Der alljährliche Urlaubsblog. Nicht live, aber dafür in Farbe und HD. Falls Sie, aus welchen Gründen auch immer, alle Beiträge des Cassis-Blogs lesen möchten, werden Sie hier fündig.
„Hallo, haben Sie einen Termin?“, begrüßt mich die Frau im Friseurgeschäft. Sie ist jung, mittelgroß, aufwändig geschminkt, hat mittellanges Haar und ich habe ein Problem. Also, nicht weil sie jung, mittelgroß und aufwändig geschminkt ist und mittellanges Haar hat, sondern weil ich nicht weiß, ob sie meine Stammfriseurin ist.
Hört sich komisch an und ist es auch. Meine Stammfriseurin ist nämlich gar nicht meine Stammfriseurin, sondern die meiner Frau. Vor ungefähr sieben Monaten, kurz vor Weihnachten, habe ich mir von Ayşe – so hieße die Stammfriseurin meiner Frau, wenn ich mir den Namen nicht ausgedacht hätte – die Haare schneiden lassen. Weil ich sehr zufrieden war, habe ich seitdem immer Termine bei ihr gebucht. Allerdings war sie nie da und stattdessen hat sich dann eine ihrer Kolleginnen um meine Haare gekümmert.
Weil ich im Urlaub in Cassis nicht rumlaufen möchte, als trüge ich eine Mütze aus räudigem Yak-Fell, habe ich gestern übers Internet einen Termin bei Ayşe ausgemacht. Nun stehe ich hier und weiß ich nicht, ob die Frau, die mich gerade so freundlich begrüßt hat, meine Stammfriseurin beziehungsweise meine Möchtegern-Stammfriseurin ist.
Das ist natürlich peinlich und wirft kein gutes Licht auf mich. Aber ich war ja auch nur einmal bei Ayşe und das ist, wie gesagt, schon sieben Monate her. Außerdem sehen sich die Friseurinnen hier alle recht ähnlich – jung, mittelgroß, aufwändig geschminkt, mittellanges Haar. Da kann es schon mal passieren, dass du nicht weißt, wer dir gerade gegenübersteht. Zumindest, wenn du ein Trottel bist.


Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)









