Corona-Föhrien 2020 – Tag 11: Von missgelaunten Schafen, Wattführer-Legenden, Style-Diskussionen, einem sozialen Strandkorb-Abstieg, lebenslanges Sex-Lernen und Tochter-Telefonaten

Der (fast) alljährliche Urlaubsblog. Diesmal nicht live, aber dafür in Farbe und HD. Zur besseren zeitlichen Orientierung sei erwähnt, dass der Urlaub Ende Juni / Anfang Juli stattfand. Die kompletten Beiträge finden Sie hier.


Joggen: Macht doch mal Platz da!

„Na, Dudes, alles fresh? Habt ihr gut gepennt?“ Ich gebe mich betont jugendlich, um mein Bonding mit den Schafen auf meiner Deich-Laufrunde, die ja wesentlich jünger sind als ich, weiter voranzutreiben. Anscheinend hatten die Schafe aber keine gute Nacht und sind nicht fresh. Sie wirken eher leicht genervt. Anfangs liefen die Schafe ja immer ängstlich weg, wenn ich an ihnen vorbeijoggte, nach ein paar Tagen blieben sie gelassen stehen, aber heute lungern sie andauernd im Weg rum, und denken gar nicht daran, auch nur einen Zentimeter Platz zu machen. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, sie machen absichtlich einen Schritt in meine Richtung, um mich zu provozieren.

Podcastmäßig bewege ich mich erneut außerhalb meiner Altersklasse, und ich höre wieder „Deutschland 3000“. Diesmal unterhält sich Eva Schulz mit dem Musiker und Autor Thees Uhlmann.

Unter anderem geht es um die Frage, warum er immer so wütend sei. Er erklärt, er könne einfach nicht anders, als seinen Mund aufmachen, wenn ihn etwas stört. Sähe er zum Beispiel jemanden, der Müll auf den Boden schmeißt, würde er zu ihm sagen: „Einer von uns beiden hebt das jetzt auf und ich bin es nicht.“

Guter Spruch, finde ich. Probiere ich gleich mal aus. Dem nächsten Schaf, das mir den Weg versperrt, erkläre ich: „Einer von uns beiden macht jetzt Platz und ich bin es nicht.“ Es vergehen ungefähr 60 Sekunden, in denen wir uns gegenüberstehen und uns in die Augen starren. Dann gehe ich an ihm vorbei und jogge weiter. Vielleicht muss ich das noch ein bisschen üben.

Thees Uhlmann redet inzwischen über politische Aussagen in der Kunst. Dabei erzählt er von einer Ausstellung, die ihm gut gefallen hat. „Das tut nicht weh und macht nicht aggressiv. Das muss vielleicht reichen.“

Mehr Anspruch habe ich beim Schreiben eigentlich auch nicht. Wie toll wäre es, wenn Thees Uhlmann diesen Satz über mein neues Buch sagen würde?

„Macht’s gut“, rufe ich den Schafen zum Abschied zu. „Übermorgen komme ich noch ein letztes Mal und dann heißt es Abschied nehmen.“ Meine Ankündigung stürzt die Schafe nicht gerade in eine tiefe Depression. Sie grasen einfach weiter. Aber wenigstens rempelt mich keins an. Ich glaube, sie mögen mich doch ein bisschen.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 10: Von euphemistischen Wettervorhersagen, sich schälender Haut, Mitbringsel-Shopping, Akkordeon-Konzerten und der Macht der Enkelkinder

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Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?

