pausenstullen. Vor mir liegen die saftigen Scheiben eines frischen Weizenmischbrotes – wahrscheinlich neben Nutella das fastenunkonformste Lebensmittel der Welt. Aber es riecht sehr gut. Und es fühlt sich sehr gut an, als ich es mir über das Gesicht reibe. Fast wie zarte Babyhaut.

Versuchung in Brot.

Versuchung in Brot.

Ungünstigerweise kommt gerade in diesem Moment die Freundin in die Küche. Das ist nun etwas peinlich für mich. Allerdings nur so lange, bis die Freundin mir die Brotscheibe wegnimmt und ebenfalls über ihr Gesicht reibt. Danach beschließen wir, nie wieder über diese Angelegenheit zu reden. Verspreche ihr, nicht darüber im Blog zu schreiben.

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Saft-Fasten: Eine Tragödie in fünf Akten – 4. Akt: „Multivitamin-Saft“

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Gehe morgens in die Küche, um das Frühstück und die Pausenbrote der Kinder vorzubereiten. Da fällt mein Blick auf die Anrichte und ich traue meinen Augen nicht.

[Dramtische Pause]

Dort liegt ein Apfelkrotzen!

[Noch eine dramtische Pause]

Ein Apfelkrotzen!!

[Und noch eine dramatische Pause]

Ein Apfelkrotzen!!!

Apfelkrotzen. Ein Stilleben.

Apfelkrotzen. Ein Stilleben.

Gestern Abend, als wir zu Bett gingen, lag er noch nicht dort. Da bin ich mir ganz sicher. Somit muss jemand in der Nacht den Apfel gegessen haben. Dass es die Kinder waren, ist ausgeschlossen. Die würden nie freiwillig Obst essen. Vielleicht war ich es selbst? Möglicherweise bin ich schlafgewandelt und habe den Apfel selbst verspeist.

Da erscheint die Freundin in der Küche. Sie erklärt, sie habe heute Nacht unter Herzrasen und Schweißausbrüchen gelitten und brauchte einfach etwas zu essen. Dafür habe ich selbstverständlich größtes Verständnis. Die Gesundheit geht vor. Kein Verständnis habe ich aber dafür, dass sie mich nicht geweckt und mir ebenfalls einen Apfel angeboten hat. Oder noch besser Apfelpfannkuchen. Aber beim Fasten ist sich anscheinend jeder der Nächste. Weiterlesen

Saft-Fasten. Eine Tragödie in fünf Akten – 3. Akt: „Rote-Beete-Most“

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5.45 Uhr. Der Wecker klingelt erbarmungslos. Frage mich, ob sich das Aufstehen überhaupt lohnt, wenn man den ganzen Tag nur abgrundtief widerwärtige Gemüsesäfte trinken darf. Wahrscheinlich nicht. Stehe trotzdem auf, da mir auch nach längerem Überlegen nicht einfällt, was ich als Entschuldigung für die Kinder schreiben könnte, warum sie nicht zur Schule kommen konnten („Ich bitte das Fehlen der Kinder zu entschuldigen, da es mir ein zu trinkender Sauerkrautsaft unmöglich machte, aufzustehen und die Kinder zu wecken.“).

Begebe mich in die Küche, um Frühstück und Pausen-Snacks für die Kinder zu machen. Über mir schwebt dabei das Damokles-Schwert des Sauerkrautsafts, der heute wieder auf dem „Speiseplan“ steht (Und hier können gar nicht genügend Anführungszeichen gesetzt werden!).

Rote Beete. Der heutige Endgegner.

Rote Beete. Der heutige Endgegner.

Bereite zwei Gläser mit dem Elendssaft vor und rufe die Freundin. Die faltet derweil im Bad mit größtmöglicher Akribie Wäsche, um Zeit zu schinden wie ein italienischer Fußballer, der kurz vor Schluss mit 1:0 in Führung liegt. Nur dass auf sie keine Siegesfeier wartet, sondern Sauerkrautsaft. Schließlich kommt sie missmutig in die Küche getrottet.

Halte ihr eines der Gläser mit den Worten hin: „Wir die Totgeweihten grüßen dich, oh Sauerkrautsaft.“ Ich finde den Spruch recht gelungen. Die Freundin schaut mich dagegen an, als ob sie sich mit sofortiger Wirkung von mir trennen will. Allerdings nicht ohne mir vorher den Sauerkrautsaft ins Gesicht zu schütten. Glücklicherweise verlässt sie einfach wortlos den Raum und lässt mich mit dem Sauerkrautsaft alleine zurück. Weiterlesen

Saft-Fasten: Eine Tragödie in fünf Akten – 2. Akt: „Gemüse-Komposition“

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Am zweiten Fastentag müssen wir glücklicherweise keinen Sauerkraut-Saft trinken. Dieses Wissen erfüllt meinen Körper und Geist mit tiefer und demütiger Dankbarkeit. Dafür muss ich heute allerdings Pausenbrote für die Kinder schmieren.

Plötzlich erscheint auf meiner linken Schulter ein kleines Teufelchen. Es stellt sich als ‚Verfressener Fred‘ vor, ist wohl genährt, so dass sein Hemd deutlich über seinem Wohlstandsbäuchlein spannt, und isst gerade genüsslich eine Nutellastulle. Fred fordert mich auf, eine Scheibe Käse, die für das Brot der Kinder bestimmt ist, zu essen. Er sagt etwas, das sich nach „Eine ist keine!“ anhört. Verstehe ihn allerdings kaum, da er den Mund voll mit Nutellabrot hat.

