In zwei Tagen endet unser Urlaub. Es ist an der Zeit, uns um Mitbringsel zu kümmern. Schließlich heißt es nicht umsonst: “Urlaubsgeschenke erhalten die Freundschaft.” Außerdem erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit, dass deine Eltern ihr Geld später dir vererben und nicht ans örtliche Tierheim spenden.
Als erstes gehen wir in einen Laden, in dem es Gebäck und Kekse aus der Provence gibt. Gebäck ist immer gut. Das besteht aus viel Fett und Zucker. Da legt der Körper nach dem Verzehr den Turbo bei der Glückshormonproduktion ein. Wer würde sich nicht über ein Päckchen Kekse als Urlaubsmitbringsel freuen? Menschen mit Glutenunverträglichkeit. Aber darunter leidet in unseren Familien glücklicherweise niemand.
Wer sich auch nicht freut, ist die Urlaubskasse. Ein Paket Kekse kostet 25 Euro. Und wir reden hier nicht von einem Schrankkoffer voller Gebäck, sondern von einer 500-Gramm-Packung. Schon der Gedanke an den Preis ist ein schwerer Schlag für die Glückshormonproduktion. Um die wieder anzukurbeln, müsstest du eigentlich die Kekse essen, die dir aber zu teuer sind, was dich noch unglücklicher macht. Es ist ein Teufelskreis.
Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein Feinkostgeschäft. Davor steht – wie jeden Tag – ein Mann und bietet Probierhäppchen an. Was er genau auf seinem Tablett hat, weiß ich nicht. Ich bin immer schnell an ihm vorbeigehuscht, weil ich Angst hatte, dass er mich ansprechen könnte.
Der Mann trägt eine schwarze Schürze aus dickem Stoff, in die mit goldenem Faden der Name und das Logo des Geschäfts gestickt ist. Ein sicheres Zeichen, dass das Angebot dort sehr hochpreisig ist. Oder haben Sie in einem 1-Euro-Shop schon mal Verkäufer*innen gesehen, die mit Gold bestickte Schürzen tragen? Genau.
Das Schaufenster des Feinkostladens ist sehr edel dekoriert. Ein weiteres Indiz dafür, dass wir dort keine Mitbringsel in unserer Preiskategorie finden. Gegen die Produkte dort, sind die 25-Euro-Kekse billiger Tand.
Stattdessen gehen wir in einen Seifenladen. Seife zu verschenken ist natürlich etwas grenzwertig. Das kann leicht missverstanden werden. (Oder genau richtig.)
Die Seifen sind in großen Stücken sehr verkaufsanregend angerichtet. Sie riechen nach Erdbeere, Himbeere, Apfel, Pfirsich, Mango, Joghurt, Zimt, Vanille und vielem mehr. Bei meinem Friseurbesuch hatte ich geschrieben, dass ich kein Freund von nach Obst duftenden Shampoos bin. Hier riecht das aber alles sehr lecker. Vor allem die Zitronenseife. Die sieht auch aus wie eine Zitrone. Ein Grund mehr, gleich drei Stück davon in unseren Korb zu packen.
Damit uns die Mitbringsel-Optionen nicht ausgehen, hatte ich beim Betreten des Ladens beschlossen, nicht auf die Preise zu schauen. Das war ein ziemlich cleverer Move. So kommt mir das alles total billig vor. (Fast schon geschenkt.) Um diese Illusion nicht zu zerstören, lasse ich meine Frau alleine zur Kasse gehen.
Zum Schluss holen wir uns in einem klassischen Souvenirgeschäft noch einen Kühlschrankmagneten mit einem Bild von Cassis. Das machen wir schon seit Jahren im Urlaub. Also, wir holen uns nicht überall einen Kühlschrankmagneten mit einem Bild von Cassis, sondern mit einem Motiv von dem jeweiligen Urlaubsort. Dies zur Erläuterung, falls Sie das falsch verstanden haben. (Reißen Sie sich bitte zusammen und konzentrieren Sie sich. Es sind nur noch drei Beiträge, die sie lesen müssen!)
Unser Kühlschrank wimmelt inzwischen nur so von Magneten. Eigentlich haben wir gar nicht so viele Sachen, die wir aufhängen können. Schließlich gehen die Tochter und der Sohn schon lange nicht mehr in die Kita. Deswegen bringen sie auch nicht mehr täglich selbstgemalte Bilder vom Umfang des Berliner Telefonbuchs mit. (Falls Sie sich fragen, was ein Telefonbuch ist, sind Sie nach 2004 geboren. Aber dann lesen Sie das hier ohnehin nicht. Oder Sie haben nie ein Telefon besessen, weil Sie Amish sind. Dann lesen Sie das hier aber ebenfalls nicht.)
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Die Würfel sind uns beim Kniffeln heute nicht gewogen. Mir reichen bescheidene 229 Punkte, um Erster zu werden. Schon mein sechster Tagessieg. Damit habe ich 50 Prozent aller Spiele gewonnen. Aber das nur am Rande. Sie sollen nicht den Eindruck bekommen, dass ich mich mit meinen Kniffelerfolgen brüste, weil ich sonst nichts zum Brüsten habe. Das stimmt aber nicht. Ich kann auch einen recht leckeren Käsekuchen backen.
Alle Beiträge des Cassis-Urlaubsblogs finden Sie hier.
- Vorbereitung 1 (06.07.): Was Sie noch nie über Cassis wissen wollten und deshalb nicht zu fragen wagten
- Vorbereitung 2 (07.07.): Auch Nicht-Nicht-Stammfriseurinnen können gut Haare schneiden
- Anreise (08.07.): Nur Amateure erreichen ihre Anschlusszüge sofort
- Tag 01 (09.07.): Sightseeing in Marseilles. Oder: So weit die Füße tragen.
- Tag 02 (10.07.): Der mit der Kaffeemaschine tanzt. Oder sie mit ihm.
- Tag 03 (11.07.): Wer hoch läuft, muss noch höher laufen. Und dann noch höher.
- Tag 04 (12.07.): In der Ferne zirpen die Zikaden. Und in der Nähe. Und einfach überall.
- Tag 05 (13.07.): Ein Tag ohne Routinen. Fast wie im Urlaub.
- Tag 06 (14.07.): Liberté, égalité, fraternité! Oder: Ein Feuerwerk wie ein Drogenrausch
- Tag 07 (15.07.): Tage, an denen du vom Schwitzen schwitzt
- Tag 08 (16.07.): Morning has broken
- Tag 09 (17.07.): Ein Königreich für ein Wasser, Wasser, Wasser
- Tag 10 (18.07.): Je ne parle pas français. Really not.
- Tag 11 (19.07.): Was macht die Taube am Strand?
- Tag 12 (20.07.): Türlich, türlich!
- Tag 13 (21.07.): The boat that rocked
- Tag 14 (22.07.): Ein letztes Mal
- Heimreise (23.07.): Au revoir!
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Mit seiner Frau lebt er in Berlin-Moabit, die Kinder stellen ihre Füße nur noch virtuell unter den elterlichen Tisch. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Sein neues Buch “Wenn ich groß bin, werde ich Gott” ist im November erschienen. Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! Überlebenstipps für werdende Väter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit” sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*. (*Affiliate-Links)
Ich fürchte „Schweiß, Schweiß Baby“ hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Eventuell auf immer.
Dennoch vielen Dank für die Urlaubserlebnisse – ich lese allen Gefahren trotzend doch gern (und umsonst!) mit!
*schwitzend geschrieben*
Das mit dem schwitzigen Ohrwurm tut mir sehr leid.