„Heute nur leichter Regen, am Nachmittag kommt vielleicht mal die Sonne raus und es werden immerhin bis zu 16 Grad.“ Die Wetterfrau legt sich mächtig ins Zeug und gibt alles, um in ihrer Vorhersage positive Aspekte hervorzuheben, die es eigentlich gar nicht gibt. Ob das wohl auch in anderen Berufen funktioniert? Zum Beispiel als Automechanikerin? „Ihr Auto hat nur einen leichten Totalschaden und vielleicht sind die Scheibenwischer noch ganz. Und immerhin sparen Sie jetzt erstmal Benzin, haben keinen Stress mit der Parkplatzsuche und zu Fuß gehen ist ja auch gesund.“

Der Radio-Moderator lässt sich von so ein bisschen Wetter ebenfalls nicht die gute Laune verderben. (Wahrscheinlich hatte er heute früh schon einen großen Schluck aus seinem obligatorischen Amphetamine-Kokain-Ecstasy-Cocktail.) „Der Regen hat ja auch sein Gutes. Da muss man wenigstens nicht die Blumen gießen und den Rasen sprengen!“, frohlockt er ins Mikrofon. Dann lacht er viel zu laut und viel zu übertrieben, wie ein Mensch, der sehr viele Jahre alleine auf einer einsamen Insel gelebt hat, und nicht mehr weiß, wie sich sozial akzeptiertes Lachen anhört. Obwohl ich versuche, ein positiv denkender Mensch zu sein, kann ich seine Begeisterung trotzdem nicht teilen. Wahrscheinlich, weil ich keine Blumen und keinen Rasen habe.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 9: Von Textilproblemen beim Joggen, Energy-Drinks-Geschmacksverwirrungen und dem Comeback der Strandkorb-Community

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Das Hemd klebt und die Hose rutscht

„Warum muss es denn jetzt auch noch regnen?“, beklage ich mich bei den Schafen, als ich joggend den Deich betrete. Dabei hatte die Wetterfrau im Radio vorhin gesagt, die Regenwahrscheinlichkeit läge bei zehn Prozent. Zehn Prozent sind, wenn du zehnmal auf die Torwand schießt und einmal triffst. Ich würde bei 100 Schüssen keinmal treffen, aber für die zehn Prozent Regenwahrscheinlichkeit reicht es. Vielen Dank auch!

In Hollywoodfilmen hat Regen ja häufig etwas Romantisches. Wenn das Liebespaar gegen Ende des Films endlich zusammenkommt und sich küsst, muss es auf jeden Fall – da gibt es irgendein Hollywood-Gesetz – so lange im Regen stehen, bis ihre weißen Oberhemden – auch das ist gesetzlich geregelt Gesetz, dass es immer weiße Oberhemden sein müssen – vollkommen durchnässt sind und sich ihre Oberkörper erotisch darunter abzeichnen. (Zumindest bei günstigem Kamerawinkel und guter Ausleuchtung.) In Actionfilmen ist der Regen wiederum Ausdruck der Willensstärke und Durchsetzungsfähigkeit der Hauptfiguren. Kämpfe auf Leben und Tod finden meist in monsunartigen Regengüssen statt, um dem Publikum zu zeigen, dass dem Helden oder der Heldin die Naturgewalten nichts anhaben können.

Ich bin aber kein Actionheld und mir können die Naturgewalten sehr wohl etwas anhaben. Deswegen ist es total unangenehm und überhaupt nicht romantisch, wenn mein Laufhemd unangenehm kalt und so eng am Körper klebt, dass ich jetzt schon weiß, dass ich es nie wieder ausziehen kann, sondern mir chirurgisch vom Leib operiert werden muss. (Und es gibt auch keinen Kamerawinkel und keine Ausleuchtung, damit sich mein Oberkörper erotisch unter dem Laufhemd abzeichnet.)

