Der musikalische Adventskalender – Tag 19: “Little Drummer Boy” von Wyclef Jean

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Der musikalische Adventskalender hat einen richtigen Lauf und holt nach der gestrigen grandiosen “Silent Night” von Tom Waits auch heute ein seltenes Kleinod aus dem Setzkasten der Weihnachtsmusik: “Little Drummer Boy” dargeboten von Wyclef Jean.

In den 1940er/50er Jahren geschrieben und komponiert gehört “Little Drummer Boy” (oder im Deutschen “Der kleine Trommler”) zu einem der weltweit am meisten gecoverten Weihnachtsliedern. Darunter wunderbare Versionen von Bing Crosby und David Bowie oder von Johnny Cash und Neil Young. Allerdings wurde der kleine Trommler, der ohnehin schon unter materialler Not zu leiden hat, auch oftmals musikalisch gedemütigt und verhöhnt beispielsweise durch an Körperverletzung grenzenden Darbietungen der Kastelruther Spatzen, von der Goombay Dance Band oder gar Wolfgang “Wolle” Petry. Es wird die Hörerinnen und Hörer mit tiefer Dankbarkeit erfüllen, dass der musikalische Adventskalender der Versuchung widerstand, eine dieser Versionen auszuwählen.

Stattdessen befreit heute der ex-Fugee Wyclef Jean den kleinen Trommler aus der musikalischen Vorhölle. Sein Auftritt besticht, durch einen minimalistischen Bewegungsradius, einen voluminösen und wahrscheinlich leicht entflammbaren Kunstpelzmantel sowie leicht irritierende Halo- und Blue-Screen-Effekte mit eingespielter Berg- und Winterlandschaft. Nie klang der “Little Drummer Boy” besser und nie wurde er cooler vorgetragen. Well done, Wyclef, well done!

Gleich singen alle im Chor: “Ram, rabababam!” und der musikalische Adventskalender wünscht viel Spaß beim Hören!

Der musikalische Adventskalender – Tag 18: “Silent Night + Christmas card from a hooker in Minneapolis” von Tom Waits

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Der musikalische Adventskalender ist sich durchaus bewusst, dass er nach dem gestrigen Nena-“Hurra es schneit”-Desaster Wiedergutmachung zu leisten hat. Daher präsentiert er mit großer Freude einen wahren Höhepunkt der Weihnachtsmusikgeschichte: die sensationelle Kombination von “Silent Night” mit “Christmas card from a hooker in Minneapolis” durch den phänomenalen Tom Waits.

Die heutige Auswahl möchte der musikalische Adventskalender auch als Abbitte gegenüber dem Komponisten von “Stille Nacht, Heilige Nacht”, Conrad Franz Xaver Gruber, verstanden wissen, dessen Meisterwerk am Tag 8 durch die Version von Bros nachhaltig geschändet wurde. Die Waitssche Interpretation von „Silent Night“ ist dagegen eine äußerst wohltuende Alternative zu der tremoloverseuchten Bros-Interpretation, die nur als Ankündigung der musikalischen Apokalypse verstanden werden konnte.

Es bleibt ein Geheimnis, was Tom Waits vor dem Auftritt geraucht, getrunken und/oder eingeworfen hat, aber es tut seiner Darbietung keinen Abbruch. Im Gegenteil. Aus wohl nachvollziehbaren Gründen kommt einem beim Anschauen des Videos ein Zitat aus dem Film “Love Actually” von dem alternden Rockmusiker Billy Mack in den Sinn: „Don’t buy drugs. Become a pop star, and they give you them for free!”

Während der musikalische Adventskalender für die heutige Auswahl von den Hörerinnen und Hörern jubelnd auf den Schultern getragen wird, ruft er mit großer Zuversicht: “Viel Spaß beim Hören!”

Der musikalische Adventskalender – Tag 17: “Hurra es schneit” von Nena

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Nachdem den Hörerinnen und Hörern gestern mit Bad Religion und „Hark! The Herald Angels Sing“ eine punk-rockige Darbietung kredenzt wurde, wagt es der musikalische Adventskalender heute eine Grausamkeit aus dem Giftschrank des deutschen Fernsehens zu holen: „Hurra es schneit“ von Nena.

