Der (fast) alljährliche Urlaubsblog. Diesmal nicht live, aber dafür in Farbe und HD. Zur besseren zeitlichen Orientierung sei erwähnt, dass der Urlaub Ende Juni / Anfang Juli stattfand. Die kompletten Beiträge finden Sie hier.

Joggen: Macht doch mal Platz da!
„Na, Dudes, alles fresh? Habt ihr gut gepennt?“ Ich gebe mich betont jugendlich, um mein Bonding mit den Schafen auf meiner Deich-Laufrunde, die ja wesentlich jünger sind als ich, weiter voranzutreiben. Anscheinend hatten die Schafe aber keine gute Nacht und sind nicht fresh. Sie wirken eher leicht genervt. Anfangs liefen die Schafe ja immer ängstlich weg, wenn ich an ihnen vorbeijoggte, nach ein paar Tagen blieben sie gelassen stehen, aber heute lungern sie andauernd im Weg rum, und denken gar nicht daran, auch nur einen Zentimeter Platz zu machen. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, sie machen absichtlich einen Schritt in meine Richtung, um mich zu provozieren.
Podcastmäßig bewege ich mich erneut außerhalb meiner Altersklasse, und ich höre wieder „Deutschland 3000“. Diesmal unterhält sich Eva Schulz mit dem Musiker und Autor Thees Uhlmann.
Unter anderem geht es um die Frage, warum er immer so wütend sei. Er erklärt, er könne einfach nicht anders, als seinen Mund aufmachen, wenn ihn etwas stört. Sähe er zum Beispiel jemanden, der Müll auf den Boden schmeißt, würde er zu ihm sagen: „Einer von uns beiden hebt das jetzt auf und ich bin es nicht.“
Guter Spruch, finde ich. Probiere ich gleich mal aus. Dem nächsten Schaf, das mir den Weg versperrt, erkläre ich: „Einer von uns beiden macht jetzt Platz und ich bin es nicht.“ Es vergehen ungefähr 60 Sekunden, in denen wir uns gegenüberstehen und uns in die Augen starren. Dann gehe ich an ihm vorbei und jogge weiter. Vielleicht muss ich das noch ein bisschen üben.
Thees Uhlmann redet inzwischen über politische Aussagen in der Kunst. Dabei erzählt er von einer Ausstellung, die ihm gut gefallen hat. „Das tut nicht weh und macht nicht aggressiv. Das muss vielleicht reichen.“
Mehr Anspruch habe ich beim Schreiben eigentlich auch nicht. Wie toll wäre es, wenn Thees Uhlmann diesen Satz über mein neues Buch sagen würde?
„Macht’s gut“, rufe ich den Schafen zum Abschied zu. „Übermorgen komme ich noch ein letztes Mal und dann heißt es Abschied nehmen.“ Meine Ankündigung stürzt die Schafe nicht gerade in eine tiefe Depression. Sie grasen einfach weiter. Aber wenigstens rempelt mich keins an. Ich glaube, sie mögen mich doch ein bisschen.

Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)