Die Schafe stehen aber gleichgültig grasend auf dem Damm. Denen ist alles egal. Sowohl der Regen als auch mein kaltes, nasses Laufhemd, das mir sicherlich eine Lungenentzündung und damit den sicheren Tod einbringen wird.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 8: Von friesischer Karibik im Herbst, Abschieden an der Fähre, Fake-Liedern und der Herausforderung Postkarten zu schreiben

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Das Wetter und andere Verdrießlichkeiten

„Und nun zum Wetter: Heute überwiegend bewölkt mit Schauern und Temperaturen von maximal 17 Grad.“ Erneut gibt mir die Wetterfrau im Radio wenig Hoffnung auf einen sommerlichen Urlaubstag am Strand. Aber das ist noch nicht alles. „Ab morgen dann nochmal ein wenig kühler“, fährt sie ungerührt fort. Noch ein wenig kühler? Als 17 Grad? Wer auch immer sich für Föhr den Marketingslogan „Friesische Karabik“ ausgedacht hat, um Touristen auf die Insel zu locken, ist entweder ein zynischer Bastard oder hat beim Texten zu viel Lösungsmittel geschnüffelt oder war noch nie in der Karibik. Wahrscheinlich eine Kombination aus allem.

Eigentlich hatte ich es mir immer ganz romantisch vorgestellt, mal im Herbst ein paar Tage auf Föhr zu verbringen. Mit langen Spaziergängen an der Strandpromenade, der Wind peitscht das Meer auf und wenn es doll regnet, gehst du rein zum Teetrinken und Kuchenessen. Nachdem ich das jetzt aber ein paar Tage mitgemacht habe, finde ich, der Romantikfaktor eines Herbsturlaubs ist möglicherweise doch überschätzt. Vor allem im Juli.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 7: Von niederschmetternden Wettervorhersagen, verdauungsfreudigen Schafen, semi-spaßigem Mini-Golf und einem epischen Kniffelfinale

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Was für ein Wetter

„Heute stark bewölkt mit Temperaturen bis maximal 16 Grad, ab nachmittags starke Schauer.“ Es ist kurz nach acht und wenn das Radio nicht gerade eine Archivaufnahme der Wettervorhersage vom Oktober letzten Jahres abspielt, wird der Tag heute meteorologisch gesehen eher bescheiden.

Damit ich mir diesbezüglich keine Illusionen mache, erklärt der Wettermann, die Sonnenscheindauer betrage heute null bis eine Stunde. Null bis eine Stunde?! Wie faul ist denn die Sonne? Meine Kollegin würde sich bedanken, wenn ich ihr mitteilte, dass ich künftig beabsichtige nur noch null bis eine Stunde pro Tag zu arbeiten. (Falls sie auf diesen Blogpost nicht reagiert, gehe ich davon aus, dass sie einverstanden ist.)

Wer dagegen nicht faul ist, ist der Wind. Mit Böen bis zu 70 km/h over-performed der sogar ziemlich. Gut, für Nordlichter ist das wahrscheinlich nur eine steife Brise, da ich aber nicht aus dem Norden komme und auch nicht hier lebe, erlaube ich mir, das durchaus als ziemlich windig zu empfinden.

Für den Radiosender ist das Wetterthema noch nicht durch. Es wird erstmal ein Experte vom Deutschen Wetterdienst interviewt. „Und, wann gibt der Sommer hier an der Nordsee endlich sein Comeback?“, will die Moderatorin wissen. Der Meteorologe druckst ein wenig peinlich berührt herum. „Nun, man soll ja nicht zu weit in die Zukunft schauen, aber ich denke, in zwei Wochen sollte die Sonne wieder scheinen.“

In zwei Wochen??? Wenn wir längst abgereist sind? Noch deutlicher können dir der Wetter- und der Urlaubsgott nicht den Mittelfinger zeigen.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 6: Von trauernden Rad-Apps, ausgebeuteten Grinse-Oles, mysteriösen Tattoos und kreativem Stadt, Land, Fluss

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Eine Radtour, die ist lustig, aber nur ein kleines bisschen

„Ich habe da eine super App empfohlen bekommen, mit der kannst du dir ganz einfach Radtouren zusammenstellen.“ Das hatte die Frau vor ein paar Wochen beim Abendessen in Berlin gesagt. Die Kinder und ich schauten uns alarmiert an. „Für Föhr habe ich schon mal einen schönen Rundkurs rausgesucht“, fuhr sie ungerührt fort. Unser Unbehagen wuchs und wir rutschten nervös auf unseren Plätzen hin und her, was die Frau aber gekonnt ignorierte. „Sind auch nur 40 Kilometer.“ Das war der Moment, als wir richtig panisch wurden, denn mit Familien-Radausflügen haben wir nur so mittelmäßig gute Erfahrungen gemacht.