Es kann mit einiger Gewissheit davon ausgegangen werden, dass das heutige Video mehrere Artikel der Genfer Menschenrechtskonvention verletzt. Wenn der Antichrist jemals die Hölle verlassen hat, um die Erde als Lied heimzusuchen, tat er dies definitiv in Form von „Hurra es schneit“ gesungen von Nena. Der Text gespickt mit unfassbar dümmlichen Paarreimen („Immer wieder auf und ab, geht’s an unserem Berg tripp trapp“?), eine Melodie so unerträglich süßlich, die sofort Darm- und Hirnverstopfung hervorruft, und dazu Nena in einem Ensemble, das die Frage aufwirft, warum sie bei einem Fernsehauftritt einen silber-roten Pyjama trägt und sich eine Jacke aus räudigem Yetifell übergeworfen hat.

Wer sich bis Minute Zwei noch nicht mit einem rostigen Schraubenzieher ins Ohr gestochen hat, bekommt als Zugabe noch ein weiteres Lied, bei dem die Frage aufkommt, wie sehr Nena Weihnachten hassen muss, dass sie dieses Lied erschaffen hat, um das Fest aller Feste zu demütigen. Den Abschluss des Videos bildet dann ein Interview von Uwe Hübner mit Nena und ein paar Kindern, das als Beleg dafür gelten kann, dass Kommunikation nicht immer sinnhaft sein muss.

Der musikalische Adventskalender verspricht, dass wieder bessere Tage kommen werden und wünscht beim Sprung in den Fluchtwagen: „Viel Spaß beim Hören!“

Der musikalische Adventskalender – Tag 16: “Hark! The Herald Angels Sing” von Bad Religion

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Um das Weihnachts-Karma nach dem gestrigen bitterbösen und zynischen “Merry F#?!in’ Christmas” von Denis Leary wiederherzustellen, wird es heute im musikalischen Adventskalender traditionell: mit “Hark! The Herald Angels Sing”. Damit es nicht zu besinnlich wird, gibt es eine Version von Bad Religion.

Laut Wikipedia hat Charles Wesley den Großteil des Textes von “Hark! The Herald Angels Sing” bereits 1739 geschrieben, die Melodie wurde 1840 von Felix Mendelssohn Bartholdy komponiert. Weltweite Berühmtheit erlangte das Lied, nachdem es 1965 in einem Peanuts-Special “A Charlie Brown Christmas” in einer Fassung von Vince Guaraldi dargeboten wurde.

Dankenswerterweise hat mich Michael Simons auf Twitter auf die Interpretation von Bad Religion aufmerksam gemacht. Diese ist wesentlich jünger und wurde von der Band im letzten Jahr veröffentlicht. Und was könnte dem musikalischen Adventskalender mehr Freude bereiten, als die Ankunft des Stifters einer der Weltreligionen von einer Band mit dem Namen “Bad Religion” bejubeln zu lassen? Vielleicht ein Teller Dominosteine, sonst aber nichts.

Viel Spaß beim Hören!

Der Methusalem-Komplex

Bianca vom Blog ‘MädelsMomente’ hat in ihrem Beitrag “Alt – Steinalt – (fast) 40” eine Top-10 erstellt, an der sie merkt, dass sie älter wird. Auf Facebook warf sie dann die Frage auf, was Männer wohl zu diesem Thema zu sagen hätten und brauchte dabei aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen unter anderem mich ins Spiel.

MädelsTreffen. Nennt mich alt. Unverschämt!

Da ich mich wie maximal Ende Zwanzig fühle (das ist die Stelle, an der die Freundin in Tränen ausgebrochen ist und ich zutiefst hoffe, es handelt sich um Lachtränen) und ich mich laut der Tochter und dem Sohn immer so kindisch benehme, kann ich zu dem Thema eigentlich keinen erhellenden Beitrag leisten.

Dennoch habe ich versucht, mich in die Lage eines alternden Mannes hineinzuversetzen, und ebenfalls eine Top-10-Liste erstellt, die darauf hindeuten könnte, dass es bei mir unter Umständen eine starke Diskrepanz zwischen gefühltem und biologischem Alter gibt.