Sofort meldet sich ein Engelchen auf meiner rechten Schulter zu Wort. Es heißt Körner-Klaus, ist eine asketisch-freudlose hagere Gestalt, wie sie häufig in Reformhäusern anzutreffen ist, und trägt selbst gestrickte Socken in braunen Ledersandalen, eine weite Stoffhose sowie eine gebatiktes T-Shirt. Mit aufrichtiger Empörung ruft Klaus: „Stopp! Es ist doch erst der zweite Fastentag. Und außerdem wirst du dir durch den pikanten Käse das Geschmackserlebnis des heutigen Safts verderben.“ Hege große Zweifel an der Richtigkeit seines letzten Satzes. Verscheuche unwirsch Engelchen und Teufelchen von meinen Schultern.

Gemüse-Saft. Kann man trinken, muss man aber nicht.

Gemüsesaft. Kann man trinken, muss man aber nicht.

Überreiche danach den Kindern wortlos ihre Brote und Äpfel, packe meinen heutigen Saft namens „Gemüse Komposition“ ein und mache mich auf den Weg zur Arbeit.

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Saft-Fasten: Eine Tragödie in fünf Akten – 1. Akt: „Fitness-Cocktail“

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Heute steht der erste Fastentag an. Beginnen müssen wir ihn wieder mit einem Sauerkrautsaft, den wir während der Fastenwoche alle zwei Tage trinken sollen. Unsere Verdauung wird es uns angeblich danken. Ob wir uns beim Sauerkrautsaft bedanken, ist eher fraglich.

Bevor wir anfangen können, den Satans-Saft zu trinken, tippt die Freundin umständlich und sehr langwierig eine SMS in ihr Telefon. Ich weiß nicht, ob ich sie dafür hassen oder lieben soll. Entscheide mich mit Blick auf die eklige Brühe in den Gläsern für letzteres.

Sauerkraut. Nicht als Saft, aber leider nicht für uns.

Sauerkraut. Nicht als Saft. Leider nicht für uns.

Als sie endlich fertig ist, beginnen wir mit der Trink-Prozedur. Schauen beide voller Abscheu auf den Saft. Bin der festen Überzeugung, dass nichts eine Partnerschaft mehr zusammenschweißt als das gemeinsame Trinken von Sauerkrautsaft. Möglicherweise eskaliert so etwas aber auch schnell und unter Erst-Fastern ist die Scheidungsquote besonders hoch. Wir werden es in den nächsten Tagen herausfinden. Vielleicht sollten wir präventiv schon einmal das Sorge- und Besuchsrecht für die Kinder absprechen? Finde den Moment aber gerade unpassend, um dies zu thematisieren. Weiterlesen

Saft-Fasten. Eine Tragödie in fünf Akten – Prolog: „Der Entlastungstag“

Das Unglück nahm seinen Lauf, als mir die Freundin vor einigen Tagen antwortete: „Das ist eine tolle Idee. Lass‘ uns das zusammen machen.“ Eine sehr verblüffende Äußerung, wenn man bedenkt, dass meine Frage lautete: „Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam eine Saft-Fastenkur machen?“.

Auf die Idee kam ich, als ich auf dem Blog ‚Gedankenpoutpourri‘ den Fastenbericht von Nina und ihrem Mann Björn gelesen hatte, die sich mithilfe eines so genannten Fasten-Kastens einer Firma, die biologisch extrem wertvolle Säfte produziert, eine Woche lang nur von den selbigen Säften ernährt hatten. Die Weihnachtszeit hatte es kulinarisch sehr gut mit mir gemeint, meine sportlichen Bemühungen und die geplante Ernährungsumstellung im Januar und Februar waren dagegen durch einen Mangel an Konsequenz und Zielstrebigkeit gekennzeichnet. Daher hielt ich ein solches Fasten-Unterfangen für sehr nachahmenswert. Unsere Waage stimmte mir zu.

Essen. Unerwünscht.

Essen. Unerwünscht.

Dennoch hegte ich die leise Hoffnung, dass die Freundin mir die Idee ausredet. Allerdings hatte sie nichts Besseres zu tun, als mir nicht nur enthusiastisch zuzustimmen, sondern auch noch umgehend zwei solcher Fasten-Kästen im Internet zu bestellen. Nach wenigen Tagen schleppte sie ein genervter Paketbote in unsere Wohnung und wir waren im Besitz von zwölf Flaschen Gemüsesäften. Damit stand dem Saft-Fasten nichts mehr im Wege. Leider.

Insgesamt soll das Vorhaben acht Tage dauern:

  • 1 Entlastungstag, an dem sich der Körper auf das Fasten einstimmen soll, in dem er entwässert wird und bereits weniger Nahrung erhält,
  • 5 Fastentage, an denen es nur Saft, Wasser sowie Kräuter- und Früchtetees gibt, und
  • 2 Aufbautage, an denen Körper, Geist und – vor allem – Verdauung wieder an feste Nahrung herangeführt werden.

In der nächsten Woche werde ich täglich von unserem Saft-Fasten berichten: Eine Tragödie in 5 Akten!

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