Da die Temperaturen heute mal wieder eher ins Herbstliche spielen, es aber wenigstens nicht regnen soll, beschließen wir, es heute mit der Radtour anzugehen. Wobei „beschließen wir“ vielleicht etwas zu sehr nach gemeinschaftlich getroffener Entscheidung klingt. Tatsächlich schlug die Frau die Radtour vor, und da uns anderen außer „Muss das wirklich sein?“ kein gutes Gegenargument und auch kein besserer Vorschlag für eine alternative Freizeitgestaltung einfielen – mit seiner Idee, den ganzen Tag am Handy zu zocken, konnte sich der Sohn nicht durchsetzen –, liehen wir also Räder aus und machten uns auf den Weg.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 5: Von unpolitischen Musikern und Schafen, funktionaler Supermarkt-Arbeitsteilung, lebensgefährlichem Wikinger-Schach, einem alten, grinsenden Bekannten und Leo Lausemaus

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Schafe, Mark Forster und die Politik

„Guten Morgen, wie geht’s so?“ Es ist kurz nach acht und ich versuche, auf meiner Deich-Joggingrunde Konversation mit den freilaufenden Schafen zu betreiben. Sie bleiben einfach regungs- und wortlos stehen. Eigentlich ist das schon ein Fortschritt, denn sonst sind sie immer hektisch davongelaufen, wenn ich ihnen zu nahe gekommen bin. Ein bisschen bewundere ich die Schafe dafür, wie gelassen sie meine Besuche nehmen. Ich wäre nicht so entspannt, wenn ein Schaf durch unser Wohnzimmer laufen würde.

Allerdings finde ich auch, dass die Schafe manchmal schon etwas zu stoisch auf meine Anwesenheit reagieren. Fast schon gleichgültig. Es könnte fast der Eindruck entstehen, es sei ihnen egal, ob ich da bin oder nicht. Das tut dann schon ein wenig weh. Ab und an ein „Hallo“ wäre schon schön. Oder überhaupt irgendeine Art von Reaktion.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 4: Von Bäcker-Pantomime, Teletubbies-Fitness, die „No-Schatz“-Policy, dröhnenden Spielzeugbaggern, Navy-Seals-Müttern und erzwungenem Ball-Spielen

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No money, no Campingwecken

„Gdn Mgn! Mgn. Hllo! Gdn Dag“, begrüße ich nuschelnd durch meine Maske die anderen Wartenden vor der Bäckerei, bevor ich mich nach einem 20-minütigen Fußmarsch am Ende der Schlange einreihe. Vor mir steht ein Vater mit seinem 3-jährigen Sohn, der voller Stolz den Geldbeutel trägt. Es ist sehr niedlich, wie sein Blick und seine Körperhaltung signalisieren, dass er sich der enormen Wichtigkeit seiner Aufgabe bewusst ist. Ohne Geld, kannst du keine Brötchen kaufen. Und vor allem: Nur mit Geld bekommst du Campingwecken. Ich hoffe, der Vater hat das seinem Sohn schon beigebracht. Für diese Lektion kannst du ja gar nicht jung genug sein.