  1. Wenn ich aus unerklärlichen Gründen und ungeachtet des Fehlens jeglichen fußballerischen Talents meinerseits bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien mitgespielt hätte, wäre ich der älteste Feldspieler des Turniers gewesen. Trotzdem bin ich immer zusammengezuckt, wenn Miroslav Klose als zum “alten Eisen” gehörig bezeichnet wurde, da er doch drei Jahre jünger ist als ich – und in meiner Einbildung mindestens drei Jahre älter aussieht.
  2. Auch könnte ich inzwischen in keiner einzigen olympischen Sportart mitwirken und noch als junges Talent bezeichnet werden – abgesehen vielleicht beim Dressurreiten. Allerdings verbietet nicht nur mein Alter, sondern auch meine mangelnde sportliche Qualität die Verknüpfung einer solchen Beschreibung mit meiner Person.
  3. Beim Anschauen des TV-Trashs, den die Sender – egal ob privat oder öffentlich-rechtlich – heutzutage den Zuschauerinnen und Zuschauern zumuten, ertappe ich mich immer häufiger dabei, wie ich in nostalgischen realitätsverweigernden Erinnerungen schwelge, wie toll die Samstagsabendshows zu meiner Kindheit waren. Dann entsinne ich mich, dass Telefon-Streiche von Karl Dall bei “Verstehen Sie Spaß?” auch nicht gerade zur Grimme-Preis-würdigen Hochkultur zu zählen sind und schon geht es wieder.
  4. Die Vorstellung ein Rock-Konzert zu besuchen, bei dem ich mehr als zwei Stunden stehen und enthusiastisch mitsingen muss, erscheint mir immer weniger erstrebenswert. Dagegen steigt die Attraktivität von Konzerten, bei denen ich auf bequemen Stühlen sitzen und die Musik genießen kann, proportional mit zunehmenden Lebensjahren. Noch attraktiver wäre es, das Konzert gleich auf DVD im heimischen Wohnzimmer anzuschauen und sich beschwerliche ÖPNV-Anreisen, unangenehme andere Konzertbesucher sowie spätes Nachhausekommen gänzlich zu ersparen.
  5. Es zeugt von geradezu pathologischer Ignoranz, wenn ich über meinen sich immer stärker zurückziehenden Haaransatz hinwegsehe. Böse Zungen behaupten gar, dass sich bei mir stetig größer werdende Geheimratsecken bildeten. Ich halte das allerdings für eine Sinnestäuschung, die auf die ungünstigen Lichtverhältnisse in unserem Bad zurückzuführen ist.
  6. Die Gelegenheiten, zu denen ich abends länger ausgehe, lassen sich mittlerweile pro Jahr an einer Hand abzählen (wahrscheinlich sogar an der Hand eines Schreiners, der zwei seiner Finger in einem Arbeitsunfall verloren hat). Wenn es bei diesen seltenen Abenden dann zu übermäßigem Alkoholkonsum kommt, bin ich nicht mehr in der Lage, wie noch zur Abiturzeit, dies locker wegzustecken, als ich den Eltern vorzugaukeln wollte, ich hätte am Vorabend nur ein kleines Bier sowie ein paar Apfelsaft-Schorlen getrunken. Stattdessen bin ich heute versucht, beim Hausarzt eine dreiwöchige Kur zu beantragen, damit ich mich von den Strapazen erholen kann. Und die Chancen stünden nicht so schlecht, dass ich sie bewilligt bekäme.
  7. Wenn ich dann doch einmal Abends ausgehe, meide ich tunlichst Orte, an denen das Durchschnittsalter der Besucher deutlich von meinem Alter abweicht. Weder möchte ich nämlich hinter vorgehaltener Hand – oder gar offen – als “Gammelfleisch” bezeichnet werden, noch mir Sprüche anhören müssen wie: “Jetzt kommen die schon zum Sterben hier hin.”
  8. Ich stelle ohnehin fest, dass es mir immer schwerer fällt, Konversationen Jugendlicher zu folgen. Zum einen irritiert mich ihre zeitsparende Verstümmelung von Grammatik (“Ich bin Bus”), zum anderen kann ich mit der Verwendung von Akronymen wie YOLO, rofl und lol, die sich anhören als hätte jemand mit sehr dicken Wurstfinger auf einer Blackberry-Tastatur geschrieben, nur wenig anfangen. Und wenn ich den Kindern sage: “Ich bin hier der Babo und alles tanzt nach meiner Pfeife!”, schauen sie mich zuerst verständnislos an und brechen dann in schallendes Gelächter aus.
  9. Der Spruch “Man ist immer so jung, wie man sich fühlt” hört sich schon lange nicht mehr wie ein Ausweg an, dem fortschreitenden Alter ein semantisches Schnippchen zu schlagen, sondern eher wie eine düstere Drohung. Auch fällt es mir inzwischen schwer, hinter dem humoristischen Ratschlag “Wirf deinen Pass weg uns lass dich schätzen” irgendeine Art von Komik zu erkennen.
  10. Ab Sommer nächsten Jahres habe ich tatsächlich das Alter erreicht, das es mir erlaubt, Ü40-Partys zu besuchen. Ich bin allerdings der Meinung, dass ich dort bestimmt mit dem Personalausweis mein Alter belegen müsste, damit mir Einlass gewährt würde. Die Freundin behauptet dagegen, dass ich sicherlich schon seit zehn Jahren ohne Passkontrolle solche Partys besuchen könnte. Und die sollte lieber nicht so große Töne spucken, war sie doch im Alter von acht Monaten doppelt so alt wie ich!