Weniger niedlich ist es übrigens, wenn deine Teenager-Kinder nach deinem Geldbeutel fragen. Dann möchten sie in der Regel da nichts reintun – zumindest ist mir das noch nie untergekommen –, sondern etwas daraus bekommen. Taschen-, Geburtstagsgeschenke-, Schulausflug- oder Dönergeld. Alles Ausgaben, von denen du selbst herzlich wenig hast. Außer natürlich dem glücklichen Gesichtsausdruck deiner Kinder beim Überreichen des Geldscheins. Und irgendwann später einen vergammelten Dönerrest, der höflich „Guten Tag“ sagt, wenn du ihn im Papierkorb des Kinderzimmers entdeckst, nachdem du die ganze Wohnung abgesucht hast, um herauszufinden, wo eigentlich die ganzen Fliegen herkommen.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 3: Von drittklassiger Laufmotivation, zweitklassigen Duscherlebnissen und erstklassiger Strand-Action

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Besser laufen mit Charles Barkley und Schafen

„Guten Morgen! Schön euch wieder zu sehen.“ Ich jogge wieder den Deich mit den freilaufenden Schafen entlang und durch meine Begrüßung bemühe ich mich, das zarte Pflänzchen unserer aufkeimenden Freundschaft zu pflegen. Die Schafe können ihre Freude aber nicht so richtig zeigen und grasen verlegen weiter. Hach, wie niedlich ihre Schüchternheit doch ist!

Während des Laufens höre ich Podcast. Das habe ich mir vor ein paar Monaten angewöhnt, weil mir tagsüber die Zeit dazu fehlt. So verbinde ich einfach meine sportliche Aktivität mit der Erfüllung meines Informationsbedürfnisses und schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. (Notiz an mich selbst: Mir später den Rücken mit Reisigzweigen blutig peitschen für die Verwendung abgeschmackter Redewendungen!)

Aus Gründen der Zeitökonomie gleichzeitig zu laufen und Podcast zu hören, klingt etwas unangenehm nach Zeitmanagement, Effizienzsteigerung und Selbstoptimierung, wie bei irgendeinem drittklassigen Business Coach, der dich andauernd auf Instagram mit mieser Werbung zuspamt. („Bleibst du beim Duschen in deiner Komfortzone?“) Okay, Ihnen spült der Algorithmus das wahrscheinlich nicht in den Feed, aber ich werde damit überflutet, seit ich einmal eine Anzeige angeklickt habe, die wirklich interessant aussah: „Reichtum durch Faulheit – Wie du mit Nichtstun Millionär wirst!“ Hat aber nicht funktioniert und deswegen bin ich immer noch kein Privatier mit zu viel Freizeit, sondern muss beim Laufen Podcast hören.

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Corona-Föhrien 2020 – Tag 2: Von zu gut gelaunten Radio-DJs, Kommunikationsschwierigkeiten beim Bäcker, müden Müttern, die mit Kindern spielen, und halbvollen Gläsern

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Gute-Laune-Terror aus dem Radio

„Hahaha!“, lacht es fröhlich aus dem Radio. Es ist kurz nach acht, auf NDR2 läuft die Morningshow und das Moderations-Duo ist unfassbar gut gelaunt. Also, wirklich unfassbar gut gelaunt. So richtig übertrieben, aufdringlich und unangenehm gut gelaunt. Bei mir ruft das eher schlechte Laune hervor. Kurz nach dem Aufwachen und vor dem ersten Kaffee bin ich lediglich zu unartikulierten Knurrlauten fähig. Sogar auf Partys und nach dem Genuss diverser alkoholischer Getränke ist meine Stimmung nicht annähernd so ausgelassen-ekstatisch wie bei diesen Radio-DJs aus der Hölle.

Meine Güte, die beiden sind schon seit fünf Uhr auf Sendung und kalauern sich mit objektiv nur mäßig lustigen Gags durchs Programm. Dabei lachen sie dann immer wieder gekünstelt unnatürlich wie ein Grundschüler in der Theater-AG, dem die Lehrerin gesagt hat, er solle jetzt mal so richtig dolle lachen. Schlimm! Wie kommen die beiden wohl in diesen Gefühlszustand? Wahrscheinlich trinken sie keinen Kaffee, sondern bekommen intravenös Guarana gespritzt und hauen sich zusätzlich einen Cocktail aus Amphetaminen, Kokain und Ecstasy rein, um ihre Stimmung auf Pallim-Pallim-Level zu pushen.

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