Nun sind die jugendlichen Kollegen von ‘Ich bin dein Vater’ an der Reihe, denn auch die wurden von Bianca nach Anzeichen des fortschreitenden Alterns gefragt.

Der musikalische Adventskalender – Tag 15: “Merry F#?!in’ Christmas” von Denis Leary

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Während der musikalische Adventskalender gestern mit den “12 Days of Christmas” dargeboten von John Denver und den Muppets vor unbeschwerter Fröhlichkeit nur so troff, wird es heute zynisch: mit “Mery F#?!in’ Christmas von Denis Leary.

Wer sich nach drei Adventssonntagen von qualvoll säuselnden Weihnachtsliedern in Einkaufscentern, vom allgegenwärtigen brechreizhervorrufenden Geruch gebrannter Mandeln und von unerträglich gut gelaunten Weihnachtsmännern in Fußgängerzonen drangsaliert fühlt, dem sei das Weihnachtslied von Denis Leary ans Herz gelegt. In seinem Song nimmt der US-amerikanische Comedian und Schauspieler mit irischen Wurzeln Doppelmoral und Konsumterror bitterböse aufs Korn und lässt den Grinch wie den größten Weihnachtsfan aller Zeiten erscheinen.

Dennoch – beziehungsweise gerade deswegen – viel Spaß beim Hören!

Der musikalische Adventskalender – Tag 14: “12 Days of Christmas” von John Denver & die Muppets

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Nachdem die Geduld der Hörerinnen und Hörer gestern über die Maßen durch die geradezu bizarre Demütigung von “Leise rieselt der Schnee” durch Udo Jürgens und Nana Mouskouri strapaziert wurde, gibt es heute ein Highlight des musikalischen Adventskalenders: “12 Days of Christmas” von John Denver und den Muppets.

“The Twelve Days of Christmas” wurde vor mehr als 230 Jahren veröffentlicht und zählt zu den bekanntesten Weihnachtsliedern im englischsprachigen Raum. Es beschreibt die Geschenke, die der Sänger von seiner ‘true love’ an den zwölf Weihnachtstagen zwischen dem 25. Dezember und dem Dreikönigstag erhalten hat. Eine schöne Tradition des Schenkens, die erstaunlicherweise von der Wirtschaft noch nicht aufgegriffen wurde, um den weihnachtlichen Konsumterror um zwölf Tage zu verlängern.

Das Lied wurde von unzähligen Stars gecovert, aber die Version von John Denver und den Muppets ist sicherlich mit Abstand die gelungenste Interpretation. Viel Spaß beim Hören und gute Laune für den 3. Advent!

Der musikalische Adventskalender – Tag 13: “Leise rieselt der Schnee” von Udo Jürgens mit Nana Mouskouri

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Während es gestern im musikalischen Adventskalender mit Bob Dylan einen der größten Stars der Folk-Szene gab, wird es heute deutsch: mit Udo Jürgens, der sich zur Verstärkung Nana Mouskouri geholt hat, um “Leise rieselt der Schnee” aufzuführen.

“Leise rieselt der Schnee” zählt zu den bekanntesten Weihnachtsliedern in deutscher Sprache. Der evangelische Pfarrer Eduard Ebel dichtete es 1895 und damit kurz vor der Geburt Udo Jürgens, diesem nicht altern wollenden “Dorian Gray” des deutschen Musikbusiness, der dieses Jahr zum wiederholten Male 70 Jahre alt geworden ist, aber immer noch so jugendlich wirkt wie anno 1978, als er zum sportlichen Desaster der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Argentinien den passenden Soundtrack lieferte (“Buenos Dias Argentina”). Begleitet wird Jürgens von Griechenlands Kultur-Exportschlager Nummer 1 (und das ist der Moment, in dem Costa Cordalis von Weinkrämpfen geschüttelt wird), Nana Mouskouri, die bereits mit Stolz und Würde ihre Hornbrille trug, als die heutigen Hipster noch auf Seerosen-Blättern schwammen und darauf warteten, vom Klapperstorch geholt zu werden.

Bei dem Auftritt besticht Udo Jürgens durch ein Jacket mit scheußlichem Karomuster, das nicht einmal Mitte der 80er Jahre als geschmackvoll galt, womit er allerdings geschickt von dem ein oder anderen Fehlgriff in die Tasten ablenkt. Nana Mouskouri wiederum wartet mit einem festlichen weihnachtsroten Kleid im Lamettalook auf, wodurch wiederum ihr doch leicht zittriges Vibrato in den Hintergrund gerät.

Einige Hörerinnen und Hörer fragen sich vielleicht, warum der musikalische Adventskalender sie mit diesem Lied quält, aber sie sollten diese Interpretation von “Leise rieselt der Schnee” als Erinnerung verstehen, dass Weihnachten die Zeit ist, in der wir einander beistehen sollten. Und sei es nur, um sich für zwei Minuten gegenseitig zu stützen, die es Bedarf das Lied zu überstehen, ohne den Computer anzünden zu wollen.

Dennoch viel Spaß beim Hören!

Familien-Tweets der Woche (28)

Wie jeden Freitag, die besten Familien-Tweets der Woche. Auch diesmal ist der Auswahlprozess gekennzeichnet durch Intransparenz, Subjektivität und Inkompetenz. Viel Spaß!

Weiterlesen

Der musikalische Adventskalender – Tag 12: “Must be Santa” von Bob Dylan

Um die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ins Unermessliche zu steigern, stellt der musikalische Adventskalender jeden Tag ein neues Weihnachtslied vor – von Perlen der Weihnachtsmusikgeschichte über Nerv tötende Evergreens bis hin zu Grausamkeiten aus dem musikalischen Giftschrank ist alles dabei. Viel Spaß beim Hören!

###

Sollte nach Roland Kaisers gestrigem Darmreiniger „Zum Weihnachtsfest sehen wir uns wieder“ überhaupt noch Jemand dem musikalischen Adventskalender einen Besuch abstatten, gibt es heute zur Versöhnung einen flotten Weihnachtssong: „Must be Santa“ von Bob Dylan.


Vor fünf Jahren entschloss sich der Folk-Zausel aus Minnesota ein Weihnachts-Album aufzunehmen, um die weihnachtlich gebeutelte Haushaltskasse aufzubauen. Ein von Erfolg gekrönte Strategie, schlug die Platte doch ein wie eine Bombe: Neben Platz 1 der US Billboard Holiday Album Charts erreichte die Scheibe auch noch Platz 5 und Platz 6 in den norwegischen und in den schwedischen Album-Charts. Was könnt sich einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts mehr für sein 40. Studio-Album wünschen? Außer Socken, Oberhemd und Schlips als Weihnachtsgeschenk.

Das Lied selbst erinnert eigentlich mehr an ein Trink-Lied als eine Lobpreisung zu Christi Geburt. Somit ist es ein würdiges Dylan-Lied und beschreibt doch auch recht treffend die Tätigkeit Nummer 1 unter dem Weihnachtsbaum.

Daher Prost und viel Spaß beim Hören!